In diesem Kurzportrait nehme ich mir Costco Wholesale vor, den hinter Walmart und Amazon drittgrößte Einzelhändler der USA. Allerdings hat Costco ein bestechend einfaches Geschäftsmodell: Costco verzichtet auf die Gewinnmargen beim Verkauf an seine Abnehmer. Und weil deshalb die Preise so unverschämt günstig sind, rennen die Menschen dem Unternehmen natürlich die Bude ein. Zusätzlich setzt Costco auf große Mengen und große Portionen, so dass insbesondere Familien auf ihre Kosten kommen.
Die Costco-Unternehmensgruppe betreibt ein Netz von Warenlagerhäusern vor allem in den USA und Kanada, in denen die mehr als 123 Mio. Mitglieder einkaufen können. Costco beschäftigt weltweit 304.000 Menschen, davon rund zwei Drittel in den USA, und betreibt inzwischen 850 Warenlagerhäuser, die meisten davon in den USA (585) und Kanada (107). Die Expansion nach China (3) begann erst in 2020, doch die Erfolge sprechen für sich: noch nie haben sich so schnell so viele neue Mitglieder eingefunden.
Mit knapp 12% Gewinnmarge liegt Costco branchenweit ziemlich weit hinten, während andere Einzelhändler eher auf hohe 20er-Werte kommen. Costco setzt auf günstige Preise und gibt seine Einkaufsmacht an seine Kunden weiter. Oder an seine Mitglieder, genauer gesagt, denn um bei Costco einkaufen zu können, muss man Mitglied sein. Der Jahresbeitrag für die normale Mitgliedschaft liegt seit 2017 bei 60 USD und für die Executive Mitgliedschaft bei 120 USD pro Jahr. Und diese Mitgliedsbeiträge machen den Unterschied! In den letzten 12 Monaten spielten sie 4,3 Mrd. USD ein – bei minimalstem Kostenaufwand ist das beinahe purer Gewinn! Und der nächste große Gewinnsprung steht vor der Tür, denn Costco erhöht alle paar Jahre seine Mitgliedsbeiträge und 2023 dürfte die nächste Anhebung erfolgen.
»Costco hat geringere Margen, aber nur, weil sie heutige Profite in die Zukunft verschieben, um das Geschäft auszubauen. Die Wall Street liebt heutige Gewinne, aber das ist deren besessener Fokus auf kurzfristige Gewinne.«(Nick Sleep, 2004)
Quelle: wallstreet-online.de |
Costco muss (und will) also gar nicht viel an den verkauften Waren verdienen und deshalb kriegen die Mitglieder bei Costco fast immer den besten Preis. Der Jahresbeitrag ist so schnell wieder eingespielt und so erklärt sich auch, weshalb nur relativ wenige Leute ihre Mitgliedschaft nach einem Jahr nicht verlängern, während auf der anderen Seite immer mehr neue Mitglieder hinzustoßen. Dieser Netzwerkeffekt ist einer der bedeutendsten Burggraben-Effekte! Und der wirkt bei Costco, was die hohe Verlängerungsquote von 93 % belegt. Mit diesem gut kalkulierbaren Einnahmestrom expandiert Costco weiter und mit jedem zusätzlichen Ladengeschäft steigt Costcos eigene Einkaufsmacht und bietet Raum für noch größere Einkaufsrabatte. Es ist ein nahezu perfektes System, das sich auch in der Corona-Pandemie, in Rezessionen und in Zeiten höherer Inflation als resilient erwiesen hat: Umsatz und Gewinn steigen weiter. Starinvestor Nick Sleep, der Costco frühzeitig als Investment entdeckt hatte, schwärmt von dieser 'geteilten Skaleneffizienz'. Zudem ist der durchschnittliche Kundenumsatz in einem Costco-Markt fünfmal höher als bei Walmart oder Target.
»In unserem Büro haben wir eine weiße Tafel, auf der wir die - sehr wenigen - Investitionsmodelle aufgelistet haben, die funktionieren und die wir verstehen können. Costco ist das beste Beispiel, das wir für eines dieser Modelle finden können: geteilte Skaleneffizienz. Die meisten Unternehmen streben nach Skaleneffizienzen, aber nur wenige teilen sie (mit ihren Kunden).«(Nick Sleep)
Kein Wunder, dass Costco stets höher bewertet wird als seine Wettbewerber. Aber Charlie Munger, selbst seit Jahrzehnten Costco-Aktionär und langjähriger Aufsichtsratschef, brachte es treffend auf den Punkt: "Würde ich bei einer Bewertung mit dem 25-fachen Gewinn mehr Costco-Aktien kaufen? Wahrscheinlich liege ich falsch, aber ich würde auf jeden Fall lieber Costco zum 25-fachen des Gewinns kaufen als 90% der anderen Aktien".
Meine Einschätzung
Resilientes Geschäftsmodell, enormer Burggraben, Preissetzungsmacht, Skaleneffekte – Costco ist ein unaufhaltsam wachsendes Allwetterunternehmen zu einem fairen Preis. Die auf den ersten Blick magere Dividendenrendite schreckt uns nicht, denn das Dividendenwachstum ist hoch und Costco zahlt durchschnittlich alle zweieinhalb Jahre eine üppige Sonderdividende (7,00 USD in 2012, 5,00 USD in 2015, 7,00 USD in 2017 und 10,00 USD in 2020). In der Gesamtbetrachtung kommen so rund 1,5% als Dividendenrendite zusammen. Und Costco kann sich die Zahlung durchaus leisten, denn man hat durch den üppig sprudelnden Cashflow inzwischen wieder 13,7 Mrd. USD an Cash angehäuft, denen nur 6,6 Mrd. an Schulden gegenüber stehen. Die Sonderdividenden ist also eher eine Frage des Wann als eine Frage des Ob, wie Finanzchef Richard Galanti betonte. Bei Costco kauft man ein, aber richtig!
Disclaimer: Habe Costco auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
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