Mittwoch, 29. März 2023

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Datagroup: Der Erfolgs-IT-Dienstleister des Mittelstands

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 2/2023 vom 14.03.2023

Aktienbesprechungen in dieser Ausgabe:
  • PNE
  • Netfonds
  • Datagroup
  • Friedrich Vorwerk
  • Stemmer Imaging
  • FlatexDegiro

Datagroup: Der Erfolgs-IT-Dienstleister der Mittelstands

Datagroup ist ein auf mittelständische Unternehmen spezialisierter deutscher IT-Dienstleister, dessen Aktienkurs sich in den letzten 10 Jahren auf knapp 70 Euro glatt verzehnfacht hat. Anfang 2022 schnupperte er sogar kurzzeitig an der Marke von 100 Euro. Hinter diesem starken Anstieg steckt eine wahre Erfolgsgeschichte aus eigener Entwicklung, organischem Wachstum und strategischen Zukäufen, die noch längst nicht auserzählt ist.

Das Unternehmen wurde 1983 von Max H.-H. Schaber und Herbert Schwarzkopf unter dem Namen Datapec gegründet und beschäftigt heute mehr als 3.000 Mitarbeiter. Seit 2006 ist Datagroup an der Börse gelistet und wurde bis April 2022 durch Max Schaber geführt. Dann übernahm Andreas Baresel den Posten des CEOs und Max Schaber rückte als Vorsitzender in den Aufsichtsrat. Mit rund 54 % der Anteile ist Max Schaber weiterhin der Mehrheitseigentümer des Unternehmens.

Geschäftsbereiche

Datagroup ist in den beiden Geschäftsbereichen Services und Solutions & Consulting tätig, wobei der Servicebereich etwa 78 % des Umsatzes beisteuert und Solutions & Consulting die restlichen 22 %.

Im Bereich Services dominieren die Dienste aus dem selbst entwickelten CORBOX-Baukasten. Je nach Kundenanforderungen können die entsprechenden Dienste gebucht werden, wie verschiedene Cloud-Services, interne und externe Kommunikation, SAP-Anbindungen, Netzwerk-Infrastruktur, IT-Support oder Cyber-Security Dienste.

CORBOX ist das zentrale Produkt von Datagroup und umfasst so gut wie alle IT-Services, die mittelständige Unternehmen benötigen und ggf. outsourcen möchten. Datagroup bildet dabei inzwischen der Großteil der CORBOX-Dienste über ein eigenes Rechenzentrum ab, also als Cloud-Service. Das Geschäftsmodell sorgt in hohem Maße für wiederkehrende und planbare Umsätze aufgrund des Subskriptionsmodells; ihr Anteil erreicht inzwischen 80 %. Die früher üblichen einmaligen Lizenzeinnahmen sowie Projektumsätze verlieren zunehmend an Bedeutung. Die wiederkehrenden Umsätze bieten auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten Stabilität im Geschäftsverlauf.

Ein wichtiger Umsatzbringer ist daneben die Partnerschaft mit SAP, wo Datagroup seine Kunden hauptsächlich bei der Einrichtung und Wartung komplexer SAP-Systeme unterstützt.

Im Segment Solutions & Consulting bietet Datagroup eine Vielzahl von beratenden Dienstleistungen an. Dies reicht von verschiedenen Branchenlösungen bis hin zu kompletten IT-Transformationen. Kernbereich ist dabei eine allgemeine Beratung für den Kunden bzgl. seiner benötigten IT-Dienste, was vor allem für Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung elementar ist. Darüber hinaus bietet Datagroup Schulungen zu verschiedenen Themen rund um das Thema IT an.

Die erzielten Umsätze im Bereich Solutions & Consulting sind überwiegend projektbezogen und damit einmaliger Natur und weniger planbar als die stetigen Erlöse des Bereichs Services.

Geschäftsverlauf

Das Geschäftsjahr der Datagroup AG weicht von Kalenderjahr ab und endet am 30. September. Dem entsprechend vermeldete das Unternehmen kürzlich Zahlen zu seinem 1. Geschäftsquartal 2022/23.

Hier stiegen die Umsatzerlöse um 3,7 % von 123,2 Mio. auf 127,7 Mio. Euro an und diese Umsatzsteigerung wurde sowohl durch den Ausbau der Kundenbasis, Cross-Selling als auch durch Up-Selling in bestehenden Verträgen erreicht.

Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 2,4 % auf 19,7 Mio. Euro bei einer EBITDA-Marge von 15,4 %. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich um 13,0 % auf 11,5 Mio. Euro, so dass die EBIT-Marge sich signifikant von 8,3 % auf 9,0 % verbesserte und damit den mittelfristig angepeilten Zielwert des Managements erreichte. Das Ergebnis je Aktie stieg um 16,9 % auf 0,87 Euro gegenüber 0,74 im Vorjahr.

Im Schnitt der letzten 5 Jahre konnte Datagroup seinen Gewinn um durchschnittlich 25,4 % steigern, zuletzt sogar um 45 %. Dies lag einerseits an geringeren Investitionen und Kostenoptimierungen und kann kaum in jedem Jahr realisiert werden. Insofern sind 16,9 % Gewinnsteigerung im Auftaktquartal schon eine sehr beeindruckende Duftmarke.

CEO Andreas Baresel freute sich entsprechend über den gelungenen Start ins neue Geschäftsjahr. CORBOX sorge für einen stabilen Geschäftsverlauf und der starke Auftragseingang der vergangenen 12 Monate zeige sich in der positiven Entwicklung des CORBOX-Kerngeschäfts. Baresel bezeichnete Datagroup als „Maschinenraum der Digitalisierung“, der seinen Kunden Digitalisierungsprojekte, KI-basierte Services, die Entwicklung von Software-Robotern sowie Unterstützung im Cloud Development offeriere. Mit der Tochtergesellschaft Almato würden Digitale Assistenten, z.B. für die Automatisierung von Backoffice-Prozessen, entwickelt. Datagroup selbst setze ebenfalls auf diese Lösungen hätte für den Service Desk den CORBOT entwickelt, ein KI-basiertes Tool zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Ticketklassifizierung, das ihnen so mehr Zeit für Kundenberatung und andere anspruchsvolle Aufgaben gebe.

Jahresprognose

Eine Prognose zum laufenden Geschäftsjahr gibt der Vorstand traditionell auf seiner Hauptversammlung ab, die am 9. März stattfand. Der Umsatz soll auf 520 bis 540 Mio. Euro ansteigen, das EBITDA auf 76 bis 80 Mio. und das EBIT auf 45 bis 48 Mio. Euro.

Zum Vergleich: Im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2021/22 lagen die Umsatzerlöse bei 501,4 Mio. Euro, das EBITDA bei 76,5 Mio. und das EBIT erreichte 41,5 Mio. Euro – die Planungen versprechen also weiteres deutliches Wachstum.

Mittelfristig will Datagroup den Umsatz auf 750 Mio. Euro erhöhen und bereits kurzfristig die operative Marge auf über 9 % hieven. Um dies zu erreichen, werden für die kommenden Jahre weniger Übernahmen geplant, so dass weniger Übernahmekosten und Abschreibungen entstehen. Darüber hinaus arbeiten viele Mitarbeiter mittlerweile im Home-Office, so dass Büroflächen reduziert werden sollen. Weiteres Potenzial sieht man in der Erhöhung der Effizienz durch weitere Digitalisierung interner Abläufe.

Finanzielle Lage

Die vielen Übernahmen in der Vergangenheit haben zu einem Goodwill von rund 100 Mio. Euro in der Bilanz geführt. Den zinsbelasteten Schulden von 165 Mio. Euro steht eine Cashposition von 44 Mio. gegenüber. Oder besser gesagt „stand“. Denn soeben hat Datagroup die Emission eines neuen Schuldscheindarlehens über 30 Mio. Euro bekanntgegeben mit einer Laufzeit von vier Jahren und einer variablen Verzinsung. Das Unternehmen sichert sich damit und mit zusätzlichen 40 Mio. Euro Betriebsmittelkreditlinien weitere Finanzierungsmittel in Höhe von insgesamt 70 Mio. Euro, die für das kommende Wachstum und Akquisitionen verwendet werden sollen.

Das aktuelle Schuldscheindarlehen aus dem Jahr 2019 über 69 Mio. Euro mit Laufzeiten von fünf und sieben Jahren sichert dem Unternehmen attraktive Zinsen bis März 2024 bzw. März 2026.

CFO Oliver Thome kommentierte: "Mit der neuen Finanzierungsstruktur schaffen wir für das Unternehmen weiteren sehr flexiblen Spielraum für organisches Wachstum, Investitionen und Akquisitionen. Mithilfe unseres starken Cashflows werden wir in gewohnter Weise unsere Verbindlichkeiten auch in den kommenden Jahren zurückführen können.“

Dividende

Die Dividende wurde von 1,00 auf 1,10 Euro angehoben. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat Datagroup diese um jährlich 18,99 % gesteigert und auf 5-Jahressicht stieg die Ausschüttung sogar um 20,64 %. Eine Ausnahme gab es für das Geschäftsjahr 2020/21, als aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie die Dividende gestrichen wurde, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern.

Die Ausschüttungsquote bezogen auf den Free Cashflow liegt bei 16,9 % und hinsichtlich des bilanzierten Gewinns schüttet Datagroup 40,1 % aus. Das bietet Raum für weitere Dividendensteigerungen in den nächsten Jahren, während die Dividendenrendite aktuell knapp bei 1,7 % liegt und sich damit nur als durchschnittlich attraktiv präsentiert.

Bullcase vs. Bearcase

Datagroup erzielt seine Umsätze beinahe ausschließlich in Deutschland und ist somit von globalen Konflikten eher wenig berührt. Indirekt ergeben sich natürlich durchaus Belastungen, sowohl durch den zunehmenden Fachkräftemangel aber zuletzt auch durch die erheblich gestiegenen Energiekosten, insbesondere für Datagroups IT-Infrastruktur. Diese Kostensteigerungen müssen an die Kunden weitergegeben werden, um die Margen halten und die mittelfristigen Ziele erreichen zu können.

Als zusätzliche Herausforderung könnte sich der wirtschaftliche Abschwung herausstellen, der zu einem Nachfragerückgang seitens der Kunden führen könnte. Auf der anderen Seite ist die Digitalisierung sowohl bei Unternehmen als auch zunehmend in der öffentlichen Verwaltung ein Schlüsselthema, um den zunehmenden Personalengpässen zu begegnen und dieser grundsätzliche Trend befeuert auch Datagroup.

Da Datagroup auch regelmäßig durch Übernahmen anorganisch wächst, bieten sich durch das geringere Bewertungsniveau für Unternehmen größere Chancen, während das gestiegene Zinsniveau kreditfinanzierte Käufe generell verteuert. Hier hat sich Datagroup durch neue Kreditlinien und das neue Schuldscheindarlehen bereits vorsorglich aufmunitioniert.

Als Risiko einer aktiven M&A-Strategie verbleiben der hohe Goodwill in der Bilanz, der ggf. zu Abschreibungen führen kann, sowie Fehlgriffe. Immerhin scheitert die Mehrzahl der Firmenübernahmen und erweist sich als Flop. Datagroup hat hier in der Vergangenheit überwiegend ein glückliches Händchen bewiesen, doch der Ausflug in die Banken-IT-Welt vor einigen Jahren war zunächst ein Fiasko, das die Geschäftszahlen mehrere Jahre stark belastete. Ein Selbstgänger sind Übernahmen als auch für Datagroup nicht. Und doch bisher in der Unternehmenshistorie ein prägender Umsatz- und Gewinntreiber. Und daran dürfte sich auch künftig wenig ändern.

Da Datagroup kein reiner Softwareanbieter ist, sondern ein auch ein personalintensives Business betreibt, sind die Margen entsprechend geringer. Das limitiert auch das Potenzial für den Aktienkurs, der in den letzten 5 Jahren „nur“ um 50 % zulegen konnte. Auf 10-Jahressicht steht hingegen eine knappe Verzehnfachung zu Buche, doch die zunehmende Größe macht sich auch hier bemerkbar. Zudem ist Datagroup noch immer ein Nischenplayer und auf mittelständische Unternehmen fokussiert. Die Big Player spielen mit anderen Anbietern, wie SAP oder Oracle. Doch in der Nische liegen auch Chancen und Datagroup wusste diese stets für sich zu nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch zukünftig gelingt, ist relativ groß.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Datagroup wissen muss

  1. Datagroup ist ein auf mittelständische Unternehmen spezialisierter deutscher IT-Dienstleister mit einem starken Produkt (CORBOX).
  2. Der Anteil der wiederkehrenden Erlöse hat sich inzwischen auf über 80 % erhöht und bietet eine gute Planbarkeit für Umsatz und Gewinne.
  3. Zukäufe gehören zur DNA von Datagroup und man hat sich mit erweiterten Kreditlinien und einem zusätzlichen Schuldscheindarlehen frisches Finanzmittel gesichert.
  4. Während die Dividendenrendite nur Mittelmaß ist, stellen sich die Dividendensteigerungen der letzten 5 und 10 Jahre als deutlich überdurchschnittlich attraktiv dar.
Disclaimer: Habe Datagroup auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

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