Im Rahmen meiner Kooperation mit dem "Aktien Report" von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen vor. Die Ausgaben des "Aktien Reports" und/oder "Geld Anlage Reports" erreichen ihre Leser samstags kostenlos und "druckfrisch" im Email-Postfach und man kann sich ▶ hier beim "Geld Anlage Report" anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Artikel dann auch hier veröffentlichen.
Aktien Report Nr. 124 vom 24.02.2023
Über Chancen und Risiken von hohen Dividendenrenditen
Ein Großteil der Deutschen verlässt sich bei der Altersvorsorge noch immer ausschließlich auf die staatlichen Sicherungssysteme und dass Bundeskanzler Olaf Scholz auf die Frage, wie er sein Geld anlegt antwortete, er nutze nur ein Sparbuch, macht die Sache auch nicht besser. „Die Rente ist sicher“ gab Norbert Blüm, Sozialminister unter Kanzler Helmut Kohl stets von sich und damit dürfte er Recht behalten. Leider ist die Höhe nicht garantiert, denn unsere Rente ist ein Umlagesystem: was heute an Rentenzahlungen ausgezahlt wird, wird durch die heutigen Beitragszahlungen „verdient“. Und das gelingt seit Jahrzehnten immer weniger gut, so dass immer höhere Zuschüsse aus dem allgemeinen Steueraufkommen in die Rentenkasse fließen. So lange immer weniger Menschen arbeiten und in die Rentenkasse einzahlen, während die Bevölkerung älter wird und der Anteil der Senioren zunimmt, wird sich die Schere zwischen Ein- und Ausgaben immer weiter öffnen.
Sicher, es gab bereits staatliche Initiativen, um die private Vorsorge anzukurbeln, wie die Riester-Rente, aber den wirklich entscheidenden Schritt, wagte bisher niemand zu gehen. Doch nun gibt es mit der sog. Aktienrente erstmals eine kapitalgedeckte Rentenversicherung, wenn auch in viel zu geringem Umfang. Aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Norwegen sollte hier unser aller Vorbild sein: die stecken seit Jahrzehnten ihren Reichtum aus dem Nordsee-Öl in ihren Staatsfonds, der breit gestreut weltweit in Aktien investiert. So kann, nein, so muss es laufen!
Doch bis es auch hierzulande soweit ist, müssen wir uns selbst kümmern und uns ein Vermögen aufbauen durch Investitionen. Doch bei Magerzinsen auf dem Tagesgeldkonto zwischen 0 und 2 % bei gleichzeitiger Inflation von 8 % ist nur eines sicher: das Geld ist nach einem Jahr 6 % weniger wert, trotz Zinsen – die bei Überschreiten des Freibetrags auch noch versteuert werden müssen.
Dividenden als Alternative!?
Nachvollziehbar, dass immer mehr Anleger auf Dividendenerträge setzen. Viele Aktien locken mit Dividendenrenditen von 5 % und mehr, doch hohe Dividendenrenditen sind durchaus auch mit Vorsicht zu genießen. Denn nicht selten werden sie teuer erkauft und die Anleger erzielen nicht die erhoffte Rendite. Ein genauerer Blick ist ratsam.
Positiv hervorzuheben ist, dass sich Aktien mit Dividendenausschüttungen langfristig besser entwickeln als Aktien ohne Dividendenzahlung. Das gilt beim Blick auf die breite Masse und selbstverständlich gibt es Ausnahmen, wie Berkshire Hathaway und Amazon, die langfristig viel besser abgeschnitten haben als der Gesamtmarkt und dennoch keine Dividenden gezahlt haben.
Im Hinterkopf behalten sollte man auch, dass Dividenden erstmal verdient werden müssen. Die Unternehmen müssen Gewinne erwirtschaften und aus diesen die Dividenden bezahlen. Ansonsten droht Substanzverzehr und das führt beinahe zwangsläufig zu fallenden Aktienkursen.
Bei der Auszahlung der Dividende an die Aktionäre fließt das Geld aus dem Unternehmen ab und muss dann vom Anleger versteuert werden; der Bruttoauszahlung steht also die Nettoeinnahme gegenüber, die Differenz sind Steuern. Am Ausschüttungstag notiert die Aktie "ex Dividende" und rein rechnerisch sollte dieser Dividendenabschlag dem Bruttoauszahlungsbetrag entsprechen, denn dieser „fehlt“ ja nun dem Unternehmen an Cash. Damit ist klar, dass Aktionäre die Dividende nicht geschenkt bekommen, sondern dass sich mit der Auszahlung der Wert des Unternehmens entsprechend verringert.
Je höher desto besser?
In den letzten Jahren hat sich der Fokus der Anleger immer weiter hin zu Kurssteigerungen verschoben, während er früher viel stärker auf Dividenden lag. Das hat auch steuerliche Gründe, doch letztlich stellen Dividenden die „Belohnung“ des Unternehmens für seine treuen Anleger dar.
"Eine Kuh für ihre Milch, eine Henne für ihre Eier, und eine Aktie, verdammt, für ihre Dividende."(Bill Miller)
Und zunehmend gewinnt der Gedanke an die "finanzielle Freiheit" und an ein "passives Einkommen" aus Dividenden Freunde. Hier geraten dann schnell US-Werte in den Fokus, da diese zumeist vierteljährig ausschütten, manche sogar monatlich, während in Deutschland eine Jahresdividende üblich ist.
Dividendensaison ante portas
Wir steuern nun auf die Dividendensaison in Deutschland zu und das klassische Muster hierbei ist, dass im Vorfeld der Dividendenzahlung die Aktienkurse attraktiver Dividendenwerte steigen, um nach der Ausschüttung stärker zu korrigieren.
Dabei wecken vor allem Aktien mit besonders hohen Dividendenrenditen das Anlegerinteresse, doch sollte man sich nicht alleine auf die Rendite verlassen. Denn oft sind es Einmaleffekte, die die Rendite hochtreiben, oder aber der Aktienkurs ist stark eingebrochen, was die Dividendenrendite ebenfalls in die Höhe treibt. Es gilt daher, genau hinzusehen, weshalb die Renditen so üppig sind, ob die Ausschüttung nicht aus der Substanz erfolgt, also nachhaltig ist, und ob es ggf. Anzeichen für schlecht laufende Geschäfte und damit eine drohende Dividendenkürzung gibt.
Nehmen wir uns daher mal ein paar interessante Hochprozenter vor…
Hapag Lloyd
Hapag-Lloyd gehört zu den fünf größten Container-Linienreedereien der Welt und schlägt jährlich Fracht von fast 12 Mio. TEU (Twenty-Foot Equivalent Unit) um. Das Unternehmen verfügt über 252 Containerschiffe mit einer Gesamttransportkapazität von 1,8 Mio TEU und beschäftigt 14.500 Menschen in 137 Ländern.
Nach jahrelang sinkenden Frachtraten aufgrund starken Wettbewerbsdrucks und Fusionen in der Branche, läuft es seit Ausbruch der Corona-Pandemie hervorragend. Die Energiekosten waren die meiste Zeit über niedrig und die weltweiten Lockdowns führten zu gewaltigen Staus der Containerschiffe vor den Häfen – was die verfügbaren Frachtkapazitäten drastisch verringerte. Die Folge waren explodierende Frachtraten, die über zwei Jahre anhielten und damit die Kassen der Reedereien kräftig füllten.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Staus vor den Häfen haben sich weitgehend aufgelöst, die Lieferengpässe sind behoben. Zudem bremst die globale Wirtschaft kräftig ab, nicht nur wegen des Ukrainekriegs, und damit sinkt die Nachfrage nach Waren und Containerplatz. Und auch mittel- und langfristig steht eine Zeitenwende an, denn nach Jahrzehnten der Globalisierung stehen die Zeichen nun auf Lokalisierung und weniger Welthandel. Wie sehr sich dies auf die Containerschifffahrt auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Einen negativen Effekt wird es aber sicherlich geben.
Die Hamburger konnten 2022 in ihrem 175. Jubiläumsjahr mit 17,5 Mrd. Euro den höchsten Vorsteuergewinn ihrer Geschichte eingefahren. Im Jahr zuvor lag der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) noch bei 9,4 Mrd. Euro und 2020 waren es sogar nur 1,3 Mrd. gewesen.
Der Umsatz stieg um mehr als die Hälfte auf 34,5 Mrd. Euro. Grund hierfür war vor allem der Anstieg der durchschnittlichen Frachtrate von rund 1.850 Euro je Standardcontainer (TEU) im Jahr 2021 auf etwa 2.640 Euro im vergangenen Jahr. Zugleich führten Störungen in den globalen Lieferketten und die Inflation dazu, dass die Kosten insgesamt deutlich gestiegen sind. Die Transportmenge für das Gesamtjahr 2022 bewegte sich mit 11,8 Mio. TEU auf dem Niveau von 2021 mit 11,9 Mio. TEU.
Auf den Rekordgewinn folgt die Rekorddividende
Die Aktionäre sollen am Erfolg teilhaben und dafür wird die Dividende auf 63 Euro je Aktie angehoben. Bei einem Kurs von 270 Euro ergibt dies eine Dividendenrendite von über 22 %.
Und die ist verdient, das Geld hat Hapag Lloyd eingenommen und auf dem Konto liegen. Dennoch sollte jedem klar sein, dass dies ein einmaliges Rekordergebnis und eine einmalige Rekorddividende sein wird!
Bereits zum Ende des Jahres 2022 hin haben sich die Frachtraten wieder kräftig nach unten bewegt und diese Normalisierung wird sich auch in den Unternehmensergebnissen für 2023 widerspiegeln. Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen meinte hierzu: "Die Party ist vorbei. Jetzt sind wir wieder im normalen Schifffahrtsgeschäft. Jetzt müssen wir wieder um jede Box kämpfen, um unsere Schiffe voll zu bekommen."
Die Einnahmen sinken also deutlich, während die Kosten noch immer hoch sind. Die Inflation hält sich hartnäckig, das dürfte auch die Personalkosten bald anheizen. Zudem schlägt sich das deutlich höhere Zinsniveau perspektivisch negativ im Finanzergebnis nieder. Für etwas Entspannung sorgen die zuletzt merklich gesunkenen Energiekosten, die in der Schifffahrt einen enormen Kostenblock darstellen.
Die hohe Dividendenrendite wird noch einige Zeit lang elektrisieren, doch spätestens nach der Ausschüttung richten sich die Augen wieder auf das operative Geschäft. Für 2023 ist mit einem massiven Gewinneinbruch zu rechnen, doch das ist kein Beinbruch. Die Frachtraten sind deutlich zurückgekommen, doch ein Absturz in den ruinösen Preiskampf der 10 Jahre nach der Globalen Finanzkrise ist nicht zu erwarten, sondern eher eine Normalisierung. Anleger sollten sich daran erinnern, dass Reedereien konjunkturzyklische Unternehmen sind und hieraus ergeben sich durchaus Chancen, wenn sich die Weltkonjunktur in den nächsten Monaten wieder zu erholen beginnen wird. Hapag Lloyd bleibt damit ein attraktives Investment.
Deutsche Pfandbriefbank
Die Deutsche Pfandbriefbank ist eine führende Spezialbank für die Finanzierung von Immobilien und öffentlichen Investitionen. Das Unternehmen unterstützt nationale und internationale Immobilienunternehmen, Institutionen und Immobilienfonds unter anderem bei der Finanzierung von Bürogebäuden sowie Einzelhandels- und Logistikimmobilien. Darüber hinaus offeriert die Deutsche Pfandbriefbank individuelle Finanzierungslösungen für öffentliche Einrichtungen, den kommunalen Wohnungsbau sowie die öffentliche Infrastruktur.
Das Unternehmen entstand im Juni 2009 durch die Fusion der beiden Pfandbriefbanken Hypo Real Estate Bank AG und DEPA Deutsche Pfandbriefbank AG mit anschließender Umfirmierung. Die Bank ist in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Nordeuropa sowie einzelnen mittel- und osteuropäischen Ländern tätig. Das Unternehmen teilt seine Aktivitäten in die drei Geschäftsbereiche Immobilienfinanzierung (REF), Öffentliche Investitionsfinanzierung (PIF) und Value Portfolio (VP). Der Bereich Immobilienfinanzierung beschäftigt sich mit der Strukturierung von Finanzierungsprojekten für professionelle Investoren.
Damit ist die Bank einer der großen Profiteure des starken Immobilienmarktes der letzten Jahre gewesen, während sie auf der anderen Seite unter der Nullzinspolitik der EZB gelitten hat. Wie bei allen Banken war ihre Zinsmarge immer weiter erodiert, doch die Zinswende macht hier Hoffnung auf Besserung.
Im März 2022 hatte der Vorstand drei strategische Initiativen angekündigt: Die pbb will im Kerngeschäft organisch weiterwachsen und ihr ESG-Angebot weiter ausbauen. Schon heute ist sie eine der führenden Banken in der grünen, unbesicherten Refinanzierung. Bis zum Jahr 2025 sollen 30 % der finanzierten Immobilien grün sein. Zudem will sich die pbb weiter digitalisieren und effizienter werden. Darüber hinaus verfolgt sie den Plan, das Ertragswachstum aus nicht-bilanziellem Geschäft zu steigern und hat dazu den neuen Geschäftsbereich „Real Estate Investment Management“ aufgesetzt.
Doch den Ankündigungen muss die Pfandbriefbank auch endlich Taten folgen lassen. Der Hedgefonds Petrus Advisors hat sich inzwischen mit knapp 3 % eingekauft und mehrere Breitseiten auf das pbb-Management abgefeuert. In einem Brief an Vorstand und Aufsichtsrat hat Petrus Advisors "signifikante strategische Schwächen" aufgezeigt und erhebt den Vorwurf, die Bank habe seit ihrem Börsengang im Jahr 2015 noch nie ihre Kapitalkosten verdient, die zwischen 10 und 11 % lägen, während die pbb nur 5,2 % erziele mit fallender Tendenz. Nach Ansicht von Petrus Advisors verfügt das im SDAX gelistete Institut über zu viel Eigenkapital und erwirtschaftet im Verhältnis dazu eine zu niedrige Rendite.
Den über die Jahre von der pbb erwirtschafteten Total Shareholder Return beziffert Petrus Advisors auf lediglich 2,1 % pro Jahr.
Und auch die Strategie kommt nicht gut weg. Die anvisierte Ausweitung des Kreditbuchs kritisiert Petrus Advisors massiv, denn da die Kapitalkosten nicht verdient würden, vernichte jede Ausweitung der Kreditvergaben Wert für die Aktionäre.
Das pbb-Management gibt sich betont gelassen und will an seiner Strategie festhalten. Die Aktionäre will man mit einer besonders üppigen Dividende bei der Stange halten. Es stehen 0,88 bis 1,18 Euro je Aktie im Raum, was bei einem Aktienkurs von 9,25 Euro auf eine Dividendenrendite zwischen 9,5 und 12,7 % hinausliefe. Seit dem Börsengang hat die pbb stets mehr als 7 % als Dividendenrendite vorzuweisen gehabt; andererseits liegt der Aktienkurs auch rund ein Viertel im Minus. Unterm Strich konnte die pbb die Anleger also bisher nicht erfreuen. Und ob sich angesichts der nicht unberechtigten Kritik von Petrus Advisors hieran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Der Hedgefonds hatte sich jahrelang bei Wettbewerber Aareal Bank abgearbeitet, letztlich mit Erfolg. Vielleicht gelingt auch bei der pbb mit Geduld ein ähnlicher Erfolg?
Aurelius
Die Aurelius Equity Opportunities SE & Co. KGaA ist ein Finanzinvestor, der Unternehmen kauft, restrukturiert bzw. saniert und im Idealfall nach einiger Zeit für wesentlich mehr Geld wieder verkauft. Das Unternehmen war viele Jahre lang eine wahre Erfolgsgesichte und der Aktienkurs kannte fast nur die Richtung nach oben: zwischen 2010 und 2017 stieg er von rund 5 Euro auf gut 65 Euro an.
Ende März 2017 gab es dann die gezielte Attacke eines Shortsellers, die den Aktienkurs auf unter 40 Euro einstürzen ließ. Aurelius bemühte sich nach Kräften, die Vorwürfe zu entkräften und konnte mit einer Reihe spektakulärer Exits die Zweifel an seinem Geschäftsmodell zerstreuen; der Aktienkurs erholte sich bis zum Frühjahr 2018 wieder auf über 65 Euro – auch weil die Aktionäre über hohe Dividenden am Unternehmenserfolg beteiligt wurden.
Doch seitdem ist der Lack ab. Der Kurs verlor stetig und fiel Richtung 30 Euro, bevor dann die Corona-Pandemie die Aktie unter 15 Euro drückte. Im Herbst 2020 startete eine kräftige Erholungsrally, die den Kurs mehrmals an die Marke von 30 Euro heranführte, doch im Jahr 2022 verlor die Aktie wieder an Boden und sie ging bei rund 20 Euro aus dem Jahr. Mitte Januar 2023 dann der nächste Einbruch, als der Kurs über Nacht auf 13 Euro abstürzte, wovon er sich bis heute nur auf knapp 16 Euro erholt hat.
Für diesen jüngsten Kurseinbruch gibt es einen stichhaltigen Grund: Aurelius hat angekündigt, die Notiz seiner Aktien im Segment m:access der Börse München einstellen zu wollen. Dies könnte der erste Schritt eines Delistings sein. Zwar hält sich Aurelius mit entsprechenden Äußerungen (noch?) zurück und begrüßt lediglich die hierdurch resultierenden Kosten- und Aufwandseinsparungen, doch die Aktionäre reagierten entsprechend verschnupft auf die Meldung.
Die Börse München hat bereits reagiert und wird die Notiz der Aurelius-Aktien im Segment m:access mit Ablauf des 30. Juni 2023 beenden. Die Einstellung der Notierung der Aktien im einfachen Freiverkehr der Börse München wird erst mit Ablauf des 29. Dezember 2023 erfolgen. Aurelius geht davon aus, dass die Notiz anschließend noch im Freiverkehr anderer Regionalbörsen (also v.a. Hamburg) fortgeführt wird und damit die Aktien handelbar bleiben.
Das Vertrauen der Anleger ist jedenfalls erschüttert. Dazu beigetragen hat auch, dass Aurelius unmittelbar nach dem Kurssturz angekündigt hat, 1,5 Mio. eigene Aktien der Gesellschaft einzuziehen, die im Rahmen der Aktienrückkaufprogramme 2021 und 2022 erworben worden waren, sowie ein neues Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 30 Mio. Euro zu starten.
Böse formuliert könnte man sagen, dass Aurelius erst bewusst einen Kurseinbruch auslöst, um anschließend die Aktien billig(er) kaufen zu können. Den Aktionären dürfte dieses Vorgehen jedenfalls sauer aufgestoßen sein. Zumal der Aktienkurs in den letzten 5 Jahren rund 75 % verloren hat und die Aktionäre hier schon reichlich Kapital eingebüßt haben. Auf der Gegenseite stehen einige Dividendenausschüttungen, die diese enormen Kursverluste aber nicht mal ansatzweise kompensieren können.
Für 2021 hatte Aurelius im Juni 2022 eine Dividende von 1,50 Euro ausgeschüttet. Würde die Dividende für 2022 stabil gehalten werden, ergäbe sich bei einem Aktienkurs von knapp 16 Euro eine Dividendenrendite von 9,4 %. Bisheriger Rekordwert war 2018 mit 5,00 Euro je Aktie, in 2020 wurde die Dividende hingegen komplett gestrichen.
Die mögliche Dividendenrendite von 9,4 % klingt sehr attraktiv, allerdings ist sie teilweise auch dem kräftigen Kursverfall geschuldet. Denn je niedriger der Aktienkurs, desto höher die Dividendenrendite. 75 % Kursverlust in 5 Jahren sind ein deutliches Warnzeichen, dass die vermeintlich hohe Dividendenrendite teuer erkauft wird.
Zahlen für 2022 hat Aurelius noch nicht vorgelegt. Und im künftig niedrigeren Börsensegment wird es dazu auch weitestgehend keine Verpflichtung mehr haben. Zudem droht ein mögliches Delisting am Horizont, so dass sich ein Investment nicht aufdrängt.
Wer den Sektor Unternehmenssanierung bespielen möchte, sollte sich hingegen mal Mutares anschauen. Das Unternehmen kann regelmäßig mit Zukäufen und Exits glänzen und bietet ebenfalls eine deutlich überdurchschnittliche Dividendenrendite (7,4 % bei einer erwarteten Ausschüttung von 1,50 Euro je Aktie). Und anders als Aurelius hat Mutares seine Aktien in einem höheren Börsensegment notieren lassen, den Prime Standard der Frankfurter Börse. Die damit einhergehenden erhöhten Mitteilungs- und Transparenzpflichten nimmt man gerne in Kauf zum Wohl der Aktionäre.
Mein Fazit
Hohe Dividendenrenditen sind verlockend. Anleger sollten sich von ihnen aber nicht blenden lassen und auch andere Aspekte in ihre Anlageentscheidung mit einfließen lassen. Für den Investmenterfolg entscheidend ist am Ende die Gesamtrendite, also Kursgewinne und Dividenden. Erkauft man sich üppige Dividendenzahlungen mit Kursverlusten, vernichtet man Geld. Dann wäre im Zweifel sogar das Sparbuch von Olaf Scholz die bessere Alternative gewesen.
"Investieren ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten, nicht der Gewissheiten."(Ken Fisher)
Kann man sich von Anfang an sicher sein? Nein, natürlich nicht. Aber man kann seine Hausaufgaben machen und nur in die aussichtsreichsten Aktien investieren. Im Zweifel lieber etwas mehr bezahlen für höhere Qualität, als in die Dividendenfalle zu tappen. Dann klappt’s auch mit der Rendite…
Disclaimer: Habe Mutares auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Guten Abend,
AntwortenLöschenin dem Zusammenhang wäre eine Meinung zu BASF auch interessant. Ist ja derzeit auch ein Hochprozenter.
Vielen Dank erneut für einen interessanten Beitrag.
VG Holger
BASF verbietet sich wegen China-Lastigkeit.
AntwortenLöschenSehr geehrter Herr Kissig,
AntwortenLöschensehr viele Versicherungsunternehmen haben deutlich höhere Dividendenrenditen als der breite Markt; außerdem gelten sie als grundsätzlich eher risikoarm - wenn auch kursmäßig eher gebremst. Was ist Ihre Meinung zu einem Investment in diesem Sektor? Ich frage auch deshalb, weil ich in Ihremn (äußerst geschätzten) Mitteilungen generell wenig Stellungnahmen zu Papieren aus dieser Branche finde.
Vielen Dank für eine Antwort
Henrik
Ergänzend noch ein Hinweis, dass man sich mit Aktien guter Unternehmen auch ohne Dividendenauszahlung regelmäßige Ausschüttungen basteln kann, siehe hier: https://rationalwalk.com/berkshire-hathaway-as-an-income-stock/
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