Montag, 9. Januar 2023

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu Mutares: Sanierungsspezialist agiert erfolgreich im Krisenmodus

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Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 17/2022 vom 22.12.2022

Mutares: Sanierungsspezialist agiert erfolgreich im Krisenmodus

Die Mutares SE & Co. ist ein Sanierungsspezialist und kauft angeschlagene Unternehmen oder ungeliebte Töchter von Konzernen günstig ein, um diese neu zu positionieren und auf Effizienz zu trimmen. Anschließend werden die aufgehübschten ehemaligen Mauerblümchen mit Gewinn wieder verkauft. Erklärtes Ziel von Mutares ist, durchschnittlich einen Deal pro Monat in trockene Tücher zu bringen und das klappt bisher ausgesprochen gut. Denn trotz und wegen des Ukrainekriegs, der in der Wirtschaft massive Bremsspuren und Pleiteängste hinterlässt, bieten sich für Mutares hieraus zusätzliche Chancen. Aber auch die Risiken nehmen zu, denn Mutares kauft vor allem dort ein, wo es knirscht: im krisengepeinigten Automotivesektor.

Als Spezialist für die Sanierung angeschlagener Unternehmen kauft Mutares Firmen entweder aus der Insolvenz heraus bzw. wenn sie kurz davor stehen oder aber Randaktivitäten großer Konzerne, die diese abgeben, aber nicht schließen möchten. Dabei fokussiert man sich auf europäische Unternehmen mit einem Umsatz von 50 bis 500 Mio. Euro, die bereits ein etabliertes Geschäftsmodell und hohes Entwicklungspotenzial aufweisen.

Mutares übernimmt diese Unternehmen für kleines Geld und bekommt manchmal sogar noch eine Sanierungsmitgift oben drauf, die sogenannte "Bargain Purchase". Anschließend werden die neuen Töchter umstrukturiert und durch zielgerichtete Add-On-Zukäufe zu Branchenführern aufgebaut, um ihren Wert erheblich zu steigern. In dieser "Erntephase" werden die neu positionierten Töchter dann ins Schaufenster gestellt und möglichst gewinnbringend verkauft. Hierbei betont Mutares stets den "Best Owner-Ansatz", der nicht zuvorderst auf Gewinnmaximierung abzielt, sondern auf einen möglichst passenden neuen Eigentümer – der auch einen guten Preis auf den Tisch legt. Hintergrund dieser Strategie ist, dass Mutares das Risiko von Pleiten zuvor sanierter und verkaufter Töchter reduzieren möchte, die den eigenen Ruf schädigen könnten.

Zwischen An- und Verkauf liegen in der Regel etwa fünf Jahre und Mutares hat in der Vergangenheit in dieser Zeit sein eingesetztes Kapital im Schnitt mehr als versiebenfacht. Das klingt ziemlich lukrativ, aber das Geschäftsmodell birgt neben außerordentlichen Chancen auch erhebliche Risiken und Anleger sollten sich genau überlegen, wie sie persönlich das Chance-Risiko-Verhältnis einschätzen.

Das Mutares-Business

Mutares ist keine Beteiligungsgesellschaft. Man übernimmt neue Töchter und bringt diese in separate Tochter-GmbHs ein. So reduziert man das Risiko für die Mutter, falls die Sanierung im Einzelfall mal schief geht und mit Verlusten endet. Dann ist gegebenenfalls das investierte Kapital verloren, aber es muss kein weiteres Kapital mehr nachgeschossen werden.

Mutares und seine Tochtergesellschaften bilden den Mutares Konzern. Die börsennotierte Mutares SE & Co. selbst ist die Muttergesellschaft und erbringt als Holding Beratungsdienstleistungen für ihre Tochterunternehmen. Dazu werden eigene Unternehmensberater ins Unternehmen geschickt die dort die Prozesse vereinfachen und umstrukturieren und das Unternehmen wieder fit machen. Hierfür rechnet Mutares Beraterhonorare ab, die unabhängig vom Sanierungserfolg fließen. Je mehr Töchter Mutares hat und je mehr Umsatz diese machen, desto höher sind die Provisionen, die Mutares zufließen.

Neben den Honoraren erhält Mutares Gewinnausschüttungen von ihren Töchtern, jedenfalls von denen, die bereits bzw. wieder profitabel sind. Und leiht bisweilen den Töchtern Geld zu für Mutares attraktiven Zinsen. Die Dividenden, die Honorare und die Zinseinnahmen speisen gemeinsam die Basisdividende, die Mutares bei 1,00 Euro angesiedelt hat und regelmäßig steigern möchte.

Als dritten Einnahmezweig hat Mutares seine Transaktionstätigkeit. Einerseits nimmt man "Bargain Purchases" ein, wenn der Verkäufer eines Unternehmens Mutares einen Sanierungszuschlag mit auf den Weg gibt. Böswillig könnte man auch sagen, dass sich der Verkäufer freikauft, denn Mutares übernimmt ja im Gegenzug die Pflicht, gegebenenfalls strukturelle Veränderungen wie Entlassungen oder Werkschließungen mit den Mitarbeitern und Gewerkschaften auszuhandeln und durchzusetzen. Und am Ende des gemeinsamen Weges fließen Mutares bei Verkauf einer Tochter Verkaufserlöse zu. Dieser zweite Erlösstrom ist schwankungsanfälliger, so dass die hieraus gespeiste Erfolgsdividende ebenfalls von Jahr zu schwanken kann.

Konzern vs. Holding

Die Unterscheidung zwischen Konzern und Holding ist für das Verständnis des Unternehmens entscheidend. Mutares kauft notleidende Unternehmen auf. Diese sind sanierungsbedürftig und weisen Verluste auf. Dieser Verluste finden sich summiert in der Konzernbilanz wider, wo sie auf die positiven Ergebnisse ihrer bereits erfolgreich in die Spur gebrachten Schwesterunternehmen stoßen.

Der Mutares-Konzern weist in der Regel über die Jahre steigende Umsätze und steigende Verluste auf. Doch was bei "normalen" Unternehmen Grund zur Panik bieten würde, ist bei Mutares ein Zeichen des Erfolgs: Denn Mutares kauft immer mehr notleidende Unternehmen, so dass diese den Konzernverlust vergrößern. Jeder neue Kauf generiert zunächst negative Margen, die in der Regel zwischen -5 und -20 % liegen.

Sind diese Töchter dann aber saniert, steuern sie entsprechend positive Beiträge zum Konzernergebnis bei. Allerdings nicht lange, denn in dieser "Erntephase" werden sie von Mutares gewinnbringend verkauft. Und mit jedem Verkauf entfällt der positive Ergebnisbeitrag dieser Tochter, während die Verlustbringer zurückbleiben.

Und das ist eine gute Nachricht, denn genau dies ist das Geschäftsmodell von Mutares: Solange die Verlustbringer Verluste einspielen, sind die Mutares-Berater dort aktiv, was der Mutares Holding ihre üppigen Beraterhonorare einbringt.

Und auch aus einem anderen Blickwinkel bleibt keine Zeit, der abgegebenen Tochter nachzutrauern, denn im Gegenzug floss der Mutares Holding ja der gewinntreibende Verkaufserlös zu! Fait accompli! Erst hier endet der Kreislauf, an dem Mutares viel Geld verdient hat.

Attraktive Dividende

Je mehr sanierbedürftige Töchter der Konzern hat, desto mehr Beraterhonorare streicht die Holding ein. Und diese wachsenden Ergebnisse sind es, die den Aktionären zustehen und in Form von Dividenden ausgeschüttet werden. Für das Geschäftsjahr 2021 war dies erneut eine Basisdividende von 1,00 Euro je Aktie sowie eine Partizipationsdividende von 0,50 Euro oben drauf. Diese zweite Komponente wird aus den erfolgreichen Unternehmensverkäufen gespeist. Die Gesamtausschüttung ergab eine Dividendenrendite von knapp 7 %. Und auch für 2022 stehen die Zeichen gut, dass die Basisdividende mindestens in gleicher Höhe liegen wird – was die Erfolgskomponente angeht, bleibt die Höhe bis kurz vor der Ausschüttung offen, denn die für sie maßgebliche Transaktionstätigkeit ist wenig(er) vorhersehbar. Da das Management und ihm nahestehende Personen rund 36 % aller Aktien kontrolliert, ist das Interesse der Mutares-Führung an einer attraktiven Dividendenausschüttung allerdings genauso hoch wie das der übrigen Aktionäre.

Das Mutares-Plattformmodell

Mutares übernimmt die neuen Unternehmen entweder als neues Plattforminvestment oder gliedert sie einem solchen bestehenden an. Der Fokus richtet sich hierbei auf die drei Segmente Automotive & Mobility, Engineering & Technology sowie Goods & Services.

In den letzten Wochen gab es erneut eine Reihe von Meldungen über Transaktionen.

Am 27. Mai vermeldete Mutares seine Fünfte Buy-Side-Transaktion in 2022 und die erste Plattformakquisition seines neu eröffneten Büros in Wien. Die Übernahme wurde dann am 14. September erfolgreich abgeschlossen. Mutares erwarb Cimos d.d., einen Hersteller von Turbolader-, Antriebsstrang- und Elektrifizierungskomponenten für die Automobilindustrie. Das Zielunternehmen weist einem normalisierten Umsatz von knapp 200 Mio. auf und bietet zahlreiche Synergieeffekte mit den Mutares-Portfoliounternehmen KICO und ISH.

Cimos d.d. stellt mit seinen sieben Produktionsstätten in Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien und Herzegowina sowie einer Logistikanlage in Slowenien eine wichtige osteuropäische Plattform für das Segment Automotive & Mobility dar. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt rund 2.000 Mitarbeitende und ist zusammen mit seinen Tochtergesellschaften ein führender Hersteller von kritischen Automobilkomponenten wie Kompressor- und Mittelgehäusen, Motorhalterungen, Bremsscheiben und -trommeln, Getriebeteilen, Düsenringen und Schwungrädern. Die Übernahme von Cimos d.d. ermöglicht Mutares den Aufbau einer strategischen Automobilplattform, die es dem breiteren Automotive & Mobility Portfolio ermöglicht, einen sehr gut investierten Maschinenpark zu wettbewerbsfähigen Produktionskosten zu nutzen.

Am 31. Mai verbuchte Mutares seine sechste Akquisition in 2022 mit der Übernahme des Geschäfts mit Hochleistungs-Kunststoffteilen der MANN+HUMMEL Gruppe, die einen Gesamtumsatz von rund 500 Mio. Euro erzielt. Die Transaktion wurde dann am 4. Oktober erfolgreich abgeschlossen. Diese Akquisition umfasst MANN+HUMMEL-Produkte jenseits von Filtrations- und Separationslösungen und dient der Stärkung des Segments Automotive & Mobility; sie bietet signifikante Synergien mit den bestehenden Mutares-Töchtern LMS und SFC Solutions Group und die Möglichkeit zum Ausbau eines Tier-1-Zulieferers mit mehr als 1,3 Mrd. Euro Umsatz. Darüber hinaus haben Mutares und MANN+HUMMEL im Rahmen der Transaktion eine Produktionskooperation vereinbart, die zum Gesamtumsatz von 500 Mio. Euro beitragen wird.

Im Rahmen der Transaktion wird Mutares das gesamte Geschäft jenseits von Filtrations- und Separationslösungen von MANN+HUMMEL erwerben, welches im Kern die Produktionsstätten in Bad Harzburg, Sonneberg (Deutschland) und Laval (Frankreich) mit insgesamt etwa 1.500 Mitarbeitern beinhaltet. Das Geschäft von MANN+HUMMEL ist im Markt sehr gut positioniert und beliefert weltweit namhafte Erstausrüster in der Automobilindustrie. Zusätzlich wird es von Synergieeffekten mit der LMS und der SFC Solutions Group profitieren, welche ihren Kunden gemeinsam ein breites Produktportfolio von Spritzgusskomponenten und Elastomerbauteilen weltweit anbieten können. Auch diese Akquisition wird das Mutares-Segment Automotive & Mobility stärken.

Am 1. Juni gab Mutares hat den erfolgreichen Vollzug der Übernahme von Vallourec Bearing Tubes bekannt, einem Hersteller von nahtlosen Hochpräzisionsrohren. Als zweitgrößter Akteur auf dem europäischen Markt für Lagerrohre liefert das Unternehmen seine Produkte an verschiedene Branchen wie Maschinen- und Gerätebau sowie Öl und Gas und bietet dafür ein umfassendes Produktsortiment und maßgeschneiderte Abmessungen nach Kundenwunsch.

VBT firmiert künftig unter VALTI und erzielt einen Umsatz von rund 50 Mio. Euro. Das Unternehmen bietet erhebliche Synergien mit der Primo TECS Group, die ebenfalls zu Mutares gehört, und stärkt das Segment Engineering & Technology als neue Plattform-Investition.

Am 8. Juni gab es einen Verkaufserfolg: Frigoscandia AB, ein Anbieter von temperaturgeführten Transport- und Terminaldienstleistungen im Bereich der Lebensmittellogistik und seit Dezember 2021 eine 100-prozentige Beteiligung von Mutares hat den Verkauf aller Anteile an ihrer französischen Tochtergesellschaft Frigoscandia SAS an das französische Logistikunternehmen Olano Services SAS erfolgreich abgeschlossen. Nach dem bereits am 11. Mai 2022 angekündigten zweiten Exit im Geschäftsjahr 2022 legt Mutares bei Frigoscandia den Fokus nun auf den Ausbau und die Stärkung der Position in der nordischen Region als Heimatmarkt, wie durch die bereits abgeschlossene Add-on-Akquisition von Polar Frakt AS im April dieses Jahres. Ziel ist es, die Position von Frigoscandia als führende temperaturgeführte Logistikplattform in den nordischen Ländern zu festigen und weiter auszubauen. Das internationale Netzwerk soll vor allem durch die bestehenden externen Partner weiterentwickelt werden.

Am 20. Juni schlug Mutares dann im Energiesektor zu. In der siebten Akquisition in 2022 übernahm Mutares von Siemens Energy B.V. die Heat Transfer Technology als neue Plattform-Investition. Vor der Übernahme durch Siemens Energy hatte das Unternehmen unter der Marke NEM Energy in Zoeterwoude, Niederlande, firmiert und der Kauf wurde am 1.12. erfolgreich abgeschlossen.

Heat Transfer Technology ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Abhitzedampferzeugnisse für gasbefeuerte Kraftwerke und Energieeffizienzanwendungen im industriellen Maßstab. Die neue Tochter soll das Segment Engineering & Technology stärken und bietet erhebliche Synergien mit dem Kraftwerksgeschäft der Balcke-Dürr-Gruppe. Das 1929 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 270 Mitarbeiter, hauptsächlich in den Niederlanden und in Deutschland, und deckt heute ein breites Spektrum an Wärmeübertragungsanwendungen ab, von Abwärmeanlagen in Industriegröße bis hin zu großen Abhitzedampferzeugern für Gaskraftwerke ab. Das Unternehmen ist weltweit in der Entwicklung, Konstruktion, dem Engineering, der Beschaffung und der Lieferung von Komponenten für Kraftwerke tätig und gehört zu den Top-3-Lieferanten gemessen an der Gesamtzahl der gelieferten Einheiten und zu den Top-2-Lieferanten für große horizontale und große vertikale Wärmerückgewinnungs-Dampferzeuger (HRSG)-Anwendungen.

Am 12. Juli gab Mutares den Vollzug der Übernahme der Sealynx International und ihrer Tochtergesellschaften von der GMD Group bekannt. Sealynx International ist ein Hersteller und Lieferant von hochwertigen statischen und dynamischen Dichtungen für Kraftfahrzeuge mit einer wettbewerbsfähigen Marktposition und einer etablierten Geschäftsbeziehung zu europäischen OEMs. Im Jahr 2021 erwirtschaftete Sealynx einen Umsatz von mehr als 60 Mio. Euro und beschäftigte über 700 Mitarbeiter.

Sealynx stärkt ebenfalls das Segment Automotive & Mobility und soll als Als Add-on-Akquisition in Kombination mit der SFC Solutions Group einen bedeutender Anbieter von Dichtungen für die Automobilindustrie in Europa formen. Mutares erwartet signifikante Umsatz- und Kostensynergien durch den Zusammenschluss.

Am 19. Juli griff Mutares mit seiner achten Akquisition in 2022 erneut nach Sirti Energia, die man von der von Pillarstone und KKR kontrollierten Sirti-Gruppe erwarb. Die Übernahme wurde dann am 22. September erfolgreich abgeschlossen. Die Add-on-Akquisition zur Mutares-Beteiligung EXI S.p.A. setzt mit 400 Mitarbeitern rund 60 Mio. Euro im Jahr um und verspricht erhebliche Kostensynergien und Verbesserungen bei der Projektdurchführung. Sirti Energia ist auf die Planung, den Bau und die Instandhaltung von unterirdischen und oberirdischen Stromübertragungs- und -verteilungsnetzen spezialisiert und in den Bereichen erneuerbare Energien sowie E-Mobilität tätig. Mit dieser Add-on-Akquisition für EXI schaffen die Unternehmen einen bedeutenden Akteur für Installations- und Wartungsdienstleistungen im Energie- und Telekommunikationssektor in Italien. Umsatzsynergien werden auch mit Balcke-Dürr Energy Solutions erwartet, einem Engineering-Procurement-Construction (EPC)-Dienstleister für Energieübertragung und -verteilung mit Sitz in Genua, den Mutares kürzlich von der Toshiba-Gruppe übernommen hatte.

Am 8. September vermeldete Mutares mit dem Erwerb der Steyr Motors Betriebs GmbH und der Steyr Motors Immo GmbH seine neunte Akquisition im Jahr 2022 und die zweite Plattformakquisition seines Wiener Büros; der Vollzug wurde am 30.11. vermeldet. Steyr Motors ist ein anerkannter Spezialist für die Entwicklung und Produktion von Hochleistungsmotoren und elektrischen Hilfsaggregaten für Spezialanwendungen in Fahrzeugen und Booten. Die äußerst robusten, praxiserprobten und leistungsstarken Motoren basieren auf modernster Technologiebasis und weisen eine starke Innovationspipeline auf. Das Unternehmen strebt ein nachhaltiges Wachstum durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung seiner Produkte und eine Ausweitung seines Serviceangebots an und der Zukauf dient der Stärkung des Segments Engineering & Technology.

Am 22. September konnte Mutares seinen dritten Exit in 2022 eintüten und eine Vereinbarung über den Kauf von 100 % der Nordec Group Oyj unterzeichnen; der erfolgreiche Abschluss der Transaktion wurde am 10.11. Die Nordec Group ist seit der Übernahme durch Mutares im Jahr 2020 ein wesentlicher Teil der Donges Group und gehört zu den führenden Anbietern von Stahlrahmenkonstruktionen und Fassadenlösungen für Bauprojekte in den nordischen Ländern und verfügt über eine starke Position in den mittel- und osteuropäischen Ländern. Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 225,5 Mio. Euro. Mit dem geplanten Exit erreicht Mutares das Ziel eines ROIC von 7-10x und beweist die Fähigkeit zu schnellem Wachstum und Wertschöpfung durch operative Exzellenz und Synergien.

Nur einen Tag später, am 23. September, vermeldete Mutares seinen zehnten Kauf in 2022. Mutares hat ein unwiderrufliches Angebot zum Erwerb eines Automobilzuliefererwerks in Frankreich unterzeichnet. Bei der Transaktion geht es um einen Hersteller von hochwertigen Getrieben für die Automobilindustrie aus dem Verbund der Magna-Gruppe, der komplette Getriebesätze für Anwendungen in Hybrid-, Benzin- und Dieselfahrzeugen herstellt. Er erzielt mit 740 Mitarbeitern einen Umsatz von 200 Mio. Euro. Die neue Plattform-Akquisition soll das Segment Automotive & Mobility stärken, da es die Portfoliounternehmen CIMOS, PrimoTECS Group, KICO und ISH Group hervorragend ergänzt und umfassende Fähigkeiten und Fachwissen in der Bearbeitung und Montage mitbringt.

Am 27. September folgte die elfte Akquisition im Jahr 2022: Mutares unterzeichnete eine Vereinbarung zur Übernahme von Arriva Dänemark, Polen Bus und Serbien von der Arriva-Gruppe, die zur Deutschen Bahn AG gehört. Während alle Geschäftsbereiche städtische, regionale und kommerzielle Busdienste anbieten, bietet der dänische Geschäftsbereich zusätzlich Schienen- und Wassertransportdienste an. Arriva Dänemark bietet außerdem Carsharing-Dienste im Rahmen des Franchise SHARE NOW in Kopenhagen an und betreibt ein Berufsbildungszentrum. Insgesamt erwirtschaftet das Unternehmen mit ca. 3.400 Mitarbeitern in den drei Ländern einen Umsatz von rund EUR 400 Mio. Die Akquisition wird Basis einer neuen Plattform zur Stärkung des Segments Goods & Services

Am 12. Oktober verbuchte Mutares seine zwölfte Akquisition im Jahr 2022 mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zur Übernahme von Götene Kyltransporter AB, einem schwedischen Unternehmen für temperaturgeführte Logistik mit Jahresumsatz von rund 35 Mio. Euro. Der erfolgreiche Abschluss wurde am 21.11. vermeldet und ist nach dem Zukauf von Polar Frakt AS im April die zweite Add-on-Transaktion für Frigoscandia unter Mutares-Besitz in weniger als einem Jahr und die neunte Transaktion für Mutares in den nordischen Ländern.

Götene Kyltransporter mit Hauptsitz in Götene, Schweden, ist ein Anbieter für temperaturgeführte Logistik mit starker Präsenz in einem für Frigoscandia strategisch wichtigen Gebiet und beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Das Unternehmen arbeitet bereits langjährig mit Frigoscandia zusammen, und die Übernahme ergänzt das Dienstleistungssegment von Frigoscandia ideal. Frigoscandia kann dadurch seine Position als führende Plattform für temperaturgeführte Logistik in den nordischen Ländern sowohl für Lager- als auch für Transportdienstleistungen weiter stärken. Mutares-CIO Laumann betonte: „Mit Frigoscandia verfolgen wir eine aktive Buy-and-Build-Strategie, und dieses Add-on ist Teil der Strategie des Unternehmens, der Lebensmittelindustrie komplette Supply-Chain-Management-Dienstleistungen anzubieten“.

Am 8. November gelang Mutares dann der vierte Exit im Jahr 2022 mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zum Verkauf ihres Portfoliounternehmens Royal de Boer an Turntide Technologies; der Vollzug wurde am 2.12. vermeldet. Royal de Boer ist ein Hersteller von Stalleinrichtungen wie Futterzäunen, Liegeboxen, Lüftungsanlagen und Gülletechnik und betreibt eine Produktionsstätte in Leeuwarden, Niederlande. Das Unternehmen hatte Mutares 2020 von GEA Farm Technologies übernommen und seitdem seinen Produktmix optimiert und seine Gesamteffizienz bei gleichzeitiger Kostensenkung gesteigert. Mit dem Verkauf von Royal de Boer konnte Mutares sein Ziel eines Return-on-Invested-Capital (ROIC) von 7-10x erneut übertreffen. „Die Exit-Strategie für Royal de Boer folgt dem Best-Owner-Prinzip, und wir sind sehr glücklich, Royal de Boer in einem Umfeld zu platzieren, in dem das Unternehmen weiter wachsen kann“, zeigte sich Mutares-CIO Laumann erfreut.

Bereits am 10. November legte Mutares nach und unterzeichnete mit Mahindra einen Kooperationsvertrag bei der Transformation von Peugeot Motocycles, einem Hersteller von zwei- und dreirädrigen Motorrollern. Dazu unterbreitete Mutares ein unwiderrufliches bindendes Angebot für den Erwerb von 50 % der Aktienanteile und einer Kontrollmehrheit von 80 % an Peugeot Motocycles, wobei M&M Mitgesellschafter bleibt, um die Einführung neuer Produkte und das erwartete starke Wachstum in den kommenden Jahren zu unterstützen. Peugeot Motocycles hat seinen Hauptsitz im französischen Mandeure und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 140 Mio. Euro. Das Unternehmen stellt zwei- und dreirädrige Motorroller her, die über 3.000 Verkaufsstellen durch Tochtergesellschaften, Importeure und Händler in Frankreich und international auf drei Kontinenten vertrieben werden. Das Unternehmen verfügt über eine eigene Produktionsstätte in Mandeure, ein Joint Venture mit Jinan Qingqi Motorcycle Co. in China sowie über Produktionspartnerschaften mit mehreren großen asiatischen Unternehmen, darunter THACO in Vietnam. Mit der Akquisition will Mutares sein Segment Automotive & Mobility weiter stärken.

Ergänzung:
Seitdem wurden weitere Deals durchgeführt. Zwischen dem 21.11. und 01.12.2022 meldete Mutares gleich drei erfolgreiche Abschluss von Übernahme; von Götene Kyltransporter AB, von Steyr Motors Betriebs GmbH sowie der Steyr Motors Immo GmbH und der Heat Transfer Technology (NEM Energy) von Siemens Energy B.V.

Am 02.12.2022 verkaufte Mutares zudem sein Portfoliounternehmen Royal de Boer an Turntide Technologies; Royal de Boer hatte Mutares im Jahr 2020 von GEA Farm Technologies übernommen.

Am 14.12.2022 unterzeichnete Mutares einen Vertrag zur Übernahme von Palmia Oy, einem Anbieter von umfassenden Gebäudedienstleistungen, z. B. in den Bereichen Lebensmittel/Restaurants, Reinigung, Immobilien und Sicherheit, von der Stadt Helsinki.

Am 22.12.2022 hat Mutares ihr Portfoliounternehmen STF Balcke-Dürr S.r.l., welches Teil der Balcke-Dürr Group war, erfolgreich an C Capital S.r.l. verkauft. STF wurde 2018 als Add-on-Akquisition zur Balcke-Dürr Group erworben und ist in der Entwicklung, Konstruktion, Produktion und Vor-Ort-Montage von Wärmetauscher-Komponenten, Titankomponenten und Luftfiltersystemen für verschiedene Branchen tätig.

Ebenfalls am 22.12.2022 schloss Mutares eine Vereinbarung zum Erwerb eines Automobilzulieferer-Werks von Magna in Bordeaux, das hochwertige Getriebe produziert und das Segment Automotive & Mobility stärken soll. Hier werden Synergieeffekte mit den auf Metallverarbeitung fokussierten Beteiligungen des Segments Automotive & Mobility von Mutares erwartet.

Am 05.01.2023 hat Mutares ihr Portfoliounternehmen JAPY Tech erfolgreich an das Management der Gesellschaft verkauft. JAPY Tech ist ein Hersteller von hochwertigen Kühltanks und anderen Lösungen zur Milchkühlung und liefert Produkte an die weltweite Milchindustrie. Das Unternehmen wurde 2020 von GEA Farm Technologies übernommen und hat seither seinen Produktmix optimiert und seine Gesamteffizienz bei gleichzeitiger Kostensenkung gesteigert.

Und am 10.01.2023 verkaufte Mutares ihr Portfoliounternehmen Lacroix + Kress GmbH an Superior Essex Global LLC. Die Akquisition von Nexans erfolgte im November 2020 und nach erfolgreicher Neupositionierung und Umfirmierung ist Lacroix + Kress heute der führende Hersteller für sauerstofffreies Kupferziehen in Europa. Nach Informationen von 4investors.de soll Mutares alleine bei diesem Deal einen zweistelligen Millionenbetrag verdient haben.

Die Deal-Pipeline von Mutares ist weiterhin prall gefüllt und mit weiteren Meldungen ist zu rechnen.

Nicht nur Erfolgsmeldungen

Aber auch Mutares gelingt nicht alles und gerade die angespannten Kapitalmärkte sorgen für zusätzlichen Stress.

So bestätigte Mutares am 9. Juni Berichte, man habe den Verkauf des Portfoliounternehmens Keeeper vorübergehend abgeblasen. Grund für die Verschiebung des bereits in Verhandlungen befindlichen Exits sei nach Johannes Laumann, Chief Investment Officer von Mutares, der „massive Anstieg der Rohmaterialpreise“. Damit der Verkaufspreis nicht vom aktuellen Kostenniveau der Rohstoffe gedrückt würde, wolle man hier „erst eine Beruhigung abwarten“, da Mutares „keinen Zeitdruck habe, die Gesellschaft zu verkaufen.“

Am 29. Juni cancelte Mutares seine Pläne für den Gang der Nordec Group an die Börse Nasdaq First North Growth Market in Finnland aufgrund einer abnormalen Situation an den Kapitalmärkten. Nordec ist einer der führenden Anbieter von Stahlrahmenkonstruktionen und Fassadenlösungen für Bauprojekte in den nordischen Ländern mit einer starken Positionierung in den mittel- und osteuropäischen Ländern. Trotz des großen Interesses von institutionellen und privaten Anlegern hat Nordec beschlossen, den geplanten Börsengang aufgrund der derzeitigen instabilen Marktlage nicht weiter zu verfolgen. Nordec wird sich nun darauf konzentrieren, seine Leistung weiter zu steigern, um seine strategischen Ziele für die kommenden Monate zu erreichen.

Am selben Tag zog Mutares seine Pläne für die Emission einer neuen Unternehmensanleihe sowie die potenzielle Rückzahlung der bestehenden Mutares-Anleihe 2020/24 in Höhe von 80 Mio. Euro "aufgrund der bestehenden Kapitalmarktbedingungen" zurück und erklärte, diese zunächst nicht weiter zu verfolgen, solange sich die Kapitalmärkte nicht stabiler zeigten.

Starke Geschäftszahlen

Unterm Strich schlägt sich Mutares in diesem Wirtschafts- und Marktumfeld hervorragend, wie die 9-Monatszahlen belegen.

Die Umsatzerlöse der Mutares-Holding aus Beratungsleistungen an verbundene Unternehmen und Management Fees stiegen in den ersten 9 Monaten 2022 um 28 % auf 45,5 Mio. Euro an. Der Anstieg ist eine Folge der hohen Transaktionsaktivität und eines dadurch vergrößerten Portfolios. Umsatzerlöse und Dividenden aus dem Portfolio ergeben das sog. "Portfolio Income", welches sich für die ersten neun Monate 2022 auf 49,4 Mio. Euro (Vorjahr: 36,0 Mio.) beläuft. Damit ergibt sich ein Nettoergebnis der Mutares-Holding für die ersten 9 Monate 2022 von 16,2 Mio. Euro gegenüber 17,6 Mio. im Vorjahreszeitraum.

Während im Vorjahreszeitraum aus dem Verkauf der Anteile an der STS Group AG ein deutlich positiver Effekt resultierte, zeichnet im Berichtszeitraum das ausgebaute Beratungsgeschäft verantwortlich für einen deutlich positiven Ergebnisbeitrag. Gleichzeitig werden für das 4. Quartal 2022 noch Dividenden von Portfoliounternehmen sowie Exit-Erlöse aus dem Verkauf von Beteiligungen erwartet.

Der Mutares-Konzern erzielte in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2022 Umsatzerlöse von 2.677,6 Mio. Euro (Vorjahr: 1.762,7 Mio.). Der deutliche Zuwachs basiert vor allem auf der hohen Transaktionsaktivität im 2. Halbjahr 2021 sowie im Berichtszeitraum. Die Gewinne aus günstigem Erwerb ("Bargain Purchase") waren erneut ein wesentlicher Treiber für das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) des Konzerns, das sich in den ersten 9 Monaten 2022 auf 149,2 Mio. Euro belief. Das deutlich höhere Konzern-EBITDA des Vorjahreszeitraums in Höhe von 496,5 Mio. Euro war im Wesentlichen durch den Gewinn aus dem Erwerb von Lapeyre getrieben, also der hierbei vereinnahmten Bargain Purchase. Das insbesondere um die Einflüsse aus den geschäftsmodellimmanent regelmäßigen Veränderungen in der Zusammensetzung des Portfolios bereinigte Adjusted EBITDA beläuft sich für die ersten 9 Monate 2022 auf -37,7 Mio. Euro (Vorjahr: -30,3 Mio.) und wurde in starkem Maße durch die externen Rahmenbedingungen, allen voran durch die rückläufigen Absatzvolumina und erhebliche Preissteigerungen im Bereich von Energie und Rohmaterialien belastet, insbesondere im Segment Automotive & Mobility.

Mutares ist dank der internationalen Präsenz hervorragend positioniert, um einen kontinuierlichen Transaktionsfluss zu realisieren und die zahlreichen Chancen, die sich aufgrund des derzeitigen Markt- und Konjunkturumfeldes bieten, zu nutzen und das Portfolio weiter auszubauen. Die aktuelle Deal-Pipeline summiert sich zu einem Umsatzvolumen von mehr als 8 Mrd. auf.

In den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2022 hat Mutares elf Akquisitionen getätigt, weitere kamen nach dem Stichtag für das 3. Quartal bereits hinzu, sodass die Zielvorgabe mit durchschnittlich einer Transaktion pro Monat für das laufende Geschäftsjahr bereits erfüllt wurde. In den nächsten Monaten liegt der Fokus darauf, aus dem in diesen herausfordernden Zeiten stark steigenden Opportunitäten-Pool weiteres Wachstum zu generieren und speziell im europäischen Ausland weiter zu expandieren.

Gleichzeitig ist es Mutares trotz des herausfordernden Umfelds gelungen, zwei erfolgreiche Exits zu realisieren und auch für die folgenden Quartale sieht der Vorstand gute Chancen, weitere Exits der sich in der Harvesting-Phase befindenden Portfoliounternehmen, wie Clecim, La Rochette, Terranor oder SABO, zu realisieren.

Umsatzwachstum in allen Segmenten

Die Umsatzerlöse des Segments Automotive & Mobility beliefen sich im Berichtszeitraum auf 707,8 Mio. Euro (Vorjahr: 508,8 Mio.). Dabei trugen vor allem die Umsatzbeiträge der zu Beginn des 2. Halbjahres 2021 erworbenen Light Mobility Solutions zum deutlichen Anstieg bei. Das EBITDA des Segments betrug in den ersten 9 Monaten 48,3 Mio. Euro (Vorjahr: 95,2 Mio.) und wurde von Bargain Purchases aus den Akquisitionen des 3. Quartals positiv beeinflusst, insbesondere der von MoldTecs zum 30. September 2022. Dagegen wirkten sich die externen Faktoren, insbesondere rückläufige Absatzvolumina und erhebliche Preissteigerungen im Bereich von Energie und Rohmaterialien, weiter negativ auf das Adjusted EBITDA des Segments aus, das dadurch mit -47,9 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert lag (-10,5 Mio.), aber gleichzeitig im Quartalsverlauf ausgehend vom 1. Quartal einen positiven Trend aufweist.

Die Beteiligungen des Segments Engineering & Technology erzielten in den ersten 9 Monaten 2022 Umsatzerlöse von 880,3 Mio. Euro (Vorjahr: 650,1 Mio.). Maßgeblich für den Umsatzanstieg waren neben dem erfreulichen organischen Wachstum insbesondere die vollständige Einbeziehung der im Vorjahr erworbenen Beteiligungen (La Rochette Cartonboard und Clecim) sowie die Akquisitionen im Berichtszeitraum (Special Melted Products und VALTI). Gewinne aus Bargain Purchases für im Berichtszeitraum abgeschlossene Akquisitionen trugen zu einem deutlich positiven EBITDA von 88,6 Mio. Euro bei (Vorjahr: 48,1 Mio.). Das Adjusted EBITDA von -2,0 Mio. Euro (Vorjahr: -9,9 Mio.) konnte unter anderem aufgrund der positiven Entwicklung bei La Rochette, Clecim, Royal de Boer und Japy Tech erfreulich verbessert werden, wurde auf der anderen Seite aber von den noch negativen Ergebnisbeiträgen der Akquisitionen des Berichtszeitraums belastet.

Die Umsatzerlöse des Segments Goods & Services beliefen sich in den ersten 9 Monaten 2022 auf 1.091,1 Mio. Euro (Vorjahr: 603,3 Mio.). Verantwortlich für den Anstieg waren vor allem der Erwerb von Lapeyre im Juni 2021 sowie die Akquisition von Frigoscandia zum Ende des Geschäftsjahres 2021. Das EBITDA des Segments belief sich im Berichtszeitraum auf 9,5 Mio. Euro. Auf das EBITDA des Vorjahreszeitraums von 379,2 Mio. Euro hatte insbesondere der Gewinn aus Bargain Purchases aus der Akquisition von Lapeyre einen maßgeblich positiven Einfluss. Das Adjusted EBITDA lag im Berichtszeitraum bei 6,9 Mio. Euro (Vorjahr: -11,6 Mio.) und spiegelt die erfreuliche operative Entwicklung wider, insbesondere bei Frigoscandia, Terranor und SABO.

Bestätigung der Jahresprognose

Quelle: wallstreet-online.de
Basierend auf der bisherigen Entwicklung im Geschäftsjahr 2022 sowie den abgeschlossenen und unterzeichneten Akquisitionen hat der Vorstand die Prognose für das Geschäftsjahr 2022 bestätigt. Aufgrund des nach wie vor herausfordernden Umfelds sieht der Vorstand die künftige Entwicklung der Portfoliounternehmen und des Konzerns insgesamt in Bezug auf die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage aber maßgeblich beeinflusst vom weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine und den als indirekte Auswirkungen einhergehenden Störungen der Lieferketten, signifikanten Preissteigerungen für Rohmaterialien, Vorprodukte und Energie, Zinserhöhungen und einer weiter anhaltenden hohen Inflationsrate sowie einer sich insgesamt ergebenden Abschwächung der Konjunktur. Es besteht somit das Risiko für einzelne Portfoliounternehmen im Mutares-Konzern, dass sich der deutliche Anstieg der Beschaffungspreise sowie das Wegbrechen von Umsätzen negativ auf das Ergebnis sowie die Finanzlage der Gesellschaften auswirken sowie die Restrukturierungsprozesse verlangsamen könnte.

Der Jahresüberschuss der Mutares-Holding, der sich aus Umsatzerlösen aus dem Beratungsgeschäft einerseits und andererseits aus Dividenden von Portfoliounternehmen sowie Exit-Erlösen aus dem Verkauf von Beteiligungen speist, wird im Gesamtjahr 2022 in einer Spanne von 72 Mio. bis 88 Mio. Euro erwartet. Damit geht der Vorstand auf Basis der aktuellen Planungen davon aus, dass auch für das Geschäftsjahr 2022 ein ausreichend hoher Jahresüberschuss erzielt werden kann, um die Dividendenfähigkeit der Mutares SE & Co. KGaA „auf dem Niveau der Markterwartung sicherzustellen“. Konkreter lässt sich der Vorstand hierzu nicht aus, aber man darf dies wohl als 1 Euro Basisdividenden und etwa 50 Cents Erfolgsdividende verstehen, also das Vorjahresniveau.

Das aktuelle Markt- und Konjunkturumfeld bietet umfangreiche Chancen, das Portfolio signifikant auszubauen, erklärt das Mutares-Management, und bekräftigte daher jüngst auch die Mittelfristziele, die bis zum Geschäftsjahr 2025 einen Anstieg des Konzernumsatzes auf rund 7,0 Mrd. Euro und einen Jahresüberschuss der Mutares-Holding in einer Spanne von 125 Mio. bis 150 Mio. Euro vorsehen.

Bewertung

Mutares kauft immer mehr Unternehmen mit immer mehr Umsatz ein, die aber erstmal Verluste produzieren und somit das Konzernergebnis belasten und ins Minus drücken. Diese Verluste und die Gewinne der bereits wieder erfolgreichen Mutares-Töchter sind vergleichsweise leicht zusammenzustellen und prägen daher die Kennzahlenvergleiche in den Finanzportalen. Doch die wahre Gewinnentwicklung einzuschätzen, fällt schwer. Maßgeblich spielen hier die Gewinne aus Beteiligungsverkäufen eine Rolle, aber auch Bargain Purchases bei der Übernahme neuer Töchter. Wann und in welcher Höhe die Deals erfolgen, ist kaum vorhersagbar, denn dies hängt auch von den vorherrschenden Marktbedingungen ab.

Wie eingangs beschrieben sind die Aktionäre nicht am Konzern beteiligt, sondern an der Holding. Unter dieser sind zwar die Töchter angesiedelt, aber sie erzielt ihre Einnahmen aus den Beraterhonoraren und Gewinnabführungen der erfolgreichen Töchter. Und den Verkaufserlösen.

Die Ergebnisschätzungen der Analysten sehen zum Jahresanfang daher immer sehr negativ aus, doch mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Einkauf und jedem Verkauf erhöhen sich die Ergebniszahlen – die verkaufsgewinne und die Bargain Purchases summieren sich und die Gewinnschätzungen legen im jahresverlauf weiter zu. Man muss daher leider feststellen, dass die Angaben auf den Finanzportalen bis zur Jahresmitte so gut wie keine valide Aussagekraft haben.

Bullcase vs. Bearcase

Wie gesagt, die exakte Höhe des Jahresüberschusses lässt sich nur schwer vorhersagen. Und doch zeigen die Zahlen in 2022, dass Mutares sehr erfolgreich unterwegs ist. Und das, angesichts eines für Mutares sehr herausfordernden Geschäftsumfelds.

Der Markt bringt Mutares eine erhebliche Portion Skepsis entgegen. Hierin liegt die große Chance für "hartgesottene" Anleger, wie Börsenlegende André Kostolany sie nannte. Kaufen, wenn kein anderer die Aktie kaufen will und wenn es gute Argumente gibt, die für das Unternehmen sprechen. So agiert auch Mutares selbst; der Markt für Verkäufe im Automotivesektor ist komplett versiegt, alleine Mutares kauft hier ein. Dem entsprechend zu Schnäppchenpreisen. Das bringt starke Zweifel mit sich, denn in diesem Segment häufen sich die Insolvenzen. Ja, genau, doch das ist das Geschäftsmodell von Mutares: kaufen, was keiner haben will und was billig ist, anschließend umstrukturieren, Kosten senken, neu positionieren und wenn es zurück in der Erfolgsspur ist und die Interessenten sich die Finger lecken, dann wird Kasse gemacht. Klingt einfach, ist es aber natürlich nicht. Auch Mutares gelingt nicht jeder Schlag, aber man verdient hervorragend im Erfolgsfall und das überkompensiert die Fehlgriffe.

"Es kommt nicht darauf an, ob man richtig liegt oder falsch. Entscheidend ist, wie viel man verdient, wenn man richtig liegt, und wie viel man verliert, wenn man falsch liegt."
(George Soros)

Mutares ist kein Sprint, sondern man muss über die lange Distanz gehen. Wer die Unsicherheitsfaktoren akzeptieren kann, findet in Mutares ein aussichtsreiches und stark wachsendes Unternehmen in einem boomenden Segment mit der Aussicht auf üppige Dividenden und deutliche Kurssteigerungen.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Mutares wissen muss

  1. Der Sanierungsspezialist sieht in der aktuellen Wirtschaftslage außergewöhnliche Chancen und hat deshalb letztes Jahr sein Eigenkapital um rund ein Drittel erhöht, um möglichst viele interessante Unternehmen zukaufen zu können.
  2. Mutares hat seine Mittelfristplanung veröffentlicht und will 2024 mit seinen Konzerntöchtern bereits 7 Mrd. Euro umsetzen nach 5 Mrd. in 2023.
  3. Mutares peilt mittel- bis langfristig ein Nettoergebnis auf Holdingebene von 1,8 bis 2,2 % des Konzernumsatzes an. Dies liefe auf einen Überschuss für 2025 von rund 125 bis 150 Mio. hinaus. 2019 lag der Jahresüberschuss bei 20,8 Mio. Euro, 2020 bei 27,1 Mio.
  4. Das schwierige Umfeld aus hohen Energiepreisen, steigenden Zinsen, wirtschaftlichem Abschwung belastet auch Mutares, bietet jedoch andererseits auch große Chancen. Heute wird die Saat für die Ernte der nächsten Jahre gelegt.
Disclaimer: Habe Mutares auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

7 Kommentare:

  1. Hi Michael,
    wieder mal ein Artikel der sehr fundiert ist und viel Arbeit drin steckt!
    Seit gestern bin ich hin und weg von der UeT!
    Ich weiss, dass Du die früher auch mal im Blick hattest!
    Was meinst Du zu den News von UeT?
    Viele Grüße
    Julian

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    1. Moin Julian,
      vielen Dank für das nette Lob. UeT hatte ich lange im Blick und auch länger im Depot. Aber die Visibilität ist bis heute nicht gegeben. Die soeben verkündeten Zahlen besagen leider nicht viel, denn es sind nur "ausgewählte" Zahlen gewesen und keine Geschäftsergebnisse. Ein Unternehmen, das seit vielen Jahren Verluste schreibt und eine sehr angeschlagene Bilanz hat, meldet, dass man "auf operativer Basis" in der Gewinnzone gelandet sei. Also vor Berücksichtigung wesentlicher Faktoren wie Zinsen und Steuern. Dabei steht noch eine große Finanzierung aus (also wohl eine fette Kapitalerhöhung) - mal wieder. So viel Positives und vor allem Insolvenzverhinderndes kann ich leider noch nicht erkennen. Ein hoher und wachsender Auftragsbestand bringt gar nichts, wenn man bei jedem Euro Umsatz nur 90 Cents verdient. Wachstum ist dann keine Lösung. Mir fehlt bei UeT ein valider Businesscase, der von den Geschäftsergebnissen und der Bilanz getragen wird. Bisher, und das schon länger, gibt es leider nur Motivationsmeldungen aus der IR-Abteilung. Die UeT-Aktie ist damit kein Investment, sondern ein reines Gamble darauf, dass irgendwoher frisches Geld kommt und das Unternehmen irgendwann mal die Kurve kriegt. Und das geht schon bald 10 Jahre oder länger so. Zudem ist die Aktie sehr markteng und daher wenig liquide. Man kommt mit halbwegs normalgroßen Ordervolumen weder rein noch raus aus der Aktie. Das ist ein zusätzliches und nicht unerhebliches Risiko. Für mich sind hier (zu) viele Risiken, ohne dass mir die möglichen Chancen konkret genug wären.

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  2. Hallo Herr Kissig,

    wie schätzen sie den jüngsten smp-verkauf ein. In der harvest-phase befinden sich ja noch einige Unternehmen mehr, mit deren Exit man eher gerechnet hätte?!

    Die nun erfolgten Insider-Käufe untermauern meines Erachtens eine erfolgreiche Umsetzung der gesteckten Ziele 2023 ff.

    Da sie sich bereits ebenfalls seit Jahren mit diesem Unternehmen beschäftigen, würde ich mich über eine Einschätzung ihrerseits freuen.

    Viele Grüße

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    1. Mit SMP als Verkauf hätte ich erstmal auch nicht gerechnet. Mutares stellt seine Töchter ja offensiv dar und kommuniziert, in welchem Stadium des Sanierungszyklus sie sich befinden und damit auch, ob sie aus Sicht von Mutares bereit sind für einen Verkauf. Es ist aber so, dass dies die einseitige Einschätzung von Mutares ist und wenn ein Unternehmen eine Mutares-Tochter als Ergänzung für sein eigenes Leistungsangebot kaufen will, dann kommt es für Mutares ja weniger auf ein Durchziehen der eigenen Planungen an, sondern darauf, ob der potenzielle Käufer ein gutes neue Zuhause für die Tochter ist und ob sich das Ganze für Mutares finanziell auszahlt. Das Angebot des Kaufinteressenten muss halt insgesamt passen für Mutares und das scheint beim SMP-Verkauf der Fall zu sein.

      Mutares wird seinen Schnitt machen bei dem Deal und daran so viel verdienen, dass die in den nächsten Jahren zu erwartenden Sanierungsfortschritte bzw. der finanzielle Benefit aus diesen bereits jetzt abgegolten werden. Und der Käufer ist unter Umständen gar nicht an einem voll durchsanierten Unternehmen interessiert, weil er es ggf. in sein eigenes Unternehmen integrieren möchte.

      Viele Fragen, die so nicht zu beantworten sind. Fakt ist, dass SMP der größte Exit in der Mutares-Geschichte ist und dass sehr viel Geld in die Kassen fließt. Geld, das Mutares nun wieder neu investieren kann. Und mit dem Exit dürfte auch eine üppige Sonderdividende gesichert sein, so dass nun mindestens 1,75 Euro je Aktie fließen sollten, eher mehr.

      Ich fühle mich in meiner Einschätzung bestätigt, dass die aktuellen Zeiten für Mutares ziemlich lukrativ sind und dass man sich von den vermeintlich schlechteren Exit-Möglichkeiten nicht täuschen lassen sollte. Mutares hat viele Übernahmeziele auf dem Radar, während man für einen erfolgreichen Exit lediglich einen einzigen Käufer benötigt. Und das sind oftmals strategische Käufer, die nicht nur auf den Preis schauen.

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  3. Fett: Mutares aktualisiert die Dividendenstrategie: "Vor dem Hintergrund einer seit Jahren erfreulichen Geschäftsentwicklung, die durch ein nachhaltiges und kontinuierliches Umsatz- und Ergebniswachstum von Mutares geprägt ist, und aus Anlass des jüngst abgeschlossenen größten Exits der Mutares-Unternehmensgeschichte" wird Mutares "unverändert an einer nachhaltig ausgelegten Dividendenstrategie festgehalten, die nun jedoch (...) künftig eine jährliche Mindestdividende von €2,00 je dividendenberechtigter Aktie" vorsieht - und damit eine Verdopplung gegenüber dem bisherigen jährlichem Mindestziel einer Basisdividende von €1,00 je Aktie. "Vorstand und Aufsichtsrat sind davon überzeugt, dass dieses Ziel aufgrund der mittlerweile erreichten Konzerngröße von Mutares - ungeachtet des bezüglich der Erträge und Cash-Zuflüsse in einzelnen Geschäftsjahren potenziell volatilen Geschäftsmodells - von Mutares kontinuierlich erreicht werden kann."

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    1. Diese Meldung hat mich auch gefreut. Gleichzeitig frage ich mich aber, ob das Geld im jetzigen wirtschaftlichen Umfeld nicht besser in der Firma behalten wird, um Zukäufe und Sanierungskosten zu bezahlen. Anscheinend scheint das Management sehr zuversichtlich zu sein, dass es bald wieder aufwärts geht und nicht zu einer länger anhaltenden Stagnation kommt.

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    2. Ja, diese Frage stellt sich wirklich. Mich stört bei hohen Dividenden vor allem, wenn anschließend Kapitalerhöhungen durchgeführt werden. Das ist einfach sinnlos und vernichtet Wert! Bei Mutares läuft die Mindestdividende von €2,00 je Aktie auf eine Bruttoausschüttung von rund €41 Mio. hinaus, und wenn Mutares dauerhaft deutlich mehr als €100 Mio. an Gewinn erzielt, passt die Relation. Nur der Aktienkurs ist für beide Werte zu niedrig und sollte sich eher deutlich über der €30-Marke tummeln als sich mit der €25er-Marke abzumühen. Aber das kommt schon noch, wenn die Erfolge so anhalten und der Markt seine (viel zu große Skepsis) gegenüber Mutares ablegt. Darin liegt für heutige Aktionäre die zweite Chance: dass nicht nur die operativen Erfolge den Kurs antreiben, sondern auch der Markt Mutares die verdiente höhere Bewertung zugesteht.

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