Dienstag, 15. November 2022

Kissigs Portfoliocheck: Ken Fisher im Widerspruch? Raus aus China, rein in Starbucks

In meiner Kolumne "Kissigs Portfoliocheck" nehme ich regelmäßig für das "Aktien Magazin" von Traderfox die Depots der besten Investoren unserer Zeit unter die Lupe.

In meinem 212. Portfoliocheck nehme ich wieder das Depot von Ken Fisher vor, der mal Value Investor ist, wenn dieser Ansatz die besseren Renditen verspricht, und Growth Investor, wenn es hiermit mehr zu verdienen gibt. So riet er ebenfalls frühzeitig, auf das Wiedererstarken der Börsen zu setzen, auf eine "V-förmige" Erholung, nachdem die Kurse im Coronacrash abgestürzt waren. Die aktuellen Marktturbulenzen nach der massiven Korrektur stuft Fisher als W-Formation ein, also die Ausbildung eines doppelten Bodens, bevor die Kurse sich im Jahresverlauf dann zu neuen Höhen aufschwingen. Eine Botschaft, die leidgeprüfte Anleger wohl gerne glauben möchten.

Dabei setzt Fisher vor allem auf Technologie- und Wachstumsaktien für den Rebound. Diese hätten in der Korrektur deutlich underperformt gegenüber den Valueaktien, was aber nach Fishers Ansicht einen bestimmten Grund habe: an schlechten Tagen seien die Valueaktien vergleichsweise wenig eingebrochen im Gegensatz zu den Wachstumsaktien, während an positiven Börsentagen die Technologieaktien die Valuetitel outperformt hätten. Insgesamt habe es im 1. Halbjahr viel mehr schlechte als gute Börsentage gegeben, weshalb die Wachstumsaktien unterm Strich kräftigere Verluste zu verzeichnen gehabt hätten.

Im 3. Quartal 2022 dominieren in Fishers Portfolio folgerichtig weiterhin die Technologieaktien mit einem Anteil von 26,4 % (-1,7 %). Auf dem zweiten Rang folgen nun Finanzwerte mit 12,6 % (zuvor 10,8 %) vor zyklischen Konsumwerten mit 11,3 % (10,4 %). Die zuvor zweitplatzierten Gesundheitswerte rutschten mit 10,3 % nach bisher 12,4 % auf den vierten Rang ab. Neuer Fünfter sind Industriewerte mit 7,8 % (zuvor 6,6 %), die sich an den Kommunikationsdienstleistern vorbeigeschoben haben (6,2 % statt 7,8 %). Das von Fisher verwaltete Vermögen beläuft sich auf 133 Mrd. USD nach 140 Mrd. im Vorquartal und verteilt sich auf 1.028 Aktien, von denen 103 im letzten Quartal neu aufgenommen wurden. Die Turnoverrate lag bei vergleichsweise hohen 13 %.

Fishers drei Toppositionen sind weiterhin die alten. Apple wurde zwar um 10 % reduziert, bringt aber unverändert weiter gut 6 % Gewicht auf die Waage. Auf den Plätzen zwei und drei folgen unverändert Microsoft und Amazon, während Alphabet sich wieder auf Rang vier vorgeschoben hat. Auf seiner Verkaufsliste ganz oben standen Tencent Holdings und Alibaba. Der Schwenk Chinas hin zu einem absolutistisch geprägten Staat von Xis Gnaden bzw. einem Präsidialsystem mit einem handzahmen Parteikongress weckt weltweit große Befürchtungen. Insbesondere deshalb weil sich das zu einer Weltmacht aufstrebende China an einen Führer gebunden hat, der staatlicher Regulierung und Staatseingriffen wesentlich größeres Gewicht gibt als marktwirtschaftlichen Einflüssen. Unter seiner Ägide leiden große international aufgestellte chinesische Konzerne schon seit anderthalb Jahren und die Hoffnung auf eine Änderung dieser Politik sind nach dem Abwenden von Xis Ausscheiden nach seiner zweiten Amtszeit verpufft, da er den Parteikongress auf Linie gebracht und die Amtszeitbegrenzung ausgehebelt hat.

Neben den China-Giganten hat Fisher bei Aktien Kasse gemacht, wo sich die Kurse vergleichsweise stabil gehalten hatten: bei Apple, bei VISA und Costco. Im Gegenzug stockte er bei besonders abgestraften Aktien auf, wie Walmart und Blackstone, während er bei Charles Schwab neu einstieg. Und auch bei Starbucks deckte er sich massiv mit Aktien ein, nachdem dort eine neue Strategie verkündet wurde, die auf deutlich höhere Shareholder Returns abzielt – auf Basis weiterer großer Erfolge in China…

Disclaimer: Habe Alphabet, Amazon, Apple, Costco, Microsoft, Starbucks auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

2 Kommentare:

  1. Mann muss nicht jede aktie haben, auf Starbucks kann ich sehr gut verzichten und ich denke in einer Rezession viele andere Menschen auch.

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    1. Wer weiß. Allgemein kommen Starbucks, McDonald's und co gut mit Rezessionen zurecht. Man gönnt sich nicht viel, aber einen Kaffee oder Burger wird man sich noch leisten... Im Gegensatz einem echten Restaurantbesuch

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