Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich die eine oder andere meiner Analysen dann auch hier veröffentlichen.
Neben dem Hauptstandort in Brehna bei Leipzig betreibt Dermapharm weitere Produktions-, Entwicklungs- und Vertriebsstandorte innerhalb Europas, hier vorranging in Deutschland, sowie den USA. Dabei legt Dermapharm einen Schwerpunkt auf Forschung & Entwicklung, kauft aber auch gezielt Produkte und Unternehmen zu, um seine Leistungs- und Angebotsspektrum zu erweitern und dabei auch die Internationalisierung voranzutreiben. So hat das Unternehmen in den vergangenen 30 Jahren seine Geschäftsaktivitäten kontinuierlich optimiert und neben organischem Wachstum auch für externe Wachstumsimpulse gesorgt.
Dermapharm ist als Holding aufgestellt, unter der die selbstständigen Töchter agieren, und unterteilt seine Geschäftsaktivitäten in drei Segmente.
In der Pipeline hat Dermapharm hier mehr als 50 Entwicklungsprojekte und im vergangenen Jahr eine Reihe von Produktneueinführungen lanciert. Im Bereich Vitamine gab es die nationale und internationale Erweiterung des Dekristol-Sortiments. Bei Augenheilkunde bzw. Allergien wurde mit Levocamed Augentropfen und Nasenspray ein erstes Generikum als OTC-Produkt eingeführt. Das Schmerztherapieangebot wurde um Metamizol Injekt erweitert, ein exklusiv für Polen entwickeltes Produkt. Mit Calcipotriderm, einem Präparat zur äußerlichen Behandlung von Schuppenflechte, wurde das Angebot im Bereich Dermatologie ausgebaut und in der Frauenheilkunde wurde Diemono auf den Markt gebracht, ein Präparat zur Schwangerschaftsverhütung und Behandlung von Endometriose.
Die Gesamtkapazität von Dermapharm liegt damit künftig bei 580 Millionen Impfdosen im Jahr. Und kann auch für andere Impfstoffe als Corminaty verwendet werden, was unter Zukunftsgesichtspunkten nicht unerheblich ist. Denn die neuen Corona-Varianten haben sich zwar als aggressiver herausgestellt, aber auch deutlich weniger tödlich. Und obwohl die Infektionszahlen angesichts der kälteren Jahreszeit aktuell wieder in die Höhe schnellen, reduzieren die Länder ihre Impfstoffbestellungen doch merklich, worauf Moderna und BioNTech bzw. deren Partner Pfizer mit satten Preisanhebungen reagieren.
Für Dermapharm brachte die Kooperation einen starken Kursanstieg im Jahr 2021, doch mit dem Abebben der Pandemie baute sich auch das Übermaß an Euphorie im Kurs wieder ab; er steht bei knapp unter 40 Euro wieder dort, wo er 2020 unmittelbar vor dem Corona-Einbruch auch schon stand. Das Allzeithoch bei rund 90 Euro scheint nur noch eine blasse Erinnerung zu sein, dabei wurde es erst zum Jahresanfang markiert.
Arkopharma mit Sitz in Carros bei Nizza ist laut Dermapharm französischer Marktführer für Nahrungsergänzungsmittel und stellt frei verkäufliche Arzneimittel her, sogenannte OTC-Produkte. Im laufenden Geschäftsjahr will Arkopharma den Umsatz auf 200 Mio. Euro steigern nach 191 Mio. im Vorjahr. Dermapharm geht von einem Vollzug der Transaktion Anfang Januar 2023 aus.
Mit der Übernahme von Arkopharma würde Dermapharm neben dem Markteintritt in Frankreich vor allem die Marktpräsenz in Spanien und Italien stärken und sich außerdem Zugang zu Märkten wie Portugal, Belgien und den Niederlanden erschließen. Zudem erwartet man im Zusammenspiel mit Tochtergesellschaften weitere Synergien und Chancen für den Verkauf von weiteren Produkten innerhalb der Dermapharm-Gruppe.
Als Marktführer für Dronabinol in Deutschland und Österreich entwickelt, produziert und vermarktet die C³-Gruppe natürliche und synthetische Cannabinoide und ergänzt damit optimal das Segment "Pflanzliche Extrakte" der Dermapharm. Dronabinol, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Cannabinoide, findet vorwiegend in der Schmerz- und Palliativmedizin sowie der Onkologie und Neurologie Anwendung und deckt ein breites Spektrum chronischer und schwerer Erkrankungen ab.
In Deutschland werden bereits über 80.000 Patienten mit medizinischem Cannabis behandelt und Dermapharm geht von einer starken Zunahme in den nächsten Jahren aus. Mit der Übernahme des Marktführers für Dronabinol in Deutschland und Österreich will Dermapharm von einer starken Basis aus weitere europäische Märkte erschließen, in denen die Behandlung mit medizinischem Cannabis noch nicht so weit entwickelt ist wie in Deutschland.
Nachdem 2021 das erfolgreichste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte war, konnte Dermapharm den Umsatz im 1. Halbjahr 2022 um 10,1 % auf 471,1 Mio. Euro steigern. Das um Sondereffekte in Höhe von 6,1 Mio. Euro bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Konzerns legte um 8,5 % auf 148,7 Mio. Euro zu, während die bereinigte Konzern-EBITDA-Marge minimal um 0,4 % auf 31,6 % sank. Das unbereinigte Konzern-EBITDA belief sich nach den ersten sechs Monaten auf 142,6 Mio. Euro, eine Steigerung von 5,9 %, und die unbereinigte Konzern-EBITDA-Marge sank ebenfalls leicht um 1,2 % auf 30,3 %.
Insgesamt verlief die Entwicklung in den ersten sechs Monaten 2022 planmäßig, trotz erschwerter Rahmenbedingungen. Durch das verbindliche Kaufangebot für die französische Arkopharma wurden bereits die Weichen für weiteres Wachstum gestellt und sollen ab dem kommenden Jahr auch die internationale Ausrichtung insbesondere in West- und Südeuropa beschleunigen.
Umsatz- und ergebnisstärkstes Segment im 1. Halbjahr 2022 war "Markenarzneimittel und andere Gesundheitsprodukte", wo sich der Umsatz um 9,8 % auf 297,7 Mio. Euro erhöhte. Das unbereinigte EBITDA steigerte sich in den ersten sechs Monaten um 4,7 % auf 134,8 Mio. Euro, die unbereinigte EBITDA-Marge lag mit 45,3 % um 2,2 % unter dem Vorjahreswert. Dabei resultierte der Umsatz- und Ergebnisanstieg aus der weiterhin hohen Nachfrage nach Produkten zur Stärkung des Immunsystems, der Impfstoffkooperation mit BioNTech und dem organischen Wachstum in diesem Segment.
Im Segment "Pflanzliche Extrakte" erhöhten sich die Umsatzerlöse im 1. Halbjahr um 32,1 % auf 51,9 Mio. Euro. Das unbereinigte EBITDA wuchs um 8,3 % auf 9,1 Mio. Euro, die unbereinigte EBITDA-Marge verminderte sich um 3,7 % auf 17,6 %. Die Umsatzsteigerung ergab sich hauptsächlich aus den Erlösbeiträgen von AB Cernelle und der zum Jahresanfang zugekauften C³-Gruppe. Die weltweit gestiegene Nachfrage nach pflanzlichen Extrakten machte sich ebenfalls positiv bemerkbar.
Im Segment "Parallelimportgeschäft" konnte der negative Trend der vorangegangenen Monate gestoppt werden. Im 1. Halbjahr wurde ein Umsatzwachstum von 3,7 % auf 121,5 Mio. Euro erzielt. Das unbereinigte EBITDA verbesserte sich dementsprechend um 166,7 % auf 2,4 Mio. Euro, was einer unbereinigten EBITDA-Marge von 2,0 % entspricht. Diese Erhöhung setzt sich zum einen aus der Optimierung betrieblicher Prozesse zusammen und zum anderen aus einer im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Nachfrage nach OTC-Produkten. Allerdings belasten weiterhin ein rückläufiger Gesamtmarkt sowie höhere Rabatte an die Krankenkassen im Zuge des Gesetzes für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) das Segment.
In 2019 erfolgte dann eine annähernde Kursverdopplung, bevor der Kurs im Coronaabsturz wieder auf 30 Euro zurückfiel. Nach anderthalb Jahren Rallye erreichte der Aktienkurs zum Jahreswechsel 2021/22 bei 90 Euro sein bisheriges Allzeithoch und fiel seitdem im Zuge der allgemeinen marktschwäche auf inzwischen unter 40 Euro zurück. Hier nutzte Aufsichtsrat Wilhelm Beier Mitte Oktober seine Chance und kaufte 1,45 Millionen Aktien zum Preis von 38,50 Euro. Über seine Themis Beteiligungs-AG hat der Dermapharm-Mehrheitsaktionär damit knapp 56 Mio. Euro investiert.
Dermapharm setzt neben den eigenen Wirkstoffen aber noch auf eine andere Karte. So ist man im Juli 2021 als Minderheitsgesellschafter bei Corat Therapeutics aus Braunschweig eingestiegen und baut damit das Engagement zur Bekämpfung des COVID-19 Erregers aus. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung hatte die Dermapharm AG 24,9 % der Anteile an Corat Therapeutics übernommen, das ein Antikörper-Präparat zur Behandlung von COVID-19 entwickelt. Eine aktuelle Produktentwicklung des Unternehmens zur Behandlung von hospitalisierten COVID-19 Patienten mit moderaten bis schweren Symptomen befindet sich bereits in der Phase Ib/II der klinischen Studie und das Produkt habe die Anzahl an SARS-CoV-2 Viren in der Lunge um 99,4 % reduziert. Bis hier Handfestes zu verzeichnen ist, wird aber noch einige Zeit vergehen und von der ursprünglich mit dieser Beteiligung einhergegangenen Euphorie ist zurzeit nichts mehr zu spüren. Woraus sich eher positives Überraschungspotenzial ergibt.
Die Bewertung ist inzwischen vergleichsweise moderat, doch die Entwicklung im Bereich Corona und dem BioNTech-Impfstoff Comirnaty dürfte auch in den nächsten Monaten die entscheidende Stellschraube für die Unternehmens- und Kursentwicklung sein. Sollten es zu neuen Impfkampagnen kommen, dürfte auch die Dermapharm-Aktie kräftig profitieren. Ansonsten kaufen sich Anleger bei einem wachstumsstarken Pharmaunternehmen ein, das sein Wachstum auch über Zukäufe generiert.
Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 15/2022 vom 27.10.2022
Dermapharm: Pharmaerfolge jenseits von Corona
Die 1991 gegründete Dermapharm Holding ist mit einer Marktkapitalisierung von 2 Mrd. Euro kein kleines Unternehmen mehr, aber dennoch ist der wachstumsstarke Hersteller von Markenarzneimitteln Börsianern weitgehend unbekannt. Die Kooperation mit BioNTech, für die Dermapharm den COVID-19-Wirkstoff Comirnaty produziert, sorgte für einen Kurshype, ist allerdings nur ein Baustein im integrierten Geschäftsmodell der Gesellschaft, das die hausinterne Entwicklung und Produktion sowie den Vertrieb der Markenprodukte durch einen pharmazeutisch geschulten Außendienst umfasst.Neben dem Hauptstandort in Brehna bei Leipzig betreibt Dermapharm weitere Produktions-, Entwicklungs- und Vertriebsstandorte innerhalb Europas, hier vorranging in Deutschland, sowie den USA. Dabei legt Dermapharm einen Schwerpunkt auf Forschung & Entwicklung, kauft aber auch gezielt Produkte und Unternehmen zu, um seine Leistungs- und Angebotsspektrum zu erweitern und dabei auch die Internationalisierung voranzutreiben. So hat das Unternehmen in den vergangenen 30 Jahren seine Geschäftsaktivitäten kontinuierlich optimiert und neben organischem Wachstum auch für externe Wachstumsimpulse gesorgt.
Dermapharm ist als Holding aufgestellt, unter der die selbstständigen Töchter agieren, und unterteilt seine Geschäftsaktivitäten in drei Segmente.
Segment Markenarzneimittel und andere Gesundheitsprodukte
Dermapharm vertreibt im Segment "Markenarzneimittel und andere Gesundheitsprodukte" mehr als 1.300 Arzneimittelzulassungen mit über 380 pharmazeutischen Wirkstoffen. Das Sortiment von Arzneimitteln, Medizinprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln ist auf ausgewählte Therapiegebiete spezialisiert, in denen Dermapharm vor allem in Deutschland eine führende Marktposition besetzt.In der Pipeline hat Dermapharm hier mehr als 50 Entwicklungsprojekte und im vergangenen Jahr eine Reihe von Produktneueinführungen lanciert. Im Bereich Vitamine gab es die nationale und internationale Erweiterung des Dekristol-Sortiments. Bei Augenheilkunde bzw. Allergien wurde mit Levocamed Augentropfen und Nasenspray ein erstes Generikum als OTC-Produkt eingeführt. Das Schmerztherapieangebot wurde um Metamizol Injekt erweitert, ein exklusiv für Polen entwickeltes Produkt. Mit Calcipotriderm, einem Präparat zur äußerlichen Behandlung von Schuppenflechte, wurde das Angebot im Bereich Dermatologie ausgebaut und in der Frauenheilkunde wurde Diemono auf den Markt gebracht, ein Präparat zur Schwangerschaftsverhütung und Behandlung von Endometriose.
COVID-19-Impfstoff
Besonders im Fokus stand und steht Dermapharm allerdings wegen seiner Kooperation mit BioNTech hinsichtlich der Produktion von deren Corona-Impfstoff Comirnaty. Mitte 2020 füllt man deren Wirkstoff ab und diese Abfüllkapazitäten für den BioNTech-Impfstoff im Werk Sandersdorf-Brehna vor einiger Zeit für einen zweistelligen Millionenbetrag deutlich erweitert auf nun mit zu jährlich 250 Millionen Impfdosen. Des Weiteren wurde ein Werk aus der Unternehmensgruppe in Reinbek bei Hamburg im Frühjahr auf die Impfstoffproduktion umgestellt; dieses kam im Zuge der Übernahme der Allergopharma in den Dermapharm-Konzern.Die Gesamtkapazität von Dermapharm liegt damit künftig bei 580 Millionen Impfdosen im Jahr. Und kann auch für andere Impfstoffe als Corminaty verwendet werden, was unter Zukunftsgesichtspunkten nicht unerheblich ist. Denn die neuen Corona-Varianten haben sich zwar als aggressiver herausgestellt, aber auch deutlich weniger tödlich. Und obwohl die Infektionszahlen angesichts der kälteren Jahreszeit aktuell wieder in die Höhe schnellen, reduzieren die Länder ihre Impfstoffbestellungen doch merklich, worauf Moderna und BioNTech bzw. deren Partner Pfizer mit satten Preisanhebungen reagieren.
Für Dermapharm brachte die Kooperation einen starken Kursanstieg im Jahr 2021, doch mit dem Abebben der Pandemie baute sich auch das Übermaß an Euphorie im Kurs wieder ab; er steht bei knapp unter 40 Euro wieder dort, wo er 2020 unmittelbar vor dem Corona-Einbruch auch schon stand. Das Allzeithoch bei rund 90 Euro scheint nur noch eine blasse Erinnerung zu sein, dabei wurde es erst zum Jahresanfang markiert.
Segment Pflanzliche Extrakte
Im zweiten Segment "Pflanzliche Extrakte" verfügt Dermapharm mit der spanischen Euromed S.A über einen global führenden Hersteller von Pflanzenextrakten und pflanzlichen Wirkstoffen für die Pharma-, Nutrazeutika-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.Segment Parallelimportgeschäft
Das Geschäftsmodell von Dermapharm umfasst überdies das Segment "Parallelimportgeschäft", das unter der Marke "axicorp" betrieben wird. Ausgehend vom Umsatz gehörte Dermapharm in 2020 zu den fünf umsatzstärksten Parallelimporteuren in Deutschland.Übernahme von Arkopharma
Dermapharm kündigte im August den Kauf von Arkopharma an, um seine internationale Präsenz in West-Europa zu stärken und sich erstmals den Zugang zum französischen Markt zu erschließen. Verkäufer ist der Finanzinvestor Montagu Private Equity, dem Dermapham rund 450 Mio. Euro bezahlen wird.Arkopharma mit Sitz in Carros bei Nizza ist laut Dermapharm französischer Marktführer für Nahrungsergänzungsmittel und stellt frei verkäufliche Arzneimittel her, sogenannte OTC-Produkte. Im laufenden Geschäftsjahr will Arkopharma den Umsatz auf 200 Mio. Euro steigern nach 191 Mio. im Vorjahr. Dermapharm geht von einem Vollzug der Transaktion Anfang Januar 2023 aus.
Mit der Übernahme von Arkopharma würde Dermapharm neben dem Markteintritt in Frankreich vor allem die Marktpräsenz in Spanien und Italien stärken und sich außerdem Zugang zu Märkten wie Portugal, Belgien und den Niederlanden erschließen. Zudem erwartet man im Zusammenspiel mit Tochtergesellschaften weitere Synergien und Chancen für den Verkauf von weiteren Produkten innerhalb der Dermapharm-Gruppe.
Übernahme der C³ Cannabinoid ist fix
Bereits Ende Januar konnte Dermapharm das Closing seiner Übernahme der C³ Cannabinoid Compound Company GmbH von der Canopy Growth Germany GmbH verkünden. Zur C³-Gruppe gehören die deutschen Tochtergesellschaften Spectrum Therapeutics GmbH, THC Pharm GmbH The Health Concept, sowie die Spectrum Therapeutics Austria GmbH.Als Marktführer für Dronabinol in Deutschland und Österreich entwickelt, produziert und vermarktet die C³-Gruppe natürliche und synthetische Cannabinoide und ergänzt damit optimal das Segment "Pflanzliche Extrakte" der Dermapharm. Dronabinol, ein Wirkstoff aus der Gruppe der Cannabinoide, findet vorwiegend in der Schmerz- und Palliativmedizin sowie der Onkologie und Neurologie Anwendung und deckt ein breites Spektrum chronischer und schwerer Erkrankungen ab.
In Deutschland werden bereits über 80.000 Patienten mit medizinischem Cannabis behandelt und Dermapharm geht von einer starken Zunahme in den nächsten Jahren aus. Mit der Übernahme des Marktführers für Dronabinol in Deutschland und Österreich will Dermapharm von einer starken Basis aus weitere europäische Märkte erschließen, in denen die Behandlung mit medizinischem Cannabis noch nicht so weit entwickelt ist wie in Deutschland.
Halbjahreszahlen
Quelle: wallstreet-online.de |
Insgesamt verlief die Entwicklung in den ersten sechs Monaten 2022 planmäßig, trotz erschwerter Rahmenbedingungen. Durch das verbindliche Kaufangebot für die französische Arkopharma wurden bereits die Weichen für weiteres Wachstum gestellt und sollen ab dem kommenden Jahr auch die internationale Ausrichtung insbesondere in West- und Südeuropa beschleunigen.
Umsatz- und ergebnisstärkstes Segment im 1. Halbjahr 2022 war "Markenarzneimittel und andere Gesundheitsprodukte", wo sich der Umsatz um 9,8 % auf 297,7 Mio. Euro erhöhte. Das unbereinigte EBITDA steigerte sich in den ersten sechs Monaten um 4,7 % auf 134,8 Mio. Euro, die unbereinigte EBITDA-Marge lag mit 45,3 % um 2,2 % unter dem Vorjahreswert. Dabei resultierte der Umsatz- und Ergebnisanstieg aus der weiterhin hohen Nachfrage nach Produkten zur Stärkung des Immunsystems, der Impfstoffkooperation mit BioNTech und dem organischen Wachstum in diesem Segment.
Im Segment "Pflanzliche Extrakte" erhöhten sich die Umsatzerlöse im 1. Halbjahr um 32,1 % auf 51,9 Mio. Euro. Das unbereinigte EBITDA wuchs um 8,3 % auf 9,1 Mio. Euro, die unbereinigte EBITDA-Marge verminderte sich um 3,7 % auf 17,6 %. Die Umsatzsteigerung ergab sich hauptsächlich aus den Erlösbeiträgen von AB Cernelle und der zum Jahresanfang zugekauften C³-Gruppe. Die weltweit gestiegene Nachfrage nach pflanzlichen Extrakten machte sich ebenfalls positiv bemerkbar.
Im Segment "Parallelimportgeschäft" konnte der negative Trend der vorangegangenen Monate gestoppt werden. Im 1. Halbjahr wurde ein Umsatzwachstum von 3,7 % auf 121,5 Mio. Euro erzielt. Das unbereinigte EBITDA verbesserte sich dementsprechend um 166,7 % auf 2,4 Mio. Euro, was einer unbereinigten EBITDA-Marge von 2,0 % entspricht. Diese Erhöhung setzt sich zum einen aus der Optimierung betrieblicher Prozesse zusammen und zum anderen aus einer im Vergleich zum Vorjahr gestiegenen Nachfrage nach OTC-Produkten. Allerdings belasten weiterhin ein rückläufiger Gesamtmarkt sowie höhere Rabatte an die Krankenkassen im Zuge des Gesetzes für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) das Segment.
Ausblick auf Gesamtjahr bestätigt
Nach dem erfolgreichen Verlauf des 1. Halbjahres bestätigt der Vorstand die Jahresprognose für 2022 und erwartet einen Konzern-Umsatzanstieg zwischen 10 % und 13 % und eine Steigerung des bereinigten Konzern-EBITDA zwischen 3 % und 7 %.Insiderkauf
Dermapharm notiert seit dem Frühjahr 2018 an der Börse. Nachdem sich der Kurs an die 30-Euromarke herangetastet hatte, erfolgte zum Jahresende mit dem Gesamtmarkt ein kräftiger Einbruch bis auf 22 Euro, bei dem auch der Startkurs von 26,50 Euro unterschritten wurde.In 2019 erfolgte dann eine annähernde Kursverdopplung, bevor der Kurs im Coronaabsturz wieder auf 30 Euro zurückfiel. Nach anderthalb Jahren Rallye erreichte der Aktienkurs zum Jahreswechsel 2021/22 bei 90 Euro sein bisheriges Allzeithoch und fiel seitdem im Zuge der allgemeinen marktschwäche auf inzwischen unter 40 Euro zurück. Hier nutzte Aufsichtsrat Wilhelm Beier Mitte Oktober seine Chance und kaufte 1,45 Millionen Aktien zum Preis von 38,50 Euro. Über seine Themis Beteiligungs-AG hat der Dermapharm-Mehrheitsaktionär damit knapp 56 Mio. Euro investiert.
Bullcase vs. Bearcase
Dermapharm hat mit Gegenwind zu kämpfen, vor allem im Geschäft mit Parallelimporten. Bei der Impfstoffproduktion für BioNTech profitiert man hingegen und das dürfte noch einige Jahre anhalten, da der Bedarf an COVID-19-Wirkstoffen weiterhin hoch bleiben dürfte. Allerdings sind die ehemals sehr hochfliegenden Fantasien der Börsianer einem neuen Realismus gewichen, was sich auch im kräftig gesunkenen Aktienkurs bemerkbar macht. Das Unternehmen wird aktuell mit rund 2 Mrd. Euro bewertet und das KGV ist auf etwas über 10 zusammengeschrumpft.Dermapharm setzt neben den eigenen Wirkstoffen aber noch auf eine andere Karte. So ist man im Juli 2021 als Minderheitsgesellschafter bei Corat Therapeutics aus Braunschweig eingestiegen und baut damit das Engagement zur Bekämpfung des COVID-19 Erregers aus. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung hatte die Dermapharm AG 24,9 % der Anteile an Corat Therapeutics übernommen, das ein Antikörper-Präparat zur Behandlung von COVID-19 entwickelt. Eine aktuelle Produktentwicklung des Unternehmens zur Behandlung von hospitalisierten COVID-19 Patienten mit moderaten bis schweren Symptomen befindet sich bereits in der Phase Ib/II der klinischen Studie und das Produkt habe die Anzahl an SARS-CoV-2 Viren in der Lunge um 99,4 % reduziert. Bis hier Handfestes zu verzeichnen ist, wird aber noch einige Zeit vergehen und von der ursprünglich mit dieser Beteiligung einhergegangenen Euphorie ist zurzeit nichts mehr zu spüren. Woraus sich eher positives Überraschungspotenzial ergibt.
Die Bewertung ist inzwischen vergleichsweise moderat, doch die Entwicklung im Bereich Corona und dem BioNTech-Impfstoff Comirnaty dürfte auch in den nächsten Monaten die entscheidende Stellschraube für die Unternehmens- und Kursentwicklung sein. Sollten es zu neuen Impfkampagnen kommen, dürfte auch die Dermapharm-Aktie kräftig profitieren. Ansonsten kaufen sich Anleger bei einem wachstumsstarken Pharmaunternehmen ein, das sein Wachstum auch über Zukäufe generiert.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Dermapharm wissen muss
- Starke Forschungs- und Entwicklungspipeline sichert Wirkstoffe und damit Potenziale für die nächsten Jahre.
- Die Impfstoffproduktion für BioNTech bringt hohe Margen und dürfte die erweiterten Kapazitäten für einige Jahre auslasten. Danach dürfte Dermapharm auch abseits von Corminaty als Wirkstoffproduzent für Pharmaunternehmen interessant bleiben.
- Dermapharm wächst auch erfolgreich über Zukäufe. Die Arkopharma-Übernahme wird sich ab 2023 positiv in den Umsätzen und Ergebnissen bemerkbar machen.
- Der Aktienkurs hat viel des überbordenden Zukunftspotenzials aus dem Vorjahr wieder ausgepreist und stellt sich nun als vergleichsweise moderat bewertet dar.
Danke für den Bericht. Aber weshalb wird kein einziges Wort zur Dividende verloren? Die ist ja recht üppig, ebenso wie das Dividendenwachstum.
AntwortenLöschenNach den mir vorliegenden Schätzungen wird die Dividende bei Dermapharm eher sinken. Und das halte ich für durchaus glaubwürdig, weil aktuell ja viel Umsatz (und Gewinnbeitrag) aus der BioNTech/Corminaty-Kooperation fließt. Das dürfte tendenziell weniger werden und daher auch die Dividende wieder abbröckeln. Halte ich nicht für einen Beinbruch, aber einen besonderen Fokus auf die - schwankungsgefährdete - wollte ich nicht legen. Wenns anders kommt, umso besser. ;-)
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