Donnerstag, 3. November 2022

Kissigs Nebenwerte-Analyse zu KWS Saat: Erfolg als Partner der Landwirte

Im Magazin "Der Nebenwerte Investor" von Traderfox finden sich regelmäßig Analysen von mir zu deutschen Nebenwerten. Das Magazin ist kostenpflichtig und wer dieses oder eine der weiteren Börsenzeitschriften von Traderfox bestellen möchte, gelangt ▶ hier zur Übersicht.
Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich die eine oder andere meiner Analysen dann auch hier veröffentlichen.

Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 15/2022 vom 27.10.2022

KWS Saat: Erfolg als Partner der Landwirte

KWS ist eines der weltweit führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen. Das Kerngeschäft umfasst die Pflanzenzüchtung, die Produktion und der Vertrieb von Gemüse- und Getreidesaatgut, wobei die Schwerpunkte auf Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Gemüse-, Raps- und Sonnenblumensaatgut liegen. Bei Zuckerrübensaatgut ist man Marktführer in Europa, aber auch im Bereich Mais hat man sich in den letzten Jahren eine starke Marktposition erarbeitet.

Die heutige KWS Saat SE & Co. KGaA mit Sitz im niedersächsischen Einbeck geht auf das Jahr 1856 zurück und hat sich seitdem zum weltweit viertgrößten Saatguthersteller nach Umsatz aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen entwickelt und ist seit mehr als 15 Jahren Mitglied im Nebenwerteindex SDAX.

Seit 165 Jahren wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen eigenständig und unabhängig geführt und ist mit 85 Tochtergesellschaften weltweit aktiv. Über 5.000 Mitarbeiter in 70 Ländern erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021/2022 einen Umsatz von rund 1,55 Mrd. Euro.

KWS setzt modernste Methoden der Pflanzenzüchtung ein, um die Erträge der Landwirte zu steigern sowie die Widerstandskraft von Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge und abiotischen Stress weiter zu verbessern. Um dieses Ziel zu realisieren, investierte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr erneut mehr als 250 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung.

Kampf gegen die Nahrungsmittelknappheit

Die Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln leidet nach wie vor unter Verteilungsproblemen und der schlechten Ausnutzung von Anbauflächen. Dabei gehen die Anbauflächen weiter zurück durch Bodenerosion, Wassermangel und Ausweisung neuen Baulands und in der Folge hungert jeder neunte Mensch auf unserem Planeten.

Partner der Landwirte

KWS will hochwertiges Saatgut für gesunde und ertragreiche Pflanzen zur Verfügung stellen, sowohl für die konventionelle und auch die ökologische Landwirtschaft. Durch die Züchtungsarbeit sollen jedem Landwirt gezielt auf seinen Bedarf abgestimmte Sorten und Lösungen angeboten werden hinsichtlich der klimatischen Bedingungen sowie der spezifischen geologischen Gegebenheiten der jeweiligen Region. Dies ist die Grundlage für eine effiziente und ertragreiche Landwirtschaft und soll ausgewogene Fruchtfolgen ermöglichen, was die Auslaugung des Bodens verhindert und den damit einhergehenden Rückgang der Produktion.

Kernmärkte

Die wichtigste Jahreszeit für KWS ist der Frühling, da die Hauptmärkte des Unternehmens auf der nördlichen Halbkugel liegen: in Deutschland, Europa, Nord- und Südamerika und China. Hier werden dann Mais und Zucker ausgesät.

Organisation

Die KWS SAAT SE & Co. KGaA ist die Muttergesellschaft in der KWS Gruppe. Sie hat die strategische Führung inne und betreibt unter anderem die Vermehrung und den Vertrieb von Zuckerrüben- und Maissaatgut. Sie finanziert die Grundlagenforschung sowie die Züchtung des Sortenspektrums der KWS Gruppe und stellt ihren Tochtergesellschaften jährlich neue Sorten für die Vermehrung und den Vertrieb zur Verfügung.

Segment Mais

Das Segment Mais verzeichnete im Geschäftsjahr 2021/22 erneut ein starkes Wachstum, wobei der Umsatz um 21 % auf 935,4 Mio. Euro stieg. Dazu trug im Wesentlichen die Region Südamerika bei, wo der Umsatz um mehr als 70 % gesteigert werden konnte. In Europa erzielte KWS in einem wettbewerbsintensiven Umfeld ein Umsatzwachstum von rund 7 %. Der Umsatz des US-Gemeinschaftsunternehmen AgReliant konnte in lokaler Währung vor allem aufgrund höherer Absatzmengen für Sojabohnen-Saatgut um rund 3 % gesteigert werden.

Deutlich gestiegene Herstellungskosten sowie negative Auswirkungen des Ukrainekriegs belasteten das Segmentergebnis, das von 71,3 auf 57,2 Mio. Euro zurückging. Zudem wirkten sich geringere Ergebnisbeiträge des Gemeinschaftsunternehmens AgReliant negativ aus. Die EBIT-Marge des Segments sank entsprechend von 9,2 auf 6,1 %.

Segment Zucker

Der Umsatz des Segments Zuckerrüben stieg aufgrund des großen Erfolgs innovativer KWS Sorten deutlich um 12,2 % auf 588,4 Mio. Euro. Damit wuchs KWS stärker als der Markt und untermauerte so seine führende Weltmarktposition bei Zuckerrübensaatgut. Die starke Nachfrage nach CONVISO SMART, einem innovativen System zur Unkrautkontrolle, war erneut ein Treiber des Wachstums. Die entsprechenden Sorten sind inzwischen in 25 Ländern verfügbar und hatten mit etwa 19 % einen wesentlichen Anteil am Segmentumsatz. Als ein weiterer Wachstumsmotor erwiesen sich die neuen Sorten mit Cercospora-Toleranz (CR+), die bereits im zweiten Jahr der Markteinführung eine sehr starke Nachfrage verzeichneten.

Das Segmentergebnis stieg vor dem Hintergrund der positiven Umsatzentwicklung ebenfalls deutlich von 174,7 auf 195,0 Mio. Euro an, während die EBIT-Marge mit 33,1 % auf Vorjahresniveau lag.

Segment Getreide

Im Segment Getreide stieg der Umsatz um 13,2 % auf 216,4 Mio. Euro deutlich an. Wesentlicher Treiber war das starke Wachstum bei Rapssaatgut, wo insbesondere günstige Marktbedingungen sowie eine verbesserte Leistungsfähigkeit des Sortenportfolios zu einem Plus von 42 % führten. Auch das Geschäft mit Roggensaatgut entwickelte sich mit einem Plus von 4 % erfreulich, insbesondere in Deutschland; es hat mit rund 40 % einen wesentlichen Anteil am Segmentumsatz. Der Umsatz mit Weizensaatgut legte aufgrund positiver Marktbedingungen um rund 7 % zu, die Umsätze mit Gerstensaatgut lagen dagegen leicht unter dem Vorjahresniveau.

Vor dem Hintergrund der erfreulichen Umsatzentwicklung stieg das Segmentergebnis von 21,3 auf 29,5 Mio. Euro und die EBIT-Marge erhöhte sich von 11,1 auf 13,6 %.

Segment Gemüse

Die Umsätze im Segment Gemüse gingen im Berichtsjahr von 58,2 auf 54,3 Mio. Euro zurück. Spinatsaatgut war dabei mit knapp 60 % erneut Umsatzschwergicht. Während sich die Verkäufe in den USA wieder leicht erholten, verzeichnete das Segment in Europa und Asien eine rückläufige Nachfrage. Darüber hinaus führten schlechte Witterungsbedingungen während der Saatgutvermehrung in Neuseeland zu einer geringeren Produktverfügbarkeit. Das Geschäft mit Bohnensaatgut, das für rund 27 % der Umsätze steht, zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr robust.

Infolge des Geschäftsverlaufs sowie des planmäßigen Ausbaus der Züchtungsaktivitäten reduzierte sich das Segmentergebnis leicht von -18,1 auf -18,5 Mio. Euro.

Segment Corporate

Im Segment Corporate werden sämtliche übergreifende Kosten für die zentralen Funktionen der KWS Gruppe sowie Forschungsaufwendungen abgebildet, daher fällt das Segmentergebnis regelmäßig negativ aus. Die Umsatzerlöse im Segment sind von 6,0 auf 8,3 Mio. Euro angewachsen. Wesentlich hierfür war insbesondere ein preisbedingter Umsatzanstieg der landwirtschaftlichen Betriebe von KWS in Deutschland, Frankreich und Polen.

Das Segmentergebnis reduzierte sich im Wesentlichen aufgrund höherer Forschungsaufwendungen sowie positiver Effekte aus Finanzierungsinstrumenten im Vorjahreszeitraum auf von -92 auf -97,5 Mio. Euro.

Starke Jahreszahlen

Das Geschäftsjahr weicht vom üblichen Jahreszyklus ab und endet zum 30. Juni, während KWS aufgrund der Saisonalität seines Geschäfts nur rund ein Fünftel seiner Umsätze im ersten Halbjahr erzielt und daher in diesem Zeitraum traditionell rote Zahlen schreibt. Ein Vergleich der beiden Halbjahre ist daher wenig aufschlussreich, so dass sich der Jahresvergleich anbietet.

Quelle: wallstreet-online.de
Der Umsatz der KWS Gruppe stieg im Geschäftsjahr 2021/2022 deutlich um 17,5 % auf 1.539,5 Mio. Euro. Währungsbedingte Effekte wirkten sich dabei in Summe nur geringfügig aus. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 9,3 % auf 252,4 Mio Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 13,2 % auf 155,1 Mio. Die EBIT-Marge erreichte lag mit 10,1 % leicht unter dem Vorjahreswert von 10,5 %, während der Jahresüberschuss in Höhe von 107,8 Mio. Euro sowie das Ergebnis je Aktie von 3,27 Euro annähernd das Vorjahresniveau erreichten.

Finanzvorstand Eva Kienle sah mit den Geschäftszahlen einmal mehr die „Attraktivität und Resilienz des Geschäftsmodells als innovatives Saatgutunternehmen" bestätigt. Trotz erheblicher Belastungen durch inflationsbedingte Kostensteigerungen hätte KWS beim operativen Ergebnis deutlich zulegen können. Im neuen Geschäftsjahr wolle Man weiter wachsen und gleichzeitig auf hohem Niveau in Forschung & Entwicklung als Treiber einer nachhaltigen Innovationskraft investieren. Die bestehenden geopolitischen Risiken, zunehmende Wetterextreme sowie stark inflationäre Entwicklungen stellen für KWS dabei anhaltend herausfordernde Rahmenbedingungen dar.

Dividende

Der ordentlichen Hauptversammlung am 6. Dezember 2022 soll für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/2022 die Ausschüttung einer unveränderten Dividende in Höhe von 0,80 Euro je Aktie vorschlagen werden. Die Summe von 26,4 Mio. Euro entspräche einer Ausschüttungsquote von 24,5 %, mit der KWS weiterhin im Rahmen seiner an der Ertragskraft des Unternehmens ausgerichteten Ausschüttungspolitik einer Dividendenzahlung von 20 bis 25 % des Jahresüberschusses der KWS Gruppe treu bleiben würde.

Ausblick

Für die KWS Gruppe wird im Geschäftsjahr 2022/2023 ein Umsatzwachstum von 7 bis 9 % bei einer EBIT-Marge zwischen 10 und 11 % erwartet. Die Forschungs- & Entwicklungsquote soll in einer Spanne von 18 bis 20 % liegen. Für die Produktsegmente Mais, Zuckerrüben, Getreide und Gemüse wird jeweils ein deutlicher Umsatzanstieg bei einer EBIT-Marge auf Vorjahresniveau prognostiziert, während für das Segment Corporate auf Basis der geplanten Kostenentwicklung ein EBIT von etwa -110,0 Mio. Euro erwartet wird.

Aktionärsstruktur

Mit einer Marktkapitalisierung von 1,95 Mrd. Euro gehört KWS nicht mehr zu den Leichtgewichten. Das Grundkapital von 99 Mio. Euro ist dabei in 33 Mio. Aktien aufgeteilt. Allerdings stehen dem Börsenpublikum nur rund 30 % der Aktien zum Handel zur Verfügung, da die Familien Büchting, Arend Oetker und Giesecke 54,4 % und die Tessner Beteiligungs GmbH 15,4 % der Stücke halten. Die Aktie ist daher entsprechend markteng.

Bullcase vs. Bearcase

In den letzten 10 Jahren hat sich der Aktienkurs sehr erfreulich entwickelt, auf Sicht von 5 Jahren stehen dank des jüngsten Kurseinbruchs allerdings nun mehr als 20 % Kursrückgang zu Buche.

Der Kursabschwung setzte bereits 2018 ein und dürfte auch auf die Sanktionen der EU gegen Russland aufgrund der Krim-Annektion und Russlands Vergeltungsmaßnahmen zurückzuführen sein. Denn Russland hat seitdem vor allem den Import von Agrarprodukten aus der EU verboten und dies betrifft die Kunden von KWS, die sich andere Absatzmärkte suchen mussten.

Darüber hinaus war zum 1. Oktober 2017 die sogenannte Zuckerquote der EU weggefallen, die eine Obergrenze der Zuckerproduktion in der EU festschrieb. Die Anbaufläche für Zuckerrüben schoss sprunghaft um 20 % in die Höhe, was zunächst die Nachfrage nach Saatgut deutlich erhöhte. andererseits mussten sich die Zuckerproduzenten in Europa seit langer Zeit erstmals wieder dem Weltmarkt stellen und der Zuckerpreis stürzte zwischen 2017 und 2018 um rund 50 % ab. Auf die Erholung des Preises erfolgte im Coronaabsturz ein erneutes Testen der Tiefstkurse, bevor eine stetige Erholung einsetzte. Aktuell notiert der Zuckerpreis nur noch einige Prozentpunkte unter seinem Niveau von 2017.

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie abhängig die Landwirtschaft von staatlichen Eingriffen ist, vor allem in der EU. Und in indirekter Folge auch Saatguthersteller. KWS hat diese Herausforderungen bisher immer gut gemeistert und dürfte langfristig vom steigenden Bedarf an individualisiertem und optimiertem Saatgut profitieren. Die Digitalisierung der Landwirtschaft, das sogenannte Smart Farming, dürfte diesen Trend weiter befeuern und KWS in die Karten spielen.

Als weiteres Geschäftsfeld expandiert KWS in den Bereich Gemüsesaatgut. Dazu hatte man im Geschäftsjahr 2018/2019 den niederländischen Gemüsesaatguthersteller Pop Vriend Seeds übernommen, der Saatgut für Spinat, Bohnen, Mangold und Rote Beete produziert.

Die 4 wichtigsten Dinge, die man über KWS wissen muss

  1. KWS ist der weltweit viertgrößte Produzent und Verkäufer von Pflanzen- und Saatgut mit Schwerpunkt auf Mais und Zucker.
  2. Mit der Übernahem von Pop Vriend Seeds erfolgte die Expansion in den Bereich des Gemüsesaatguts als weiterem Wachstumssegment.
  3. Das Geschäft ist stark saisonal geprägt und von Aktivitäten auf der Nordhalbkugel geprägt. Einzelne Quartalsergebnisse haben daher wenig(er) Aussagekraft.
  4. Weltweit gehen die Anbauflächen zurück bei steigendem Nahrungsmittelbedarf. Daher steigt die Nachfrage nach individualisierten und optimierten Saatgutlösungen.
Disclaimer: Habe KWS Saat weder auf meiner Beobachtungsliste noch in meinem Depot/Wiki.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen