Dienstag, 23. August 2022

Einfach gedacht: Bieten in einer Börsenkorrektur die größten Verlierer das größte Potenzial oder (immer noch vergleichsweise teure) Qualitätswerte?

Wir haben eine ausgewachsene Börsenkorrektur erlebt, das mieseste 1. Börsenhalbjahr seit 40 Jahren. Seitdem haben sich die Kurse wieder deutlich erholt und rückwirkend stellt sich der Einbruch als Kaufgelegenheit dar. Wie so oft und eigentlich immer in den letzten hundert Jahren. Denn langfristig steigen die Börsen, allen Katastrophen, Paniken und Crashs zum Trotz.

Doch nicht jede abgestürzte Aktie erholt sich wieder und egal, ob man bei steigenden oder fallenden Kursen Aktien kauft, es kommt stets darauf an, die besten, die richtigen Aktien auszuwählen. Aber woran erkennt man sie und bieten die am stärksten  abgestürzten Werte nicht auch die größten Erholungschancen? Nun, das kommt drauf an...

Rendite erzielt man nicht rückwirkend. Es zählt allein der Blick nach vorn. Beim Blick ins Depot nach einem kräftigen Börseneinbruch finden sich dort Aktien mit deftigen Kursverlusten, aber auch solche, die man erst kürzlich gekauft hat. Und - hoffentlich - auch Altpositionen, die noch deutlich im Plus liegen, auch wenn das Plus im allgemeinen Rückgang abgeschmolzen ist.

Es liegt in der Natur der Sache, dass uns die deutlichen grünen Vorzeichen emotional stärker erfreuen, als die blutroten Minuszahlen der Verlustbringer. Und unsere Psychologie, die emotionale Verwicklung, steht uns oft im Weg, wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen wollen. So verkauft manch einer seine Verlustaktien nicht, obwohl die Unternehmen ihr Geschäftsmodell gegen die Wand gefahren haben, weil er den Verlust nicht realisieren, nicht hinnehmen will. Also schleppt er lieber diese Kursleiche in seinem Depot weiter mit durch mit dem Hintergedanken, sie könnte sich ja irgendwann vielleicht doch noch mal erholen. Und damit setzt er sich bei jedem neuen Blick ins Depot erneut derselben Seelenqual aus. Ist das wirklich so schlau? Ist das wirklich der richtige Grund, an abgestürzten Aktien festzuhalten?

Nein, natürlich nicht. Es zählt der Blick nach vorn. Bei der Aktienauswahl darf unser Einstandskurs keine Rolle spielen! Bei der Aktienauswahl darf unser Einstandskurs keine Rolle spielen! Bei der Aktienauswahl darf unser Einstandskurs keine Rolle spielen! Denn der hat für niemanden eine Bedeutung, außer für uns selbst. Er kann und darf daher kein Faktor bei der Bewertung des Chance-Risiko-Verhältnisses der Aktie sein! Hier zählen alleine die künftigen Aussichten des Unternehmens.

Stock-Picking im Crash

Trotzdem neigen wir dazu, die vermeintlich billigsten Aktien zu kaufen in der Hoffnung, dass sich hier auch die größten Kurschancen verbergen. Doch so einfach ist es leider nicht.

Nach meiner fast 35-jährigen Börsenerfahrung ist das Fokussieren auf die stärksten Verlierer selten der richtige/beste Weg, erfolgreich in Aktien zu investieren. Die Annahme, dass die besonders stark abgestürzten Aktien auch besonders viel Kurspotenzial besitzen, ist schlichtweg falsch.

Ihr liegt ein psychologischer Irrtum zugrunde: der Ankereffekt. Man sieht das frühere Allzeithoch und sieht nur, dass der Kurs 50 % oder 100 % oder 150 % Luft hätte, um wieder dorthin zu steigen. Und daraus schlussfolgert man, die Aktie sei billig. Doch der Denkfehler liegt darin, dass der Allzeithochkurs nicht zwangsläufig gerechtfertigt gewesen sein muss, sondern es könnte sich auch um eine riesige Bewertungsblase gehandelt haben, einen durch Gier völlig übersteigerten Kurs. Und dann gibt es keinen Grund dafür, dass die Aktie sich wieder in diese Höhe aufschwingen sollte – sofern die fundamentale Entwicklung des Unternehmens dies nicht rechtfertigt.

Genau dies sollte aber die entscheidende Frage sein, die man sich bei der Aktienauswahl stellt. Nicht auf die ausgebombten Kurskrücken setzen, sondern auf die besten Unternehmen, die zu attraktiven Kursen zu kriegen sind.

Warren Buffett setzt auf Qualitätsunternehmen, Unternehmen mit einem herausragenden Management, mit einem robusten Geschäftsmodell, einem ökonomischen Burggraben und damit Preissetzungsmacht. Die Aktien dieser Unternehmen sind selten billig, sie sind selten diejenigen, die einem als "die nächste Kursrakete" in den Sinn kommen. Aber sie liefern Renditen ab, Jahr für Jahr. Die meisten Menschen kaufen sie leider zu selten oder gar nicht.

In einer Börsenkorrektur stürzen auch diese Aktien mit ab. Doch meistens nicht so stark wie die der anderen Werte. Sie wirken daher auch nach 15 % oder 20 % Kurseinbruch nicht billig, zumal wenn andere um 40 % oder 50 % abgestürzt sind. Daher werden dann lieber diese Kursloser gekauft in der Hoffnung, dass sie das größere Aufwärtspotenzial haben.

Zu meinen Größten Aktienpositionen in meinem stark fokussierten Depot (die 10 größten Werte machen gut 60% aus) gehören Costco, Microsoft, Thermo Fisher, Danaher. Keines dieser Unternehmen ist billig, keines war es beim Kurseinbruch, aber ich habe bei allen in den Einbruch hinein meine Position aufgestockt. Ich habe die Aktien also 15 % oder 20 % günstiger kaufen können also zu vor. Und das, obwohl die Unternehmen von den ganzen aktuellen Problemen (Preisexplosion bei Rohstoffen und Baumaterialien, Chipmangel, Lieferkettenstörungen, Ukrainekrieg, starker Dollar, Personalmangel) vergleichsweise wenig betroffen sind und über starke und sichere Cashflows und teilweise sehr hohe Cashreserven verfügen.

Ich wünschte, ich hätte so auch schon früher agiert. Aber in meinen ersten 20 Börsenjahren habe ich das nicht. Ich habe die Euphorie Ende der 1990er Jahre mitgemacht und auf die windigsten Internet- und Biotechwerte gesetzt. Und am Ende verloren. Ich habe auch viel Geld in der Finanzkrise 2008/09 verloren.

»Es braucht drei Bärenmärkte, um zu wissen, was zu tun ist. Der erste löscht dich fast aus, im zweiten lernst du zu überleben und den dritten packst du am Genick und genießt es.«
(Crispin Odey)

Seitdem hatte ich mehrfach kräftige Rücksetzer im Depot zu verzeichnen, wie 2011, 2016, 2018, 2020, 2022. Aber seit der Finanzkrise hat mich keine Korrektur, kein Crash mehr "umgehauen" oder psychologisch stark belastet, trotz der zeitweilig heftigen Kursverluste.

Ich habe überwiegend Qualitätsunternehmen im Depot und das sind die Firmen, die auch am besten durch Krisenzeiten kommen, deren solide Bilanzen und starken Cashflows sie zu sicheren Häfen macht und ihnen sogar Chancen durch Zukäufe strauchelnder Wettbewerber in diesen Zeiten bieten. Unternehmen, mit denen man relativ ruhig schlafen kann und die dennoch auf lange Sicht deutlich bessere Renditen einfahren als der Gesamtmarkt.

Die Aktien dieser Unternehmen kaufe ich gerne bei einem Kurseinbruch, denn die erholen sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später. Mit anderen Worten: Diese Aktien sind wirklich günstig, wenn der Markt crasht, nicht nur optisch.

»Wir kaufen großartige Unternehmen, weil man relativ leicht herausfinden kann, was wahrscheinlich passieren wird. Aber nicht, wann. Wir wollen uns nicht zu sehr auf das Wann konzentrieren, wir konzentrieren und auf das Was. Denn wenn wir mit dem Was richtig liegen, müssen wir uns über das Wann nicht allzu viele Sorgen machen.«
(Warren Buffett)

Ich hoffe, dass euch "meine Geschichte" neue Erkenntnisse bringen, die ihr für euer Investmentleben nutzen könnt. Der wichtigste Schritt beim Investieren ist, früh damit anzufangen. So kann der Zinseszinseffekt, das Compounding, seine größtmögliche Wirkung entfalten und den größten Teil der Arbeit beim Vermögensaufbau übernehmen.

Disclaimer: Habe Costco, Danaher, Microsoft, Thermo Fisher auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

10 Kommentare:

  1. Sag mal Michael, neben dem eigentlichen Thema des Threads:

    ich zumindest habe schon länger nichts mehr zu deinen ehemaligen "Highflyern" DIC Asset, Funkwerk oder Mutares gelesen. Wie bewertest du aktuell das Nebenwerte Segment. Die Branchen sind ja unterschiedlich, ich zumindest jage seit Tagen schon SDAX und MDAX sowie kleinere Segmente durch die Search Engines um herauszufinden, wie der Markt diese Unternehmenslagen sieht. Nicht auf den Kurs betrachtet, sondern gerade im Hinblick auf die wohl starken gesellschaftlichen Umwäzungen. Hälst du noch TItel wie die oben genannten oder fukossierst du dich stark auf deine aktuellen Schwergewichte und Turnarounf Spekulationen?

    Viele Grüße, Dagobert

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    1. Moin Dagobert,
      ich habe im Verlauf des 2. Quartals und auch darüber hinaus den Schwerpunkt bei US-Werten gesetzt und im Energiesektor; neben Vermilion Energy bei Energiekontor, PNE und clearvise.

      Bei den deutschen Nebenwerten bin ich eher vorsichtig, weil sich das wirtschaftliche Umfeld in und für Deutschland eintrübt und zwar nicht bloß vorübergehend, sondern die Energiekrise wächst sich zu einem anhaltenden Standortnachteil aus. Welche Branchen und Unternehmen damit gut/besser zurechtkommen werden, auch im internationalen Wettbewerb, ist dabei momentan noch schwer abzusehen.

      DIC Asset und der Immobiliensektor dürften eher zu den Verlierern gehören, weil Immobilien an Wert verlieren und die steigenden Zinsen sowie die explodierenden Energiepreise ebenfalls negative Auswirkungen haben werden.

      Funkwerk hat keine berauschenden Zahlen vorgelegt und da die Konditionen der Übernahme noch nicht klar sind, fällt eine Bewertung aktuell schwer. Mutares hingegen dürfte weiterhin operativ zu den Profiteuren der Entwicklung gehören. Auf der anderen Seite belastet das Marktumfeld die Exitseite und auch die geplatzte Anleiheemission zeigt, dass auch Mutares zu kämpfen hat. Stufe Mutares aber positiv ein und sehe auf mittlere und lange Sicht Kaufkurse.

      Bei Turnaround-Spekulationen halte ich mich etwas zurück, weil angeschlagene Unternehmen in Krisenzeiten weniger Reserven haben, um durchzuhalten. Unternehmen mit hohen, stetigen Cashflows sind hier eindeutig im Vorteil...

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  2. Hallo Michael,
    danke für Deine (ehrliche) Geschichte - mir ging es ähnlich und ich habe dann aber früh genug "die Kurve bekommen" und habe mich dann einer Dividenden orientierten Strategie genährt, mit der ich seit etwa 15 Jahren gut fahre. Das mit dem Zinseszinseffekt kann dabei aber gar nicht deutlich genug betont werden - über einen langen Zeitraum ist der nicht zu unterschätzen. Dabei habe ich aber stets auf eine Auswahl dividendenstärkerer Unternehmen gesetzt - ähnlich wie Charlie Munger, denn man baucht ja Geld, um es wieder anzulegen. Vorwiegend habe ich dann amerikanische Unternehmen gewählt, da sie ja 4 mal im Jahr eine Dividende ausschütten - dann kommt der Zinsenzinseffekt deutlich besser zum Tragen - zu einem Großteil (etwa 60%) bin ich da in amerikanische BDC's investiert (Goldman-Sachs BDC, Ares Capital, Main Street, FS KKR, Gladstone Capital, Hercules Capital) habe da aber ein wenig Angst, dass die Diversifizierung darunter leidet. Bisher ist ja noch keine BDC in die Insolvenz gegangen, so das ich meine, dass ich das Risiko einer geringen Diversifizierung noch für ein paar Jahre eingehen will, bevor ich dann (wenn ich ein wenig älter geworden bin) das Risiko minimiere und den Aktienbesitz mehr streuen werden.
    Gruß, Reginald

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    1. Moin Reginald,
      ich bin ja ein großer Fan des BDC-Geschäftsmodells und glaube, dass die Zeiten steigender Zinsen für BDCs sehr lukrativ werden.

      60 % auf einen Sektor zu setzen, ist aber mehr als risikoreich. Es kann immer was Unvorhergesehenes passieren, das alle bisherigen Wahrheiten über den Haufen wirft. Niemand hat geglaubt, dass der Immobiliensektor kollabieren könnte, oder dass Lehman, AIG oder General Motors pleite gehen könnten. Doch das passierte vor 15 Jahren.

      Du erzeugst mit den BDCs ja einen hohen Dividendenstrom; den könntest Du doch relativ einfach nutzen, um Dein Portfolio zu diversifizieren in andere Branchen. Keine BDCs mehr aufstocken, dafür andere Branchen/Unternehmen. Es gibt ja eine Reihe von attraktiven Werten/Branchen, wo es auch Dividenden zu holen gibt (wenngleich nicht solche Dividendenrenditen wie bei den BDCs).

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  3. Schau ich mir Nestle einer meiner Wunschkandidaten an, so muss man feststellen, dass die überhaupt nicht korrigiert haben und immer noch zu teuer sind.
    Wirklich günstig ist jetzt überhaupt nichts aber die Anleger haben nach 12 Jahren Boom einfach grösste Mühe mal vielleicht ein bis zwei Jahren überhaupt nichts zu machen und kaufen immer noch jeden Dip.
    Aber es ist wie es ist: Qualität zum Schnäppchenpreis gibt es nirgends und was heute günstig erscheint ist mit Risiko behaftet.
    Ich kaufe nicht!

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    1. Buy the dip war/ist seit Jahrzehnten die bewährteste Anlagestrategie, da die Aktienkurse langfristig immer steigen; die Grafik im Artikel "(reasons to sell") zeigt das auch deutlich, jedenfalls für die Zeit seit März 2009, de, Börsentiefpunkt der Finanzkrise. Jeremy Siegel hat errechnet, dass US-Aktien statistisch gesehen nach 12 Jahren Anlagedauer ein Verlustrisiko von null aufweisen. Und John Templeton sagte, der beste Zeitpunkt zum Kauf von Aktien seil wenn man Geld habe, denn die Erfahrung zeige, das nicht der Zeitpunkt für den Anlageerfolg entscheidet, sondern die Zeit (also die Haltedauer).

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    2. Hallo Michael,
      vielen Dank für deinen Blick auf den Ankereffekt. Dieser hemmt mich tatsächlich auch immer wieder. Ich habe zwar im Laufe der vergangenen Monate zugekauft, hätte es aber noch etwas beherzter machen können.
      Allerdings fällt es mir fast noch schwerer, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden bzw. zu ermitteln, wann eine Aktie angemessen bewertet ist. Du schreibst in deinem obigen Kommentar über John Templeton, dass dieser sagte, der beste Zeitpunkt zum Investieren sei, wenn man Geld habe. Allerdings liegt der Gewinn ja bekanntlich im Einkauf. Ich kann Aktien von dem besten Unternehmen kaufen, wenn aber der Kaufkurs bereits zu hoch ist, werde ich wenig Freude daran haben. Wie definierst du deinen Kaufkurs? Gehst du über Kennzahlen oder machst du aufwendigere Bewertungen wie z.B. DCF?

      Viele Grüße, Jahn

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    3. Moin Jahn,
      von Discounted Cashflow-Berechnungen halte ich nicht viel und stelle sie auch nicht an. Die Grundidee dahinter ist richtig und überschlägig sind das genau die richtigen Überlegungen: wird das Unternehmen steigende Gewinne erzielen und über welchen Zeitraum? Doch die Zahlenfreaks geben ihre Zahlen in ihr DCF-Modell ein und am Ende wird eine weitere Zahl ausgeworfen, die dann ein exakten Wert für die Aktie vorgaukelt. Ich sage bewusst vorgaukeln, weil diese Zahl alles andere als exakt ist. Die ist gewürfelt! Denn je nachdem, was man an Parametern im DCF-Modell eingibt, ergibt sich am Ende eine andere Zahl. Es können Leute mit den grundsätzlich gleichen Annahmen die gleiche DCF-Berechnung anstellen und trotzdem zu stark unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das ist ein bisschen so wie in der Geometrie: wenn man dort das Geodreieck leicht verzieht und dann einen Linie zeichnet, dann wird der Fehler umso offensichtlicher, je weiter sie sich vom Ausgangspunkt entfernt. Genauso verhält es sich mit den DCF-Eingaben. Eine leichte Fehleinschätzung bei den Parametern kann sehr starke Abweichungen beim ausgeworfenen Wert haben. Und weil die Parameter niemals objektiv sind, sondern von eigene, subjektive Annahmen sind (und damit ungenau oder eben gewürfelt), kann das Ergebnis auch nicht besser sein. Und genau genau aus diesem Grund verwenden ich keine DCF-Modelle und schenke diesen auch keine große Bedeutung. Sehe ich sowas in einer Analyse, dann schaue ich mir an, mit welchen Parametern und Annahmen gerechnet wurde und wenn ich die für plausibel halte, dann betrachte ich das Ergebnis als groben Richtungswert. Mehr aber auch nicht.
      1/2

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    4. 2/2
      Zum Thema Einstiegskurs und Kaufzeitpunkt möchte ich die "Zauberformel" GARP (Growth At a Reasonable Price) in den Raum werfen. Die geht wohl auf Peter Lynch zurück und bedeutet, was stärker profitabel wächst, darf höher bewertet sein. Weil das höhere Wachstum dies über die zeitschiene überkompensiert. Je weniger profitables Wachstum ein Unternehmen aufweist, desto stärker ist ein niedriger Einstiegskurs für die Gesamtrendite maßgeblich.

      Den richtigen oder gar besten Einstiegszeitpunkt zu finden, ist unmöglich; außer durch pures Glück. Niemand weiß, wie sich die Börse in den nächsten Tagen, Wochen, Jahren entwickeln wird. Die Kurse werden vor allem durch Emotionen und Psychologie gebildet und die ist nicht "greifbar" in der Vorausschau. Templetons Ratschlag ist daher einer der besten und in der konkreten Umsetzung hat er sich bewährt. Nur die Unternehmen kaufen, von denen man eine anhaltend positive Geschäftsentwicklung erwartet über die unterschiedlichen "normalen" Wirtschaftszyklen hinweg und diese Aktien möglichst günstig kaufen. Ich habe es ja beschrieben, wenn man auf die regelmäßig stattfindenden Börsenkorrekturen abzielt, dann kann man solche Qualitätsunternehmen ein- oder zweimal im Jahr mit 15 % oder 20 % Kursabschlag zum vorherigen Hoch kaufen. Das sind meistens immer sehr gute Einstiegszeitpunkte. Aber natürlich nicht immer. Wenn die Korrektur sich als Crash erweist und die Kurse um 50 % oder mehr einbrechen, dann hätte man die Aktien auch viel günstiger kaufen können. Aber... solche Crashs finden nur sehr selten statt, durchschnittlich einmal im Jahrzehnt. Wir haben seit 2000 eine Häufung, da wir bereits drei erlebt haben (2000, 2008, 2020) und bezogen auf die Wachstumsaktien könnte man auch 2022 als Crash werten und nicht mehr als Korrektur. Und da sind wir wieder bei der Zeitschiene: auf kurze Sicht ist es wahrscheinlich, dass Aktien auch deutlicher ins Minus rutschen können; auf lange Sicht schwindet dieses Risiko und die Chancen auf Kursgewinne nehmen immer weiter zu.

      Das gilt für die Durchschnittsaktie. Es wird immer welche geben, bei denen dieses Muster nicht zutritt. Wie bei jeder Statistik gibt es immer Ausreißer am Rand und die werden dann gerne als "Totschlagsbeispiel" herangezogen. So wie Amazon, die fast 20 Jahre brauchten, um ihren Hypekurs von 2000 wieder zu erreichen. Auch Microsoft brauchte dazu mehr als 10 Jahre, Cisco Systems hat das bisher nicht geschafft und die Deutsche Telekom erst recht nicht. Doch für die Mehrzahl der Unternehmen passt das.

      Warren Buffett rät: "Fügen Sie ein Portfolio von Unternehmen zusammen, deren summierte Gewinne über die Jahre steigen und der Marktwert Ihres Portfolios wird dies ebenfalls tun". Und wenn man dann noch die Korrektureinbrüche für seine Käufe nutzt, macht man schon das meiste richtig...

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  4. "nicht der Zeitpunkt für den Anlageerfolg entscheidet, sondern die Zeit (also die Haltedauer)."

    ...dass wenn es blöd läuft eine Wette auf die Restlebenszeit wird.
    Was sollte Templeton denn sonst sagen? Seine Fonds sollten immer gekauft werden und nicht nur wenn sie günstig sind.
    Ich bin Ü50 und kaufe nicht wenn Geld da ist, sondern wenn es mir günstig erscheint.

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