Broadcom kennen nur wenige Menschen, denn dieser führende Hightech-Konzern stellt keine Produkte für Endkunden her, sondern ist der Grund, weshalb sie funktionieren. Er ist das Rückgrat der Infrastruktur, die Smartphones, Wearables, Netzwerke und Rechenzentren miteinander kommunizieren lässt und den ganzen 'neusten heißen Shit' erst möglich macht. Zum Glück ist das Unternehmen börsennotiert und bietet so seinen Aktionären die Aussicht auf steigende Kurse und üppige Dividenden...
▶ Auszug aus der Dividendenausgabe 8/2022 des Börsendienstes "GewinnerAktien" vom 27.07.2022
Broadcom ist ein Halbleiterunternehmen und hat eine wechselvolle Geschichte hinter und vor sich, die durch zahlreiche Übernahmen geprägt ist. Das Unternehmen wurde 1961 von Hewlett Packard gegründet und firmierte unter dem Namen Avago. 2015 übernahmen Avago seinen Wettbewerber Broadcom für 37 Mrd. USD und übernahm dessen Namen. Die Übernahme des Handy-Chipherstellers Qualcomm für 117 Mrd. USD scheiterte 2018 am Veto des damaligen US-Präsident Donald Trump aus Gründen der nationalen Sicherheit. Beim Kauf des Softwarekonzerns CA Technologies sowie Ende 2019 der Enterprise-Sparte und den Markennamen des Cybersecurity-Spezialisten Symantec für zusammen rund 30 Mrd. USD hatte man mehr Erfolg. Jüngstes Objekt der Begierde ist VMware, ein Anbieter von Software-Lösungen im Bereich Cloud Computing sowie der Virtualisierung von Rechenzentrumsinfrastrukturen, für das Broadcom 61 Mrd. USD auszugeben bereit ist.
Übernahmen sind aber kein Selbstzweck. Broadcom ist ein breit aufgestellter Technologiekonzern, der in einigen Zukunftsbereichen "systemrelevante Dominanz" erzielt. Das Unternehmen entwirft, entwickelt und liefert weltweit verschiedene Halbleiterbauelemente mit "Schwerpunkt auf komplexen digitalen und Mixed-Signal-Bauelementen auf der Basis von komplementären Metalloxid-Halbleitern und analogen III-V-basierten Produkten". Klarer gesagt: Es ist in zwei Segmenten tätig: Halbleiterlösungen und Infrastruktursoftware.
Die Produkte des Unternehmens werden in verschiedenen Anwendungen eingesetzt, darunter Unternehmens- und Rechenzentrumsnetzwerke, Heimkonnektivität, Set-Top-Boxen, Breitbandzugang, Telekommunikationsgeräte, Smartphones und Basisstationen, Rechenzentrumsserver und Speichersysteme, Fabrikautomatisierung, Stromerzeugung und alternative Energiesysteme sowie elektronische Displays.
Die Halbleiterlösungen machen 75% vom Umsatz aus und werden überwiegend in den Kernmärkten Netzwerke, Breitband, Datacenter, Wireless und der Industrie abgesetzt. 25% vom Umsatz erwirtschaftet die noch junge Softwaresparte mit Security-Angeboten für Unternehmen. Sollte die VMware-Übernahme klappen wird der Anteil auf annähernd 50% anwachsen.
Auch dank der vielen Akquisitionen ist Broadcom zu einem hochprofitablen Technologiekonzern geworden. CEO Hock Tan verfolgt dabei eine klare Private-Equity-Mentalität: Er erwirbt führende Unternehmen in einer Branche und senkt dann die Kosten, während Broadcom jeden Geschäftsbereich in seine größere Unternehmensstruktur einbindet. Die Chips von Broadcom kommen jetzt in einer breiten Palette von Anwendungen zum Einsatz, darunter Netzwerke für Rechenzentren, Speichercontroller für Unternehmen sowie Automobil- und Industrieanwendungen, die sich auch in einer schwierigeren Wirtschaftslage gut entwickeln. Dabei sind die Halbleitergeschäfte von Broadcom sehr margenstark und generieren hohe Cashflows. Ein Großteil des weltweiten Datenverkehrs passiert auf seinem Weg mindestens einmal Komponenten von Broadcom und der rasant zulegende 5G-Rollout befeuert diesen Trend zusätzlich.
Starkes Wachstum, starke Zahlen
Broadcom konnte mit seinen Ergebnissen für das 2. Quartal des Geschäftsjahres 2022 überzeugen. Der Umsatz stieg um fast 23% auf 8,1 Mrd. USD, während der bereinigte Gewinn je Aktie von 6,62 im Vorjahr auf 9,07 USD zulegte. Die Analysten erwarten für das Gesamtjahr einen Gewinn je Aktie von 36,87 USD und damit 32% mehr als 2021.
Der Umsatz im Bereich Halbleiterlösungen wuchs um 77% auf 6,2 Mrd. USD, während der Bereich Infrastruktursoftware um 23 % auf 1,9 Mrd. USD zulegte. Im Geschäftsbereich Networking stieg er um 44% auf 2,2 Mrd. USD, bei Serverspeichern ging es 66% auf 939 Mio. USD nach oben, im Breitband-Segment um 24 % auf 1,1 Mrd. USD, im Wireless-Geschäft um 6% auf 1,7 Mrd. USD und das Industriegeschäft legte um 14% auf 254 Mio. USD zu dank der Stärke in den Bereichen Elektrofahrzeuge, Fabrikautomatisierung, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien.
Aktienrückkäufe und Dividenden satt
Broadcom kaufte fleißig eigene Aktien zurück und gab für die 4,7 Mio. Aktien durchschnittlich 590 USD aus. Das nächste Rückkaufprogramm hat ein Volumen von 10 Mrd. USD. Aber auch die Dividende ist attraktiv. Sie wurde seit 11 Jahren kontinuierlich gesteigert; im 10-Jahresschnitt um 142% und auf 5-Jahressichtum 31,5%. Und das, obwohl sich die Zahl der Aktien aufgrund der zahlreichen Übernahmen in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt hat. Zuletzt gab es Ende Juni 4,10 USD je Aktie und es dürfte bald mit einer weiteren satten Anhebung zu rechnen sein. Muss man einfach mögen…
Disclaimer: Habe Broadcom auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Hi Michael,
AntwortenLöschenwäre in diesem Fall nicht sogar VMware noch deutlich attraktiver, um an Broadcom-Aktien plus Cash-Gewinn zu kommen? Der Deal lautet ja:
Under the terms of the agreement, which has been unanimously approved by the boards of directors of both companies, VMware shareholders will elect to receive either $142.50 in cash or 0.2520 shares of Broadcom common stock for each VMware share. The shareholder election will be subject to proration, resulting in approximately 50% of VMware's shares being exchanged for cash consideration and 50% being exchanged for Broadcom common stock. Based on the closing price of Broadcom common stock on May 25, 2022, the total $138.23 per-share consideration represents a 44% premium to the closing price of VMware common stock on May 20, 2022, the last trading day prior to media speculation regarding a potential transaction, and a 32% premium to VMware's unaffected 30-day volume weighted average price (VWAP). Upon closing of the transaction, based on the outstanding shares of each company as of the date hereof, current Broadcom shareholders will own approximately 88% and current VMware shareholders will own approximately 12% of the combined company on a fully diluted basis.
VMware notiert aktuell bei ca. 118 USD. Hier liegen ca. 20 USD auf der Straße. Man bekommt also Cash + Broadcom-Aktien mit kleinem Abschlag. Richtig?
Ja, man kann anstelle der Broadcom-Aktie auch VMware kaufen und so einige Prozentpunkte an Extrarendite einfahren - sofern der Deal durchgeht. Das ist halt das Risiko, dass er doch nicht scheitert und man dann Aktien im Depot hat, die man eigentlich gar nicht wollte.
LöschenWarren Buffett fährt ja einen ähnlichen Kurs bei Activision Blizzard, wo er sich fast 10% der Anteile gesichert hat. Er erklärte hierzu ausdrücklich, es sei eine Arbitrage-Spekulation auf ein Zustandekommen der Übernahme durch Microsoft. Ähnliches hatte er 2017 auch bei Monsanto durchgezogen, als die von Bayer geschluckt werden sollten (mein Artikel dazu). In beiden Fällen setzt(e) er auf den sicheren Arbitragegewinn, bei Vollzug des Deals. Bei Monsanto hat er dabei fett abkassiert, bei Activision ist das Ende noch offen...
Ich habe mich für ein Direktinvestment in Broadcom entschieden, keine Arbitrage-Spekulation.
Moin Michael,
LöschenBroadcom ist ja ein sehr vielversprechendes Unternehmen in einer sehr relevanten Branche, wie in deinem Artikel und auch in anderen Analysen beschrieben. Auch die Kennzahlen im aktienguide sind meist positiv bis auf den Verschuldungsgrad von 1,89. Siehst du Broadcom damit in Zeiten gestiegener und steigender Zinsen als eher riskantes Investment?
Gruß Isabelle
Moin Isabelle,
Löschensteigende Zinsen bedeuten natürlich Mehrkosten für alle Unternehmen, auch für Broadcom. Die entscheidende frage ist eigentlich, ob sich Broadcom dem "Schweinezyklus" entziehen kann; alle Chiphersteller investieren momentan enorm, um ihre Kapazitäten hochzufahren. Die werden dann alle gleichzeitig am Start sein und das vermutlich während einer wirtschaftlich schwachen Phase. Also könnte es zu Überangeboten und damit Preisstürzen bei Chips führen. Das gilt natürlich vor allem für die "Allerweltschips", weniger für die Spezialchips, wie sie Broadcom oder Nvidia anbieten. Dennoch spielt der Markt gerade dieses Szenario und das belastet auch den Broadcom-Kurs.
Servus Michael,
AntwortenLöschenich verfolge deinen Blog schon ziemlich lange und bin erfolgreich auf den ein oder anderen Zug aufgesprungen. Vielen Dank dafür und bitte weiter so! Bzgl. Broadcom möchte ich mich rein auf die Arbitrage-Spekulation beschränken. Dazu habe ich folgende Frage an die Runde: In einem vorherigen Kommentar heißt es "... VMware shareholders will elect to receive either $142.50 in cash or 0.2520 shares of Broadcom common stock for each VMware share. The shareholder election will be subject to proration, resulting in approximately 50% of VMware's shares being exchanged for cash consideration and 50% being exchanged for Broadcom common stock." Habe ich nun die Möglichkeit 100% Barauszahlung von $142.50 zu wählen oder nur Anteilig? Ich verstehe den zweiten Teil mit der 50/50 Aussage nicht so recht.
LG
Thomas