Der März startete mit brutalen Kursverlusten aufgrund des Ukrainekriegs und der hieraus resultierenden Sanktionen des Westens. In den letzten Tagen kam es aber zu einer geradezu "V-förmigen" Erholung der Börsenkurse, auch wenn die Daten aus Wirtschaft immer negativer werden. Die Börsen und die Wirtschaft laufen nicht synchron, die Börsenkurse nehmen die Entwicklung für 12 Monate vorweg.
Die Earnings Season nähert sich ihrem Ende und die meisten Unternehmen konnten starke 2021er Ergebnisse vermelden. Aber der Ausblick auf 2022 wird oft weggelassen oder steht unter massivem Vorbehalt. Die Börse reagiert(e) oft mit Abstrafung, dabei verkünden die Unternehmenslenker nichts, was man sich mit einer normalen Portion gesundem Menschenverstands nicht selbst denken kann/könnte. Vieles ist also in den Kursen längst drin, vor allem Negatives, so dass positive Überraschungen schnell auch zu satten Kurssprüngen führen.
Dabei sollten Anleger aber unbedingt selektieren zwischen spekulativen Eintagsfliegen, die nur eine Bärenmarktrallye hinlegen, und solchen Aktien, bei denen die Unternehmen fundamental solide dastehen und auch in den aktuellen unsicheren Zeiten ordentliche abliefern werden. Mit solchen Unternehmen im Depot braucht man auch diese herausfordernden Zeiten nicht zu fürchten, selbst wenn der eine oder andere Aktienkurs trotzdem mal kurz unter die Räder kommen sollte. Top-Unternehmen haben immer Konjunktur, sowohl bei Global Champions als auch bei den Hidden Champions im Nebenwertesektor...
Putin hat alle Masken und Hemmungen fallen lassen. Künftig kann sich kein Politiker im Westen mehr darauf berufen, dass er es nicht gewusst hätte. Putin und damit auch Russland, sind kein verlässlicher Partner, keine Zukunftsoption (mehr). Ohne den Energiesektor ist Russland ein globaler Zwerg - ein Zwerg, der über Atomwaffen verfügt. Das muss man leider immer im Hinterkopf behalten.
Der Ukrainekrieg bringt aber neben der massiven Abhängigkeit von russischen Energielieferungen weitere Erkenntnisse: die russische Armee wird maßlos überschätzt im Westen. Sie ist strategisch schlecht aufgestellt, sie ist militärisch mies ausgerüstet, die seit Jahren bestehenden Sanktionen des Westens haben die russische Rüstungsproduktion weitgehend zerstört. Die Russen verfügen fast nur noch über ausrangierten Militärschrott. Das macht die Bedrohungslage aus dem Osten nicht geringer, wie sich gezeigt hat. Aber, auch das ist eine neue Erkenntnis, die NATO bietet viele Vorteile, sie erfährt eine neue Wertschätzung und die Europäer werden wieder lernen müssen, sich selbst zu verteidigen. Die Zeiten, in denen man sich einfach nur auf "den großen Bruder Amerika" verlassen hat, sind vorbei.
Des Weiteren hat der Ukrainekrieg die Epoche der Globalisierung beendet, so BlackRock-Chef Larry Fink. Es wird künftig wieder lokaler produziert werden, es wird viel strikter darauf geachtet werden, was an wen geliefert werden darf, sowohl bei Rüstungstechnik aber auch bei IT usw. Asien als "Werkbank des Westens" hat damit auch ein Stück weit ausgedient und die Europäer werden kaum den Fehler machen, sich nun Afrika als Billiglohnregion zuzuwenden. Jedenfalls nicht im großen Maßstab. Denn in den Kontinent hat längst China seine Krallen eingeschlagen und Asien durch Afrika zu ersetzen, würde das strategische Dilemma des Westens nicht beseitigen, sondern nur verlagern.
Aus diesen Entwicklungen wird in den nächsten Monaten und Jahren viel abzuleiten sein und es wird Branchen und Unternehmen geben, die massiv profitieren werden und solche, die unter die Räder kommen. Als Anleger muss ich mich hier nicht perfekt auskennen und aufstellen. "Mein Job" ist viel einfacher. Ich muss weiterhin "nur" mein Geld in die Unternehmen und das Management investieren, dass vermutlich die besten und klügsten Entscheidungen für sein Unternehmen trifft. Oder wie Warren Buffett Anlageerfolg definiert: "Good business, good management, good price".
Genau diese Rosinenpickerei ist es, die mir so viel Spaß macht und ich denke, ich werde meinem Hobby noch länger treu bleiben... ツ
Die Börsenentwicklung
Im vergangenen Monat schwankten die Börsen ganz erheblich und gaben in Deutschland und Europa unterm Strich deutlich nach - der Ukrainekrieg ist hier eben viel näher dran als an den USA und Europa ist abhängig von Russlands Energie, während die USA weitgehend energieautark sind. In den USA fielen die Verluste eher moderat aus. Technologieaktien performten insgesamt besser als Value-Aktien, was auch an den zwischenzeitlich aufgekommenen moderateren Zinsanhebungsprojektionen gelegen haben dürfte. Gut möglich aber, dass die Notenbanken (also die Fed) schneller an der Zinsschraube dreht, als mancher denkt, denn die Inflationsraten ziehen weltweit deutlich weiter an.
• Dow Jones: +2,36 % (YTD: -4,06 % // 1 Jahr: +5,43 %)• S&P 500: +3,09 % (YTD: -5,16 % // 1 Jahr: +14,19 %)• NASDAQ: 4,06 % (YTD: -9,52 % // 1 Jahr: +14,49 %)• DAX: -1,79 % (YTD: -9,94 % // 1 Jahr: -4,68 %)• MDAX: -1,98 % (YTD: -11,25 % // 1 Jahr: -1,75 %)• SDAX: +0,33 % (YTD: -12,29 % // 1 Jahr: -7,13 %)• TecDAX: +2,36 % (YTD: -16,68 % // 1 Jahr: -2,93 %)
Entwicklung meiner Wikifolios
Soweit mein kurzer Monatsrückblick. Jetzt kommen wir zur Entwicklung meiner drei Wikis:
Kissigs Nebenwerte Champions ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €2.740.100,-
144,49 (28.02.22: 130,00) +11,0 %
Rendite seit Start am 19.08.20: +44,3 %
Rendite in 2022: -3,1 % (YTD)
Rendite in 2021: +17,3 %
Rendite in 2020: +27,0 % (ab 19.08.)
Kissigs Quality Investments ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €898.300,-
111,81 (28.02.22: 109,14) +2,4 %
Rendite seit Start am 13.08.20: +11,7 %
Rendite in 2022: -16,3 % (YTD)
Rendite in 2021: +24,0 %
Rendite in 2020: +7,0 % (ab 13.08.)
Kissigs Turnaround-Spekulationen ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €107.200,-
77,96 (28.02.22: 83,51) -6,8 %
Rendite seit Start am 12.10.21: -22,1 %
Rendite in 2022: -14,0 % (YTD)
Rendite in 2021: -9,4 % (ab 12.10.)
Mein Nebenwerte Wiki hat sich erneut am besten geschlagen, obwohl Nebenwerte in Korrekturphasen tendenziell zu den größeren Verlierern zählen. Das liegt vor allem an der hohen Gewichtung von Energiekontor, PNE und Funkwerk, die die letzten Tagen deutlich zulegen konnten. Die beiden Energiewerte hatten schon im Februar für eine Outperformance gesorgt. Ebenso konnten die beiden Neuaufnahmen Befesa und JDC Group erfreulich zulegen, während ich bei Jungheinrich rechtzeitig vor dem starken Einbruch die Position glattgestellt hatte; ich bleibe von dem Unternehmen überzeugt, aber die kurzfristige Preissituation beim Stahl wirkt sich sehr negativ aus und auch die Störungen der Lieferketten hat sehr negative Auswirkungen. Dieses Mal habe ich richtig "getimt"; ich hoffe nur, dass ich den rechtzeitigen Wiedereinstieg nicht verpasse (und dazu warte ich noch auf einen weiteren Kursrücksetzer), um den nächsten konjunkturgetriebenen Kursaufschwung nicht zu verpassen.
Bei den Quality Investments gab es eine moderate Erholung. Der Finanzsektor blutete weiter und dabei auch die von mir zuvor hoch gewichteten Alternativen Asset Manager. Ich habe sie reduziert und dafür im Gegenzug Berkshire Hathaway deutlich ausgebaut, die mit der breiten Aufstellung im Industrie- und Versicherungssektor zu den Gewinnern der Renaissance der Value-Aktien in einem Umfeld steigender Zinssätze gehören dürften. Online-Geschäftsmodelle hingegen sind aktuell gar nicht angesagt und verbuchen weitere Kursverluste. Steigende Zinsen und hohe Vergleichswerte aus dem Vorjahr trüben die Aussichten, zumal viele Offline-Händler wieder öffnen und die Kunden zumindest teilweise wieder Präsenzshopping genießen (wollen). Der Gegenwind hält also an - noch.
Und bei meinen Turnaround Spekulationen gab es nochmals deutliche Verluste. In diesem Segment gibt es kein leichtes und schnell verdientes Geld.
Ich bedanke mich bei den Anlegern, die mir mit ihren Investments ihr Vertrauen aussprechen und in die drei Wikis zusammen bereits knapp €3,75 Mio. investiert haben. Das sind €150.000 mehr als vor einem Monat und das ist vor allem auf die starke Performance Nebenwerte-Wiki zurückzuführen.
Auch zukünftig werde ich mein Bestes geben, um mit den Wikis dauerhaft überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften. Meine durchschnittliche jährliche Zielrendite ist 15% - davon sind alle drei Wikis in diesem Jahr allerdings reichlich weit entfernt.
Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.
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