Für die Leser meines Blogs hat das Ganze auch einen direkten Nutzen: nach Erscheinen des Magazins darf ich eine meiner Analysen dann auch hier veröffentlichen. Vielen Dank dafür an Simon Betschinger, Gründer und Geschäftsführer von Traderfox.
Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 06/2022 vom 12.04.2022Noch eine Chance für den Risikomanager?
SHS Viveon ist ein deutscher Anbieter von Software und IT-Beratungsdienstleistungen und bietet eine modulare Plattform für die Automatisierung von Risiko-, Kredit- und Compliance-Prozessen. Die aktuelle Aufstellung des Unternehmens geht auf einen Strategiewechsel im Jahr 2017 zurück, als das Unternehmen einen organisatorischen und personellen Wechsel vollzog. Mit der Ausgliederung der Professional Services und der Ernennung von Ralph Schuler zum neuen CEO hat das hat das Unternehmen sein Geschäftsmodell und seinen Fokus angepasst. Der Turnaround ist geschafft und die Neuaufstellung vollzogen. Eigentlich. Denn zwei Gewinnwarnungen infolge innerhalb weniger Wochen haben dieses Bild wieder erschüttert und den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt.
SHS Viveon ist ein deutscher Anbieter von Software und IT-Beratungsdienstleistungen und bietet eine modulare Plattform für die Automatisierung von Risiko-, Kredit- und Compliance-Prozessen. Die aktuelle Aufstellung des Unternehmens geht auf einen Strategiewechsel im Jahr 2017 zurück, als das Unternehmen einen organisatorischen und personellen Wechsel vollzog. Mit der Ausgliederung der Professional Services und der Ernennung von Ralph Schuler zum neuen CEO hat das hat das Unternehmen sein Geschäftsmodell und seinen Fokus angepasst. Der Turnaround ist geschafft und die Neuaufstellung vollzogen. Eigentlich. Denn zwei Gewinnwarnungen infolge innerhalb weniger Wochen haben dieses Bild wieder erschüttert und den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt.
Rückblick: Ende 2017 hat die ebenfalls börsennotierte mVISE AG einen Kaufvertrag mit der SHS Viveon AG geschlossen und im Wege einer Teilbetriebsübernahme deren Geschäftsbereich "Professional Service Customer Value" in die mVISE AG übernommen. Der Bereich bestand aus knapp 40 Mitarbeitern, von denen 20 Mitarbeiter am Standort München und 20 Mitarbeiter am Standort Düsseldorf tätig waren. Mit dem Teilbetriebsübergang übernimmt die mVISE sowohl Experten in ihrem zentralen Thema von Software-Integrationen als auch für die neuen Themen Data Insight, Data Warehouse, Business Intelligence, Big Data und Predictive Analysis. Diese Expertise sollte „in idealer Weise das Leistungsspektrum der mVISE als Produkt- und Lösungsanbieter im Bereich der Digitalen Transformation“ komplettieren.
Die Ankündigung klang so, als hätten sich hier zwei Partner gefunden und würden sich ideal ergänzen. Doch es klang zu schön, um wahr zu sein. SHS hatte einen Bereich verkauft, der jahrelang viel Geld verschlungen, aber wenig positive Resultate vorzuweisen hatte. Und mVISE musste bald feststellen, dass sich die hohen Erwartungen an das neue Geschäftsfeld nicht erfüllten. Für SHS zahlte sich der Verkauf gleich doppelt aus: man bekam Geld in die Kasse und konnte sich auf seine aussichtsreichen Geschäftsbereiche fokussieren.
CEO ist seit 2018 Ralph Schuler. Der Vorstandsvorsitzende kann auf eine langjährige Branchenerfahrung verweisen bei Unternehmen wie IBM, Mapp Digital und PricewaterhouseCoopers verweisen und hat eine umfassende Transformation von SHS Viveon eingeleitet. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 wurde Anfang 2021 unterzeichnet, um die Kontinuität dieses Prozesses sicherzustellen.
Ingo-Stefan Schilling ist seit Mitte 2021 Chief Product Officer und Chief Technology Officer der SHS Viveon. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Softwareentwicklung und verfügt über eine ausgewiesene Expertise in Bereichen wie No-Code-Plattformen und Regulierung, den strategischen Wachstumsfeldern von SHS Viveon. Er löste Eva Sophie Wiesmüller ab, die diese Funktionen nur anderthalb Jahre ausfüllte.
Horst Brand ist erst seit einigen Wochen Chief Sales Officer und auch noch nicht lange im Unternehmen. Der Vorstandsvertrag von Vorgänger Jörg Seelmann-Eggebert war nicht verlängert worden und damit Ende 2021 ausgelaufen. Mit über 25 Jahren internationaler Erfahrung hatte Herr Brand zahlreiche Führungspositionen in der ITK-Branche inne, mit Stationen bei Nokia/Siemens und Optiva. Bei SHS Viveon wird Herr Brand vor allem die weitere Internationalisierung mit einem breiteren und den Ausbau des vorantreiben.
Dieses zügige Durchtauschen auf wichtigen Vorstandsposten zeigt, dass die neue SHS Viveon nicht ganz so ruckelfrei auf die Schiene gehoben werden konnte, wie das geplant war.
Riskpilot ist eine anpassbare Software zur Simulation und Automatisierung des Risikomanagements von Geschäftsprozessen zu simulieren und zu automatisieren, wie z.B. Kreditantragsentscheidungen oder die Berechnung von Zahlungswahrscheinlichkeiten für Debitoren.
Trade ist die End-to-End-Lösung für das internationale Kreditmanagement. Die Optimierung und Überwachung von B2B-Kreditbeziehungen ermöglicht es Unternehmen, die Risiken aus Kundenbeziehungen zu bewerten, zu managen und zu reduzieren, z.B. die Absicherung gegen Betrug oder Zahlungsausfällen.
Connect ist eine intelligente Datenplattform zur Verwaltung und Verarbeitung von Daten, z.B. von Auskunfteien, Warenkreditversicherern (TIC), Fintechs und verschiedenen anderen Quellen wie Social Media und Internet. Der Mehrwert wird geschaffen durch die Möglichkeit, die große Menge an unabhängigen Datenquellen in die ERP- oder CRM-Systeme des Kunden zu integrieren.
Insight ist eine umfassende Analyse- und Simulationsanwendung, die speziell auf CFOs zugeschnitten ist. Sie können die KPIs (Key-Performance-Indicator) des Unternehmens in Bezug auf die Risikosituation von Kunden und Geschäftspartnern.
Compliance bietet eine 360-Grad-Analyse von Kunden und Geschäftspartnern auf der Grundlage von KYC (Know your Customer). Anwender identifizieren und prüfen neue und bestehende Kunden auf der Grundlage der Geldwäschevorschriften. Außerdem werden die Identifizierung von Schlüsselpersonen in Unternehmen, die Bonitätsprüfung und die Prüfung auf politisch exponierte Personen. Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit ausländischen Geschäftspartnern, wie die aktuelle Situation in Bezug auf den Ukrainekrieg und die Sanktionen des Westens gegen russische Unternehmen und Oligarchen zeigt.
Gleichzeitig wird aber die eigene Produktentwicklung forciert, um bereits im Herbst den sehr potenzial-trächtigen Markt für Lieferketten-Compliance mit einem eigenen und modernen Produkt adressieren zu können. Dann soll auch die gesamte Produktpalette auf die neue Plattform migriert sein.
Gestützt auf die Tibco-Architektur plant SHS, die Standardisierung seiner Produkte zu maximieren Standardisierung seiner Produkte zu maximieren, um die Skalierbarkeit zu erhöhen und die Notwendigkeit für Anpassungen der Software bei Kunden zu reduzieren. In Pilotprojekten hat SHS bereits eine deutliche Verringerung der Implementierungszeiten für Datenkonnektoren zu Ratingagenturen und Auskunfteien belegt sowie die Kundenintegration mit SAP S/4HANA in der Hälfte der geplanten Zeit.
Durch das Onboarding auf Tibcos Plattform kann Tibco zudem als globaler Vertriebspartner für SHS-Lösungen fungieren. Die Flexibilität, die Tibco bietet, kommt auch den SHS-Kunden zugute, denn sie profitieren von schnelleren Implementierungszeiten bei geringerem Aufwand, was letztlich zu Kosteneinsparungen führt. Die SHS-Lösungen sind als Out-of-the-Box-Cloud-Produkte konzipiert und werden angeboten als flexiblen Pay-as-you-go- oder transaktionsbasierten Preismodellen angeboten, im Gegensatz zu traditionellen Upfront-Gebühren für Lizenzen.
Am 3. Dezember senkte SHS seine Jahresprognosen. Aufgrund außerordentlicher Aufwendungen durch Umbesetzungen im Executive Bereich und beschleunigte und vorgezogene Aufwendungen im Technologiebereich sollte sich das EBITDA gegenüber der bisherigen Prognose reduziert. Es wurde nun von einer EBITDA Marge in einem Bereich zwischen 10 % und 12 % ausgegangen, während sich der Umsatz im Rahmen der vorherigen Prognose bewegen sollte. Umsatzrendite und Jahresüberschuss sollten dem entsprechend gegenüber dem Vorjahresergebnis geringer ausfallen und anstelle des prognostizierten nachhaltig positiven Cashflows wurde nun ein negativer Cashflow avisiert. Dieser resultiere aus den deutlich beschleunigten CAPEX Ausgaben in Produkte und Technologie, den angeführten außerordentlichen Aufwendungen sowie der bereits erfolgten Rückführung der Bankkreditlinie und der diesjährigen Dividendenausschüttung. Aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sollte der Cashflow wie ursprünglich prognostiziert leicht positiv sein.
Nachvollziehbare Gründe, erklärliche Auswirkungen. Trotzdem kam die Meldung bei den Anlegern nicht gut an und sie stellten ihre SHS-Aktien zum Verkauf.
Der Vorstand erklärte: "Trotz des verzögerten Neukundengeschäftes konnte die Anzahl der abgeschlossenen Neukunden gegenüber dem Jahr 2020 leicht gesteigert werden". Nachdem aber zum Halbjahr bereits 13 Neukunden vermeldet wurden, klingt das danach, dass das Neukundengeschäft in der zweiten Jahreshälfte komplett zum Erliegen gekommen ist. Darüber hinaus haben diese erzielten Neukundenabschlüsse keine Steigerung der wiederkehrenden Umsatzanteile erlaubt.
In der Folge reduzierte sich die EBITDA-Marge gegenüber der vorherigen Prognose im Bereich von 10 % bis 12 % auf eine Marge zwischen 7 % bis 8 %. Dies war im Wesentlichen auf die Verringerung des Umsatzes zurückzuführen. Dadurch wird sich auch der Jahresüberschuss gegenüber der vorherigen Prognose verringern. Während im Dezember ein Jahresüberschuss von 0,5 bis 0,7 Mio. Euro angenommen wurde, geht SHS nun ein Jahresüberschuss im Bereich von 0,2 bis 0,3 Mio. Euro aus. Und nun soll selbst der Cashflow aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit leicht negativ anstatt leicht positiv ausfallen.
Und diese neuerliche Hiobsbotschaft ließ die Aktie nochmals gehörig absacken. Nicht zu Unrecht, denn das Vertrauen der Anleger, das durch den erfolgreichen Turnaround gerade erst wieder gewonnen worden war, ist nun natürlich erneut tief erschüttert. Es wird zu Recht die Frage aufgeworfen, ob es sich bei den ausbleibenden Neukunden wirklich nur um Verzögerungen handelt oder ob SHS hier ein Vertriebsproblem hat und damit ein existenzbedrohendes Risikoszenario meistern muss.
Die EBITDA-Marge reduziert sich gegenüber der bisherigen Prognose im Bereich von 7 % bis 8 % auf eine Marge von 6 %, was auf die Verringerung des Umsatzes zurückzuführen ist. Dagegen liegt der vorläufige Jahresüberschuss mit 0,331 Mio. Euro über der bisherigen Prognose, die von 0,2 bis 0,3 Mio. ausgegangen war. Der Cashflow aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit war aufgrund Investitionstätigkeiten in Produktinnovation sowie außerordentlicher Aufwendungen in 2021 negativ.
Diese Zahlen lösten keinen Freudensprung aus und auch die verhaltene Prognose für 2022 nicht, denn die lautete schlicht: "Für das Geschäftsjahr 2022 erwarten wir beim Umsatz eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr".
An dieser Stelle könnte die Geschichte also schon zu Ende sein, wenn da nicht… ja wenn da nicht die Dinge ordentlich in Bewegung gekommen wären in den letzten Wochen.
SHS dürfte stark vom Zugang zum globalen Liefermodell von TCS profitieren, die internationale Reichweite mit lokaler Präsenz kombiniert und einen globalen Kundenservice ermöglicht. Das Outsourcing von margenschwachen und zeitintensiven Prozessen soll SHS helfen, das eigene Margenprofil zu verbessern. Darüber hinaus reduziert SHS Engpässe bei der Rekrutierung von eigenem Personal, da der Stellenmarkt für Entwickler ziemlich leergefegt ist.
Da TCS an der Wartung beteiligt ist, werden bei SHS für seine Legacy-Produkte Reserveressourcen für Prozessexperten und Entwickler frei, die von den reduzierten Programmieranforderungen der neuen Plattform profitieren.
Die Kompetenzen beider Unternehmen ergänzen sich ideal, um internationale Supply-Chain-Compliance-Anforderungen umzusetzen. SHS Viveon bringt als Lösungsanbieter eine der führenden Plattformen für Compliance- und Risk-Management sowie seine technische und konzeptionelle Expertise in die Partnerschaft ein. msg Rethink Compliance unterstützt als Beratungs- und Implementierungspartner bei der Umsetzung von nachhaltigen Compliance-Lösungen in Europa als auch international. Die Partnerschaft mit msg Rethink Compliance erweitert somit die Möglichkeiten von SHS, Kunden weltweit eine plattformbasierte, flexible und skalierbare Lösung für das Risiko- und Compliance-Management der Supply-Chain anzubieten
Wie bei solchen Kapitalerhöhungen üblich, hat sich der Aktienkurs dem Platzierungsniveau angenähert und schwankt seitdem um die Marke von 5,50 Euro. Besserung ist auch erst nach Beendigung der Kapitalerhöhung zu erwarten, weil es durchaus möglich ist, dass nicht alle Aktien platziert werden können und der Überhang anschließend seinen Weg an die Börse findet. Und damit eine Zeit lang den Kurs belastet. Frische Kursimpulse dürften daher erst in der zweiten Jahreshälfte anstehen.
Ab hier wendete sich das Blatt. Es gab Planverfehlungen und die Benennung von Frau Wiesmüller als CTO erwies sich als Fehlgriff und musste nach kurzer Zeit revidiert werden. Beide Effekte belasteten das Ergebnis 2021 mit fast 0,4 Mio. Euro. Unter dem neuen CTO Schilling wird verstärkt in neue Technologien investiert, aber nicht mehr auf Basis einer eigenentwickelten Plattform. Hierbei wurde auch Positionen umbesetzt, Mitarbeiter neu eingestellt und Funktionen ausgegliedert, was zu weiteren einmalige Aufwendungen von 0,6 Mio. Euro in 2021 führte.
Zum Jahresende lösten sich weitere Ursprungsplanungen in Luft auf, vor allem auf der Vertriebsseite. Man war mit bis zu 10 Neukunden im Gespräch, konnte aber keinen Vertrag dingfest machen. SHS benennt als Gründe vor allem an Verzögerung bei Entscheidungsprozessen von Kunden. Demnach dürften die Vertragsabschlüsse zumindest teilweise in 2022 erfolgen.
SHS verfolgt weiter eine Wachstumsstrategie. Der Markt wächst mit zweistelligen Zuwachsraten und SHS will sich mit Zuwachsraten über 20 % einen überproportionalen Anteil an diesem Marktwachstum sichern. Dabei soll auch der Anteil wiederkehrender Erlöse erhöht und durch skalierbare margenstarke Standardlösungen signifikante Profitabilitätssteigerung erreicht werden. Das soll überproportional auf die Bereiche Connect und Compliance entfallen.
Der Umsatz soll von 11 Mio. Euro in 2021 auf 38 Mio. in 2026 gesteigert werden. Das ist durchaus sportlich. Dabei handelt es sich um ein skalierbares und nicht wirklich kapitalintensives Geschäftsmodell, das durch die Steigerung des Anteils wiederkehrender Erlöse noch an Stabilität gewinnt. Bei einer operativen Marge von 20 % würde das Umsatzwachstum dann die Gewinne überproportional antreiben. Zielwert für die EBIDTA-Marge ist perspektivisch sogar 40 %.
Treiber für das Umsatzwachstum sollen eine hohe Marktnachfrage sein, die Portfolio-Erweiterung, eine verbreitere Marktansprache, die Transformation zu Transaktionsmodellen und die offene Risk & Compliance-Plattform.
Damit einhergehen soll eine deutliche Steigerung der Profitabilität durch den Fokus auf margenstarke Produktlösungen, die Reduzierung des margenschwachen Projektgeschäfts und eine signifikante Aufwandsreduzierung durch die TIBCO basierende Plattformlösung.
Potenzial ist reichlich vorhanden. Allerdings bleiben das bisher noch Planspiele. Und bekanntlich wurden die letzten Planungen vor ein paar Monaten erst gegen die Wand gefahren. Der nach der vorherigen fulminanten Rallye abgestürzte Aktienkurs spricht Bände.
Und die Marktkapitalisierung ist auf 12 Mio. Euro zusammengeschmolzen. SHS Viveon ist also kein Smallcap mehr, sondern nur noch ein Microcap! Das müssen interessierte Anleger unbedingt beachten, weil der Spielraum für Fehler bei so einem kleinen Unternehmen noch geringer ist als bei Nebenwerten ohnehin schon üblich ist. Ein Streubesitz von 70 % bedeutet, dass an der Börse nur knapp 8,5 Mio. Aktien frei handelbar sind. Die Kapitalerhöhung wird die Zahl wohl über die Marke von 9 Mio. Aktien bringen, aber auch dies bleibt weiterhin markteng.
Mit viel Geld kann man sich bei SHS Viveon also nicht einkaufen. Jedenfalls nicht, ohne den Kurs deutlich zu beeinflussen. Und das gilt in beide Richtungen, sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf.
Des Weiteren hatte SHS Viveon den Turnaround eigentlich schon hinter sich gelassen, aber die kräftigen "Irritationen" in den letzten Monate werfen dies bezüglich wieder einige Fragen auf. Von Prognosesicherheit kann man jedenfalls momentan wieder nicht mehr sprechen.
Unterm Strich dürfte die SHS Viveon-Aktie damit nur etwas für sehr risikoaffine Nebenwertefans sein. Für den klassischen Nebenwerteinvestor ist der Wert zu klein und zu spekulativ. Gelingt es dem Management, seinen Wachstumspfad erfolgreich umzusetzen, könnte das Unternehmen jedoch in einen Größenordnung hineinwachsen, in der es auch wieder auf dem Radar der Nebenwerteprofis auftaucht.
Disclaimer: Habe SHS Viveon auf meiner Beobachtungsliste und/oder meinem Depot/Wiki.
SHS Viveon ist ein deutscher Anbieter von Software und IT-Beratungsdienstleistungen und bietet eine modulare Plattform für die Automatisierung von Risiko-, Kredit- und Compliance-Prozessen. Die aktuelle Aufstellung des Unternehmens geht auf einen Strategiewechsel im Jahr 2017 zurück, als das Unternehmen einen organisatorischen und personellen Wechsel vollzog. Mit der Ausgliederung der Professional Services und der Ernennung von Ralph Schuler zum neuen CEO hat das hat das Unternehmen sein Geschäftsmodell und seinen Fokus angepasst. Der Turnaround ist geschafft und die Neuaufstellung vollzogen. Eigentlich. Denn zwei Gewinnwarnungen infolge innerhalb weniger Wochen haben dieses Bild wieder erschüttert und den Aktienkurs auf Talfahrt geschickt.
Rückblick: Ende 2017 hat die ebenfalls börsennotierte mVISE AG einen Kaufvertrag mit der SHS Viveon AG geschlossen und im Wege einer Teilbetriebsübernahme deren Geschäftsbereich "Professional Service Customer Value" in die mVISE AG übernommen. Der Bereich bestand aus knapp 40 Mitarbeitern, von denen 20 Mitarbeiter am Standort München und 20 Mitarbeiter am Standort Düsseldorf tätig waren. Mit dem Teilbetriebsübergang übernimmt die mVISE sowohl Experten in ihrem zentralen Thema von Software-Integrationen als auch für die neuen Themen Data Insight, Data Warehouse, Business Intelligence, Big Data und Predictive Analysis. Diese Expertise sollte „in idealer Weise das Leistungsspektrum der mVISE als Produkt- und Lösungsanbieter im Bereich der Digitalen Transformation“ komplettieren.
Die Ankündigung klang so, als hätten sich hier zwei Partner gefunden und würden sich ideal ergänzen. Doch es klang zu schön, um wahr zu sein. SHS hatte einen Bereich verkauft, der jahrelang viel Geld verschlungen, aber wenig positive Resultate vorzuweisen hatte. Und mVISE musste bald feststellen, dass sich die hohen Erwartungen an das neue Geschäftsfeld nicht erfüllten. Für SHS zahlte sich der Verkauf gleich doppelt aus: man bekam Geld in die Kasse und konnte sich auf seine aussichtsreichen Geschäftsbereiche fokussieren.
Die neue SHS Viveon
SHS Viveon wurde 1991 gegründet und ist seit 1999 börsennotiert. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 85 Mitarbeiter und weitere 30 freie Mitarbeiter im Unterauftrag. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in München. Darüber hinaus hat hat SHS Standorte in Düsseldorf, Stuttgart, Burghausen sowie in Wien (Österreich) und in Zug (Schweiz).CEO ist seit 2018 Ralph Schuler. Der Vorstandsvorsitzende kann auf eine langjährige Branchenerfahrung verweisen bei Unternehmen wie IBM, Mapp Digital und PricewaterhouseCoopers verweisen und hat eine umfassende Transformation von SHS Viveon eingeleitet. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 wurde Anfang 2021 unterzeichnet, um die Kontinuität dieses Prozesses sicherzustellen.
Ingo-Stefan Schilling ist seit Mitte 2021 Chief Product Officer und Chief Technology Officer der SHS Viveon. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Softwareentwicklung und verfügt über eine ausgewiesene Expertise in Bereichen wie No-Code-Plattformen und Regulierung, den strategischen Wachstumsfeldern von SHS Viveon. Er löste Eva Sophie Wiesmüller ab, die diese Funktionen nur anderthalb Jahre ausfüllte.
Horst Brand ist erst seit einigen Wochen Chief Sales Officer und auch noch nicht lange im Unternehmen. Der Vorstandsvertrag von Vorgänger Jörg Seelmann-Eggebert war nicht verlängert worden und damit Ende 2021 ausgelaufen. Mit über 25 Jahren internationaler Erfahrung hatte Herr Brand zahlreiche Führungspositionen in der ITK-Branche inne, mit Stationen bei Nokia/Siemens und Optiva. Bei SHS Viveon wird Herr Brand vor allem die weitere Internationalisierung mit einem breiteren und den Ausbau des vorantreiben.
Dieses zügige Durchtauschen auf wichtigen Vorstandsposten zeigt, dass die neue SHS Viveon nicht ganz so ruckelfrei auf die Schiene gehoben werden konnte, wie das geplant war.
Software-Portfolio
Das aktuelle Software-Portfolio besteht aus fünf Modulen, die entweder einzeln oder in Kombination angeboten werden: Trade, Riskpilot, Compliance, Connect, Insights. Die Kernprodukte sind dabei Trade und Riskpilot. Beide sind eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Anwendungen DebiTex und RiskSuite.Riskpilot ist eine anpassbare Software zur Simulation und Automatisierung des Risikomanagements von Geschäftsprozessen zu simulieren und zu automatisieren, wie z.B. Kreditantragsentscheidungen oder die Berechnung von Zahlungswahrscheinlichkeiten für Debitoren.
Trade ist die End-to-End-Lösung für das internationale Kreditmanagement. Die Optimierung und Überwachung von B2B-Kreditbeziehungen ermöglicht es Unternehmen, die Risiken aus Kundenbeziehungen zu bewerten, zu managen und zu reduzieren, z.B. die Absicherung gegen Betrug oder Zahlungsausfällen.
Connect ist eine intelligente Datenplattform zur Verwaltung und Verarbeitung von Daten, z.B. von Auskunfteien, Warenkreditversicherern (TIC), Fintechs und verschiedenen anderen Quellen wie Social Media und Internet. Der Mehrwert wird geschaffen durch die Möglichkeit, die große Menge an unabhängigen Datenquellen in die ERP- oder CRM-Systeme des Kunden zu integrieren.
Insight ist eine umfassende Analyse- und Simulationsanwendung, die speziell auf CFOs zugeschnitten ist. Sie können die KPIs (Key-Performance-Indicator) des Unternehmens in Bezug auf die Risikosituation von Kunden und Geschäftspartnern.
Compliance bietet eine 360-Grad-Analyse von Kunden und Geschäftspartnern auf der Grundlage von KYC (Know your Customer). Anwender identifizieren und prüfen neue und bestehende Kunden auf der Grundlage der Geldwäschevorschriften. Außerdem werden die Identifizierung von Schlüsselpersonen in Unternehmen, die Bonitätsprüfung und die Prüfung auf politisch exponierte Personen. Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit ausländischen Geschäftspartnern, wie die aktuelle Situation in Bezug auf den Ukrainekrieg und die Sanktionen des Westens gegen russische Unternehmen und Oligarchen zeigt.
Die neue Strategie
Im Herbst 2021 änderte SHS Viveon seine Strategie – erneut. Zentrale Änderung ist der Umstieg von einer eigenen Basistechnologie auf die vorhandene Technologie von TIBCO Software Inc., die SHS seitdem in einem Lizenzmodell nutzt und auf der man die eigenentwickelten Lösungen aufsetzt. Der Vorstandswechsel im Bereich Entwicklung ging auf die Erkenntnis zurück, dass man sich hier zu viel zugemutet hatte und die Erfolge sich nicht (schnell genug) einstellten.Gleichzeitig wird aber die eigene Produktentwicklung forciert, um bereits im Herbst den sehr potenzial-trächtigen Markt für Lieferketten-Compliance mit einem eigenen und modernen Produkt adressieren zu können. Dann soll auch die gesamte Produktpalette auf die neue Plattform migriert sein.
Technologiepartnerschaft mit Tibco
Die zu Beginn dieses Jahres angekündigte technologische Partnerschaft mit Tibco Software Inc. ist zentraler Eckpfeiler der Transformationsstrategie von SHS Viveon. Die neuen Produkte von SHS werden auf Tibcos Low-Code Technologieplattform für Multi-Hybrid-Cloud-Umgebungen aufbauen. Die neue SHS-Plattform ist als offene Plattform konzipiert, die mit Komponenten von Drittanbietern angereichert werden kann.Gestützt auf die Tibco-Architektur plant SHS, die Standardisierung seiner Produkte zu maximieren Standardisierung seiner Produkte zu maximieren, um die Skalierbarkeit zu erhöhen und die Notwendigkeit für Anpassungen der Software bei Kunden zu reduzieren. In Pilotprojekten hat SHS bereits eine deutliche Verringerung der Implementierungszeiten für Datenkonnektoren zu Ratingagenturen und Auskunfteien belegt sowie die Kundenintegration mit SAP S/4HANA in der Hälfte der geplanten Zeit.
Durch das Onboarding auf Tibcos Plattform kann Tibco zudem als globaler Vertriebspartner für SHS-Lösungen fungieren. Die Flexibilität, die Tibco bietet, kommt auch den SHS-Kunden zugute, denn sie profitieren von schnelleren Implementierungszeiten bei geringerem Aufwand, was letztlich zu Kosteneinsparungen führt. Die SHS-Lösungen sind als Out-of-the-Box-Cloud-Produkte konzipiert und werden angeboten als flexiblen Pay-as-you-go- oder transaktionsbasierten Preismodellen angeboten, im Gegensatz zu traditionellen Upfront-Gebühren für Lizenzen.
1. Gewinnwarnung
Anfang August hatte SHS noch von einem starken ersten Halbjahr gesprochen und die Akquise von "zum Teil sehr namhaften" 10 Neukunden in den Vordergrund gestellt; im Gesamtjahr 2020 waren 13 Neukunden gewesen. Zugleich wurden die Jahresplanungen bestätigt. Kurz darauf erfolgte der "technologische Strategiewechsel". Und der blieb nicht ohne Folgen.Am 3. Dezember senkte SHS seine Jahresprognosen. Aufgrund außerordentlicher Aufwendungen durch Umbesetzungen im Executive Bereich und beschleunigte und vorgezogene Aufwendungen im Technologiebereich sollte sich das EBITDA gegenüber der bisherigen Prognose reduziert. Es wurde nun von einer EBITDA Marge in einem Bereich zwischen 10 % und 12 % ausgegangen, während sich der Umsatz im Rahmen der vorherigen Prognose bewegen sollte. Umsatzrendite und Jahresüberschuss sollten dem entsprechend gegenüber dem Vorjahresergebnis geringer ausfallen und anstelle des prognostizierten nachhaltig positiven Cashflows wurde nun ein negativer Cashflow avisiert. Dieser resultiere aus den deutlich beschleunigten CAPEX Ausgaben in Produkte und Technologie, den angeführten außerordentlichen Aufwendungen sowie der bereits erfolgten Rückführung der Bankkreditlinie und der diesjährigen Dividendenausschüttung. Aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sollte der Cashflow wie ursprünglich prognostiziert leicht positiv sein.
Nachvollziehbare Gründe, erklärliche Auswirkungen. Trotzdem kam die Meldung bei den Anlegern nicht gut an und sie stellten ihre SHS-Aktien zum Verkauf.
2. Gewinnwarnung
Aber es wurde "noch besser". Am 26. Januar diesen Jahres musste SHS Viveon nochmals zurückrudern und seine erst fünf Wochen zuvor zusammengestrichene Jahresprognose für 2021 nochmals nach unten revidieren. Es gab nämlich "verzögerte Abschlüsse" im Neukundengeschäft zum Jahresende und es mussten Abgrenzungen aus dem realisierten Neukundengeschäft über den Jahresultimo vorgenommen werden, so dass der 2021er Umsatz gegenüber der vorherigen Prognose um 6 % bis 7 % niedriger ausfallen wird bezogen auf den Vorjahresumsatz.Der Vorstand erklärte: "Trotz des verzögerten Neukundengeschäftes konnte die Anzahl der abgeschlossenen Neukunden gegenüber dem Jahr 2020 leicht gesteigert werden". Nachdem aber zum Halbjahr bereits 13 Neukunden vermeldet wurden, klingt das danach, dass das Neukundengeschäft in der zweiten Jahreshälfte komplett zum Erliegen gekommen ist. Darüber hinaus haben diese erzielten Neukundenabschlüsse keine Steigerung der wiederkehrenden Umsatzanteile erlaubt.
In der Folge reduzierte sich die EBITDA-Marge gegenüber der vorherigen Prognose im Bereich von 10 % bis 12 % auf eine Marge zwischen 7 % bis 8 %. Dies war im Wesentlichen auf die Verringerung des Umsatzes zurückzuführen. Dadurch wird sich auch der Jahresüberschuss gegenüber der vorherigen Prognose verringern. Während im Dezember ein Jahresüberschuss von 0,5 bis 0,7 Mio. Euro angenommen wurde, geht SHS nun ein Jahresüberschuss im Bereich von 0,2 bis 0,3 Mio. Euro aus. Und nun soll selbst der Cashflow aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit leicht negativ anstatt leicht positiv ausfallen.
Und diese neuerliche Hiobsbotschaft ließ die Aktie nochmals gehörig absacken. Nicht zu Unrecht, denn das Vertrauen der Anleger, das durch den erfolgreichen Turnaround gerade erst wieder gewonnen worden war, ist nun natürlich erneut tief erschüttert. Es wird zu Recht die Frage aufgeworfen, ob es sich bei den ausbleibenden Neukunden wirklich nur um Verzögerungen handelt oder ob SHS hier ein Vertriebsproblem hat und damit ein existenzbedrohendes Risikoszenario meistern muss.
Geschäftszahlen für 2021
Am 22. März legte SHS Viveon dann seine noch nicht testierten Konzernzahlen für das Geschäftsjahr 2021 vor und sprach von einem herausfordernden Jahr. Der Umsatz lag mit 10,957 Mio. Euro im Rahmen der Prognose von minus 7 % gegenüber dem Vorjahreswert. Der Anteil der wiederkehrenden Umsätze liegt bei 46 % gegenüber dem Vorjahreswert von 55 % und resultiert im Wesentlichen aus dem Verlust eines Großkunden zum Ende des Jahres 2020.Die EBITDA-Marge reduziert sich gegenüber der bisherigen Prognose im Bereich von 7 % bis 8 % auf eine Marge von 6 %, was auf die Verringerung des Umsatzes zurückzuführen ist. Dagegen liegt der vorläufige Jahresüberschuss mit 0,331 Mio. Euro über der bisherigen Prognose, die von 0,2 bis 0,3 Mio. ausgegangen war. Der Cashflow aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit war aufgrund Investitionstätigkeiten in Produktinnovation sowie außerordentlicher Aufwendungen in 2021 negativ.
Diese Zahlen lösten keinen Freudensprung aus und auch die verhaltene Prognose für 2022 nicht, denn die lautete schlicht: "Für das Geschäftsjahr 2022 erwarten wir beim Umsatz eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr".
An dieser Stelle könnte die Geschichte also schon zu Ende sein, wenn da nicht… ja wenn da nicht die Dinge ordentlich in Bewegung gekommen wären in den letzten Wochen.
Kooperation mit Tata
Ende März 2022 kündigte SHS eine strategische Partnerschaft mit der indischen Tata Consultancy Services (TCS) an. Beide Unternehmen arbeiten bereits seit 2021 gemeinsam an neuen SHS-Produkten erfolgreich zusammen. TCS ist einer der größten IT- und Beratungsdienstleister mit über 550.000 Mitarbeitern und wird Kunden weltweit bei der Implementierung und Nutzung der SHS-Produktlösungen unterstützen. Das Solutions Center of Excellence von TCS in Indien wird für die gemeinsame Projektarbeit genutzt, die die Implementierung, Konfiguration und Test der umfassenden SHS-Plattformlösungen zusammen mit den Risiko- und Compliance-Experten von SHS beinhaltet. TCS wird auch SHS unterstützen in Bezug auf die Produktentwicklung und sich auch um das Risiko und die Compliance Anforderungen der Endkunden kümmern.SHS dürfte stark vom Zugang zum globalen Liefermodell von TCS profitieren, die internationale Reichweite mit lokaler Präsenz kombiniert und einen globalen Kundenservice ermöglicht. Das Outsourcing von margenschwachen und zeitintensiven Prozessen soll SHS helfen, das eigene Margenprofil zu verbessern. Darüber hinaus reduziert SHS Engpässe bei der Rekrutierung von eigenem Personal, da der Stellenmarkt für Entwickler ziemlich leergefegt ist.
Da TCS an der Wartung beteiligt ist, werden bei SHS für seine Legacy-Produkte Reserveressourcen für Prozessexperten und Entwickler frei, die von den reduzierten Programmieranforderungen der neuen Plattform profitieren.
Kooperation mit msg Rethink Compliance
Bereits Anfang März war SHS Viveon eine Kooperation mit der msg Rethink Compliance GmbH, dem Anti-Financial-Crime-Spezialisten innerhalb der internationalen Unternehmensgruppe msg, bekannt. Im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie im Bereich Compliance verstärkt die SHS Viveon AG wesentlich ihre Kapazitäten für die Umsetzung von innovativen Compliance-Lösungen weltweit.Die Kompetenzen beider Unternehmen ergänzen sich ideal, um internationale Supply-Chain-Compliance-Anforderungen umzusetzen. SHS Viveon bringt als Lösungsanbieter eine der führenden Plattformen für Compliance- und Risk-Management sowie seine technische und konzeptionelle Expertise in die Partnerschaft ein. msg Rethink Compliance unterstützt als Beratungs- und Implementierungspartner bei der Umsetzung von nachhaltigen Compliance-Lösungen in Europa als auch international. Die Partnerschaft mit msg Rethink Compliance erweitert somit die Möglichkeiten von SHS, Kunden weltweit eine plattformbasierte, flexible und skalierbare Lösung für das Risiko- und Compliance-Management der Supply-Chain anzubieten
Neukunde see finance group
Die see finance group setzt künftig auf Beratungs- und Technologielösungen von SHS Viveon. Die Zusammenarbeit zielt darauf ab, durch abgestimmte Beratungs- und Technologielösungen das Management von Kreditrisiken wesentlich zu vereinfachen. Insbesondere Unternehmen mit großem Kundenportfolio profitierten von vollständig digitalisierten Kreditmanagement-Prozessen, wie sie die SHS-Viveon-Plattform ermöglicht. Dies spare Zeit und Kosten und fördere eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Kunde, Makler und Risikoträger.Kapitalerhöhung
Der Aktienkurs konnte bisher von den positiven Meldungen nur kurzfristig profitieren. Das liegt aber an einer anderen Maßnahme. Denn um die eingeleitete Plattformtransformation voranzutreiben, die Produktentwicklung zu beschleunigen und Vertriebsanstrengungen zu intensivieren, hat SHS eine Kapitalerhöhung angekündigt. Geplant ist die Ausgabe von bis zu 1.067.000 neue Aktien an bestehende Aktionäre auszugeben, wodurch sich die Gesamtzahl auf 3.224.000 Aktien erhöht. Bei einem Bezugspreis von 5,50 Euro könnte das Unternehmen einen Unternehmen einen Bruttoerlös von bis zu 5,87 Mio. Euro erzielen. Die Zeichnungsfrist läuft voraussichtlich vom 14. April bis 29. April 2022. Daran schließt sich eine Privatplatzierung bis zum 5. Mai 2022 an.Wie bei solchen Kapitalerhöhungen üblich, hat sich der Aktienkurs dem Platzierungsniveau angenähert und schwankt seitdem um die Marke von 5,50 Euro. Besserung ist auch erst nach Beendigung der Kapitalerhöhung zu erwarten, weil es durchaus möglich ist, dass nicht alle Aktien platziert werden können und der Überhang anschließend seinen Weg an die Börse findet. Und damit eine Zeit lang den Kurs belastet. Frische Kursimpulse dürften daher erst in der zweiten Jahreshälfte anstehen.
Aktionärsstruktur
Derzeit hat das Unternehmen ein Grundkapital von 2.157.000 Aktien. Der Aufsichtsrat ist mit 5,1 % beteiligt, gefolgt von den Arbeitnehmern mit 5,0 %. Der Vorstandsvorsitzende Schuler hält weitere 3,6 %. Größte externe Investoren sind Discover Capital mit 3,5 %, Lupus Alpha mit 2,9 % und PEH Wertpapier mit 0,6 %. Der Streubesitz liegt bei 70,4 %.Bullcase vs. Bearcase
Nachdem der jetzige CEO Schuler Mitte 2018 seinen Posten angetreten hatte, entwickelte sich das Geschäft zusehends positiv. Der Restrukturierungs- und Transformationsprozess wurde beschleunigt, die Ausrichtung auf einen softwarebasierenden Lösungsanbieter fokussiert und das produktunabhängige Beratungsgeschäft verkauft. Umsatz und Ergebnis wurden kontinuierlich gesteigert und der Aktienkurs stieg bis zum Sommer um rund 300 %.Ab hier wendete sich das Blatt. Es gab Planverfehlungen und die Benennung von Frau Wiesmüller als CTO erwies sich als Fehlgriff und musste nach kurzer Zeit revidiert werden. Beide Effekte belasteten das Ergebnis 2021 mit fast 0,4 Mio. Euro. Unter dem neuen CTO Schilling wird verstärkt in neue Technologien investiert, aber nicht mehr auf Basis einer eigenentwickelten Plattform. Hierbei wurde auch Positionen umbesetzt, Mitarbeiter neu eingestellt und Funktionen ausgegliedert, was zu weiteren einmalige Aufwendungen von 0,6 Mio. Euro in 2021 führte.
Zum Jahresende lösten sich weitere Ursprungsplanungen in Luft auf, vor allem auf der Vertriebsseite. Man war mit bis zu 10 Neukunden im Gespräch, konnte aber keinen Vertrag dingfest machen. SHS benennt als Gründe vor allem an Verzögerung bei Entscheidungsprozessen von Kunden. Demnach dürften die Vertragsabschlüsse zumindest teilweise in 2022 erfolgen.
SHS verfolgt weiter eine Wachstumsstrategie. Der Markt wächst mit zweistelligen Zuwachsraten und SHS will sich mit Zuwachsraten über 20 % einen überproportionalen Anteil an diesem Marktwachstum sichern. Dabei soll auch der Anteil wiederkehrender Erlöse erhöht und durch skalierbare margenstarke Standardlösungen signifikante Profitabilitätssteigerung erreicht werden. Das soll überproportional auf die Bereiche Connect und Compliance entfallen.
Der Umsatz soll von 11 Mio. Euro in 2021 auf 38 Mio. in 2026 gesteigert werden. Das ist durchaus sportlich. Dabei handelt es sich um ein skalierbares und nicht wirklich kapitalintensives Geschäftsmodell, das durch die Steigerung des Anteils wiederkehrender Erlöse noch an Stabilität gewinnt. Bei einer operativen Marge von 20 % würde das Umsatzwachstum dann die Gewinne überproportional antreiben. Zielwert für die EBIDTA-Marge ist perspektivisch sogar 40 %.
Treiber für das Umsatzwachstum sollen eine hohe Marktnachfrage sein, die Portfolio-Erweiterung, eine verbreitere Marktansprache, die Transformation zu Transaktionsmodellen und die offene Risk & Compliance-Plattform.
Damit einhergehen soll eine deutliche Steigerung der Profitabilität durch den Fokus auf margenstarke Produktlösungen, die Reduzierung des margenschwachen Projektgeschäfts und eine signifikante Aufwandsreduzierung durch die TIBCO basierende Plattformlösung.
Potenzial ist reichlich vorhanden. Allerdings bleiben das bisher noch Planspiele. Und bekanntlich wurden die letzten Planungen vor ein paar Monaten erst gegen die Wand gefahren. Der nach der vorherigen fulminanten Rallye abgestürzte Aktienkurs spricht Bände.
Und die Marktkapitalisierung ist auf 12 Mio. Euro zusammengeschmolzen. SHS Viveon ist also kein Smallcap mehr, sondern nur noch ein Microcap! Das müssen interessierte Anleger unbedingt beachten, weil der Spielraum für Fehler bei so einem kleinen Unternehmen noch geringer ist als bei Nebenwerten ohnehin schon üblich ist. Ein Streubesitz von 70 % bedeutet, dass an der Börse nur knapp 8,5 Mio. Aktien frei handelbar sind. Die Kapitalerhöhung wird die Zahl wohl über die Marke von 9 Mio. Aktien bringen, aber auch dies bleibt weiterhin markteng.
Mit viel Geld kann man sich bei SHS Viveon also nicht einkaufen. Jedenfalls nicht, ohne den Kurs deutlich zu beeinflussen. Und das gilt in beide Richtungen, sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf.
Des Weiteren hatte SHS Viveon den Turnaround eigentlich schon hinter sich gelassen, aber die kräftigen "Irritationen" in den letzten Monate werfen dies bezüglich wieder einige Fragen auf. Von Prognosesicherheit kann man jedenfalls momentan wieder nicht mehr sprechen.
Unterm Strich dürfte die SHS Viveon-Aktie damit nur etwas für sehr risikoaffine Nebenwertefans sein. Für den klassischen Nebenwerteinvestor ist der Wert zu klein und zu spekulativ. Gelingt es dem Management, seinen Wachstumspfad erfolgreich umzusetzen, könnte das Unternehmen jedoch in einen Größenordnung hineinwachsen, in der es auch wieder auf dem Radar der Nebenwerteprofis auftaucht.
Die 4 wichtigsten Dinge, die man über SHS Viveon wissen muss
- Die technologische Partnerschaft mit Tibco Software Inc. bietet eine solide Basis für die Wachstumsstrategie von SHS Viveon.
- Die modulare Plattform für die Automatisierung von Risiko-, Kredit- und Compliance-Prozessen bietet Raum für das Aufsetzen weiterer Softwarelösungen.
- Neue Kooperationen, vor allem mit Tata Consultancy Services belegen die Attraktivität der SHS-Lösungen und bieten auf Vertriebsseite große Möglichkeiten.
- SHS Viveon ist ein sehr marktenger und niedrig kapitalisierter Microcap mit hohem Risiko. Die Planungen wurden zuletzt mehrfach verfehlt und die neue Strategie muss sich erst noch als Erfolgsmodell beweisen.
Disclaimer: Habe SHS Viveon auf meiner Beobachtungsliste und/oder meinem Depot/Wiki.
SHS Übernahmeangebot über 3€ ist da. Ist eine Annahme ratsam? Was denkst du Michael?
AntwortenLöschenEine fundierte Einschätzung kann ich nicht abgeben. SHS Viveon hat leider die Hoffnungen - erneut - nicht erfüllt und dann den CEO ausgetauscht. Nun will ein größerer französischer Wettbewerber (Sidetrade SA) die Firma übernehmen und hat sich bereits mehr als 50 % der Aktien gesichert. Zudem ist er bereit, zu 3 Euro weitere Anteile zuzukaufen. Was danach kommt, ist ungewiss. Klar ist, dass SHS Viveon die Hoffnungen mehrfach enttäuscht hat und ein hoch spekulativer Microcap ist/bleibt. Ob Sidetrade künftig weiter aufstockt und ggf. Richtung Komplettübernahme mit Squeeze-out usw. steuert, ist heute nicht abschätzbar. Und ob dabei ggf. mehr als 3 Euro rausspringen, auch nicht.
LöschenDie Aktien zu behalten heißt ja (a.) auf eine deutliche Besserung des operativen Geschäfts und damit steigende Kurse zu setzen oder (b.) auf eine sukzessive Übernahme mit steigenden Übernahmepreisen. Sieht man beides nicht als realistisch oder überwiegend wahrscheinlich an, scheint es nicht sinnvoll, die SHS-Aktien zu behalten.