Mein Investor-Update zum Ende des 1. Quartals '22
In meinen Investor-Updates blicke ich jeweils zum Ende eines Quartals auf die vergangenen Monate zurück und präsentiere die Top-Werte meines Investmentdepots; es ist in gewisser Weise mein persönliches 13F. Des Weiteren beschäftige ich mich gegebenenfalls auch mal mit Unternehmen, die ich hier im Blog noch nicht vorgestellt habe, die jedoch bereits den Weg in mein Depot gefunden haben.
▶ "Investor-Update reloaded" - Ausgabe 15
Meine Investor-Updates zum Quartalsende machen mir jedes Mal viel Arbeit, aber auch eine Menge Spaß, wie ich gerne zugebe. Und sie sind für mich auch immer ein willkommener Anlass, die letzten drei Monate Revue passieren zu lassen.
Ich fahre ja einen gemischten Bottom-up-Top-down-Ansatz, bei dem ich einerseits auf Makroökonomische Trends setze, andererseits mir innerhalb dieser Trends dann die am besten positionierten und/oder bewerteten Unternehmen herauspicke.
Tendenzielle mittel- und langfristige Krisenprofiteure sind Unternehmen aus den Bereichen Cloud-Computing, Green Energy/ Dekarbonisierung, Digital Payments/ Fintech, Software-as-a-Service (SaaS), (Netz-) Infrastruktur, Cyber-Security, Medizintechnik und dort liegt auch der grundsätzliche Schwerpunkt meiner Depotausrichtung. Sowohl bei meinen Top 10-Werten, die alle einen oder mehrere dieser Megatrends bedienen, aber auch bei meinen kleineren Positionen mit weniger als 2 % Gewichtung. Neu positionieren muss man sich sicherlich auch den Rüstungssektor sowie Luft- und Raumfahrt.
Ich bin gerne voll investiert, weil nach meiner Erfahrung sich eine hohe Cashquote nur in der Theorie auszahlt (für günstige Nachkäufe), in der Praxis aber auf lange Sicht Rendite kostet (weil man die Nachkaufchancen dann doch nicht nutzt und somit Geld unnötig unrentabel auf dem Konto verschimmelt). Dem entsprechend habe ich den Absturz, aber auch die anschließende Erholungsrallye voll mitgemacht. Und dank meiner Aktienauswahl auch überwiegend Gewinneraktien im Depot.
»Ich halte niemals Barmittel, denn Barmittel aufzubauen würde bedeuten, aus dem Markt auszusteigen. Meine Vorstellung ist es, für immer im Markt zu bleiben und Aktien abhängig von der fundamentalen Lage umzuschichten.«(Peter Lynch)
▶ Zur Marktlage
Das 1. Quartal liegt hinter uns und auch dieses Investor-Update steht noch einmal maßgeblich unter dem Einfluss der Corona-Pandemie, die uns alle, die Bürger, die Unternehmen und die Börsen vor große Herausforderungen stellt. Corona hat uns 2020 und das ganze Jahr 2021 hindurch begleitet und macht bisher keine Anstalten, sich endlich zu verabschieden. Corona beeinflusst unser Leben und das wird sich auch in der absehbaren Zukunft nicht ändern. Ändern wird sich "nur" unser Umgang mit dem Virus; wir lernen, damit zu leben, es in unser Leben zu integrieren.
Aber Corona ist längst aus den Schlagzeilen verdrängt, der Ukrainekrieg bestimmt seit 6 Wochen die Agenda. Mitte Februar marschierte Putins Armee in die Ukraine ein und alle waren überrascht. Vom Angriffskrieg der Russen einerseits und später vom Versagen der russischen Armee bzw. dem Durchhaltevermögen der Ukrainer andererseits. Die Folgen sind noch nicht absehbar, aber es kristallisieren sich einige Entwicklungen heraus:
- Die Sanktionen des Westens (vor allem der USA und der EU) gegen Russland und das Putin-Regime bringen Russland an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds und das wird sich auch nicht so schnell wieder ändern. Die Sanktionen werden selbst bei einem baldigen Ende beibehalten und die russischen Gegenmaßnahmen ebenso. Energie bleibt teuer, Getreide ebenfalls, die Lieferketten sind und bleiben gestört.
- Die EU wird sich schnell und konsequent nach neuen Energien umsehen. Nicht nur Russland als Energielieferanten ersetzen, sondern ihre Abhängigkeit von Gas und Öl (und Kohle) massiv verringern. Das geht mit hohen Kosten und Belastungen einher für Wirtschaft und Bürger. Es bietet aber andererseits auch Chancen.
- China wird als "lachender Dritter" profitieren. Vom billigen Öl und Gas aus Russland und als der neue wahre Gegenpol zur "allmächtigen" USA. Europa sitzt - wieder einmal - zwischen den Stühlen.
- Larry Fink, Gründer und Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, hat es auf den Punkt gebracht: Der Ukrainekrieg hat die Globalisierung beendet. Es wird wieder Blöcke geben und die Unternehmen werden wieder lokaler produzieren. Rohstoffe werden wieder zu einem viel strategischeren Thema - und Europa hat wenig Rohstoffe zu bieten. Deutschland rohstoffarme als Exportnation ist gleich mehrfach gekniffen und wird sich teilweise neu erfinden müssen.
- Verteidigung, Rüstung, Cybersicherheit erfahren einen neuen Stellenwert und insbesondere das Thema Rüstung und Abschreckung ist kein "Pfui-Thema" mehr, sondern schlichte Notwendigkeit.
- Die USA sind ein großer Gewinner der Lage. Sie verfügen über große Öl- und Gasvorkommen und können Europa mitversorgen. Die NATO-Länder werden viel mehr Geld für Rüstung ausgeben und dabei werden vor allem die US-Rüstungsfirmen profitieren (wie Lockheed Martin, Northrop Grumman, RTX
Raytheon Technologies, General Dynamics).
Gleichzeitig schießen die Preise und damit die Inflation in die Höhe, was die Notenbanken die Zinswende hat einläuten lassen. Die Fed hat bereits den ersten Zinsschritt getan, die EZB wird bald folgen (müssen). Zudem fahren die Notenbanken ihre bisherigen Anleihekaufprogramme herunter, so dass weniger Geld in die Wirtschaft und in Börsen fließt.
All diese - teilweise entgegenlaufenden - Entwicklungen muss man in seine Überlegungen einbeziehen, wenn man sein Geld anlegen will. Und zum Geldanlagen, zum Investieren, gibt es angesichts einer Geldentwertung von über 5 % pro Jahr doch nun wirklich keine Alternative! Man bekommt weniger als 1 % auf dem Sparbuch und das Geld wird 5 % weniger wert. Macht real ein Minus von 4 % am Jahresende. Aus 10.000 EUR werden somit 9.600 EUR. Börsenaltmeister André Kostolany brachte es auf den Punkt: "Spekulieren ist kein Spiel mehr; es ist eine Maßnahme zum Schutz des Vermögens." Und doch... darf man nicht blind jede Aktie kaufen. Man muss auch in dieser undurchschaubaren Zeit auf bewährte Geschäftsmodell setzen, auf ein fähiges Management, auf Unternehmen mit breitem Burggraben und Preissetzungsmacht. Eben auf Qualitätsunternehmen und auf Hidden Champions.
Wir erleben, dass über 10 Jahre lang Wachstumsfirmen besser liefen als Valueaktien. Seit einem Jahr verbuchen High-Growth-Aktien teilweise vernichtende Kurseinbußen, während konjunktursensible Aktien und Energiewerte deutlich zulegen können. Zwischenzeitlich wechseln die Favoriten aber schnell wieder, so dass sich kein klarer Favoritentrend herauskristallisieren lässt. Die hawaiianische Nebenwerte-Investorin Mariko Gordon formulierte treffend: "Geschäftsmodelle, nicht Industrien, sind das, was wirklich zählt". Daran sollte man sich als Anleger orientieren. Nicht einfach blind "irgendeine Cyberaktie" kaufen oder den nächstbesten "Rohstoffwert", weil die Branchen gerade angesagt sind. Sondern sich die besten Unternehmen herauspicken, unabhängig von der Branche. In überlegene Geschäftsmodelle investieren, am besten, wenn die Branche gerade nicht angesagt ist!
Stock Picking matters und bleibt der Schlüssel zum nachhaltigen Börsenerfolg. Jedenfalls in meiner Welt jenseits der ETFs und Krytowährungen. Also konzentriere ich mich lieber auf die Unternehmen, nicht auf ihren Aktienkurs oder gar den Gesamtmarkt. Oder wie Warren Buffett es ausdrückte: man sollte lieber auf das Spielfeld achten und nicht so sehr auf die Anzeigentafel.
Dennoch werfe ich jetzt mal einen Blick auf meine persönliche Anzeigentafel: In diesem Umfeld hat sich mein Depot mehr als achtbar geschlagen; die ganz großen Umwälzungen habe ich nicht vorgenommen, denn mit meinen Depotschwergewichten fühlte und fühle ich mich grundsätzlich weiterhin wohl. Die meisten Top-Werte sind alte Bekannte, aber an der Gewichtung hat sich einiges verändert.
Ende März waren die größten Positionen in meinem Investmentdepot Funkwerk, Energiekontor, Costco, SBF, Berkshire Hathaway, Mutares, Microsoft, Nynmoic und Netfonds. Damit gibt es erneut nur drei neue Werte in meiner Top 10 aber einige Verschiebungen bei der Gewichtung.
▶ Mein Investmentdepot
Investmentdepot inkl. Cash per 31.03.2022 |
Ich folge dem Ansatz des Focus Investing und setze nur auf die besten Unternehmen. Des Weiteren halte ich eine signifikante Cash-Quote für renditevernichtend und bin damit stets zu mehr als 95% investiert (bezogen auf mein Investmentkapital).
Dabei setze ich vor allem auf ausgesuchte Qualitätsunternehmen mit breitem ökonomischen Burggraben und das führt zu soliden und meistens überdurchschnittlichen Ergebnissen.
Neben den Quality Investments liegt mein Interessenschwerpunkt weiterhin auf Deutschen Nebenwerten und abgerundet wird das Ganze mit einigen aussichtsreichen Turnaround-Spekulationen. Wenngleich mit den "heißen Wetten" natürlich größere Kursgewinne eingefahren werden können, jedenfalls für eine gewisse Zeit und durch ein viel höheres Risiko erkauft. Daher nehmen solche spekulativeren Werte nur kleine Positionen in meinem Depot ein; dazu zählen Turnaround-Spekulationen wie auch potenzielle Tenbagger - für beide braucht man viel Geduld.
Nun aber konkret zu den wesentlichen Veränderungen in meinem Investmentportfolio: Die Gewichtung meiner Top 10-Werte hat sich nicht wesentlich verändert und liegt nun bei 69,1 % nach zuvor 66,9 %; bei den Top 5-Werten sind es 44,2 % gegenüber zuvor 45,7 %.
Funkwerk bleibt an der Spitze meines Depots; beim "Flashcrash" der Aktie Ende November hatte ich mir ein paar weitere Aktien gegönnt und Anfang März brach der Kurs dann von oben durch die 30-EUR-Marke - da habe ich nochmals zugeschlagen. Es war und ist mir unbegreiflich, wie man eine Aktie im Wert von 50 EUR zu weniger als 30 EUR verkaufen kann. Naja, das ist zum Glück ja nicht mein Problem; ich habe vielmehr noch einmal Nutzen daraus ziehen können und meinen "Nebenwertefavoriten" aufgestockt. Ende März kam dann die Quittung in Form vorläufiger Zahlen für das Geschäftsjahr 2021. Und das EBIT ist nicht etwa von 20 auf 25 Mio. EUR angestiegen, wie noch im Oktober prognostiziert, sondern sogar auf atemberaubende 35 Mio. EUR. Wahnsinn! Funkwerk liefert seit 2016 beständig ab und ist zu Recht wieder mein Depotspitzenreiter. Doch das war keine Selbstverständlichkeit...
...denn mit Energiekontor gab es einen gleichwertigen Herausforderer. Für den Green Energy-Wert habe ich mich spät erwärmen können und im Coronabsturz 2020 endlich zugegriffen. Bereits Ende Februar, weil die Aktie damals endlich günstig (genug) erschien. Doch schlimmste Teil des Kursabsturzes folgte dann in den nächsten beiden Wochen, so dass die Aktie schnell mit mehr als 20 % im Minus lag. Seitdem hat sie sich wieder erholt und ich habe meine Position immer mal wieder aufgestockt. Zum Glück, denn Energiekontor ist inzwischen die mit großem beste Aktie auf meiner Beobachtungsliste. Zwar liegt sie "nur" mit 400 % im Plus und da stehen eine Reihe von Tenbaggern deutlich besser da, aber Energiekontor hat diese Performance in gerade einmal zwei Jahren hingezaubert. Sie kommt daher auf eine durchschnittliche Jahresrendite von 117 %! Gerade erst hat man Zahlen für 2021 vorgelegt und die haben alle hohen Erwartungen noch übertroffen. In 2022 dürfte es noch besser laufen und zweistellige Kurs bald dauerhaft der Vergangenheit angehören. Aus meiner Sicht ist Energiekontor mit seinem nahezu perfekten Mix aus Energieparkprojektierung und Eigenbestand (Stromverkauf) das im Sektor am besten platzierte Unternehmen.
Und damit kommen wir zu PNE. Ich wundere mich selbst, dass ich Energiekontor trotzdem nicht als einen meiner Nebenwertefavoriten für 2022 benannt habe. Wie auch schon 2021 habe ich PNE den Vorzug gegeben und erneut hat Energiekontor bisher deutlich besser abgeschnitten. Das führte soweit, dass trotz aller positiven Entwicklungen die PNE-Aktie an der Nulllinie herumdümpelte, während Energiekontor, ABO Wind und andere schon kräftig durchstarteten. Da ich deren Kurszuwächse als gerechtfertigt ansah und bei PNE keine wertmindernden Entwicklungen ausmachen konnte, habe ich meine Position deutlich aufgestockt. Und inzwischen hat auch der PNE-Kurs gezündet und die Aktie ist hat die 10-EUR-Marke nach oben durchbrochen. Womit sie als stärkster Neueinsteiger in meiner Top 10 gleich auf Rang 3 gelandet ist. Zu PNE, den sehr starken 2021er Zahlen und den sonnengebräunten weiteren Aussichten habe ich kürzlichen einen ausführlichen Artikel verfasst.
Damit hat sie sich an Costco Wholesale vorbeigeschoben. Über den zweitgrößten Handelsriesen der USA (hinter Walmart) will ich gar nicht mehr viele Worte verlieren, denn ich berichte regelmäßig über dieses tolle Unternehmen mit dem grenzgenialen Geschäftsmodell, das beinahe in jeder Lebenslage zu den Gewinnern zählt. Die Kritiker werden immer wieder ins Feld führen, das Unternehmen sei maßlos überteuert im Vergleich zu seinen vielen billigeren Wettbewerbern und ich werde weiterhin nur mitleidig lächeln, weil sie Recht haben und doch falsch liegen. Bei Costco geht es nicht um die Marge, es geht um Mitglieder und ihre Beiträge. Jeder, der Amazon prime für ein "großes Ding" hält und für einen der wichtigsten Treiber des Amazon-Businessmodells, sollte muss (auch) auf Costco setzen. Das ist übrigens nicht mir als erstes aufgefallen, sondern Charlie Munger. Der hält übrigens Coscto für die größte Gefahr für Amazon. Ich bleibe an Bord und immer dann, wenn der Kurs alle paar Jahre mal wieder einen unerklärlichen Einbruch erlebt, stocke ich auf. Costco muss man einfach kaufen und liegen lassen. Es ist einer dieser Werte, bei denen man unter keinen Umständen das Compounding unterbrechen darf (weil man meint, man müsse mal Gewinne mitnehmen und könne später ja billiger wieder einsteigen). Hab ich einmal versucht und das hat natürlich nicht geklappt. Dummheit wird immer bestraft!
Knapp dahinter folgt SBF. Wie bei Funkwerk habe ich die Aktie im Jahr 2016 erstmals gekauft als Turnaround-Spekulation. Und wie bei Funkwerk hat die Rakete gezündet. Inzwischen läuft auch SBF wie auf Schienen und verbessert laufend seine Profitabilität. 2021 war absehbar ein Übergangsjahr, weil man die Übernahme von Lunux verarbeiten musste. Das hatte der Vorstand auch klar formuliert. Des Weiteren war bereits zum Jahresstart absehbar, dass SBF eine große Kapitalerhöhung vollziehen würde, um sich Kapital für die weitere Expansion zu beschaffen. Beides ist inzwischen längst durch und Lunux steuert nicht starke Umsätze bei, sondern auch enorme Ergebnisbeiträge. Des Weiteren ist SBF bei zwei weiteren Unternehmen in der Prüfung bzgl. einer Übernahme, und hat auch die wegen Corona erstmal "entschleunigten" Pläne für eine Expansion in die USA und nach UK wieder aus der Schublade geholt. Ich habe meinen Aktienbestand beim scharfen Kurseinbruch Anfang März nochmal leicht aufgestockt und zusammen mit der Kurserholung hievte dies SBF auf Platz 5 meines Depots. Auch SBF zählt zu meinen Nebenwertefavoriten für 2022; allerdings muss ich selbstkritisch anmerken, dass sich der Kurs seit einem halben Jahr nicht von der Stell gerührt hat und die Aktie trotz der Rückkehr über die 10-EUR-Marke seit dem Jahresstart noch immer deutlich im Minus liegt. Da kommt mir dann immer Benjamin Graham ins Gedächtnis der sagte: "Geduld ist die oberste Tugend des Investors". Da bei SBF die Rahmenbedingungen weiterhin ausgesprochen gut sind und sich sogar tendenziell noch verbessern, gibt es für mich auch keinen Grund, an meinem Investmentcase zu zweifeln - oder an der Aktie.
Mit Berkshire Hathaway habe ich den vermutlich am besten geführten Value-Fonds für die US-Wirtschaft aufgestockt. Dank des starken Kursanstiegs ist "Buffetts Empire" dann auch gleich ordentlich hochgeklettert in meiner Top 10. Ich berichte regelmäßig über Buffett und sein Unternehmen, daher lasse ich dies an dieser Stelle aus (bei Interesse hier klicken). Stattdessen...
...möchte ich mich Apollo Global Management und KKR zuwenden, den Alternativen Asset Managern, die zuvor in meinem Depothoch gewichtet waren und nun nicht mehr in meiner Top 10 vertreten sind. Das muss ich wohl erklären. Alternative Asset Manager gehören für mich weiterhin zu den langfristig aussichtsreichen Unternehmen; allerdings dürften sie erstmal eine schwierige Phase durchmachen, da sich ein nicht geringer Teil ihrer Einnahmen aus Performance-Fees speist und aus Verkaufsgewinnen. Die Performance-Fees dürften im 1. Quartal deutlich gesunken sein, weil die Börsenkurse rückläufige waren. Und bei den Verkaufserlösen dürften ebenfalls weniger große Gewinne aufgelaufen sein aus dem selben Grund. Insofern könnten Anleger enttäuscht sein von den Ergebnissen, die demnächst präsentiert werden.
Grundsätzlich ändert sich nichts am Geschäftsmodell der Alternativen Asset Manager und an meiner positiven Langfristeinschätzung. Aber kurzfristig habe ich mich defensiver positioniert. So habe ich ich KKR und Apollo Global Management deutlich reduziert. Ich habe dann zusätzlich auch Blackstone gekauft und setzte somit auf die drei besten Unternehmen des Sektors. Apollo Global hat seinen Schwerpunkt im Bereich Versicherungen, KKR bei Aktien/ Unternehmen und Blackstone ist der weltgrößte Immobilienbesitzer. Alle drei Werte habe ich mit rund 2 % im Depot gewichtet und damit deutlich niedriger als APO und KKR zuvor. Mit den überbleibenden freien Mitteln habe ich andere Aktien aufgestockt, u.a. auch Berkshire Hathaway.
Des Weiteren habe ich mir nach langer Zeit mit FS KKR Capital wieder eine BDCs ins Depot gelegt, eine von KKR extern gemanagte Business Development Company. FSK ist die zweitgrößte BDC mit einer Marktkapitalisierung von rund 6,5 Mrd. USD. KKR hatte zwei weniger gut laufende BDCs übernommen und auf Kurs gebracht und diese beiden in FSK Capital Corp. I und FSK Capital Corp. II umbenannten BDCs im Juni 2021 zu einer BDC fusioniert. Das Ergebnis ist die FSK Capital Corp. mit dem Kürzel FSK. Sie hat kein eigenes Management, sondern wird von KKR geleitet. Dafür fließen KKR entsprechend Management-Provisionen zu.
FSK weist einige Besonderheiten auf, die sie für mich so interessant machen. Zunächst ist KKR einer der größten und erfolgreichsten Alternativen Asset Manager der Welt und das spricht für eine von ihnen gemanagte BDC. Des Weiteren finanzieren BDCs den amerikanischen Mittelstand über Kredite und schütten beinahe ihren gesamten erzielten Gewinn in Form von Dividenden an ihre Aktionäre aus. Bei FSK geschieht das Quartalsweise und die Dividendenrendite liegt annualisiert bei über 10 %. Zuletzt gab es Anfang März 0,62 USD je Aktie.
FSK wird aktuell zu rund 23 USD gehandelt, während der NAV je Aktie bei 27,11 USD liegt (per 31.12.2021). Der Aktienkurs notiert also etwa 15 % unterhalb des NAV (Nettoinventarwert). Das ist ein schönes Sicherheitspolster.
Doch die schönste üppige Dividendenrendite nützt nichts, wenn der NAV aufgrund mieser Geschäfte ständig sinkt und daher irgendwann Abwertungen und Dividendenkürzungen ins Haus stehen.
KKR hat FSK auf Spur gebracht. Der NAV stürzte im Coronaabsturz mächtig ein, aber hat sich sich seitdem wieder erholt. Zudem wird er von Quartal zu Quartal leicht gesteigert, was den Erfolg des Managements zeigt. Am 31.03.21 lag der NAV je Aktie bei 26,03 USD, am 30.06.21 bei 26,84 USD, am 30.09.21 bei 27,14 USD und am 31.12.21 bei 27,17 USD.
Für die Ausschüttung noch maßgeblicher ist das Net Operating Income (NOI), denn aus diesem wird die Dividende gespeist. Am 31.03.21 lag das NOI bei 0,63 USD, am 30.06.21 bei 0,77 USD, am 30.09.21 bei 0,64 und am 31.12.21 bei 0,65 USD.
Als Quartalsdividenden wurden ausgeschüttet für Q1/21 0,60 USD, für Q2/21 0,65 USD, für Q3/21 0,63 USD und für Q4/21 0,62 USD.
Nachdem zuvor fünf Mal in Folge konstante 0,60 USD je Aktie ausgeschüttet worden waren, schüttet FSK nun 'flexibler' aus, was zu leichten Schwankungen der Quartalsdividende führt. Entscheidend ist aber, dass die Dividenden durch das NOI in jedem Quartal verdient wurde, also nicht zulasten der Substanz geht (also kein NAV-Verzehr).
FSK hat ein Debt-to-Equity-Ratio von 3,71; man hat also einiges an Fremdmitteln eingeworben, um sein Business zu pushen. Das eigene an Unternehmen vergebene Kreditportfolio hat ein Volumen von 16,1 Mrd. USD. Es besteht zu 60,7 % aus erstrangigen Krediten, zu 9,7 % aus zweitrangigen Krediten, zu 14,9 % aus 'Asset based Finance' und zu 5,6 % aus Eigenkapitalanteilen.
Mit 17,2 % hat ein Joint Venture mit dem South Carolina Retirement Systems Group Trust (SCRS), für den FSK die Verwaltung übernimmt, das größte Gewicht am FSK-Portfolio; an dem JH hält FSK eine Beteiligung von 87,5 %. Der beizulegende Zeitwert der Investitionen des JV belief sich zum 31.12.21 auf 3,3 Mrd. USD, wobei 95 % der Investitionen variabel verzinst sind. FSK war mit 1,4 Mrd. USD am Eigenkapital des JV beteiligt. Das Verhältnis Nettoverschuldung zu Eigenkapital betrug zum 31.12.21 das 1,03-fache.
Die Sektorverteilung im Portfolio ist breit gestreut: Software and Services (16,8 %), Investitionsgüter (14,2 %), Commercial and Professional Services (10 %), Healthcare Equipment and Services 10 %, Insurance 5,6 %, Real Estate 5,4 %. 8,7 %entfallen auf Credit Opportunities Partners JV LLC. Und natürlich die 17,2 % aus dem JV.
Das durchschnittliche 'Portfoliounternehmen' hat ein EBITDA von 79 Mio. USD und weist einen Verschuldungsgrad von 5,9 auf. Die Ausfallquote von FSK liegt bei 1,9 % und damit auf einem für die BDC-Branche niedrigen Niveau. Sie verbesserte sich in Q4/21 gegenüber einem Wert von 3,7 % in Q3/21. Zwei Investitionen wurden in Q4/21 umstrukturiert und so wieder aus dem Status der Zahlungsunfähigkeit herausgenommen.
Für das Gesamtjahr 2021 stiegen die Kapitalerträge von FSK um 69 % und der Nettoinventarwert um 76 %, da die beiden fusionierten BDCs ihre Erträge deutlich steigern konnten. Der Nettoinventarwert je Aktie stieg um 4 % auf 2,77 USD, während die Nettogewinne und die nicht realisierten Gewinne dreistellige Zuwächse verzeichneten. Das lag natürlich auch an den niedrigen Vergleichswerten aus dem Coronajahr 2020, als der NAV deutlich abgewertet worden war.
Die Vergleichszahlen für Q4/21 sind mit dreistelligen Zuwächsen bei den Gesamt- und Nettokapitalerträgen sehr stark. Die realisierten Nettogewinne, die aufgrund des Timings vierteljährlich schwanken, stiegen um 151 %, während die nicht realisierten Gewinne -50 Mio. USD betrugen, gegenüber 153 Mio. USD in Q4 /20, da der Marktwert Ende 2020 aufgrund der sich verbessernden Wirtschaft stark anstieg. Ende 2021 gaben die Börsen und damit die Marktwerte bekanntlich deutlich nach. Das NII je Aktie (Net Investment Income) stieg in Q4/21 um 4,76 %, ebenso wie der NAV je Aktie, der um 8,6 % auf 27,17 USD gestiegen ist.
So, nun müssen wir noch die Kuh über den Eimer schieben... die Zinswende ist da, unabhängig von der aktuell hohen Inflationsrate wird die Fed die Zinsen in den nächsten Jahren mehrmals erhöhen. Die US-Konjunktur brummt, die hohen Energiepreise schocken in den USA weit weniger, weil man selbst Kohle, Öl- und Gasproduzent und kaum bis gar nicht von russischen Energieimporten abhängig ist. Zudem hat sich der Arbeitsmarkt nach dem starken Coronaeinbruch erholt und ist quasi leergefegt und gleichzeitig sind 11 Mio. Stellen unbesetzt! Die US-Wirtschaft hängt zu 70 % vom privaten Konsum ab und daher dürfte sie zwar vor einer Verlangsamung des Wachstums stehen, aber kaum vor einer Rezession.
FSK hat den Großteil seiner Kredite variabel verzinst ausgegeben. Jede Zinsanpassung nach oben spült ihnen also mehr Geld in die Kassen - solange die Unternehmen die Kreditlast noch tragen können und nicht zum "default" werden, also die Zahlungsunfähigkeit abdriften. KKR als Manager ist einer der versiertesten Finanzmanager und kennt sich auch mit Sanierungen und Restrukturierungen aus. Hier wird man also mit hoher Wahrscheinlichkeit das richtige Maß finden zwischen Kreditrisiken und Zinschancen. Daher dürften die Einnahmen, das NIO und das NII, perspektivisch weiter steigen und auch der NAV - und die Dividenden.
FSK wird mit einem Abschlag von 15 % auf den NAV gehandelt und das liegt 45 % unter dem Durschnitt der BDC-Branche. Die annualisierte Dividendenrendite liegt bei knapp unter 11 %, während die durchschnittliche BDC 8,2 % zahlt. Die notleidenden Kredite sind mit einem Anteil von 1,9 % sehr niedrig. Unterm Strich winken also Dividenden- und Kurssteigerungen sowie eine Bewertung mit Sicherheitspolster. Und genau deshalb habe ich mich bei FS KKR Capital eingekauft...
Fazit: Ich fühle mich mit der aktuell etwa gleichstarken Gewichtung der drei Asset Manager und der Ergänzung um FS KKR Capital sehr wohl; kann mir aber eine Wiederaufstockung bei Apollo Global Management, Blackstone und/oder KKR in den nächsten Monaten gut vorstellen. Das hängt von der weiteren Entwicklung der Wirtschaft, der Börsen und dem Ukrainekrieg ab.
Auf Platz 7 liegt Mutares. Der Kurs hat sich von der großen Kapitalerhöhung noch nicht erholt. Zudem stufen (zu) viele Anleger das Unternehmen als Industrieholding ein und sehen daher in der gegenwärtigen Krisenlage nur die negativen Einflüsse auf die bestehenden Töchter von Mutares. Aber eigentlich läuft der Hase genau in die andere Richtung: Mutares ist ein großer Krisenprofiteur und legt aktuell die Saat für die reichhaltige Ernte der nächsten Jahre. Eigentlich müsste ich noch viel mehr Mutares-Aktien kaufen, wenn ich's genau überlege. Den Grund hatte ich kürzlich in einem ausführlichen Artikel dargelegt.
Neu in meiner Top 10 ist auch Microsoft. Der Windows-Konzern ist seit Jahren mein Top-Pick unter den Technologieriesen und hat in den ersten Wochen des Jahres deutlich korrigiert. Als dann Putin in die Ukraine einmarschierte, war Microsoft meine erste Antwort auf die Frage, welches Unternehmen damit wohl am besten klarkommen wird. Daher habe ich meine Position aufgestockt und nachdem der Wert schon länger immer im Verfolgerfeld meiner Top 10 "herumlungerte", ist er nun aufgestiegen. Neben meinem Zukauf war sicherlich auch die einsetzende Kurserholung dabei hilfreich.
Nynomic und Netfonds sind ja inzwischen alte bekannte hier im Blog. Beide haben die Plätze getauscht und insgesamt etwas an Boden verloren. Nynomic wurde von den anderen Werten etwas outperformt, bei Netfonds habe ich nach dem starken Anstieg ein paar Gewinne mitgenommen (oh nein, ich hab's auch gesagt und getan). Hintergrund war aber nicht, dass ich etwa von Netfonds weniger überzeugt gewesen wäre als bisher, sondern dass ich mich im Insurtech-Sektor breiter aufstellen wollte und dafür etwas Geld für die JDC Group benötigte. Die läuft dort nämlich allen Wettbewerbern den Rang ab, insbesondere Hypoport. Aber das habe ich kürzlich ja alles ausführlich in einem separaten Artikel beschrieben, so dass ihr es dort nachlesen könnt. Das Gleiche gilt auch für Nynomic, wo ich die starken 2021er Zahlen für einen detaillierten Bericht genutzt habe.
Damit bin ich am Ende meiner Top 10. Auch nicht mehr dabei ist Corestate Capital. Die Turnaround-Spekulation stolpert noch vor sich hin; zuletzt hat Stavros Efremidis den Posten als CEO übernommen und die Wirtschaftsprüfer haben das Testat für den Jahresabschluss 2021 verschoben, weil es noch offene Fragen bei der (Neu-) Bewertung einiger Assets/Geschäftsbereiche gibt. Hier drohen zusätzliche Abschreibungen und die Börse quittiert das mit Kursabschlägen. Verständlich. Aus Sicht der Anleger, aber auch aus Sicht von Efremidis, der natürlich möglichst zu Anfang seiner Amtszeit alle offenen Fragen bereinigen will. Er und Karl Ehlerding haben hier vor einigen Monaten einen erheblichen Teil ihres Vermögen investiert und ich setze weiter auf den Track Record des Erfolgsduos (KWG, WCM, Godewind).
▶ Meine Wikifolios
Inzwischen können Anleger nun neben "Kissigs Quality Investments" und "Kissigs Nebenwerte Champions" auch in "Kissigs Turnaround-Spekulationen" investieren.
In meinem Format "Performance-Update" halte ich euch jeweils zum Monatsende über die Entwicklung der Börsenindizes und meiner Wikis auf dem Laufenden.
Bei Interesse an meinen Wikis einfach hier mal hier reinschauen: Mein Wikifolio-Profil.
▶ Meine Cash-Quote
Wie ich vor einiger Zeit ausführlich erläutert habe, bin ich inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass eine hohe Cash-Quote langfristig mehr Rendite kostet, als wenn man annähernd voll investiert ist und dann auch bei Kursstürzen voll aufs Brett kriegt. Man muss dann eben "nur" die Ruhe bewahren. Meine Cash-Quote lag Ende des 1. Quartals wieder unter 2%. Zwischenzeitlich hatte ich mehr Geld auf dem Konto, weil ich ja einige Umpositionierungen vorgenommen habe und nicht immer sofort wieder voll investiert war. Dabei sind mir einige kleinere und größere Fehler unterlaufen, ich bin halt kein guter Trader, aber da meine Top-Picks so stark performt haben, vor allem Energiekontor, konnte ich das Quartal beinahe ohne Verluste abschließen.
▶ Mein 'operativer Net Worth'
"Das Endergebnis aller Investitionen ist die Rendite" schrieb Value Investor Chuck Akre uns Anlegern ins Stammbuch. Ende März lag mein 'operativer Net Worth' bei -1,1%. Damit bin ich angesichts der Umstände äußerst zufrieden. Zwischenzeitlich hatte ich bereits zwei Drittel meiner Vorjahresgewinne "aufgeraucht", doch der März hat alles wieder rausgerissen. In absoluten Zahlen war der März mein erfolgreichster Börsenmonat aller Zeiten; wenn auch nur um Haaresbreite vor dem Oktober 2021. Aber, auch das gehört zu Wahrheit, der März 2022 war zur Monatsmitte auch der schlechtes Börsenmonat alles Zeiten für mich, sogar vor dem Februar 2020. Mich hat also ein raketenstarkes Finish gerettet. Und mein hoher Einsatz bei Energiekontor. Glück gehört eben auch dazu.
Anmerkung: Dabei ist zu berücksichtigen, dass in diesen Wert auch meine unternehmerischen Aktivitäten mit einfließen und es deshalb auch zu größeren Abweichungen insbesondere den Wikis kommen kann. Vor allem die Performancegebühr für die erfolgreiche Entwicklung der Wikis fließt aus diesen ab, aber in meinen 'operativen' Net Worth als Zufluss mit ein. Je besser die Wikis laufen und je mehr Geld in die Wikis investiert ist, desto größer ist dieser Effekt. Darüber hinaus ergibt sich durch die Inanspruchnahme des Wertpapierkredits ein Hebeleffekt (in beide Richtungen), der die Vergleichbarkeit nochmals zusätzlich einschränkt.
Meine angepeilte durchschnittliche Jahresperformance liegt bei 15%; davon bin ich sogar noch etwas weiter entfernt als zum Jahresstart. Und die Ausnahmeergebnisse aus den letzten drei Jahren mit 32,8 % in 2019, 37,4 % in 2020 und 33,1 % in 2021 sind eben nicht der Normalfall. Ich denke, wir alle werden uns an niedrigere Renditen gewöhnen müssen, da die Notenbanken die Märkte nicht mehr mit Geld überschwemmen. Und Geld ist nun mal der Sauerstoff der Börse.
»Bullenmärkte steigen den Menschen zu Kopf. Wenn Sie eine Ente in einem Teich sind und der Teich aufgrund eines Regengusses ansteigt, steigen Sie in der Welt auf. Aber Sie denken, dass es an Ihnen liegt und nicht am Teich.«(Charlie Munger)
Unbestritten, auch ich bin die letzten Jahre mit dem Pegelstand im Teich aufgestiegen. Aber ich hoffe, dass es nicht nur daran lag, sondern auch an meinem eigenen Können. Vielleicht war es aber auch nur Glück. Oder alles zusammen.
Mir macht mein Lieblingshobby noch immer viel Spaß und ich schreibe auch immer noch gerne darüber. Auch wenn ich inzwischen doch viel Arbeit in bezahlte Börsenartikel stecke und mir dabei meine Themen nicht immer so frei aussuchen kann, wie das früher der Fall war, als ich ausschließlich dieses Blog bespielt habe. Aber ich will mich nicht beschweren, sondern bin sogar dankbar, dass ich als "ungelernter" Schreiberling einen so tollen Job gefunden habe, der mir nach wie vor viel Freude bereitet.
So, nun muss ich aber langsam (oder lieber schnell!) wirklich das Ende finden. Geschafft. Ich bin - wie immer - gespannt auf eure Anmerkungen und eure Kritik zu meinem Quartalsbericht...
Möge die Rendite mit euch sein! ツ
Disclaimer: Die meisten der genannten Werte befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenwie immer sehr aufschlussreich und gut geschrieben - Gratulation.
Als Beobachter finde ich es sehr interessant, dass Du Dein Portfolio sehr stark auf kleinere deutsche Nebenwerte ausrichtest und doch in der Performance volatil aber final dennoch besser als der Markt abschneidest. Vor allem interessant, weil die Indizes der Nebenwerte heuer bisher eher eine Unterperformance gezeigt haben. Klar es ist Dein Heimmarkt und entweder Du analysierst sehr gut oder hast gute Informationen - oder beides. Mit persönlich sind manche Titel zu klein. Ich habe in der Vergangenheit mit deutschen Nebenwerten ob der Transparenz, Governance und aktionärsfreundlichen Verhalten nicht immer die besten Erfahrungen gemacht.
Auf jeden Fall haben deine Analysten meistens Hand und Fuß und manchmal greife ich auch zu :-)
Mutares, PNE und Netfonds haben schon in mein Depot Eingang gefunden. Bei Corestate schreckt mich die Historie, aber mit dem neuen Mgmt - wer weiß. Blue Cap habe ich noch aus der Schubert Ära.
Schönen Abend aus Wien wünscht
Marcus
Moin Marcus,
Löschenich habe dieses Mal ein glückliches Händchen gehabt, denn Funkwerk hat auf die letzten Meter noch 15 % gemacht verglichen mit dem Jahresstart und Energiekontor zündet richtig. Auch die beiden ersten Tage im April ging der Kurs mächtig ab. Hinzu kam mein günstiges Aufstocken bei Berkshire Hathaway sowie PNE und ein sehr gutes Einstiegstiming bei Befesa. In Summe haben diese Werte das Depot inzwischen auf über 2 % (YTD) in Plus gebracht. Aber der Haupttreiber war Energiekontor, auch weil ich sie so hoch gewichtet habe.
Diese Werte haben auch das Nebenwerte-Wiki auf einen neuen Jahreshöchststand gehievt - wobei da auch Friedrich Vorwerk mitgeholfen hat. Die habe ich im Depot leider nicht so stark gewichtet.
Bei Corestate Capital lasse ich auch nur auf die Turnaround-Spekulation ein, weil ich auf das Erfolgs-Duo Efremidis/Ehlerding setzte. Eine einfache Kiste wird das aber sicher nicht...
Schöne Grüße nach Wien.
Hallo Michael!
AntwortenLöschenSehr schön geschrieben!
Ein alter Bekannter fängt an den neusten Zahlen nach, nach oben zu gehen.
UeT Ag
Gruß Karsten
Moin Karsten,
LöschenUeT hat einen satten Freudensprung nach den Zahlen gemacht. Das, was man da präsentiert hat, klang auch super. Allerdings 'kenne' ich UeT ja nun auch schon ein paar Jährchen und würde mir gerne das komplette Zahlenwerk und die Erläuterungen ansehen, bevor ich zu einem Urteil komme. Ob also der Turnaround nun endlich abgeschlossen werden konnte und ob das Business nun auf soliden Füßen steht samt fundierter Wachstums- und Zukunftsperspektive. Aber ein deutlicher Achtungserfolg waren die Zahlen auf jeden Fall schon mal...
Hallo Michael! Auch ich lese Deinen Block regelmässig und mit großem Interesse. Eine Frage : kann die gegebenenfalls bevorstehende Rezession irgendeinen Einfluss auf zu erzielende Kaufpreise für Exits von Mutares haben? Ist die Befürchtung berechtigt,dass Mutares infolge dessen längerfristig keine ordentlichen Exits erzielen kann und das Geschäftsmodell leidet? Deine Einschätzung dazu würde mich sehr interessieren. Vielen Dank und beste Grüsse Lutz
AntwortenLöschenMoin Lutz,
Löschenzum Geschäftsmodell von Mutares gehören kaufen und verkaufen. Aber deren Gewinn liegt im Einkauf. Wenn's in der Wirtschaft nun ruckeliger zugeht, kann Mutares noch besser einkaufen. Auf der Exitseite könnte sich das aber negativ auswirken, weil man nicht die eigentlich erzielbaren und gewünschten Verkaufspreise bekommen würde und daher mit dem Verkauf abwartet. Der Nachteil ist dann natürlich, dass man den gewinn nicht eintüten kann und auch kein frisches Geld reinkommt. Aber... Mutares kommt deswegen nicht unter Zeitdruck. Denn die Exitkandidaten sind ja die Töchter, die man bereits erfolgreich in die Spur gebracht hat. Die kosten Mutares also nichts mehr, sondern liefern sogar Gewinnbeiträge bei der Mutter ab. Insofern kann man seelenruhig auf den richtigen Verkaufszeitpunkt und den richtigen Käufer warten. Was nicht bedeutet, dass die Mutares-Aktionäre nicht nervös werden und die Aktien abstoßen, weil sie ein paar Wochen mal keine Exitmeldung zu hören bekommen und sich deshalb einnässen. Aber dann ist das eben so. Warren Buffett rät, auf das Spielfeld zu achten (die Unternehmen) und nicht auf die Anzeigentafel (den Börsenkurs). Bei Mutares gilt das ganz besonders...
Hallo Michael, vielen Dank, dass Du Dir nochmal die Mühe gemacht hast, meine Frage zu beantworten! Denn eigentlich hast Du mit Deinem oben verlinkten Artikel, den ich jetzt nochmal gelesen habe, die Antwort ja bereits gegeben!
LöschenBeste Grüße von Lutz
Hallo Michael,
AntwortenLöschenwieder ein Top-Artikel von Dir und Glückwunsch zu Deinem guten Händchen.
Interessant, dass Du wieder ein BDC aufnimmst. Ich halte die ja nach wie vor für eine Beimischung gut. Nach Deiner Verabschiedung von BDC hatte ich auch einige rausgeworfen und nur noch GSBD und GLAD behalten. Erstere zahlt gute Dividenden, aber beim Kurs tut sich nix. Vielleicht sollte ich die mal rauswerfen. Die GLAD, einst auch ein Highflyer von Dir hat super gut performt und zahlt obendrein noch eine Anständige Dividenden :).
Zu der FS KKR habe ich noch keine so richtige Meinung. Vielleicht kannst Du dazu noch ein wenig erzählen. Zumindest ist die Div-Rendite derzeit vergleichsweise hoch und sie notiert unter NAV latu https://www.bdcinvestor.com/fsk/. Sind das Deine Kaufgründe? Wird die extern gemanaged? Vermutlich nicht, denn das wäre eher ein neg. Zeichen, soweit ich mich noch erinnere.
Vielen Dank
Konrad
Moin Konrad,
Löschenja 'endlich' mal wieder eine BDC im Depot... Für FS KKR Capital habe ich mich wegen der soliden Entwicklung der letzten Jahren entschieden, wegen der Bewertung, der attraktiven zu erwartenden Gesamtrendite und wegen KKR. Eigentlich gefallen mir intern gemanagte BDCs besser, aber hier ist der Manager KKR und die sind ausgewiesene Experten für alle Unternehmenslebenslagen.
Ich hatte im Artikel noch einige Erläuterungen zu FSK ergänzt, hattest Du die Passage gesehen?
Vielen Dank Michael, für die Beantwortung und auch die Ergänzung, die ich jetzt nach Deinem Hinweis gelesen habe :). Sieht wirklich alles sehr solide aus.
AntwortenLöschenGruß
Konrad
Vielen Dank für den Beitrag, aber warum handelst du dann nicht danach: "In überlegene Geschäftsmodelle investieren, am besten, wenn die Branche gerade nicht angesagt ist!"? Und welche wären das neben Microsoft für dich?
AntwortenLöschenHallo Herr Kissig, ist der Abverkauf bei Corestate aus Ihrer Sicht jetzt übertrieben oder kann man das mit den vorliegenden Informationen nicht verlässlich beurteilen?
AntwortenLöschenMich würde Ihre Einschätzung ebenfalls interessieren =)
LöschenBei Corestate Capital ist mehr im Argen als zuvor bekannt war. Von dem Ausmaß dürften auch Efremidis/Ehlerding überrascht sein. Es hat ja bereits personelle Konsequenzen gegeben und auch deftige Abschreibungen. Nun haben sich weitere Problemstellungen und Wertberichtigungen ergeben, während bald Anleihen zur Refinanzierung anstehen. Die Unsicherheiten erhöhen den Druck auf die Anleihen und das Unternehmen insgesamt. Daher gibt es nun Gespräche mit den Anleihegläubigern für eine frühzeitige Um- bzw. Anschlussfinanzierung. Die Aussichten sind dabei natürlich eng mit der Fähigkeit von Corestate verknüpft, die Zins- und Tilgungsleistungen bedienen zu können.
LöschenDiese Gemengelage sowie die ohnehin herausfordernde Situation in der Baubranche (steigende Materialpreise, Personalmangel, steigende Zinsen, Bauverzögerungen usw.) haben auch dazu geführt, dass die Geschäfte im Bereich Bauprojektierung noch schleppender laufen und damit belasten sie die operative Performance von Corestate zusätzlich.
Die Folge ist, dass der Vorstand nun (1.) die Jahresprognose kassiert und (2.) die Dividende gestrichen hat. Das kam an der Börse überhaupt nicht gut an.
Die Unsicherheit hat nochmals zugenommen und das belastet den Kurs. Mit Efremdis führt ein branchenerfahrener Manager das Unternehmen und er selbst und auch Karl Ehlerding haben finanzielle Reserven, die ggf. bei einer Corestate-Sanierung eine Rolle spielen können. Ich sage bewusst "können", denn beide wollen in erster Linie natürlich Geld verdienen. Es kann also als Teil der Sanierung neben einer Verlängerung/Refinanzierung der Anleihen auch um Eigenkapitalspritzen gehen, bei denen sich Ehlerding/Efremidis nochmals signifikant beteiligen.
Solange aber kein valider Sanierungsplan auf dem Tisch liegt, wird die Unsicherheit anhalten und den Kurs weiter belasten.
Danke man ! =)
LöschenHallo Herr Kissig, wie sehen Sie aktuell die Energiekontor AG? Heute hätte man wieder vergünstig neueinsteigen oder aufstocken können?! Wie wird sich das Unternehmen schlagen, wenn es zum Gasengpass kommt bzw. die Lieferkettenprobleme sich verstärken werden? Die Studie von First Berlin gibt ein Kursziel von ca. 100 Euro an. Schaut man sich das Bild der Bilanz an, erkennt man auf den ersten Blick nicht, dass diese MK gerechtfertig ist. Das Eigenkapital ist durch die Abschreibungen und Stillenreserven verzerrt. Mich würde mal interessieren, wie Sie den fairen Wert des Unternehmens bewerten oder rechnerisch darlegen....
AntwortenLöschenIch glaube nicht, dass man Energiekontor (und andere EE-Projektierer) momentan adäquat bewerten kann. FB trifft verschiedene Annahmen und tippt diese dann in ihr DCF-Modell ein. Am Ende wird ein Wert ausgespuckt, der Seriosität suggeriert; aber es ist nur ein Rechenergebnis, das von den zuvor getätigten Annahmen abhängt. Und dies sind aktuell kaum seriös zu treffen.
LöschenEnergiekontor ist Bestandshalter und Projektierer. Da laufen zwei unterschiedliche Entwicklungen. Als Bestandshalter hatte man zwei miese Jahre, weil die Windausbeute niedrig war. In 2022 hingegen bläst der Wind viel stärker, was zu einer sehr guten Windausbeute führt. Und gleichzeitig sind die Strompreise enorm gestiegen, wodurch sich ein toller Mix aus höherer menge mal höherem Preis ergibt. Da fällt auch weniger ins Gewicht, dass EKT eine Reihe älterer Windanlagen betreibt, bei denen die Ausbeute gering(er) ist und wo es häufiger zu Stillstand und Wartungs- und Reparaturaufwand kommt. Die Anlagen sind eigentlich am Ende ihre Lebensdauer angekommen und abgeschrieben, aber sie spielen momentan eben viel Geld in die Kasse - fast netto.
Als Projektierer leidet EKT darunter, dass Projekte sich verzögern wegen langer Behördenbearbeitung, Anwohnerklagen und Rechtstreitigkeiten mit Umweltverbänden (und diese Gerichtsverfahren dauern auch noch viel länger als früher), unter massiv gestiegenen Materialpreisen, höheren Lohnkosten und teilweise fehlendem Personal. Dadurch steigen die preise für die Projekte, was EKT nicht immer an die Käufer abwälzen kann - vor allem nicht, wenn die Projekte in den Eigenbestand gehen. Zudem sorgt die Verzögerung auch dafür, dass Umsätze verspätet verbucht werden können oder Energie produziert wird (Eigenbestand).
Andererseits sind es wiederum diese Faktoren zusammen mit der Abkehr von russischen und/oder fossilen Energieträgern, die die Nachfrage nach EE-Anlagen zusätzlich anheizt. Stark steigende Nachfrage bei stagnierendem Angebot erzeugt deutlich steigende Preise. Und in diesem Fall Werte. Der Wert des Bestandsportfolios steigt immer weiter an und auch die Projektpipeline selbst wird immer wertvoller. Das zeigt sich beim Verkauf von Projekten, egal in welchem Stadium, und bei der Übernahme von Bestandshaltern.
EKT dürfte also höhere operative Erträge aus dem Energieverkauf erzielen, gleichzeitig muss man Verzögerungen bei Projektfertigstellung hinnehmen mit ggf. verspäteten/verschobenen Umsatz- und Gewinnanteilen. Das könnte auf die Stimmung drücken. Die hohen und steigenden stillen Reserven des Portfolios und der Projektpipeline zeigen sich nicht in den Geschäftszahlen und werden erst dann wirklich sichtbar, sofern oder wenn sie gehoben werden.
Ich denke, dass der Kursabschwung der letzten Wochen genau auf diese Unsicherheiten zurückzuführen ist. Ich habe meinen Bestand etwas aufgestockt, weil ich die Wertsteigerungen sehe und glaube, dass das Unternehmen in zwei, drei und fünf Jahren viel mehr wert sein wird also heute. Wie die nächsten Geschäftszahlen ausfallen und wie der Aktienkurs sich in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt, kann ich nicht abschätzen. Wenn die Börsen insgesamt weiter abbröckeln und/oder in Deutschland eine Gasmangellage auftritt, könnten ohnehin auf breiter Front irrationale Preise anstehen...