Charlie Munger halbierte sein Paket an Alibaba Group. Und zwar nicht bei seiner mit Warren Buffett betriebenen Investmentholding Berkshire Hathaway, sondern bei seiner eigenen Vermögensverwaltung, der Daily Journal Corp, die er 1977 übernahm und bei der er seitdem Chairman ist war.
Munger agiert äußerst selten und zwar immer nur dann, wenn er sich absolut sicher ist, eine Jahrhundertgelegenheit gefunden zu haben. Dann steigt er groß ein und zwar nicht mit Kleckerbeträgen. Nach vielen Jahren hatte er im Frühjahr 2021 erstmals wieder zugeschlagen und zwar ausgerechnet bei Alibaba. Im Herbst hatte er seinen Bestand annähernd verdoppelt, doch der Aktienkurs befindet sich weiterhin im Sturzflug und Munger und Munger verdoppelte seinen Einsatz gleich noch einmal im 2021er Schlussquartal. Doch im 1. Quartal 2022 ist nun auf einmal alles anders!?
Ende des 1. Quartals 2022 ist im Portfolio von The Daily Journal weiterhin nur fünf Aktienpositionen:
- Bank of America (44,6 % statt 39,5 %)
- Wells Fargo (36,3 % statt 29,5 %)
- Alibaba (15,4 % statt zuvor 27,5 %)
- U.S. Bancorp (3,5 %)
- POSCO (0,3 %)
Alibabas Aktienkurs stürzte im Verlauf des Jahres 2021 massiv ab aufgrund des regulatorischen Crackdowns seitens Chinas Regierung, die längst auch andere Sektoren aufs Korn genommen und somit die chinesischen Aktienkurse unisono Richtung Süden geschickt hat. Ungeachtet dieses Gegenwind im Heimatmarkt expandiert Alibaba in weitere Segmente und Regionen und stärkt seine verschiedenen Standbeine, wie die Logistik. Und Charlie Munger zeigte, dass er weiterhin von Alibaba überzeugt war, indem er seinen Bestand bei fallenden Kursen weiter kräftig ausgebaut hat.
"Investieren ist nicht einfach. Das war es nie, das wird es niemals sein. Wer immer es dafür hält, ist dumm."(Charlie Munger)
Während Chinas Regierung die Zügel bei ihren Unternehmen wieder etwas lockerer lässt, vollzieht Munger ebenfalls eine Kehrtwende und stößt die Hälfte seiner Alibaba-Position ab. Das passt nicht zusammen. Es sei denn... es gab ein einschneidendes Ereignis im 1. Quartal, nämlich den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Der verändert die Spielregeln der Globalisierung und zieht einen neue Mauer quer durch Europa und die Welt. Der Westen verhängt beispiellose Sanktionen gegen die russische Zentralbank, gegen Putin und seine Unterstützer.
"Setze Dich unbedingt mit Gegenargumenten auseinander. Vor allem dann, wenn sie Deine Lieblingspositionen infrage stellen."(Charlie Munger)
Und China? China distanziert sich nicht wirklich von Putin. Man sitzt zwischen den Stühlen, denn man ist auf Russlands Öl, Gas und Kohle angewiesen. Die kauft man nun billig ein (wie übrigens Indien auch). Dadurch wächst die Gefahr, dass auch China unter den Bannstrahl der USA und einschneidender Wirtschaftssanktionen fällt. Und das wäre wirklich ein Horrorszenario für China und alle Inhaber chinesischer Unternehmen bzw. Aktien.
"Sie müssen wissen, wenn Sie schief liegen. Dann müssen Sie verkaufen."(Peter Lynch)
Denkbar, dass Munger dieses neue Kalkül in seine Risikobetrachtung einbezogen und das Risiko als nunmehr deutlich erhöht eingestuft hat. Der Verkauf hat ihm wohl mehr als 50 % Verlust eingebracht. Schmerzhaft, aber dümmer wäre es, an einer Position festzuhalten, wenn man von ihr nicht mehr überzeugt ist.
Munger gibt den Vorsitz ab
Eine Zeitenwende steht ebenfalls an bei Daily Journal: Charlie Munger wird den Titel des Vorsitzenden (Chairman) abgeben, aber weiterhin als Direktor fungieren und sich in dieser Eigenschaft weiterhin besonders um die Angelegenheiten kümmern, mit denen er in der Vergangenheit befasst war, einschließlich des Wertpapierportfolios des Unternehmens. Es dürfte nur der erste Schritt eines Abschieds auf Raten sein, denn Munger wurde im Januar immerhin 98 alt...
Anmerkung: Neben Charlie Munger setzt auch die Softbank Group auf Alibaba, denn dort ist man im Jahr 2000 beteiligt, als man für einen Anteil von 29,5 % 20 Mio. USD ausgab. Heute hält Softbank Group noch rund 26 %. Dem entsprechend hängt der Softbank-Kurs maßgeblich an der Entwicklung des Aktienkurses der Alibaba Group.
Disclaimer: Habe Berkshire Hathaway auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Andere spekulieren, er wolle damit steuerliche Verluste geltend machen.
AntwortenLöschenich halte mich weiterhin von chinastonks fern.
höre gerne den anekdoten und Lebensweisheiten von Munger und Buffet auf ihren Konferenzen auf youtube zu.
Aber Überschneidungen haben unsere Depots genau null.
Für das Steuerargument spricht, dass nur die Hälfte der Position verkauft wurde, also die Aktien, die besonders tief im Minus standen (first in, first out). Sofern Munger weiterhin von Alibaba überzeugt ist, würde/sollte/könnte er nach der "steuerlichen Bannfrist" die Aktien ja demnächst wieder zurückkaufen...
LöschenFür das Steuerargument spricht auch, dass Mohnish Pabrai einige Zeit zuvor dasselbe gemacht hat. Die beiden dürften konzeptionell ziemlich auf einer Wellenlänge liegen.
AntwortenLöschen