▶ ÜBERSICHT | THEMENSCHWERPUNKTE

Montag, 28. Februar 2022

Kissigs Aktien Report: Berkshire Hathaway auf Allzeithoch - Selbst Buffett würde jetzt nicht kaufen. Oder doch?

Im Rahmen meiner Kooperation mit dem "Aktien Report" von Armin Brack nehme ich mir in unregelmäßigen Abständen interessante Unternehmen vor. Die Ausgaben des "Aktien Reports" und/oder "Geld Anlage Reports" erreichen ihre Leser samstags kostenlos und "druckfrisch" im Email-Postfach und man kann sich ▶ hier beim "Geld Anlage Report" anmelden. Bonbon für die Leser meines Blogs: einige Tage später darf ich die Analysen dann auch hier veröffentlichen.

Aktien Report Nr. 76 vom 18.02.2022

Berkshire Hathaway auf Allzeithoch: Selbst Buffett würde jetzt nicht kaufen. Oder doch?

Warren Buffett gilt als der erfolgreichste Investor der Welt. Nicht nur, weil er in den meisten Jahren besser abgeschnitten hat als der S&P 500 Index, sondern weil er dieses Kunststück über mehr als 70 Jahre vollbracht hat.

Betrachtet man kürzere Börsenphasen, gibt es viele Inverstoren, die höhere Renditen einfahren als Buffett. So wie in den letzten Jahren Cathie Wood von Ark Invest, die mit Hoch-Wachstumswerten spektakuläre Erfolge feierte. Doch seit einem Jahr stürzen die Kurse der einstigen Highflyer in sich zusammen und Woods fünf Ark-ETFs verbrennen im gleichen Tempo das Geld ihrer Anteilseigner. So heftig, dass auf Sicht von drei Jahren inzwischen Buffett sogar vor Wood liegt.

Die hohe Inflation dank steigender Preise und die unmittelbar bevorstehende Zinswende befeuern klassische Value Titel und machen Wachstumswerte weniger attraktiv. Infolgedessen klettert der Aktienkurs von Warren Buffetts Berkshire Hathaway von einem neuen Allzeithoch zum nächsten.

Es ist die teuerste Aktie der Welt, die nur wenige Prozent von der magischen Marke von 500.000 Dollar trennen – für EINE Aktie! Der Kurs der B-Aktie ist mit 315 Dollar deutlich anlegerfreundlicher.

Kaufe billig…

Den Spruch "kaufe billig, verkaufe teuer" kennen wir wohl alle. Er ist völlig richtig und trifft auch auf die Börse zu. Dummerweise weiß man nie so genau, wann ein Aktienkurs gerade "billig" ist. Billig im Vergleich zu seinen historischen Kursen? Dann dürfte die Aktie zuletzt kräftig abgestürzt sein. Was nicht unbedingt für den Kauf spricht, denn es könnte ja handfeste Gründe geben für diesen Kursabsturz.

Oder ist die Aktie "billig" im Verhältnis zu ihrem "fairen Wert"? Das ist das Konzept des Value Investings, das Benjamin Graham so populär gemacht hat. Man bewertet ein Unternehmen und teilt diesen Wert durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien. Und diesen Wert je Aktie vergleicht man mit ihrem aktuellen Preis, also dem Preis je Aktie. Und notiert der Preis deutlich unter dem Wert, kauft man die Aktie. Liegt der Preis deutlich darüber, lässt man die Finger davon.

Mythos Allzeithoch

Markiert eine Aktie ein Allzeithoch bedeutet dies nichts anderes, als dass der Kurs noch niemals in der Geschichte höher stand. Bezogen auf den Preis war die Aktie also noch niemals teurer. Das ist Fakt, sagt aber trotzdem nichts über ihren Wert und damit ihre Bewertung aus.

Doch bleiben wir erstmal beim Aktienkurs und der Frage, weshalb Anleger zu diesem neuen Höchstkurs die Aktie überhaupt kaufen.

Um zur Antwort zu gelangen, stellen wir erstmal ein paar "dumme" Gedanken an und fragen uns, was "Allzeithoch" überhaupt bedeutet.
  1. Noch niemals hat jemand mehr für diese Aktie bezahlt.
  2. Zu jedem Zeitpunkt in der Vergangenheit war die Aktie billiger.
  3. Jeder weitere Kursanstieg in der Vergangenheit erzeugte ein weiteres Allzeithoch.
  4. Jeder Käufer in der Vergangenheit liegt mit seinem Kauf im Plus.
Eine so simple Erkenntnis, aber dennoch bahnbrechend. Weil sie bei den eigenen Überlegungen keine Rolle spielt. So dominierend ist das Etikett "teuer", wenn eine Aktie ein neues Allzeithoch markiert.

Dabei ist diese so allgegenwärtige Betrachtungsweise nichts anderes als ein Auswuchs des beinahe allgegenwärtigen "Ankereffekts". Den schreibe ich ja gerne in Grund und Boden und das völlig zu Recht.

Beim Allzeithoch ist der Anker jeder vorangegangene Kurs. Egal, welchen man sich herauspickt. Die Aktie wirkt teuer, weil jeder frühere Kurs niedriger war. Einstein würde uns jetzt mit seiner Relativitätstheorie quälen und auch er hätte Recht. Relativ betrachtet, also verglichen mit den Kursen der Vergangenheit, wäre die Aktie teuer. Aber ist sie deshalb auch absolut betrachtet teuer? Tja, das kommt drauf an…

Wert oder Preis? Lieber preiswert!

Ich hoffe, es ist euch aufgefallen, wie elegant ich die Kurve genommen habe zurück zum Ausgangspunkt: der Frage nach dem Wert einer Aktie, nach ihrer Bewertung.

Und falls ihr diese Eleganz übersehen haben solltet, oder sie euch egal ist, dann ist das auch nicht schlimm. Wir sind auf jeden Fall wieder hier. Also weiter im Text…

Warren Buffett lenkt bei Berkshire Hathaway seit beinahe 60 Jahren die Geschicke, der Kurs stieg von rund 50 auf 485.000 Dollar. In dieser Zeit markierte die Aktie also zigtausende von neuen Allzeithochs und jeder Kauf auf einem neuen Allzeithoch hat sich für den Käufer ausgezahlt!

Wenn auch nicht unbedingt immer am nächsten Tag. Und es gab auch mal längere Durststrecken zwischendurch, wenn Buffett abgeschrieben und sein Investmentstil als veraltet und nicht mehr zeitgemäß belächelt wurde. Zwischen 1996 und 2000, also vor dem Platzen der Internetblase, war so eine Phase. Value Aktien waren out, Wachstumswerte waren in. Die Deutsche Telekom schoss auf über 100 Euro hoch. Richtig gelesen. Da haben doch wirklich Leute mehr als 100 Euro für eine einzige Aktie der ehemaligen Bundesbehörde bezahlt.

"In Bärenmärkten stürzen die guten Aktien zusammen mit den schlechten ab. 
Aber nur die Guten erholen sich wieder."
( Jeremy S. Siegel)

Nachdem die Blase geplatzt war und viele Börsianer pleite – wie auch die meisten der gehypten und maßlos überschuldeten Internetsternschnuppen – zeigte Buffetts Investmentstil wieder seine Stärken. Nicht, dass der Aktienkurs von Berkshire Hathaway nicht fallen könnte oder auch mal abstürzen würde. Auch das passiert. Denn das Unternehmen hat viele führende Aktienunternehmen in seinem Portfolio und wenn deren Kurse abstürzen, stürzt auch der Kurs von Berkshire Hathaway ab.

Aber die guten Aktien erholen sich wieder, wie Jeremy Siegel weiß. Und damit auch der Kurs von Berkshire.

Value vs. Growth

Zwischen Valueaktien und Growthaktien gibt es eine Art Verbindung. Mal perfomen die einen besser, mal die anderen. Früher konnte man ziemlich sicher die Zyklen ausmachen, die zumeist zwischen acht und 10 Jahren anhielten. Doch seit der Finanzkrise 2009 liegen die Wachstumsaktien ständig vorne. Und bisher war jedes Ausrufen eines Favoritenwechsels nur ein weiterer Fehlausbruch. Wachstumswerte lagen weiterhin vorne.

Dafür gibt es gute Gründe. Zum einen sind ihre Flaggschiffe hochprofitabel. Apple, Microsoft, Alphabet verdienen Unmengen an Geld und sie kaufen damit massiv eigene Aktien zurück. Das stützt beides die Kurse dieser Cashflowmonster.

Und dann ist da noch das extrem niedrige Zinsniveau. Versteht man Zinsen als Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung, dann sinken die Zinsen im Wirtschaftsabschwung und wenn die Wirtschaft brummt, steigen die Zinsen. Ähnlich zyklisch verhalten sich Valueaktien und Growthwerte. Je niedriger die Zinsen, desto preiswerter die zukünftigen Gewinne (abgezinst auf heute). Und je höher die Zinsen, desto wertvoller sind die aktuellen Gewinne der Unternehmen.

Die anhaltende Niedrigzinsphase hat Valueaktien daher gegenüber Growthaktien per se unattraktiver gemacht. Und deshalb erwies sich jeder Kurseinbruch bei den Wachstumswerten bisher als neue Einstiegschance und der Kurseinbruch wurde schnell wieder hochgekauft.

Doch nun ändern die Notenbanken die Spielregeln: die Zinsen werden steigen.

Und damit wechseln die lange verschmähten Valueaktien doch noch auf den Favoritensessel.

Berkshire Hathaway: Value oder Growth?

Vor ein paar Tagen hat Warren Buffet sein 13F bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht und darin seine Aktienpositionen zum Ende des abgelaufenen Quartals offengelegt.

Es gab wenig Überraschendes im 4. Quartal 2021. Unter seinen zehn größten Positionen gab es nur eine Veränderung: Dialysespezialist DaVita rutschte raus und Energiemulti Chevron stieg auf. Die größte Position bleibt Apple mit einer Gewichtung von 47,6% vor Bank of America (13,58%), American Express (7,49%), Coca Cola (7,16%) und Kraft Heinz (3,53%). Auf den weiteren Plätzen folgen Moody’s, Verizon, U.S. Bancorp, Chevron und Bank of New York Mellon.

Diese 10 Positionen machen zusammen beinahe 80% von Buffetts Portfolio aus. Es ist also sehr fokussiert, auch wenn er insgesamt 44 US-Aktienpositionen hält. Hinzu kommen einige Auslandswerte, wie zum Beispiel seine "Japan-Wetten": Im Sommer 2020 hatte Buffett mehr als 6 Mrd. Dollar in fünf große Unternehmen investiert, in Itochu, Marubeni, Mitsubishi, Mitsui und Sumitomo. Diese Werte werden vom 13F nicht erfasst. Und ebenso wenig die vielen nicht börsennotierten Unternehmen im Besitz von Berkshire Hathaway.

Als roter Faden lässt sich für das 4. Quartal 2021 sagen, dass Buffett Pharmaaktien reduziert hat. Bei AbbVie und Bristol-Myers Squibb verkaufte er nochmals mehr als drei Viertel seines Restbestands, nachdem er hier bereits im Vorquartal deutlich reduziert hatte. Bei Merck war er bereits im Vorquartal komplett ausgestiegen. Vollständig hat er sich auch von Generika-Spezialist Teva Pharmaceuticals getrennt, bei der Buffett jahrelang auf einen Turnaround gesetzt hatte. Nun zog er die Reißleine und verkaufte sein komplettes Aktienpaket - mit entsprechendem Verlust. Bei Teva bewahrheitete sich Buffetts eigene Warnung: "Turnarounds seldom turn".

Aber auch im Finanzsektor hat Buffett weitere Verkäufe getätigt. So reduzierte er seinen Bestand bei Visa und Mastercard weiter und auch beim Versicherungsmakler Marsh & McLennan steht der vollständige Exodus bevor. Nachdem Buffett in den beiden vorangegangenen Quartalen erst 30% und dann 20% verkauft hatte, baute er seinen Restbestand nun um 85% ab.

Zugekauft hat er bei Chevron und dann finden sich zwei neue Positionen in seinem Depot: Buffett bzw. einer seiner Investmentleutnants, ist vor dem Börsengang bei Nu Holdings eingestiegen, der Mutter der NuBank. Und bei Activision Blizzard erwarb Berkshire Hathaway Ende 2021 für rund eine Milliarde Dollar Anteile. Was Buffett nun Kritik einbrachte, nachdem Microsoft im Januar ein Übernahmeangebot für 68 Mrd. Dollar abgegeben hat. Die – böswillige – Unterstellung ist, Buffetts langjähriger und enger Freund Bill Gates, Gründer von Microsoft, habe ihm einen diesbezüglichen Tipp gegeben.

Doch das ist absurd! Buffett wäre niemals darauf eingegangen. Er hat bereits so oft erklärt, der einzige Grund, weshalb er und Berkshire niemals in Microsoft investiert hätten, wäre seine Nähe zu Bill Gates und dass er schon den bloßen Anschein eines Interessenkonflikts vermeiden wollte. Zehntausende Prozente an Gewinn sind ihm durch sein Festhalten an seinen ehernen Prinzipien durch die Lappen gegangen, da würde er sie nun wohl kaum für einen schnellen Dollar riskieren.

"Man braucht 20 Jahre, um sich einen guten Ruf aufzubauen, und nur 5 Minuten, um ihn zu verlieren. Wer das beherzigt, handelt bewusster."
(Warren Buffett)

Unerkannte Vermögenswerte

Buffetts US-Aktienpositionen machen mit 331 Mrd. Dollar allerdings nur rund 45% des Gesamtvermögens von Berkshire Hathaway aus. Dazu gesellt sich das üppige gefüllte Cashkonto mit rund 150 Mrd. Dollar und eine Reihe von nicht börsennotierten Unternehmen.

Im Januar 2016 hatte Buffett die Übernahme von Precision Castparts für 37 Mrd. Dollar abgeschlossen. Inzwischen erwies sich der Kaufpreis als zu hoch, nicht nur wegen der Coronaeinbußen, und es gab eine kräftige Abschreibung. Nach der Übernahme hatte Berkshire das Unternehmen von der Börse genommen, daher taucht es im 13F nicht mehr auf.

Ähnlich verhält es sich mit dem milliardenschweren Unternehmen Duracell, die Buffett im Tausch für seine damals 4,7 Mrd. Dollar schweren Procter & Gamble-Aktien erhielt, General Re, Berkshire Hathaway Energy (vormals MidAmerican Energy) oder der Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe (BNSF) sowie einer Vielzahl kleinerer Firmen, wie Nebraska Furniture, See's Candies oder dem Hamburger Motorrad-Zubehörhändler Detlev Louis, den Buffett 2015 erwarb. Und natürlich der Direktversicherer Geico.

BNSF ist die größte der US-Eisenbahngesellschaften und Buffett hatte Ende 2009 rund 30 Mrd. Dollar für sie auf den Tisch gelegt.

BH Energy ist nicht nur einer der größten Energienetzbetreiber in den USA und auch ein großer Betreiber von Gas- und Kohlekraftwerken, sondern seit Jahren einer der stärksten Investoren im Bereich regenerativer Energien. Das Unternehmen will bis 2024 rund 24,4 Mrd. Dollar investieren und davon den Löwenanteil in den weiteren Ausbau grüner Energieerzeugung.

Berkshires Beteiligungsportfolio ist breit aufgestellt. Es dominieren die Technologiewerte, aber das ausschließlich wegen der hohen Gewichtung von Apple. Das ist Buffetts größte Investition und auch seine bisher rentabelste. Da Apple weiterhin massiv eigene Aktien zurückkauft, wächst Buffetts Anteil immer weiter an. Aktuell gehören ihm bereits 6,25% an dem iPhone-Konzern. Ebenfalls dem Sektor zuzurechnen sind seine Positionen in VeriSign und Amazon, in die er vor einiger Zeit gut eine Milliarde investiert hatte.

Auch bei seinen anderen großen Positionen laufen Aktienrückkaufprogramme. Die Unternehmen wandeln ihre enormen Cashflows somit in "passive Gewinne" für ihre Aktionäre ein und schütten zumeist auch noch ordentliche Dividenden aus. Beide Faktoren gefallen Buffett und er nutzt dieses "Compounding" reichlich aus.

Man denke nur an Coca Cola. Da wird ihm immer gerne vorgehalten, er habe zwar ein glückliches Händchen bewiesen, als er die Aktie erstmals 1988 "billig" einkaufte, aber dann habe er völlig versagt, weil er bei der nachfolgenden massiven Kursübertreibung die Position nicht mit riesigem Gewinn glattgestellt habe. Abgesehen davon, dass Coca Cola auch bei Buffetts Erstkauf 1998 nicht "billig" war, ist Buffetts Kauf eine wahre Erfolgsgeschichte.

Er hat rund 1,3 Mrd. Dollar in Coca Cola investiert zwischen 1998 und 1994. Er hält seitdem 400 Mio. Aktien. Bezogen auf die heutige Dividendenhöhe schüttet Coca Cola jedes Jahr 672 Mio. Dollar an Dividenden aus. Anders ausgedrückt; ungefähr alle anderthalb fährt Buffett höhere Bruttodividenden ein, als ihn sein Investment mal gekostet hat.

Und schaut man auf seine gesamten Dividendeneinnahmen von Coke seit 1994, als er seine heutige Positionsgröße erreichte, dann strich er seitdem knapp 9,1 Mrd. Dollar an Dividenden ein. Also das Siebenfache seiner Investition.

Ja, Buffett hätte nach kurzer Zeit einen riesigen, aber steuerpflichtigen, Kursgewinn einstreichen können. Er setzte stattdessen auf die Cashflowmaschine, das Compundingwunder. Und das zahlt sich seitdem aus, in jedem Quartal aufs Neue. Hinzu kommen die – steuerfreien – Kursgewinne, denn sein Aktienpaket war Ende 2021 immerhin 23,7 Mrd. Dollar wert.

Kursgewinne und Dividenden machten also seit 1998 aus 1,3 Mrd. Dollar 32,8 Mrd. Dollar. Kein so schlechter Deal, finde ich…

Float

Der Coke-Deal zeigt Buffetts Vorliebe beim Investieren. Ihm geht es nicht um schnelle Kursgewinne, er setzt auf Unternehmen mit breitem ökonomischem Burggraben und mit Preissetzungsmacht. Die haben treue Kunden und können auch in Krisenzeiten ihre Preise anheben, ohne Kunden zu verlieren. Wie Apple. Wie Coke.

Diese Unternehmen steigern ihre Umsätze und Gewinne und mit ihrem steigenden Free Cashflow schütten sie Dividenden aus und kaufen eigene Aktien zurück. Ganz ähnlich läuft es mit dem Float aus Versicherungsprämien. Buffett hat sich auch das bei Benjamin Graham abgeschaut. Die Versicherungen nehmen ständig Prämien ein, müssen in der Regel die Versicherungsleistung aber erst viele Jahre später erbringen. In der Zwischenzeit können sie mit dem "kostenlosen" Geld ihrer Versicherten eigene Renditen einfahren.

Buffett hat daher eine ganze Reihe von Versicherungsunternehmen gekauft. Nicht nur ein paar Aktien, sondern das komplette Unternehmen. So hatte er Zugriff auf deren Float und konnte dieses Geld in Aktien investieren – dieser enorme Hebel ist eines der großen Geheimnisse hinter seinem beispiellosen Erfolg als Investor.

Mein Fazit

Addiert man all diese Faktoren dann erkennt man schnell, dass der Aktienkurs von Berkshire Hathaway zu Recht auf Allzeithoch notiert. Das Unternehmen ist bestens gerüstet für eine Konjunkturerholung dank seiner Industriesparte. Es ist bestens gerüstet für steigende Zinsen durch seine vielen Bank- und Versicherungsanteile. Auch ein Wiedererstarken der Luftfahrtbranche wäre Wasser auf Berkshires Mühlen, denn Precision Castparts ist einer der führenden Luft- und Raumfahrtzulieferer der Welt.

Und dann ist da noch Apple. Ein Phänomen, ein Unternehmen mit einem enormen Burggraben, dessen Kurs fast nur eine Richtung zu kennen scheint: nach oben. Zwischenzeitliche Durststrecken oder heftigere Kurseinbrüche wurden bisher immer wieder hochgekauft. Auch von Apple selbst, die jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge in Aktienrückkäufe stecken.

Bleibt am Ende die Frage, ob Berkshire Hathaway auf Allzeithoch ein Kauf ist. In den letzten 55 Jahren war es so, bei jedem einzelnen neuen Allzeithoch zwischen 50 und 485.000 Dollar. Und es sprechen viele Argumente dafür, dass es bei Berkshire auch künftig weiter gut laufen wird.

Das einzige Argument gegen den Kauf der Berkshire-Aktie auf Allzeithoch ist, dass die Aktie noch niemals teurer gewesen ist als heute. Die zigtausende anderen Argumente hingegen sagen, dass dies die Aktie noch nie davon abhalten konnte, nach dem Erreichen eines neuen Allzeithochs auf ein weiteres Allzeithoch zu klettern. Und das nicht etwa auf Basis einer Spekulationsblase, sondern auf Basis der Wertzuwächse, die Buffett dem Unternehmen mit jedem Tag beschert.

Die aktuellen Geschäftszahlen für das 4. Quartal 2021 hat Berkshire bisher noch nicht veröffentlicht. Zuletzt hatte man die Rückkäufe eigener Aktien aber verstärkt. Im 3. Quartal hatte Buffett dafür rund 7,6 Mrd. Dollar aufgewendet und vermutlich hat er damit auch nicht aufgehört. Dabei sagte Buffett einmal, dass er nur dann eigene Aktien zurückkaufen werde, wenn er keine besseren Investments findet.

Damit dürfte dann doch die Frage doch beantwortet sein, oder?

Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

4 Kommentare:

  1. Kaufen die nicht ab price to book value von 1.2 eigene Aktien zurück?
    Aktuell 1.5.
    Also teuer.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Buffett hat schon vor einiger Zeit erklärt, dass die klassische Buchwert-Berechnung nicht mehr korrekte Ergebnisse bringt. Berkshire berechnet ihn daher etwas anders und ist auch bereit, über den Faktor 1,2 hinauszugehen. In seinem Aktionärsbrief zum Geschäftsjahr 2021 hat Buffett genau zu diesem Thema interessante Ausführungen gemacht:

      "In regelmäßigen Abständen, wenn alternative Wege unattraktiv werden, sind Rückkäufe für Berkshires Eigentümer sinnvoll. In den vergangenen zwei Jahren haben wir daher 9% der zum Jahresende 2019 ausstehenden Aktien zu Gesamtkosten von 51,7 Milliarden Dollar zurückgekauft. Durch diese Ausgaben hielten unsere fortbestehenden Aktionäre etwa 10% mehr an allen Berkshire-Unternehmen, unabhängig davon, ob es sich dabei um hundertprozentige Beteiligungen (wie BNSF und GEICO) oder um Beteiligungen (wie Coca-Cola und Moody's) handelt.

      Ich möchte betonen, dass die Rückkäufe von Berkshire nur dann Sinn machen, wenn unsere Aktien einen angemessenen Wert haben. Wir wollen nicht zu viel für die Aktien anderer Unternehmen bezahlen, und es wäre wertvernichtend, wenn wir zu viel bezahlen würden, wenn wir Berkshire kaufen. Mit Stand vom 23. Februar 2022 haben wir seit Jahresende zusätzliche Aktien im Wert von 1,2 Milliarden Dollar zurückgekauft. Unser Appetit ist nach wie vor groß, aber wir werden immer preisabhängig bleiben.

      Es ist anzumerken, dass die Rückkaufmöglichkeiten von Berkshire aufgrund der erstklassigen Anlegerbasis begrenzt sind. Würden unsere Aktien in großem Umfang von kurzfristigen Spekulanten gehalten, würden sowohl die Preisvolatilität als auch das Transaktionsvolumen erheblich zunehmen. Diese Art von Umstrukturierung würde uns weitaus größere Möglichkeiten bieten, durch Rückkäufe Werte zu schaffen. Nichtsdestotrotz ziehen Charlie und ich die Eigentümer, die wir haben, bei weitem vor, auch wenn ihre bewundernswerte "Buy-and-keep"-Einstellung das Ausmaß begrenzt, in dem langfristige Aktionäre von opportunistischen Rückkäufen profitieren können.

      Abschließend noch eine leicht zu übersehende Wertberechnung speziell für Berkshire: Wie wir bereits erörtert haben, ist der richtige "Float" von Versicherungen für uns von großem Wert. Durch die Rückkäufe erhöht sich automatisch der "Float" pro Aktie. Dieser Wert ist in den letzten zwei Jahren um 25% gestiegen - von 79.387 Dollar pro A-Aktie auf 99.497 Dollar, ein bedeutender Zuwachs, der, wie bereits erwähnt, zum Teil auf Rückkäufe zurückzuführen ist.
      "

      Berkshire kauft also gerne eigene Aktien zurück, aber nicht zu jedem Kurs. Sobald es mal Kursabsacker gibt, greift man jedoch tendenziell zu.

      Löschen
  2. Die 1.2 waren so ein Ansatz um überhaupt da mal reinzukommen. Corona-Niveau. Aber eben, wenn BRK mal günstig ist erscheint es einen völlig unattraktiv. 2020 neben all den grellen Tech-Stars sah BRK reichlich blass aus...
    Zwanzig Jahre verfolg ich BRK schon. Zwanzig Jahre war mir Buffett zu alt. Zwanzig Jahre BRK zu gross und zu teuer.
    Eine Tragödie! Da haben ich und viele andere einfach Mühe zu akzeptieren, dass BRK einfach zeitlos gut ist.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Value hat Growth seit 12 Jahren underperformt. Das haben viele als Normalzustand hingenommen/akzeptiert, obwohl es historisch gesehen immer ein Wechselspiel zwischen beiden "Gattungen" gab. Eine noch größere Tragödie ist eigentlich nur, dass die meisten Anleger noch schlechter abgeschnitten haben. Auch Growthinvestoren haben selten die Rendite des S&P 500 oder gar der NASDAQ erzielt und Valueinvestoren haben überwiegend noch schwächer abgeschnitten als z.B. der Russel 3000. Was daran liegt, dass sie traden und damit immer zum falschen Zeitpunkt ein- und aussteigen und so zusätzlich Renditen vers(ch)enken. Insofern war und ist ein Investment in Berkshire-Aktien für Otto-Normalanleger wohl die beste Investmentidee auf lange Sicht. Vielleicht sogar noch besser, als ETFs zu kaufen (die Anleger ja auch traden und so underperformen)...

      Löschen