Freitag, 4. Februar 2022

Ist der Lack jetzt ab bei Block, Meta Platforms und PayPal?

Die Earnings Season läuft und die Augen richten sich in dieser angespannten Börsenlage auf die Technologieriesen. Sie sind Anlegerlieblinge und haben den Markt bisher stabilisiert. Neben den Zahlen zum abgelaufenen 4. Quartal war vor allem der Ausblick auf 2022 interessant - ob und wie stark die bisherigen positiven Corona-Effekte künftig fehlen und ob das Geschäftsmodell weiter fliegt. Die Kursausschläge sind teilweise gewaltig, in beide Richtungen. Bei einigen ergeben sich daraus tolle Chancen, bei anderen wachsen die Zweifel...

Meta Platforms hat Zahlen vorgelegt, ebenso PayPal. Bei Block ist es noch nicht so weit, aber auch hier habe ich meine Einschätzung überdacht. Aber der Reihe nach...

Meta Platforms (Facebook)

Die Zahlen zum 4. Quartal 2021 waren noch recht robust, der Ausblick auf das 1. Quartal 2022 aber ziemlich ernüchternd. Der Konzernumsatz wuchs unterdessen in Q4/21 im Jahresvergleich um 20% auf knapp $33,7 Mrd, doch der Gewinn sank um 8% auf knapp $10,3 Mrd. Nach einem kräftigen Zuwachs zum Jahresende rechnet Meta für Januar bis März mit einem Umsatzplus von nur3% bis 11% auf $27 bis $29 Mrd.

Erstmals wies Meta Zahlen für die Sparte "Reality Labs" aus. Der Umsatz seiner "Metaverse-Sparte" stieg im Jahresvergleich von $717 auf $837 Mio, zugleich stieg auch der operative Verlust von rund $2,1 auf $3,3 Mrd. Im Gesamtjahr 2021 häufte die Sparte rote Zahlen von mehr als $10 Mrd an, vor allem für Forschung und Entwicklung. Und diese Ausgaben sollen in diesem Jahr noch weiter steigen.

Meta verzeichnete im Schlussquartal 2021 einen Rückgang der täglich aktiven Facebook-Nutzer. Die Zahl verringerte sich von 1,93 auf 1,929 Mrd. Im Vorjahresquartal erzielte Facebook noch einen Zuwachs von 25 Mio.

Doch insbesondere der kaum noch vorhandene Zuwachs bzw. Rückgang bei den täglich und monatlich aktiven Usern zeigt, dass Facebook vor einem Wendepunkt steht.

Das Social Network setzt immer stärker auf das Metaverse, also die neue virtuelle Realität. Und das kostet. Den größten Gewinn erzielt der Konzern mit Werbeeinnahmen, die im 4. Quartal 2021 um 20% gestiegen waren. Und genau hierin liegt das Problem. Einerseits verliert Facebook den Kampf gegen Tiktok, die immer mehr User abgraben. Andererseits erklärte CEO Zuckerberg, dass die neuen Cookierichtlinien von Apple IDFA (Identifier for Advisers) Facebooks Werbegeschäft erheblich negativ beeinflussen würden. Da die meisten Apple-Nutzer personalisierten Cookies für Facebook nicht zustimmen würden, erhalte Facebook auch keine personalisierten Informationen mehr über seine Nutzer. Deshalb kann man seinen Werbekunden auch keine qualitativ hochwertigen Werbeformate mehr anbieten, was sich negativ im Preis für die Werbung neiderschlage. Während der Platz für Werbung auf den Plattformen und in der App begrenzt sei.

Apple muss sich gerade im berufungsverfahren gegen EPIC Games erneut den Vorwürfen, es würde eine Monopolstellung innehaben, erwehren. Erstinstanzlich hatte die Richterin eine solche Monopolstellung noch verneint, aber Microsoft hat gerade eine umfassende Erklärung zugunsten von EPIC abgegeben und die Zahlen von Facebook zeigen, dass Apple auf und mit seinen iOS-Geräten durchaus eine solche Monopolstellung hat. Denn Apples Einnahmen aus dem Ad-Business schießen seit Start von IDFA vor einigen Monaten kolossal in die Höhe. Doch solange Apple nicht gerichtlich gezwungen wird, sein iOS anderen Anbietern zu öffnen jenseits des Apple Stores, wird sich hieran nichts ändern.

Ich denke daher, dass Meta die Kosten für seine Metaverse-Vision weiter massiv hochfahren wird, während seine Einnahmeseite weiter unter Druck steht und die Werbeeinnahmen tendenziell sinken. Ich selbst bin als Facebook-Nutzer nur noch genervt davon, dass mir in der App weniger Beiträge von meinen "Freunden" und ausgewählten Seiten angezeigt werden als "Vorschläge" von Seiten/ Leuten, die ich nicht kenne. Meine persönliche Userexperience ist massiv gesunken in den letzten Monaten.

Des Weiteren denke ich, dass das Metaverse eine große Sache wird. Aber das bedeutet nicht, dass Meta Platforms zu den großen Gewinnern zählen muss. Der regulatorische Gegenwind wächst sich zu einem Orkan aus - es kann sogar sein, dass frühere Übernahmen rückabgewickelt werden müssen (WhatsApp, Instagram). Und selbst wenn nicht, wird Facebook kaum noch relevante Übernahmen tätigen dürfen. Zuckerberg ist eine viel größere Hassperson geworden als es der ex-CEO von Microsoft Steve Ballmer jemals war. Und der war mit der größte Hemmschuh für Microsoft Entwicklung. Seitdem Satya Nadella ihn als CEO beerbt hat, ist Microsoft wiederauferstanden. Ohne Zuckerberg als CEO hätte das Unternehmen vielleicht noch eine Chance, mit ihm aber kaum weniger.

PayPal

PayPal habe ich seit dem Spin-off von eBay auf meiner Beobachtungsliste und das Unternehmen ist eine tolle Erfolgsgeschichte. Dank des Coronabooms gab es einen kräftigen zusätzlichen Wachstumsschub und dieser wird in 2022 deutlich nachlassen. Die Zahlen zu 4. Quartal waren noch halbwegs solide, der Ausblick auf 2022 aber ernüchternd.

Im 4. Quartal 2021 stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahreswert um 13% auf $6,9 Mrd, aber vor einem Jahr hatte das Wachstum noch bei 20% gelegen. Hierüber musste man sich nicht sorgen, denn die Q4/20er Zuwächse waren noch durch den Coronaeffekt ggü. Q4/19 geprägt, der nun wegen der erhöhten Basiswerte aus 2020 entsprechend geringer ausfiel. Insofern sind 13% Umsatzplus durchaus beeindruckend.

Der Gewinn fiel in Q4/21 hingegen um 49% auf $801 Mio. Autsch. Allerdings ist hierin auch ein Sondereffekt enthalten. Denn Anfang 2019 hatte PayPal sich mit $750 Mio an MercadoLibre beteiligt, als der Kurs bei etwa $250 stand. Seit einer IFRS-Umstellung in 2016 müssen Wertveränderungen von  Beteiligungen in die gewinn- und Verlustrechnung einbezogen werden - was u.a. Warren Buffett sehr kritisiert und zu der Aussage veranlasste, es mache nun überhaupt keinen Sinn mehr, sich die Quartalsergebnisse von Berkshire Hathaway anzusehen. Der satte Anstieg des Kurses von MELI hatte also in den letzten Quartalen immer einen positiven Beitrag zum Gewinn und zum EPS geleistet. In Q4/21 ging es aber deutlich runter: Ende September lag der Kurs noch bei $1.650, Ende Dezember $300 tiefer. Mit entsprechend negativer Auswirkung auf den Quartalsgewinn von PayPal.

Zuletzt hatte PayPal einige interessante Schritte unternommen. Venmo wurde bei Amazon als Zahlungsoption etabliert und hierüber ist in den USA inzwischen auch der Handel von Kryptowährungen möglich. Des Weiteren bietet man eine QR-Code-Bezahlfunktion an, um Händlern die Anschaffung von teuren POS-Geräten zu ersparen. Sinnvolle Schritte, um PayPal zur Finanz-Super-App aufzubauen.

PayPal ist beim Blick auf die nackten Zahlen heute attraktiver bewertet als die meiste Zeit über in den vergangenen Jahren. Der zweistellige Kurseinbruch nach Vorlage der Quartalszahlen erschien mir daher zunächst als Chance. Im Wiki habe ich die Position sogar leicht aufgestockt.

Doch dann kamen mir Zweifel. Attraktiv bewertet wäre PayPal ja nur, auch im Vergleich mit früheren Bewertungsmultiplen, wenn die Wachstumsaussichten bzgl. Umsatz, Cashflow und Gewinn heute ähnlich hoch ausfallen wie damals. Das ist zu hinterfragen.

Die Äußerungen des Managements im Anschluss an die Zahlenvorlage schien mir eher fahrig. Ich hatte zum ersten Mal den Eindruck, PayPal habe keine klare Strategie mehr. Die missglückte Pinterest-Übernahme kam mir wieder in den Sinn - vor einem halben Jahr habe ich die Meldung nicht ganz ernst genommen. Inzwischen "traue" ich es dem PayPal-Management sogar zu.

PayPal erzielt ordentliche Gewinne und starke Cashflows. Der Paymentmarkt ist noch immer ein Wachstumsmarkt und PayPal hat reichlich Platz zum Wachsen. Aber irgendwie scheint man zu meinen, man müsse weitere Bereiche "andocken". Das hat schon mit den Bonusprogramm-Browsererweiterung Hones nicht überzeugend geklappt. Da poppt ständig ein winkendes Männchen auf (wie ein Teletubby) und verspricht, 2 oder 3 tolle Coupons, nur um am Ende mitteilen zu müssen, dass es doch keine Rabattcoupons auf dieser Seite gebe. Und dann Pinterest. Oder irgend ein anderer Shop?

Peter Lynch hatte in seinem Bestseller "Der Börse einen Schritt voraus" (zu meiner Rezension) den Begriff "Diworsification" geprägt und eindringlich vor Unternehmen gewarnt, die ihren "Circle of Competence" verlassen, um sich breiter aufzustellen und neue Standbeine anzudocken. Der Absturz des Gemischtwarenladens General Electric ist hier ein mahnendes Beispiel.

Des Weiteren haben die Apple-Zahlen gezeigt, wie dominant Apple mit seinem Ökosystem geworden ist. ein echtes Monopol. Was das mit PayPal zu tun hat? Nun ja, Apple plant eine Bezahlfunktion für sein Iphone, das ganz ohne App auskommt. Einfach das Iphone so nutzen wie eine (kontaktlose) Kreditkarte. Dieses neue Feature hat erstmal nur geringe Auswirkungen, aber Apples marktmacht wird es in den nächsten Jahren zu einem millionenfach genutzten Feature machen - und damit den etablierten Paymentanbieter ordentlich Wasser abgraben. Und damit Provisionserlöse.

Ich habe inzwischen Zweifel, dass das PayPal-Management eine (gute) Strategie hat. Vielmehr scheint man nicht genau zu wissen, was und wohin man will. Diese Zweifel sind im letzten halben Jahr entstanden und haben in den letzten Tagen stark zugenommen. Und daher habe ich mich von PayPal getrennt. Auch im Wiki, was nach dem zuvor erfolgten Aufstocken natürlich "dumm" aussieht. Aber ich musste mich entscheiden zwischen dumm aussehen und dumm handeln. Dumm handeln bedeutet hier, entgegen meiner Überzeugung zu handeln (nur weil es dumm maussehen könnte). Es kann sich natürlich auch herausstellen, dass ich zu einer falschen Einschätzung gekommen bin und dies der genau richtige Zeitpunkt für den Kauf von PayPal-Aktien gewesen wäre. Das wird erst die Zeit zeigen und in der Rückschau werden wir wissen, was richtig war (bezogen auf die Kursentwicklung).

Ich habe PayPal von meiner Beobachtungsliste gestrichen. Nach gut sechseinhalb Jahren verblieb ein Gewinn von 287% bzw. 23,2% p.a.

Block (Square)

Block hat bisher keine Zahlen vorgelegt, aber der Aktienkurs hat auch so schon gelitten. Zuerst im Zuge des allgemeinen Abverkaufs bei Wachstumsaktien und bei Fintechwerten im Besonderen und zuletzt auch noch einmal wegen des PayPal-Kurseinbruchs. Aber darum geht es mir nicht.

CEO ist Jack Dorsey, ein Visionär. Viele Jahre war Dorsey auch CEO bei Twitter, doch diesen Posten hat er vor einigen Monaten geräumt, um sich vollständig auf Block konzentrieren zu können. Eigentlich eine positive Nachricht. Bei Block bin ich wegen seiner Bezahlterminals (Square) und seiner Cash App eingestiegen. Dann kamen Kryptowährungen hinzu, als man bei der Cash App eine Verwahr- und Handelsfunktion für diese einführte. Darüber hinaus hat Dorsey damit begonnen Cash des Unternehmens in Kryptowährungen anzulegen. Das fand ich schon weniger positiv, denn ich stehe - bekanntermaßen - Kryptowährungen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Den Kunden den Handel und die sichere Aufbewahrung anzubieten und daran zu verdienen, halte ich hingegen für sinnvoll.

Dann benannte Dorsey die Firma von Square in Block um, um den neuen Fokus auf Kryptowährungen und die Blockchain zu dokumentieren. Ich enthalte mich mal eines Kommentars zur Namenswahl. Die neues Ausrichtung, die gefällt mir jedoch noch weniger. Denn Dorsey verkündet (zumeist via Twitter), dass er die Zukunft "alleine" in der Blockchain sieht und in Kryptowährungen. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Er ist Großaktionär und CEO "meines" Unternehmens und steuert inzwischen einen Kurs, an dem ich erhebliche Zweifel habe. Seine Äußerungen (und sein Äußeres) erinnern inzwischen eher an das Sendungsbewusstsein eines Gurus oder Propheten als an das eines zielstrebigen Unternehmenslenkers oder Visionärs. Das gefällt mir als Aktionär nicht.

Im Zweifel gegen die Aktie.

Ich habe mich daher von Block verabschiedet. Nach 22 Monaten verbleiben 149% bzw. 64,8% p.a.

Disclaimer: Habe Apple, General Electric, Meta Platforms, Microsoft, Twitter auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot/Wiki. 

16 Kommentare:

  1. Um mal kurz selbst Kloogschieterei zu betreiben:
    Die IDFA von Apple hat nichts mit Cookies und deswegen auch nichts mit Cookierichtlinien zu tun. Die IDFA erfüllt aber einen ähnlichen Zweck wie Cookies im Browser, nämlich ein Gerät (also letztendlich einen Nutzer) eindeutig zu identifizieren.
    Apple hat nun entschieden, dass jede App auf dem Gerät nicht mehr auf die IDFA zugreifen darf. Es sei denn der Nutzer stimmt dem zu. Da das nur wenige tun, fehlt Facebook die Möglichkeit, einen Nutzer appübergreifend zu identifizieren. Facebook kann einem Facebookkonto keine IDFA mehr zuordnen, weil die IDFA nicht mehr mit Facebook geteilt wird. Gleichzeitig "sieht" Facebook in anderen Apps, die das Facebook SDK enthalten, die IDFA auch nicht mehr und kann die dort gesammelten Infos keiner IDFA und damit keinem Facebook-Nutzer zuordnen. Zielgerichtete Werbung wird nahezu unmöglich und DAS wiederum war ein Kerngeschäft von Facebook und hat sie so stark gemacht.

    Deine Kernaussage bleibt also richtig. Facebook leidet massiv unter der IDFA-Umstellung und kann die einstigen Preise pro Install nicht mehr durchsetzen. Weil kein Werbepartner den Erfolg der Werbeanzeigen pro Nutzer mehr messen kann. Es geht nur noch um Kohorten.

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    1. Stefan, ich bin entsetzt. Und erleichtert.

      Entsetzt, weil ich Kloogschietereien bisher für meinen USP gehalten habe. ^^

      Und erleichtert, weil meine Kernaussage nicht voll daneben war. Getreu dem Motto von John Maynard Keynes: "Ich möchte lieber ungefähr Recht als präzise Unrecht haben". Also, danke für die Klarstellung. =)

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  2. Bewertungstechnisch ist Meta meiner Meinung nach aber (jetzt erst recht) immer noch nicht teuer.
    Q1 & Q2 2022 dürften weiterhin sehr herausfordernd sein und die oben beschriebenen Aspekte werden weiterhin eine Rolle spielen. Spätestens für das 2. Halbjahr bin ich aber deutlich positiver gestimmt.

    Aktuell sind die Reels (Metas TikTok Konkurrent) stark im kommen und verzeichnen eine hohe und steigende Nachfrage bei den Nutzern. Ähnlich wie damals bei der Einführung von Stories in Instagram und Facebook als Konkurrenz zu Snapchat dauert es etwas, bis der Content eine kritische Größe erreicht. Erst ab dann macht eine stärkere Monetarisierung dieses Formats auch Sinn. Das heißt aktuell sind wir in einer Phase, in der Aktivität der Nutzer vom Feed & Stories zu den Reels wandert. Dies macht die Werbekennziffern für Stories unattraktiver und daher kann hier auch weniger für die Nutzung verlangt werden. Gleichzeitig kann aber aktuell der Reels Bereich (wo die Nutzung hingeht) noch nicht entsprechend monetarisiert werden, da erst noch die User-Experience im Vordergrund steht um mehr Creator in diesen Bereich zu holen und so etwas vom Kuchen des Konkurrenten TikTok zu bekommen. Diese Vorgehen kennt man bereits von der Einführung der Stories. Mittlerweile ist die Monetarisierung der Stories gleich hoch wie beim Feed. Ähnliches erwarte ich auch langfristig für die Reels.

    Gleichzeitig treffen die Zahlen ab H2 2022 auch auf Vergleichszahlen, bei denen die IDFA Änderungen bereits eine Rolle gespielt haben und auch die Lieferkettenproblematik sollte dann langsam wieder eine untergeordnetere Rolle spielen. Daher bin ich zuversichtlich, dass Meta insbesondere aufgrund der aktuellen Bewertung noch Potenzial hat, denn an der Börse wird die Zukunft eingepreist. Gestern wurde mMn die Zukunft für H1 eingepreist. D.h. im laufe des Q2 oder mit Vorlager der H2 Zahlen sollte dann wieder die etwas rosigere Zukunft im 2. Hj eingepreist werden.

    LG Andre

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  3. Bei der Argumentation merkt man sehr schön, wie sehr der Kursverlauf das vorherrschende Narrativ beeinflusst. Als die Kurse von Square und Paypal exponentiell in die Höhe schossen, hiess es, sie profitieren überdurchschnittlich vom Trend zum elektronischen Bezahlen und vom "War on Cash". Das stimmt alles auch heute noch und wir dauch morgen noch stimmen, aber der Kursverlauf passt dazu nicht mehr. Also muss ein neues Narrativ her, um den Kursverlauf zu "erklären".

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    1. Das sehe ich auch so ähnlich. Also von Block war ich noch nie sonderlich begeistert, da ich ebenfalls von Kryptowährungen nicht viel halte und man diesen Dienst hier in Europa nicht kennt und Paypal einfach der viel größere und profitablere Anbieter ist. Mit einer besseren Marge und Bilanz. Zudem war der Kurs von Block lange Zeit völlig gehypt.....Block zu streichen gehe ich mit. Bei Paypal ist es denke ich noch zu früh diese zu streichen. Apple ist eine Konkurrenz, ja. Auch Block ist eine Konkurrenz und man hat keine Monopol-Stellung. Trotzdem finde ich die aktuellen Abverkäufe viel zu heftig. Hier warte ich erstmal ab, ein Nachkauf drängt sich auch nicht unbedingt auf. Bei Meta kann ich die Streichung absolut nicht nachvollziehen. Die Kommunikation des Managements gefällt mir. Sehr ehrlich und transparent. Auf diesem gigantisch hohen Niveau der Nutzerzahlen sind nunmal keine hohen Wachstumsraten mehr drin. Das Umsatzwachstum ist stark und die Investitionen ins Metaverse finde ich sehr sinnvoll. Meta ist für mich "too big to fail.". Das mit Apple ist natürlich ärgerlich. Aber die Chancen sind hier meiner Meinung nach deutlich größer als die Risiken. In der Vergangenheit waren große Rücksetzer bei Facebook/Meta immer eine Kaufgelegenheit. Meiner Meinung nach übertreiben die Medien hier immer völlig, weil der Konzern/CEO unbeliebt ist.

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    2. Sowohl PayPal als auch Block (Square) profitieren auch weiterhin stark vom "War on Cash". Mein Problem mit beiden Unternehmen ist doch ein anderes, nämlich dass sie sich von dieser Kernkompetenz, ihrem Erfolgsmodell weg bewegen und in Bereich expandieren, wo sie keine solchen Stärken und Kompetenzen haben. "Diworsification" aus meiner Sicht. Sehen die beiden in ihren Kernmärkten zu wenig Chancen? Das wäre schlecht. Oder wissen sie (nur) nicht, wohin mit dem eingenommenen Geld? Das wäre auch schlecht. Oder haben sie ein neues, mindestens ebenso lukratives Geschäftsfeld aufgetan, in dass diese Unternehmen sinnvollerweise investieren sollten? Genau hier habe ich meine Zweifel. Und das Management zerstreut diese Zweifel nicht, sondern nährt sie durch sein Verhalten noch. Deshalb, nicht wegen der gefallenen Kurse, habe ich mich von den beiden getrennt.

      Und zu Meta Platforms/Facebook... das Unternehmen ist unter Zuckerberg auf dem Weg, eine "Ballmer-Microsoft" zu werden. Unbeliebt, gefangen in der eigenen Abschottung bei zurückgehendem Wachstum und Nutzern, zunehmendem regulatorischen Gegenwind und wenig(er) Aussichten, durch Zukäufe in lukrative neue Geschäftsfelder expandieren zu können/dürfen. Zuckerberg als CEO ist nicht das Problem, er ist aber ein gewichtiger Teil des Problems. Und die Bewertung ist nur dann günstig, wenn man die früheren Wachstumsraten für die Zukunft zugrunde legen kann. Aber genau das kann man aus meiner Sicht nicht mehr. Das Metaverse wird von anderen Playern erfolgreicher gespielt werden als von Meta/Facebook. Und auf diese Unternehmen sollten man daher eher setzen, wenn man ins Metaverse investieren will.

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    3. Hallo Michael,
      hast du denn noch einen Favoriten für den "War on cash"? Mastercard und Visa sind ja auch aus der Beobachtungsliste gewandert.
      Ich gehe mal davon aus, dass du hier Apple ganz weit vorne siehst. Kann ich bei den stationären Zahlungen gut verstehen aber im Online-Bereich sehe ich bis dato keine Einbindung in Shops, etc. Ich bin hier nach wie vor von Paypal überzeugt auch wenn man immer mehr Gegenstimmen hier hört...

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  4. Bin voll beim Kommentar von "Unknown" über mir.
    Als die Märkte stiegen, waren alle ganz besoffen von den "Tech-Stonks". To the Moon !
    Und jetzt, wo die Märkte fallen, sind die selben Unternehmen, mit mehr Cashflow als je zuvor, auf einmal Müll und werden entsorgt.
    Ich schreibe das nicht, weil ich verbittert bin. Ich habe bis auf eine 1,x%-Beteiligung an Paypal niemals einen dieser Werte auch nur mit der Kneifzange angefasst, weil ich mir die Bewertungen nicht erklären konnte. Darauf habe ich hier auf deinem Blog auch öfter hingewiesen.
    Und selbst jetzt ist Paypal noch zu teuer. Dem 2025-Ziel des Managements traue ich übrigens ebenfalls nicht mehr.
    Ich schreibe das, weil ich bei dir Michael, das Gefühl habe dass du keinen klaren Investment-Prozess hast. Liegt vllt daran, dass du früher mal Value-Investor warst? Und jetzt ohne Rücksicht auf Bewertung (auch wenn du das immer wieder verneinst) alles kaufst, was grad im Trend ist oder zumindest einen gefühlten Burggraben hat oder "gute Zukuftsaussichten" (nennst du "Quality-Investing"). Falls es einen klaren Prozess gibt, übersehe ich ihn vielleicht aber auch nur. Und Kritik ist das auch nicht, to each his own !
    Bin froh, dass aus der gewaltigen Tech-Blase jetzt Luft abgelassen wird, bevor diese Stonks auch bei den restlichen Indizes größeren Schaden im Kurs anrichten. Und das darf fundamental auch noch nicht das Ende sein. Aber man weiß ja nie, wo die Kurse hinlaufen, wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat.
    Doch ich denke schon, dass zumindest das Ende der Hypestonks und Memeaktien jetzt so langsam angebrochen hat. Die neuste Erfindung NFTs wird nichtmal mehr vom Großteil der Zielgruppe angenommen, ein gutes Zeichen. Und die beknackten Cryptos sind auch auf dem Rückzug.
    Bin sehr gespannt auf 2022 ! Viel Erfolg an alle !

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    1. Tja, für die letzten Wochen haste mit Deiner "ich fasse sowas mit der Kneifzange nicht an"-Einschätzung Recht. Für die vielen Jahre zuvor aber nicht. Denn die Kurse haben sich sehr stark entwickelt und es gab mit allen drei Aktien viel Geld zu verdienen. Zugegeben, einen gehörigen Anteil daran hatte die Ausweitung der Bewertungsmultiplen aufgrund der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken. Das betrifft aber beinahe alle Aktienwerte (und nicht nur die); auch bei Aktien aus klassischen Sektoren finden sich heute deutlich höhere Bewertungen (KUV, KCV, KGV) als vor zehn oder fünf Jahren.

      Ob sich aus der "Techblase" die Luft dauerhaft abgelassen wird, hängt sicherlich an der Geldpolitik. Sollte sich ein Zinssteigerungstrend etablieren, dann werden die High-Growth-Werte und noch nicht profitablen Unternehmen darunter stärker leiden und auch ihre Aktienkurse. Auch bei kapitalintensiven Unternehmen könnte hier ein Umdenken stattfinden, weil sich perspektivisch das Zinsergebnis deutlich verschlechtern würde. Deshalb werden sich viele die aktuell noch günstigen Zinssätze möglichst lange sicher wollen - und genau das ist der Grund, weshalb die Zinsen anziehen, obwohl die Notenbanken (Fed und EZB) noch gar nicht angefangen haben mit den Zinsanhebungen.

      Dabei ist aber noch gar nicht sicher, dass es zu einer dauerhaften Zinswende und vielen Zinsanhebungen kommt. Passiert das nicht, dann ist der bedarf am "Luftablassen" aus Anlegersicht auch nicht so hoch, denn wie Du selbst schreibst, wurde im Techsektor und bei den Nebenwerten bereits ordentlich korrigiert.

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    2. Woran siehst du, dass kryptos auf dem Rückzug sind? Sag mir bitte nicht, weil BTC im Dollar/Eurowert gefallen ist? Will hier keine Grundsatzdiskussion anzetteln, dafür ist der Rahmen hier nicht der Richtige. Dennoch, ärgerlich das es Leute gibt die immer nur schwarz und weiß sehen müssen...

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    3. Dass Kryptowährungen "auf dem Rückzug" sind, habe ich nicht behauptet. Ich habe gesagt, dass ich bzgl. Kryptowährungen skeptisch bin. Ebenfalls sagte ich, dass ich es vernünftig finde, wenn Unternehmen wie Block oder PayPal als seröse Anbieter für Kunden den Handel und die Aufbewahrung von seriösen Kryptowährungen anbieten (und daran Geld verdienen). Was ist nicht gutheiße, ist der Schwenk von Block/Dorsey Richtung Kryptoengagements. Würde er das mit einer separaten Firma machen, wärs mir egal. Aber mit dem Erfolgsunternehmen, an dem ich beteiligt war (mit den Geschäftsfeldern Square und Cash App) gefällt mir das nicht. Deshalb habe ich mich verabschiedet.

      Und nein, an einer Grundsatzdiskussion zu Bitcoin & Co. werde ich nicht teilnehmen. Die gab es hier im Blog früher schon mal und ich habe daran kein Interesse. Insofern danke, dass Du eine solche auch nicht starten willst.

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  5. Das stimmt, das sehe ich ähnlich. Bei steigenden Kursen auf der Käuferseite und bei fallenden auf der Verkäuferseite. Das hat nicht viel mit Value Investing zu tun. Ich habe zudem mal eine Frage. In Ihrem Wikifolios haben sie Lending Club in ihren Turnaround Wikifolio und in ihrem Quality Wikifolio? Wie passt das zusammen? Das gleiche mit Mutares.
    Vielen Dank für Ihre Antwort.

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    1. Mutares habe ich zusätzlich ins Turnaround-Wiki aufgenommen, weil das Business von Mutares Unternehmenskäufe in Sonder- und Turnaroundsituationen ist. Ich setzte damit nicht auf einen Turnaround von Mutares selbst, sondern auf deren Expertise in diesem Bereich. Und das zu sehr attraktiven Kursen, die aufgrund der großen Kapitalerhöhung eingetreten sind.

      LendingClub ist ebenfalls eine besondere Situation. Das Unternehmen ist einerseits eine Turnaround-Spekulation, weil man sich vor einem Jahr eine komplett neue Unternehmensstrategie verordnet hat, nachdem man mit dem bisherigen Geschäftsmodell gescheitert war. Und dann verfügt LC auf der anderen Seite über einen breiten Burggraben in Form von rund 4 Mio Bestandskunden, die man mit seinen neuen Produkten bedienen kann. Die Banklizenz ist hier ein weiterer Schritt. Dass man mit dem neuen Geschäftsmodell erfolgreich sein wird, haben die Zahlen der letzten Quartale gezeigt mit den deutlichen Wachstumsraten. Insofern ist LC als Turnaroundwert in einem fortgeschrittenen Stadium, als Qualitätsunternehmen noch in einem frühen. Aus meiner Sicht überwiegen die Chancen die Risken signifikant und die Bewertung ist günstig - wenn das Unternehmen weiter auf dem eingeschlagenen Erfolgsweg voranschreitet. Und davon gehe ich aus.

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  6. Das sehe ich nicht so. Lending Club hat den Turnaround schon längst geschafft und das innerhalb kürzester Zeit.Es ist also kein Turnaround-Unternehmen mehr. Deshalb ist es aber auch noch lange keine Qualitätsunternehmen. Seit wann sind 4 Mio Bestandskunden ein breiter Burggraben? Ich glaube eher Sie haben es aufgenommen, um ihr wikifolioperfomance aufzubessern? Was erstmal nicht geklappt hat. Ich bin auch positiv gestimmt was Lending Club angeht, aber ihre Argumentation ist nicht stimmig.

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    1. Du liegst insofern richtig, als dass ich vom Erfolg vom neuen LendingClub-Geschäftsmodell überzeugt bin und ebenso von der Unterbewertung der Aktie angesichts der Wachstumsraten und des großen Potenzials. Daher sehe ich keinen Grund, weshalb ich die Aktie nicht in beiden Wikis hätte aufnehmen sollen. Mit einer Marktkapitalisierung von $1,5 Mrd wäre LC auch noch klein genug für das Nebenwerte-Wiki gewesen, aber da möchte ich mich weiter zuvorderst auf deutsche Unternehmen konzentrieren, auch wenn ich US-Werte dort nicht grundsätzlich ausgeschlossen habe.

      Und übrigens... 4 Mio Kunden sind ein Burggraben. LC hat direkten Zugang zu diesen, man muss sie nicht über teures Marketing und ggf. Werbung/Vergleichsportale teuer gewinnen, sondern sie sind schon da. Die meisten von LCs Kunden haben auch Autofinanzierungen und Kreditkartenschulden - genau die beiden Bereiche, wo LC mit sehr viel günstigeren KI-basierten Produkten auf Kundenfang geht.

      Ich habe mal Burggrabeneffekte ausführlicher in diesem Beitrag dargelegt. Die einzelnen Punkte passen nicht haargenau auf LC, aber die dahinterstehenden Effekte treffen durchaus auf LCs Business zu. Dass man für die Kundengewinnung kaum Geld aufwenden muss, ist ein zusätzlicher Kick für die Margen. Und jeder neu (von einem weiteren LC-Produkt) überzeugte Kunde ist ein Potenzieller Botschafter - im Freundes- und Familienkreis. Netzwerkeffekt als Teil eines ökonomischen Burggrabens eben...

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    2. Ich bin auch der Meinung, dass Lending Club keine Turnaround Spekulation mehr ist. Aber wir streiten uns über die Dinge, die jeder für sich selbst anders definieren kann. Der Burggrabeneffekt ist für mich auch vorhanden. Zu einem hat man den Zugang zu den Kunden und gegenüber der Konkurrenz hat man die Banklizenz. Selbst wenn die Konkurrenz, wie z.B. "Upstart" sich eine Banklizenz erkaufen sollte, wird eine solche Übernahme auch nicht von heute auf morgen gehen...

      LC hat für die Übernahme der Radius Bank recht wenig bezahlt, wenn man bedenkt, dass man jetzt für dieses Jahr bereits 150 Mio oder mehr US Dollar erwirtschaftet.

      Was denken Sie über den Kaufpreis? Warum kam überhaupt so günstig an die Radius Bank ran?

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