Mittwoch, 9. Februar 2022

Earnings Report: KKR mit starken Zahlen und starkem Ausblick. Oder etwa nicht?

Finanzinvestor KKR & Co. hat seine Zahlen für das abgelaufene 4. Quartal 2021 vorgelegt und die konnten überzeugen. In diesem Earnings Report werfe ich einen Blick auf das Zahlenwerk und überprüfe, ob mein Investmentcase weiterhin in der Spur ist. Dem entsprechend könnte der deutliche Abverkauf der Aktien nach Vorlage der Zahlen eine Chance für interessierte Anleger darstellen - oder sich als Bärenfalle erweisen. Wir werden sehen...

Wenn man eine "miese" Zahl finden möchte, sollte man sich das "Total Investment Income" herauspicken. Das fiel nämlich von $2,36 Mrd. im 3. Quartal und $4,00 Mrd. im Vorjahresquartal auf $122,3 Mio. Oha, das klingt nach einem herben Wachstumsknick. Ist aber nicht so. Seit einigen Jahren müssen nämlich Vermögensgegenstände quartalsweise bewertet werden und die dabei entstehen Auf- oder Abwertungen fließen dann in die Gewinn- und Verlustrechnung ein. Ziemlicher Unsinn, den auch Warren Buffett stark kritisiert hat - er meinte sogar, Aktionäre sollten bei Berkshire Hathaway nicht mehr auf die Gewinne schauen, weil diese nun kaum noch eine Aussagekraft hätten.

Und wieso? Naja, man stelle sich mal vor, man müsste als Privatperson vierteljährlich bei seiner Bank eine "Bilanz" einreichen. Und dabei auch den Wert seiner Immobilie, den seiner Möbel und des Autos angeben. Die Wertveränderungen würden dann aber so gewertet, als würde die Veränderung dem Girokonto als Cash zufließen oder von diesem abgehen.

Nun haben die Autohersteller aktuell Produktionsschwierigkeiten und die Wartezeiten für Neuwagen schießen in die Höhe. Daher steigen auch die Preise für Gebrauchtwagen und haben sich teilweise innerhalb weniger Monate mehr als verdoppelt. So, nun muss man für seinen fünf Jahren alten Audi den aktuellen Wert angeben und der liegt um €5.000 höher als vor drei Monaten. Und das würde als "Einkommen" gewertet, obwohl man das Auto gar nicht verkauft hat. Und dann darf man darauf auch noch Steuern bezahlen.

Fällt der Preis des Wagens in drei Monaten wieder um die €5.000, wäre dies ein Verlust und wäre als Ausgabe zu verbuchen. Mit entsprechenden Folgen hinsichtlich der Steuer, die dann erstattet würde. Ein Irrsinn. Aber "normale Praxis" bei Unternehmen und ihren Quartals- und Jahresergebnissen.

Zurück zu KKR: Die Börsen befinden sich seit Mitte November auf dem Rückzug und viele Assets erleiden Wertabschläge. Daher muss auch KRR seine Assets mit Wertabschlägen bedenken und diese drücken die Gewinne - in der Welt der Buchhalter. Nicht aber in der realen Welt.

Für eine Beteiligungsgesellschaft und gerade auch einen Asset Manager sind andere Kennzahlen und Werte entscheidend.

Die Quartalszahlen

KKRs ausschüttungsfähiger Gewinn nach Steuern, der die Barmittel für die Ausschüttung von Dividenden an die Aktionäre darstellt, stieg auf einen Rekordwert von $1,4 Mrd (Vorjahr: $544,1 Mio). Dies entspricht einem ausschüttungsfähigen Gewinn je Aktie nach Steuern von $1,59 - was die durchschnittliche Schätzung der Wall Street-Analysten von $1,21 je Aktie deutlich übertraf.

Während des Quartals erwirtschaftete KKR $568,3 Mio, vor allem aus der Veräußerung von Vermögenswerten wie seiner Mehrheitsbeteiligung an Max Healthcare, einem indischen Krankenhauskettenbetreiber und einer Minderheitsbeteiligung an dem japanischen Unternehmen Kokusai Electric. Die Transaktionsgebühren der Kapitalmarkteinheit stiegen um 66% auf $320 Mio, vor allem aufgrund von Infrastruktur- und Private-Equity-Geschäften in Nordamerika.

KKR hat im 4. Quartal $23 Mrd in den Kauf von Vermögenswerten investiert, darunter die Übernahme der norwegischen Reederei Ocean Yield und eine Beteiligung am südkoreanischen Energieunternehmen SK E&S Co Ltd.

KKRs Private-Equity-Portfolio stieg im 4. Quartal um 7% und die opportunistischen Immobilienfonds um 4%.

Das von KKR verwaltete Vermögen stieg im Quartal um 2,6% auf $471 Mrd., was auf ein starkes Fundraising zurückzuführen ist, während das nicht investierte Kapital ("Dry Powder") mit $112 Mrd. unverändert blieb.

Des Weiteren teilte KKR mit, dass sich sein ausschüttungsfähiger Gewinn nach Steuern im 4. Quartal mehr als verdoppelt hat, dank starker Verkäufe von Vermögenswerten aus seinem Private-Equity-Portfolio und Rekordtransaktionsgebühren aus seinem Kapitalmarktgeschäft.

Jahresvergleich

Veränderungen in einem Quartal geben oft kein vollständiges Bild ab. Blicken wir daher mal auf den Vergleich mit dem Vorjahreszahlen.

Die "Distributable Earnings" legten mit $3,9 Mrd. für 2021 bzw. $4,44 je Aktie um 121% gegenüber dem Vorjahreswert zu. Die gebührenabhängige Erträge ("Fee Related Earnings") von $606 Mio. bzw. $0,69 je Aktie liegen um 45% über dem Vorjahreswert. Und das verwaltetes Vermögen ("AUM") liegt mit $471 Mrd um 87% höher als Ende 2020.

Dividendenerhöhung

Die Dividende für das 4. Quartal bleibt unverändert bei $0,145 je Aktie. Für die folgenden Quartale soll die Ausschüttung aber jeweils um $0,01 je Aktie angehoben werden auf $0,62 pro Jahr statt bisher $0,58.

Aktienrückkäufe

KKR kauft zwischen dem 02.11.2021 und dem 04.02.2022 eigene Aktien im Wert von $363 Mio zurück.

Zinswende

KKR bleibt ungeachtet des erwarteten Zinsanstiegs positiv gestimmt und fügte hinzu, dass einige seiner Geschäftsbereiche, insbesondere das Kreditgeschäft und das Versicherungsgeschäft von Global Atlantic, von einem Anstieg der Kapitalkosten profitieren werden.

"Wir gehen davon aus, dass wir uns in den nächsten Jahren in einem Umfeld bewegen können, in dem die Realzinsen weiterhin niedrig oder negativ sind, was aus Sicht des Geschäftsmodells insgesamt positiv für uns ist", sagte KKRs Chief Financial Officer Robert Lewin.

Meine Einschätzung

Mein Investmentcase hinsichtlich der Alternativen Asset Manager fliegt weiterhin. Die Zahlen von KKR bestärken mich hierin. Das niedrige Zinsniveau lässt Investoren nach Rendite suchen, die merklich angezogene Inflation drückt die Realrenditen noch stärker ins Minus. KKR und seinen Mitbewerbern fließen daher immer mehr Gelder zu, aus denen sie dann Provisionserträge erwirtschaften können. Das gedrückte Börsenniveau wiederum macht Targets auf der Buyside günstiger, während Verkäufe oft an strategische Käufer stattfinden, die auch entsprechende strategische Kaufpreise bezahlen.

KKR formt aus kleineren Unternehmen größere Einheiten durch Add-on-Käufe und Umstrukturierungen, reduziert dabei die Kosten und schafft so Mehrwert für seine Investoren und seine Aktionäre. Daneben ist man auch in weiteren Segmenten tätig, wie Immobilien, Rohstoffen und anderen Asset Klassen und kann hier opportunistisch Gewinne erzielen. Im Bereich Corporate Lending versorgt man Unternehmen mit Krediten, ohne dabei der gleichen Regulierung wie Banken zu unterliegen. Ein Kosten- und Wettbewerbsvorteil.

Ich werte daher den Kurseinbruch als Kaufchance, da die Vorlage der jüngsten Zahlen das Chance-Risiko-Verhältnis nicht verschlechtert hat. Im Gegenteil...

Disclaimer: Habe KKR auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

11 Kommentare:

  1. Hallo Herr Kissig,

    und wie sehen Sie hier Apollo im Moment und prognostisch? Stimmt der Case noch?

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    1. Aus meiner Sicht läuft alles bei Apollo Global Management genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Übernahme/ Fusion mit Athen e Holdings ist Ende 2021 umgesetzt worden, wozu ich in diesem Artikel am 3. Januar kurz Stellung bezogen hatte. Daher dürften in deren Salden für das Gesamtjahr 2021 die Werte eingerechnet werden und vor allem dann für das erste Quartal und das Gesamtjahr 2022.

      Interessant wird es dann noch, ob/wann die Aufnahme in den S&P 500 erfolgt...

      Nach den Erfahrungen mit KKR kann ich mir allerdings vorstellen, dass es auch bei APO zu einem kleinen Kursrücksetzer kommt unmittelbar nach Vorlage der Quartalszahlen. Ggf. würde ich dann auch bei APO nochmal aufstocken...

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  2. Hi , welche Wkn hat Apollo ?
    Mfg

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    1. Apollo Global Management
      WKN: A3DB5F
      ISIN: US03769M1062

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  3. Hallo Michael,

    wie siehst du die Bestrebungen Private Equity stärker zu beobachten. Dann wäre absehbar womöglich mit stärkerer Aufsicht, Regulierung und Bürokratie zu rechnen, was das Geschäft beeinträchtigen könnte...

    https://www.institutional-money.com/news/regulierung/headline/sec-will-private-equity-und-hedge-fonds-zu-mehr-transparenz-zwingen-213101/

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    1. Es geht darum, dass Private Equity-Firmen früher und umfassender über mögliche Schieflagen bei ihren einzelnen Investments berichten sollen. So soll die Stabilität der PE-Firmen und damit des Finanzsystems als Ganzes erhöht werden. Abgesehen von dem möglicherweise etwas erhöhten Aufwand bei der Umsetzung/Implementierung der neuen Regeln, dürfte dies kaum negative Auswirkungen auf das operative Geschäft der Unternehmen haben. Eine wirkliche Regulierung im Sinne von Eingriffen oder Beschränkungen sehe ich hier nicht und daher auch keine Eintrübung der Geschäftsaussichten hieraus.

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    2. Danke für deine Antwort, Michael. Langfristig machen die PE-Firmen ja das, was die Investmentbanken auch gemacht haben und irgendwann wird es wohl auch zu systemrelevanten Schieflagen kommen. Von daher ist eine engere Kontrolle vielleicht besser. In allen Bereichen. Schönes Wochenende.

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  4. Hallo, ich verfolge sehr gern die Investmentideen von Stefan Waldhauser und ich habe InterActiveCorp Chart über KKR gelegt. IAC sieht besser aus. KKR ist größer und diversifizierter, wie sehehn Sie das?

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    1. IAC ist eines der wenigen Unternehmen, die ich vor Stefan Waldhauser ausgegraben hatte. Wir haben da, von unterschiedlichen Ausgangspunkten, einen ähnlichen Investmentcase.

      Mit KKR oder anderen Asset Managern kann man IAC meiner Meinung nach nicht vergleichen. IAC ist eine Beteiligungsgesellschaft im Bereich Online/Internet/Neue Medien. Oft kauft sie auch Unternehmen, die noch Startupcharakter haben. Nachdem diese Töchter sich eine starke Marktstellung erkämpft haben, entlässt man sie die Freiheit - zumeist als Spin-off und damit als Geschenk an die IAC-Aktionäre.

      IAC ist damit sehr erfolgreich gewesen seit Barry Diller dort das Szepter schwingt. Und ich gehe, wie Stefan, davon aus, dass AIC auch künftig auf dem Erfolgspfad bleiben wird.

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  5. Naja, aktuell ist IAC nicht sehr erfolgreich. Die Abspaltung VIMEO steht seit Erstnotiz in 05/21 bisher ca 80 % tiefer, Besserung ist aktuell nicht in Sicht. Und auch der IAC Kurs hat sich seitdem nicht mehr erholt. Aber mal schauen, vielleicht kriegt IAC hier auch wieder die Kurve...

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    1. IAC hat bei Vimeo aus dem Nichts ein milliardenunternehmen geformt und dieses dann an seine eigenen Aktionäre verschenkt. Daran besteht die Leistung. Dass die Aktienkurse von fast allen Technologie- und Wachstumswerten seit einem Jahr stark unter Druck sind, würde ich jetzt nicht IAC anlasten oder zum Anlass nehmen zu erklären, ihr Geschäftsmodell sei nicht erfolgreich. Expedia und die Tinder-Mutter Match Group sind ja auch ehemalige IAC-Zöglinge.

      Der Aktienkurs von IAC hat auch keine großen Sprünge gemacht. Aber er hat sich in dieser für Wachstumswerte schwierigen Phase vergleichsweise gut gehalten und relative Stärke gezeigt. Es gibt (viele) schlechtere Investments.

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