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Freitag, 1. Oktober 2021

Kissigs Performance-Update: So liefen die Börsen und meine Wikifolios im September

Der September hat seinen Ruf als Crash-Monat nicht bestätigt. Wie erwartet. Es gab zwar einen heftigen Einbruch von knapp 5% und nachdem dieser annähernd wieder wettgemacht werden konnte einen neuerlichen stärkeren Rücksetzer, aber Panik-Sell-off waren die Märkte immer weit entfernt.

Unterm Strich lässt uns der September aber mit einer negativen Entwicklung zurück und auch das kommt nicht unerwartet. Zum Ausklang des Sommers herrscht eher Flaute bei Börsenumsätzen und Earnings und da reichen schon kleinere Erschütterungen auch der Nachrichtenseite, um die Kurse in den Keller zu schicken. Und an negativen Nachrichten hat es uns die letzten Wochen ja nun wahrlich nicht gemangelt...

Der regulatorische Crackdown in China hält weiter an und die Börsen in Atem. Nicht nur in China, sondern weltweit. Hinzu gesellt sich das Drama um den in Schieflage geratene zweitgrößten Immobilienentwickler China Evergrande, bei dem der Pleitegeier anklopft und der Staat keine Anstalten macht, stützend einzugreifen. Einige Marktteilnehmer prophezeien einen "Lehman-Moment", sollte Evergrande wirklich umfallen, doch die meisten gehen von nur begrenzten negativen Auswirkungen aus. Die Kurse der Aktien und Anleihen des Konglomerats sind bereits dermaßen abgestürzt, dass hier nicht mehr viel Geld im Feuer steht und inzwischen verkauft Evergrande Beteiligungen und Töchter, um seine Schulden (und Zinslasten) bedienen zu können. Eine Pleite wird sich am Ende nur regional auswirken und eignet sich nicht als Crashauslöser. Zumal die Schieflage seit vielen Jahren am Markt bekannt ist und daher kaum/wenig Überraschungspotenzial bietet.

Großes Augenmerk wurde auf die US-Notenbank gelegt, doch auch an dieser Front tat sich wenig: Die Zinsen bleiben niedrig und die Inflation wird erstmal nicht bekämpft, da sie weiterhin als vorübergehend eingestuft wird. Das Tapering bei den Anleihekäufen könnte bald (aber moderat) beginnen und die erste Zinsanhebung könnte bereits Ende 2022 erfolgen - die Konjunkturaussichten für 2021 wurden gesenkt, die für 2022 erhöht.

Energiepreise steigen und ziehen Inflation mit - ein bisschen

Stark gestiegen sind die Energiepreise, die ebenfalls die Inflationsrate antreiben. Vor allem des Gaspreis und das wird der deutsche Verbraucher sehr bald sehr deutlich zu spüren bekommen. So ist der amerikanische "Henry Hub"-Future ein Sieben-Jahres-Hoch gestiegen, während der europäische Dutch TTF vor ein paar Tagen sogar ein absolutes Allzeithoch erreicht hat. Als Gründe hört man die anziehende Konjunktur nach dem Coronaeinbruch in 2020, die auf eine weitgehend gleichgebliebene Versorgungsmenge stößt, aber auch Meldungen aus der Ukraine, dass viel weniger Gas durch die nach Deutschland führende Pipeline fließe, als üblich. Die neue Route Nord Stream 2, die Russland direkt mit Deutschland verbindet. ist zwar inzwischen fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb. Und aufgrund des deutlich längeren und härteren Winters Anfang 2021 sind die hiesigen Gasspeicher weitgehend leer und müssen für den sich nun ankündigenden nächsten Winter aufgefüllt werden. So viel zum Markettiming...

Am Spotmarkt haben sich die Kurse in diesem Jahr vervielfacht und treiben damit die Gaspreise und später auch die Inflation an. Energieversorger kaufen ihr Gas zur Belieferung ihrer Kunden in der Regel strukturiert und über einen bestimmten Beschaffungszeitraum im Vorfeld ein (ein, zwei oder drei Jahre) und erwerben dabei anteilig einen hohen Prozentanteil der erwarteten Absatzmenge . Je näher der Belieferungstag rückt, desto feiner muss die Menge dann austariert werden und das führt dann zu Über- oder Unterdeckungen, die über die Börse (Spotmarkt) ausgeglichen werden. Der Prognose von Wetterbedingungen und Kundenzahl steht dann die Realität gegenüber.

Nun sind die Spotmarktpreise teilweise achtmal höher als im letzten Jahr In Europa; in den USA ist der Anstieg zwar ebenfalls hoch, aber deutlich geringer). Und nun müssen sich viele Gasversorger ihre benötigten Restmengen extrem teuer beschaffen, womit ihre Preiskalkulation über die Wupper geht. Daher wird es in den kommenden Wochen flächendeckend zu starken Gaspreiserhöhungen zwischen 15% und 25% kommen. Die Billiganbieter, die immer zeitnah beschaffen, trifft es besonders hart und dort explodieren die Kundenpreise geradezu.

Der starke Anstieg bei Gas dürfte sich Anfang/Mitte 2022 wieder deutlich abbauen, aber die Preise für die Kunden werden kaum wieder reduziert werden (können). Denn die noch recht neuen CO2-Verschmutzungszertifikate werden eingepreist und diese werden politisch gewollt mit jedem Jahr teurer. So soll der Druck zu Einsparungen und Energieeffizienz gesteigert werden. Die vermutlich wieder sinkenden beschaffungskosten werden ab 2023 dann mindestens zu einem erheblichen Teil durch die Preissteigerungen bei den Verschmutzungszertifikaten aufgefressen.

Da Energiepreise wichtiger Bestandteil des Warenkorbs zur Ermittlung der Preissteigerungen sind, wird uns in den nächsten Jahren ein gewisser leichter Inflationsdruck alleine schon hieraus begleiten.

Die hohen Energiepreise sind nicht der Grund, weshalb China seinen Stromverbrauch drosselt. Nein, China verfehlt seine ambitionierten Klimaziele und will/muss daher den Stromverbrauch um 3% drosseln. Dabei dürfte aber auch eine Rolle spielen, dass China einen Großteil seiner Kohle aus Australien importiert und in diesem bilateralen Verhältnis gibt es zunehmen Spannungen.

Welcher Grund auch entscheidend ist, Strom wird in China rationiert und das trifft auch die Unternehmen und die Industrie. Von "Stromverknappungsschock" ist die Rede, denn die Produktionsausfälle treffen nicht nur binnenmarktorientierte Unternehmen, sondern auch Auftragsfertiger und Zulieferer für westliche Konzerne. Diese neue Hiobsbotschaft gesellt sich zu den ohnehin schon bestehenden Engpässen bei den Lieferketten (vor allem bei den Halbleitern) und nährt damit die Sorgen vor einem Weihnachten ohne Geschenke und darüber hinaus einer Abschwächung des Wachstums in China und vielleicht auch weltweit. Keine schönen Aussichten.

Und weil in den letzten Tagen auch noch die Zinsen angezogen haben für die 10-jährigen US-Staatsanleihen, gerieten die Börsen ins Taumeln. Dass sich die Demokraten und die Republikaner - mal wieder - nicht darauf einigen können, die US-Schuldenobergrenze anzuheben und damit die USA auf einen Lockdown der öffentlichen Verwaltung zusteuern, macht die Lage nicht besser. Der auf die letzten Meter erzielte Kompromiss bringt die USA nur ein paar Tage weiter und kann noch keine Entwarnung sein. Dabei ist die vom Kongress zu beschließende Schuldenobergrenze völlige Idiotie! Denn der Kongress beschließt auch den Haushalt, den der Präsident vorzulegen hat, und darin ist die Neuaufnahme der Kredite enthalten - und damit klar, wohin die Schulden sich in dem Haushaltsjahr entwickeln werden. Und ggf. beschließt der Kongress damit das Überschreiten der Schuldenobergrenze - nur um diese einige Monate später nochmals separat beschließen zu müssen/können. Eine politische Schwachsinnigkeit ersten Grades!

Das als kurzer Monatsrückblick; über die allgemeinen Entwicklungen und meine Sicht der Dinge halte ich euch ja regelmäßig im Rahmen meiner "Kloogschietereien" auf dem Laufenden.

Die Börsenentwicklung im September

Im vergangenen Monat konnte sich kein Index im positiven Terrain halten. Besonders stark ging es in den letzten Tagen für Technologie- und Wachstumswerte nach unten, die unter der Angst vor einem Ende des billigen Geldes und steigenden Zinsen litten. Doch auf Monatssicht hielten sich die Technologiewerte noch am besten. Die DAX- Familie wurde reformiert: der DAX enthält nun 40 Werte, während der MDAX um 10 auf 50 reduziert wurde.

• Dow Jones: -3,38% (YTD: 11,93%/ 1 Jahr: +24,20%)
S&P 500: -2,52% (YTD: 17,03%/ 1 Jahr: +31,15%)
NASDAQ: -1,66% (YTD: +17,75% / 1 Jahr: +33,54%)
DAX: -2,18% (YTD: +13,03% / 1 Jahr: +20,48%)
MDAX: -2,55% (YTD: +14,32% / 1 Jahr: +30,55%)
SDAX: -1,79% (YTD: +13,77% / 1 Jahr: +36,80%)
TecDAX: -0,59% (YTD: +21,27% / 1 Jahr: +26,98%)

Unternehmen, die als "Corona-Gewinner" angesehen werden, büßten besonders stark, da sich hartnäckig Zweifel halten, ob ihr Geschäftsmodell auch nach der Pandemie und ohne Lockdown bewähren kann. Das ist zweifellos nicht bei allen der Fall, aber viele werden auch künftig gute Geschäfte machen und ihre Umsätze und Ergebnisse deutlich steigern können. Aktuell werden sie in Sippenhaft genommen und mit abverkauft, woraus sich dann wieder besondere Chancen ergeben mit Blick auf die nächsten Jahre.

Entwicklung meiner Wikis im September

Seit dem 17.12.2020 sind meine beiden Wikis investierbar und schnitten so ab:

Kissigs Nebenwerte Champions
zum Wiki

Investiertes Kapital: €2.680.300,-
149,21 (31.08.21: 153,94) -1,8%

Rendite seit Start am 19.08.20: +49,3%
Rendite in 2021: +17,5% (YTD)
Rendite in 2020: +27,0% (ab 19.08.)


Kissigs Quality Investments
zum Wiki

Investiertes Kapital: €880.000,-
123,33 (31.08.21: 129,57) -3,5%

Rendite seit Start am 13.08.20: +23,3%
Rendite in 2021: + 15,1% (YTD)
Rendite in 2020: + 7,0% (ab 13.08.)

Auch meine beiden Wikis konnten sich dem Abwärtssog Ende September nicht entziehen und gaben deutlich nach. Ihre zwischenzeitlichen Höchststände von Mitte September sind nun ein gutes Stück entfernt und der Monat schließt unterm Strich mit einem deutlichen Minus ab; er hat damit die Gewinne aus dem August egalisiert.

Im Quality Investments Wiki standen besonders die Finanzwerte unter Druck wegen der Angst vor Ansteckung bei einer möglichen China Evergrande-Pleite und beim Nebenwerte-Wiki belastete zuletzt besonders die massive Kapitalerhöhung bei Mutares. Ich vermute, dass man hier gegen Ende der Bezugsfrist der neuen Aktien die Aktien noch einmal mit ordentlichem Discount einsammeln kann - jedenfalls nähren die Erfahrungen aus anderen Bezugsrechtskapitalerhöhungen (wie bei der Deutschen Beteiligung) diese Annahme. Ob ich damit richtig liege, wird sich zeigen.

Im September gab ich mein erstes Wikifolio-Interview und es ging um das Thema "Small Caps: Geheimtipp oder zurecht wenig beachtet?" Mit der Aussage "als einer unserer erfolgreichsten Nebenwerte-Trader würde ich Sie gerne in einem Beitrag zitieren" hatte man mir ausreichend Honig ums Maul geschmiert und ich war ausreichend angefixt, um gleich sofort zuzusagen. Ich habe mich also zu Vor -und Nachteilen beim Stock-Picking im Nebenwertebereich geäußert und meine aktuellen Favoriten unter den "Hidden Champions" verraten. Des Weiteren gab es einen Bericht über "Die 6 beliebtesten Nebenwerte-Wikifolios" und meines war auf Platz 4 mit dabei.

Und auch bei den "Wikifolio-Bestsellern" wurde mein Nebenwerte-Wiki aufgeführt, da es im September mit €392.000 die zweithöchsten Mittelzuflüsse von insgesamt 116 Anlegern zu verzeichnen hatte.

Ich bedanke mich bei den Anlegern, die mir mit ihren Investments ihr Vertrauen aussprechen und in beide Wikis zusammen bereits mehr als €3,5 Mio. investiert haben. Dieses Vertrauen ist für mich Ansporn und Verpflichtung zugleich und ich werde mein Bestes geben, um mit den Wikis weiterhin und dauerhaft überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.

Mein Net Worth im September

Mein operativer Net Worth fiel auf +27,4 (YTD). Meine anvisierte durchschnittliche Jahresrendite bzgl. meines Net Worth liegt bei 15%, so dass ich mit der Entwicklung weiterhin äußerst zufrieden bin.

Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.

2 Kommentare:

  1. Moin Michael, Eckert & Ziegler kommen zwar in deinem Depot und den Wikifolios nicht vor, trotzdem mal die Frage an dieser Stelle: war (und ist evtl. immer noch) die Aktie bei 140 € völlig überbewertet und könnten das aktuell schon Kaufkurse sein? Und hast du evtl. auf die Verkäufe der Führungskräfte im August reagiert? Ist sowas ein Hinweis auf übertriebene Kurse?
    Vielen Dank für alle deinen fundierten Artikel! Isabelle

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    1. Moin Isabelle,
      Eckert & Ziegler habe ich seit Ende 2018 auf der Beobachtungsliste und es ist dort eines der erfolgreichsten Unternehmen mit rund 650% Zuwachs. Die Bewertung ist aber schon sehr ambitioniert, auch nach dem Kurssturz. Das Unternehmen hat richtige Entscheidungen bzgl. der strategischen Ausrichtung getroffen und der Markteintritt in Südamerika ist äußerst viel versprechend. Aber mit der aktuellen Bewertung tue ich mich dennoch schwer, weil die eher zu einem High-Growth-Unternehmen passen würde als zu einem soliden Unternehmen mit attraktiven Aussichten und Wachstumsraten. Da ist wenig Spielraum für Enttäuschungen und womöglich steht nach der Rallye dem Kurs erst einmal eine Konsolidierungsphase ins Haus. Gutes Unternehmen, sehr hoher Preis/Aktienkurs.

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