Dennoch zählt SBF mit einer Börsenkapitalisierung von knapp über €100 Mio. natürlich zu den Nebenwerten; genauer gesagt, man ist gerade erst dem Terrain der Microcaps entwachsen. Und (nicht nur) das dürfte positive Folgen haben...
SBF ist hier im Blog ja keine Unbekannte. Die Aktie war 2020 einer meiner Nebenwertefavoriten und bereits Ende Januar zeigten die Zahlen, dass SBF den Turnaround erfolgreich abgeschlossen hatte. Ich war mir sicher, dass von da an die "Zeit der Ernte" folgen würde, dann funkte Corona dazwischen. Ende März 2020 stellte ich SBF in einem Gastartikel für das Nebenwerte Magazin als einen meiner Top-Picks für die Zeit der Krise und danach vor aufgrund des ausgesprochen positiven Chance-Risiko-Verhältnisses.
Seit dem Jahresstart 2020 hat der Kurs von SBF von €3,32 auf aktuelle €11,70 zugelegt, eine Performance von über 250%. Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass der Kurs im Jahr 2021 bisher keine großen Sprünge gemacht hat; seit dem Start zu knapp €10 lag er die meiste Zeit des Jahres unter Wasser und kämpfte sich erst die letzten Wochen ins positive Terrain. Doch auch diese Entwicklung kam nicht überraschend.
Denn bereits Ende 2020 kamen Spekulationen auf, SBF plane für weitere Wachstumsschritte (vor allem lukrative Zukäufe) eine große Kapitalerhöhung. Diese Überlegungen wurden seitens des Unternehmens nicht dementiert und führten zu einem schleichenden Verfall des Aktienkurses. Zumal SBF selbst verkündet hatte, nach dass 2021 wohl eher ein Jahr des Übergangs und der Konsolidierung (des letzten Zukaufs) werden würde. Aus diesen Überlegungen heraus schaffte es SBF, trotz aller mittel- und langfristig positiven Aussichten, nicht unter meine Nebenwertefavoriten für 2021. Bisher gibt mir die Entwicklung Recht, aber nun könnte sich das Blatt wenden.
Kapitalerhöhung erfolgreich vollzogen
Zunächst einmal konnte SBF die Kapitalerhöhung erfolgreich umsetzen. Der bisherige Mehrheitsaktionär Elber GmbH hat sich ankündigungsgemäß nicht beteiligt, als junge Aktien zu €7,95 ausgegeben wurden. Ziel war auch, den Streubesitz zu erhöhen, was gelungen ist. Der Kurs erholte sich in der Folge erstmal nicht, wie üblich in solchen Fällen, da Kapitalerhöhungen bei den Altaktionären selten gut ankommen und das frische Geld ja noch nicht ans Arbeiten gebracht werden konnte.
Zukäufe im Visier
Doch nun geht es los! SBF hat am 7. September erklärt, man habe eine Absichtserklärung (LOI; Letter of Intent) zur mehrheitlichen Übernahme eines deutschen Elektronikunternehmens unterzeichnet. Die Übernahme würde unmittelbar zum weiteren Umsatz- und Ergebniswachstum beitragen und eine deutliche Steigerung der Wertschöpfungstiefe sowie umfassende Synergien erwarten lassen.
Vorbehaltlich eines positiven Ausgangs der in Kürze beginnenden Due-Diligence-Prüfung wird mit einem erfolgreichen Abschluss der Transaktion gerechnet. Mit der Akquisition würde die SBF ihre Wertschöpfungstiefe weiter steigern, die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage der Gesellschaft verbessern und von umfassenden Synergieeffekten profitieren. Bei dem Übernahmekandidaten handele es sich um ein langjährig erfolgreiches und inhabergeführtes Elektronikunternehmen aus Deutschland mit einem Jahresumsatz im hohen einstelligen Millionenbereich und einer EBIT-Marge von mehr als 10%. Das Unternehmen verfüge über einen modernen Maschinenpark und würde mit seinem Produkt- und Leistungsportfolio die Wertschöpfungskette der SBF-Gruppe deutlich erhöhen. Zudem verspricht sich der Vorstand aus der Übernahme hohe Synergieeffekte in den beiden Geschäftsbereichen "Schienenfahrzeuge" und "Industrielle Beleuchtung.
Das klingt vielversprechend, wobei natürlich die Due Dilligence abzuwarten ist und dann die konkreten Übernahmemodalitäten (und dabei ist der Kaufpreis nicht ganz unbedeutend). Aufmerken lässt zudem, dass der SBF-Vorstand darüber hinaus Gespräche mit weiteren Übernahmekandidaten führt.
Neue Handelsmöglichkeiten
Nachdem der Streubesitz erhöht wurde und die Marktkapitalisierung die Marke von €100 Mio. geknackt hat, erfolgten weitere Schritte auf dem Weg zu einer "normalen" börsennotierten Gesellschaft. Vor einiger Zeit wurde der Handel auf XETRA aufgenommen, kürzlich auch der auf Tradegate sowie Gettex, Quotrix und anderen Börsenhandelsplätzen. Und heute morgen dann meine große Entdeckung: SBF ist ab sofort auch bei Lang & Schwarz handelbar über die LS Exchange. Und damit wurde die SBF-Aktie nun endlich auch wikifoliotauglich. Ich hatte dies bezüglich in den letzten 9 Monaten mehrfach bei Wikifolio angefragt, aber war immer mit abschlägigen Meldungen beschieden worden (wobei dies immer auf Börsenpartner Lang & Schwarz und die geringen Börsenhandelsumsätze geschoben wurde). Was auch immer das Umdenken ausgelöst hat, Fakt ist jedenfalls, dass SBF sich seit heute nicht nur in meinem Depot befindet, sondern auch in meinem Nebenwerte-Wikifolio.
Als Wermutstropfen bleibt, dass der Spread bei LuS unfein hoch ist und teilweise an die 10% beträgt. Ich habe aber in den sauren Apfel gebissen, wie auch beim Start meines Wikis bei der Funkwerk-Aktie vor mehr als einem Jahr. Deren Spreads wurden mit zunehmender Bekanntheit und steigenden Börsenumsätzen immer annehmbarer und auch bei SBF dürfte sich diese Entwicklung mit der zeit einstellen. Aber darauf wollte ich nicht warten, denn ich möchte weniger die Aktie von SBF kaufen/handeln, sondern vor allem an dem Unternehmen SBF beteiligt sein. Und damit an dem eingeschlagenen Erfolgsweg möglichst früh und möglichst lange teilhaben können. Ich akzeptiere daher auch, dass die Performance im Wiki für eine längere zeit erstmal ordentlich negativ ausgewiesen werden dürfte. Funkwerk lag auch monatelang mit bis zu 15% im Minus und hat irgendwann "performt", so dass der Kurs meines größten Werts nun auch im Wiki über 40% im Plus notiert.
Meine Einschätzung
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| Quelle: wallstreet-online.de |
Dabei sollte jedem Anleger klar sein, dass SBF auch künftig die eine oder andere Kapitalmaßnahme durchführen wird, um (noch) schneller zu wachsen. Das sind dann immer die Phasen, wo man ggf. günstig Aktien nachkaufen kann, bevor der Wachstumspfad dann wieder aufgenommen wird.
Die negativen Einflüsse aus der leidenden Lieferkette treffen auch SBF und könnte zu einer Belastung werden, wenn sie länger anhalten oder sich weiter zuspitzen. SBF hat zumeist mehrjährige Vorlaufzeiten bei seinen Aufträgen, insofern würden Verschiebungen nicht so schwer ins Gewicht fallen. Allerdings natürlich entsprechend negativ auf die Geschäftszahlen durchschlagen, was wiederum Anleger (kurzfristig) verunsichern und den Kurs unter Druck bringen könnte. Auch das dürften dann ggf. Nachkaufchancen sein.
"Beim Investieren geht es zu zehn Prozent darum, großartige Unternehmen zu finden, und zu neunzig Prozent darum, sie nicht zu verkaufen."(Ian Cassel)
Kann SBF weiter so erfolgreich wachsen und seine Fertigungstiefe und damit seine Margen weiter steigern, spricht nichts dagegen, dass die Aktie sich auch von diesem erhöhten Niveau nochmals verzehnfacht. Allerdings wird das nur mit entsprechend positiven operativen Entwicklungen des Unternehmens und mit einer gehörigen Portion Geduld einhergehen.
"Am wichtigsten ist, dass man die richtigen Aktien hat, wenn der Markt steigt. Der größte Teil der Investmenterträge fällt in kurzen Zeiträumen an und es ist so gut wie unmöglich, diese vorherzusagen und Aktienkäufe danach auszurichten."(Christopher H. Browne)
Bei Nebenwerten ist es ein ganz übliches Kursmuster, dass Kursanstiege zumeist schnell und knackig daherkommen, während die meiste Zeit des Jahres nichts bis gar nicht passiert und einem der dahinsiechende Kurs auf die Nerven geht. Um die mögliche Überrendite und die Chance auf einen Tenbagger nicht aus der Hand zu geben, sollte/muss man als Anleger diese Phasen einfach durchstehen und am besten den Kurs ignorieren (oder gar zum Aufstocken nutzen).
Disclaimer: Habe Funkwerk, SBF auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
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