Die eingetrübte Stimmung der Börsen orientierte sich allerdings einmal mehr an den Notenbanken. Sowohl die FED als auch die EZB werden bereits in Kürze mit dem Tapering beginnen, also der sanften Reduzierung ihrer massiven Anleihekäufe. An der Zinsschraube werden sie (noch) nicht drehen, denn die Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten zeigen ein verhalteneres Wachstum an und auch der Inflationsschub wird weiterhin als vorübergehende Entwicklung eingestuft, die zum großen Teil mit dem Jahreswechsel aus der Statistik herauswachsen dürfte. Insofern wird sich an der überbordenden Liquiditätsversorgung der Börsen in absehbarer Zeit nichts Grundlegendes ändern. Doch diese Erkenntnis ist keine neue und keine unerwartete, so dass die Börsen sich hiervon kaum inspirieren ließen. Dafür sorgten andere Ereignisse...
Apple hatte in einem Rechtsstreit mit Spieleentwickler Epic Games über seine extrem hohen Vergütungen von bis zu 30% in seinem App-Store vor Gericht eine schwere Niederlage einstecken müssen und muss künftig Hinweise in den Spielen/Apps der Entwickler zulassen, die auf günstigere, eigene Kaufmöglichkeiten verlinken und so die für Apple so lukrativen In-App-Käufe umgehen können. Auf der anderen Seite wurde die Stellung Apples als Monopol verneint und damit auch nicht seine Geschäftspraxis dem Grunde nach infrage gestellt. Daher dürften sich die negativen finanziellen Auswirkungen auf Apples Boom-Sparte eher in Grenzen halten, zumal Apple mit dem Urteil wohl nicht verpflichtet sein wird, App-Stores anderer Anbieter auf seinen Geräten zulassen zu müssen. Dieses Ergebnis schmeckt Epic Games nicht (genug) und daher geht man nun in Berufung gegen das Urteil der kalifornischen Bezirksrichterin.
Apple hatte in einem Rechtsstreit mit Spieleentwickler Epic Games über seine extrem hohen Vergütungen von bis zu 30% in seinem App-Store vor Gericht eine schwere Niederlage einstecken müssen und muss künftig Hinweise in den Spielen/Apps der Entwickler zulassen, die auf günstigere, eigene Kaufmöglichkeiten verlinken und so die für Apple so lukrativen In-App-Käufe umgehen können. Auf der anderen Seite wurde die Stellung Apples als Monopol verneint und damit auch nicht seine Geschäftspraxis dem Grunde nach infrage gestellt. Daher dürften sich die negativen finanziellen Auswirkungen auf Apples Boom-Sparte eher in Grenzen halten, zumal Apple mit dem Urteil wohl nicht verpflichtet sein wird, App-Stores anderer Anbieter auf seinen Geräten zulassen zu müssen. Dieses Ergebnis schmeckt Epic Games nicht (genug) und daher geht man nun in Berufung gegen das Urteil der kalifornischen Bezirksrichterin.
In Hong Kong gingen die Aktien am Ende unverändert aus der Woche. Chinas Regulatoren sorgen zwar weiter für Verunsicherung, aber die Kurse zeigen eine zunehmende Gewöhnung an die Einschläge. Bei Spielezulassungen will Peking künftig bei Neuzulassungen bremsen. Das trifft weniger Spieleking Tencent, die es auf rund 45% Marktanteil in China bringen, als vielmehr die vielen kleineren Wettbewerber, die viel stärker auf die Marktzulassung neuer Spiele angewiesen sind. Tencent dürfte darüber hinaus verstärkt aufs Ausland setzen, woher immer mehr der Umsätze und Gewinne stammen.
In Südostasien ist die in Singapur beheimatete Sea Limited Vertriebspartner von Tencent und hat sich gerade weitere $6 Mrd. am Kapitalmarkt zur Finanzierung des weiteren Wachstums besorgt. Mit der hoch profitablen Gaming-Sparte Gamea finanziert SEA seine anderen Wachstumsbereiche, vor allem das Onlineshopping-Portal Shopee. Dieses weist das stärkste Wachstum in Südostasien auf und expandiert sehr erfolgreich nach Lateinamerika, wo es in Brasilien innerhalb kürzester Zeit mehr als 8% Marktanteil erzielte. Indien ist der nächste Wachstumsschritt. SEA dürfte in 2021 erstmals über $50 Mrd. GMV überschreiten und legte hier in den letzten fünf Jahren um durchschnittliche 88% zu. Im Gaming-Sektor bedient man 792 Mio. aktive Spieler, darunter inzwischen 92 Mio. zahlende. Und der Anteil der monatlichen zahlenden User stieg in den letzten fünf Jahren mit 85% beinahe doppelt so schnell wie die der monatlichen aktiven Spieler (45%). Da SEA nicht unter dem regulatorischen Crackdown in China leidet, sehen Anleger hier eine Alternative zu den China-Werten. Mit den inzwischen erreichten $185 Mrd. beim Börsenwert ist SEA auch keine kleine Nummer mehr, sondern zu einem ernstzunehmenden Global Player geworden.
In China selbst braut sich im Immobiliensektor ein zusätzliches Risikoszenario zusammen. Mit China Evergrande steht der landesweit zweitgrößte Immobilienkonzern vor dem Zusammenbruch. Evergrande ist eigentliche ein Immobilienentwickler, doch inzwischen ist der Konzern mit über 250 Tochtergesellschaften in viele andere Bereiche expandiert, wie Elektroautos, Mineralwasser oder Babynahrung. Evergrande gilt mit rund $300 Mrd. als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Neben Anleihen sind dies Kredite chinesischer Banken und finanzielle Verflechtungen innerhalb der Gruppe.
Das Kerngeschäft von Evergrande beruht auf einer immer weiter steigenden Nachfrage nach Wohnungen und weiter steigenden Wohnungspreisen. Doch auch hier zieht die Kommunistische Partei seit einiger Zeit die Daumenschrauben an, um den enormen Anstieg der Mieten zu begrenzen. Dadurch gerät nun das ganze Kartenhaus ins Wanken und die Regierung macht keinerlei Anstalten, den Konzern zu (unter-)stützen. Beobachter befürchten für den schlimmsten Fall einen "Lehman-Moment", als die US-Regierung im September 2008 das Investmenthaus nicht rettete und damit eine Kettenreaktion von Pleiten im globalen Finanzsektor auslöste und die Finanzkrise auf den Höhepunkt trieb.
Ein Kollaps würde saisonal natürlich perfekt zum tristesten Börsenmonat September passen. Der Aktienkurs ist bereits stark eingebrochen; er steht bereits seit 2017 unter Beschuss von Shortsellern. Die Ratingagenturen haben ihre Einstufungen massiv gesenkt und gehen inzwischen von Teilausfällen aus bei den Anleihen. Evergrande hat 24 Anleihen im Volumen von $26,6 Mrd. ausstehen, die längste Laufzeit geht noch bis 2026. Wird auch nur eine Zinszahlung verpasst, würde dies als Zahlungsausfall gewertet und könnte eine Pleitewelle auslösen. Und wegen der starken Verschachtelung des Firmengeflechts ist kaum absehbar, welche Dominosteine wann umfallen und welche Sicherheiten wo zur Verfügung stünden. Das erzeugt Unsicherheit und Unsicherheit ist ein Feind der Börse.
Chinas neue Marschroute zielt auf eine gerechtere Verteilung des Wohlstands ab. Damit ist nicht die Gleichheit in Armut gemeint, so dass die Regierung sich wohl gezwungenermaßen am Ende zu Stützungsmaßnahmen durchringen müsste und würde. Und in gewisser Weise zeigt auch das Beispiel Evergrande, dass China viel zu lange Turbokapitalismus mit seinem Wildwuchs zugelassen hat, ohne hier für klare Regeln und Leitlinien zu sorgen. Das will und muss man nun in vielen Branchen gleichzeitig nachholen und setzt dabei auch die Brechstange ein.
In Südostasien ist die in Singapur beheimatete Sea Limited Vertriebspartner von Tencent und hat sich gerade weitere $6 Mrd. am Kapitalmarkt zur Finanzierung des weiteren Wachstums besorgt. Mit der hoch profitablen Gaming-Sparte Gamea finanziert SEA seine anderen Wachstumsbereiche, vor allem das Onlineshopping-Portal Shopee. Dieses weist das stärkste Wachstum in Südostasien auf und expandiert sehr erfolgreich nach Lateinamerika, wo es in Brasilien innerhalb kürzester Zeit mehr als 8% Marktanteil erzielte. Indien ist der nächste Wachstumsschritt. SEA dürfte in 2021 erstmals über $50 Mrd. GMV überschreiten und legte hier in den letzten fünf Jahren um durchschnittliche 88% zu. Im Gaming-Sektor bedient man 792 Mio. aktive Spieler, darunter inzwischen 92 Mio. zahlende. Und der Anteil der monatlichen zahlenden User stieg in den letzten fünf Jahren mit 85% beinahe doppelt so schnell wie die der monatlichen aktiven Spieler (45%). Da SEA nicht unter dem regulatorischen Crackdown in China leidet, sehen Anleger hier eine Alternative zu den China-Werten. Mit den inzwischen erreichten $185 Mrd. beim Börsenwert ist SEA auch keine kleine Nummer mehr, sondern zu einem ernstzunehmenden Global Player geworden.
In China selbst braut sich im Immobiliensektor ein zusätzliches Risikoszenario zusammen. Mit China Evergrande steht der landesweit zweitgrößte Immobilienkonzern vor dem Zusammenbruch. Evergrande ist eigentliche ein Immobilienentwickler, doch inzwischen ist der Konzern mit über 250 Tochtergesellschaften in viele andere Bereiche expandiert, wie Elektroautos, Mineralwasser oder Babynahrung. Evergrande gilt mit rund $300 Mrd. als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Neben Anleihen sind dies Kredite chinesischer Banken und finanzielle Verflechtungen innerhalb der Gruppe.
Das Kerngeschäft von Evergrande beruht auf einer immer weiter steigenden Nachfrage nach Wohnungen und weiter steigenden Wohnungspreisen. Doch auch hier zieht die Kommunistische Partei seit einiger Zeit die Daumenschrauben an, um den enormen Anstieg der Mieten zu begrenzen. Dadurch gerät nun das ganze Kartenhaus ins Wanken und die Regierung macht keinerlei Anstalten, den Konzern zu (unter-)stützen. Beobachter befürchten für den schlimmsten Fall einen "Lehman-Moment", als die US-Regierung im September 2008 das Investmenthaus nicht rettete und damit eine Kettenreaktion von Pleiten im globalen Finanzsektor auslöste und die Finanzkrise auf den Höhepunkt trieb.
Ein Kollaps würde saisonal natürlich perfekt zum tristesten Börsenmonat September passen. Der Aktienkurs ist bereits stark eingebrochen; er steht bereits seit 2017 unter Beschuss von Shortsellern. Die Ratingagenturen haben ihre Einstufungen massiv gesenkt und gehen inzwischen von Teilausfällen aus bei den Anleihen. Evergrande hat 24 Anleihen im Volumen von $26,6 Mrd. ausstehen, die längste Laufzeit geht noch bis 2026. Wird auch nur eine Zinszahlung verpasst, würde dies als Zahlungsausfall gewertet und könnte eine Pleitewelle auslösen. Und wegen der starken Verschachtelung des Firmengeflechts ist kaum absehbar, welche Dominosteine wann umfallen und welche Sicherheiten wo zur Verfügung stünden. Das erzeugt Unsicherheit und Unsicherheit ist ein Feind der Börse.
Chinas neue Marschroute zielt auf eine gerechtere Verteilung des Wohlstands ab. Damit ist nicht die Gleichheit in Armut gemeint, so dass die Regierung sich wohl gezwungenermaßen am Ende zu Stützungsmaßnahmen durchringen müsste und würde. Und in gewisser Weise zeigt auch das Beispiel Evergrande, dass China viel zu lange Turbokapitalismus mit seinem Wildwuchs zugelassen hat, ohne hier für klare Regeln und Leitlinien zu sorgen. Das will und muss man nun in vielen Branchen gleichzeitig nachholen und setzt dabei auch die Brechstange ein.
"Wehret den Anfängen" ist ein deutsches Sprichwort, aber wohl kein chinesisches. Obwohl Konfuzius bestimmt was dazu zu sagen hatte. Doch der steht spätestens seit Maos Kulturrevolution in China nicht mehr hoch im Kurs. Zu dumm…
Disclaimer: Habe Apple, Sea Limited auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Disclaimer: Habe Apple, Sea Limited auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenBin durch Zufall auf reliance industries gestoßen.Für dich kein Geheimtipp mehr, aber ich finde die Entwicklungen im Plattformbereich für den indischen Markt spannend.
Auch wenn ein Großteil der Umsätze noch aus dem Ölfeschäft stammt. Vllt kriegen sie noch die Kurve? Zumal FB und Alphabet auch beteiligt sind.
Bg
Danke für deine Einschätzung Michael.
AntwortenLöschenTeile deine Ansichten zu China und zu Sea.