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Montag, 30. August 2021

Funkwerk überrascht nicht: Die Halbjahreszahlen liegen deutlich über den Erwartungen - wie immer. Die Aktie bietet großes Potenzial - wie immer. Der Kurs steigt - weiter...

Funkwerk hat es schon wieder getan und mal wieder deutlich bessere Zahlen abgeliefert als erwartet worden waren.

Seit meinem Einstieg vor knapp fünfeinhalb Jahren, als das Unternehmen der Pleite entgangen war und gerade der Turnaround startete, ist das der Regelfall geworden. Fast immer hat Funkwerk viel zu tief gestapelt und dann unterjährig mindestens einmal die Prognosen anheben müssen. Zuletzt hatte man dies vor einigen Wochen im Rahmen der virtuellen Hauptversammlung "en passant" in einem Nebensatz getan, doch nun "schockte" Funkwerk mit seinen Zahlen zum 1. Halbjahr erneut. Es stellt sich eigentlich (nur) noch die Frage, weshalb die Aktie gerade die Marke von 30 Euro überwunden hat und nicht bereits die 40 Euro oder 50 Euro...

"Ich hab's euch ja gesagt" ist keine Redewendung, die Leute gerne hören und auch keine, die ich gerne verwende. Aber... ich hab's euch ja gesagt! Mehrfach, seit mehr als fünf Jahren schon, weise ich auf die Erfolgsbilanz von Funkwerk hin und meine eigene Bilanz mit der Aktie ist ziemlich herausragend: knapp 1.300% Rendite in fünfeinhalb Jahren, wodurch Funkwerk längst mit einigem Abstand zur größten Position in meinem Depot geworden ist, wie in meinem Investor-Update zum 30. Juni nachzulesen ist. Wie man mit dem Vergleich zum 31. März sehen konnte, habe ich meine Position im ersten Quartal aufgestockt, als der Kurs längere Zeit mit der 22-Euro-Marke gerungen hat. Die Begründung gab ich Ende April, als Funkwerk seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 vorgelegte hatte: "Kurse von €24 werte ich daher als Schnäppchen - obwohl sie gerade ihren Höchstkurs aus 2007 ansteuern, der bei rund €26 lag. Bis zum Allzeithoch aus 2001 bei €40 ist aber noch reichlich Luft. Fundamental wäre ein Kurs von €40 je Funkwerk-Aktie allerdings durchaus gerechtfertigt...".

Von den €40 ist der Kurs noch immer meilenweit entfernt, aber diese Marke kann nach den Zahlen zum 1. Halbjahr 2021 auch nicht ernsthaft als "fairer" Wert in Betracht gezogen werden - der liegt nun deutlich darüber.

Doch schauen wir uns zunächst mal die Meldung zu den Halbjahreszahlen an:

Funkwerk-Konzern mit sehr guter Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2021
    • Geschäftsbereich Zugfunk profitiert von einmaligem Förderprojekt
    • Konzernumsatz erhöht sich um 25,3% auf €58,0 Mio. und Betriebsergebnis (EBIT) von €7,5 Mio. auf €12,8 Mio.
    • Auftragseingang mit €63,4 Mio. rund 32% über Vorjahreswert
    • Prognose für Gesamtjahr 2021: Konzernweites Umsatzplus auf €115 Mio. bis €120 Mio. und EBIT-Anstieg bei gegenüber Vorjahr mindestens stabiler Marge erwartet
Der Funkwerk-Konzern verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 deutliche Umsatz- und Ergebniszuwächse, wobei der Bereich Zugfunk im Inland spürbar von einem einmaligen Förderprojekt des Bundes profitierte. Dieses unterstützt unter anderem die Verbesserung des Mobilfunk-Empfangs entlang der Schienenwege, wovon Funkwerk als einer der führenden Anbieter für störfeste Funkmodule erheblich partizipiert und zahlreiche Aufträge von unterschiedlichen Eisenbahnverkehrsunternehmen erhielt. Auch in den Geschäftsbereichen Reisendeninformation und Videosysteme nutzt das Thüringer Unternehmen konsequent bestehende Chancen, begleitet Veränderungen aktiv mit und ist mit seinem innovativen Leistungsportfolio vorbereitet auf unterschiedliche Szenarien.

Insgesamt erhöhte sich der Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2021 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 25,3% auf €58,0 Mio. (Vorjahr: €46,3 Mio.). Der Auftragseingang lag bis Ende Juni bei €63,4 Mio. (Vorjahr: €48,1 Mio.) und damit rund 32% über dem Vorjahresniveau. Der Auftragsbestand zum 30. Juni 2021 belief sich auf €81,4 Mio. gegenüber €78,2 Mio. am Vorjahresstichtag (31.12.2020: €75,7 Mio.).

 Durch den deutlich höheren Umsatz stieg auch das Betriebsergebnis (EBIT): Es verbesserte sich konzernweit von €7,5 Mio. auf €12,8 Mio., woraus sich eine EBIT-Marge von 22,0% (Vorjahr: 16,1%) errechnet. Nach Steuern wurde ein Periodenüberschuss in Höhe von €9,0 Mio. erzielt (Vorjahr: €5,7 Mio.).

Infolge der positiven Ergebnisentwicklung konnte die Vermögens- und Finanzlage des Funkwerk-Konzerns, der Ende Juni 2021 insgesamt 452 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte (30.06.2020: 423; 31.12.2020: 450), weiter gestärkt werden: Die Eigenkapitalquote lag zur Jahresmitte 2021 bei 52,3% nach 50,0% am Jahresende 2020. Die liquiden Mittel erhöhten sich in den ersten sechs Monaten von €52,5 Mio. auf €64,6 Mio.

Im weiteren Jahresverlauf sieht sich Funkwerk vor dem Hintergrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie mit ihren unberechenbaren Einflussgrößen sowie weiteren Unsicherheitsfaktoren wie der unklaren gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung und Branchenrisiken mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Dennoch rechnet der Vorstand im Gesamtjahr 2021 mit einem konzernweiten Umsatzanstieg auf ein Volumen in der Bandbreite von €115 Mio. bis €120 Mio. (2020: €98,8 Mio.). Dieser beruht vornehmlich auf den aus dem Förderprogramm der deutschen Bundesregierung resultierenden höheren Inlandsumsätzen im Bereich Zugfunk. Das Betriebsergebnis im Funkwerk-Konzern dürfte das hohe Vorjahresniveau aufgrund des Umsatzzuwachses ebenfalls übertreffen (2020: €20,4 Mio.), wobei die EBIT-Marge aus heutiger Sicht mindestens stabil bleibt.

Da die Funkwerk AG am Produktionsstandort in Kölleda an ihre Kapazitätsgrenzen stößt, errichtet das Unternehmen auf dem firmeneigenen Grundstück derzeit eine zusätzlichen Fertigungshalle sowie ein neues Verwaltungsgebäude. Anfang Juli 2021 wurde die Baugenehmigung erteilt und umgehend mit den Bauarbeiten begonnen. Aktuell sieht die Zeitplanung die Fertigstellung Ende 2022 vor. Inwiefern diese Prognose vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen in der Baubranche mit enormen Lieferzeitenverlängerungen und steigenden Beschaffungspreisen realistisch bleibt, wird fortlaufend bewertet.


Tja, so sieht eine Erfolgsmeldung aus. Ich fasse die wesentlichen Informationen mal kurz zusammen: Der Auftragseingang betrug am 30. Juni €63,4 Mio. und lag damit um 32% über dem Vorjahreswert, während der Auftragsbestand von €81,4 Mio. um 4% zugelegt hat. Damit hat der zum Jahresauftakt aufgrund der sich damals wieder verschärfenden Lage Auftragseingang im zweiten Quartal sehr stark an Fahrt gewonnen und die Einbußen des ersten Quartals mehr als ausgeglichen.

Das EBIT explodierte förmlich um 70,6% auf €12,8 Mio. und die EBIT-Marge sprang von 16,1% auf 22%, während der Periodenüberschuss mit €9,0 Mio. um 58% über dem Vorjahreswert lag.

Auch die liquiden Mittel sind weiter angewachsen und liegen mit €64,6 Mio. um €12,1 Mio. höher als am Jahresanfang. Sie stehen damit für Investitionen, Dividenden und natürlich Akquisitionen zur Verfügung. Und... man baut zu, weil man am Produktionsstandort Kölleda die Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Spricht auch nicht für Stagnation oder Pessimismus.

Schließlich weist Funkwerk darauf hin, dass die guten Zahlen auch aus einem "einmaligen" Förderprojekt des Bundes resultieren. Stimmt. Aber dieses Förderprogramm wurde kürzlich bis Ende 2022 verlängert, so dass hier kein plötzlicher Abriss zu befürchten ist.

Erneute Erhöhung der Umsatzprognose für 2021

Darüber hinaus hat man "en passant" zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit die Umsatzprognose für 2021 erhöht. Auf der HV hatte man diese noch auf €112 bis €118 Mio. hochgesetzt, nun sollen es laut Halbjahresbericht bereits €115 bis €120 Mio. werden.

Und dann ist da noch das etwas zähe Thema der Rückstellungen. Funkwerk dotiert diese sehr üppig, womit die Ergebnisse schlechter aussehen, als wie eigentlich ausgefallen sind. Funkwerk begründet dies damit, dass man teilweise viele Jahre lang für Projekte hafte und dem entsprechend diese Risiken über die Rückstellungen abdecke.

Es gibt Kritiker, die die Höhe für unangemessen hoch halten. Ich gehöre auch dazu. Aber sie sind rechtskonform, sonst würden Wirtschaftsprüfer und Finanzamt sie kaum so durchgehen lassen. Daraus können wir zumindest den Schluss ziehen, dass Funkwerk das Risiko maximal begrenzt hat. Und das sorgt für Sicherheit, auch für die Aktionäre. Sollte nämlich Funkwerk bei einem Projekt in Regress genommen werden, kann das Unternehmen die dies bezüglich gebildeten Rückstellungen auflösen und muss keine (so große) Belastung im aktuellen Jahr verkraften. Und kommt es, wie wohl in  den meisten Fällen, zu keinem Haftungsfall, löst Funkwerk die Rückstellungen nach Fristablauf ergebniswirksam auf.

Durch die Rückstellungen begrenzt Funkwerk nicht nur das Risiko, sondern mindert auch den Jahresgewinn des laufenden Jahres und somit die Steuerlast. Bei der Auflösung der Rückstellung erhöht sich der Gewinn entsprechend und damit ggf. auch die Steuerbelastung. Aber... in der Zwischenzeit stand Funkwerk dann zumindest das Geld zur Verfügung.

Ich habe inzwischen meinen Frieden mit der Rückstellungspraxis bei Funkwerk gemacht. Da sie konsequent und stur Jahr für Jahr so angewandt wird, kann man sich damit gut arrangieren.

Damit bleibt der Blick auf die sonstige Entwicklung und die ist einfach klasse. Funkwerk bedient einen Megatrend, die Investitionen in den Bahnverkehr und in die Netzinfrastruktur wachsen und angesichts des Klimawandels und des sich stark verstärkenden Engagements seitens der Bundesregierung bieten sich hier weitere Chancen. Darüber hinaus expandiert Funkwerk in angrenzende Geschäftsbereiche und hat auch die nötigen finanziellen Mittel dazu.

Meine Einschätzung

Quelle: wallstreet-online.de
Da traditionell das zweite Halbjahr besser läuft als das erste und dieses sogar noch hälftig unter dem Einfluss des "Total-Lockdowns" stand, ist die Erwartung von €2 beim Gewinn je Aktie inzwischen wohl viel zu niedrig und kann im Idealfall sogar bis €2,40 oder gar €2,50 hochlaufen. je nachdem, wie stark die aktuelle Coronawelle und die sich zuspitzenden Irritationen in der globalen Lieferkette sich auswirken.

Bei einem EPS von €2,50 und einem zugebilligten 2021er KGV von 20 läge der faire Wert je Aktie bei €50. Aber ist ein KGV von 20 angemessen? Angesichts des profitablen Wachstums meiner Ansicht nach schon. Doch da ich ja bekanntlich nicht viel vom KGV halte, wende ich Ken Fishers Gewinnrendite-Formel an - ich teile also den Gewinn durch den Kurs. Und dann käme man auf eine Gewinnrendite von 5%. Vergleicht man diese 5% Gewinnrendite mit einer 10jährigen Bundesanleihe, bei der sogar knapp ein halbes Prozent Minuszinsen einfährt. Unter Einbeziehung des Risiko bleibt also die Frage, welche Investition attraktiver wäre: eine Funkwerk-Aktie mit 5% Gewinnrendite bei einem Aktienkurs von €50 oder eine Bundesanleihe mit Minuszinsen?

Meine Antwort ist klar: ich würde mich für die Funkwerk-Aktie zum Kurs von €50 entscheiden. Und was für ein Glück ich habe! Ich kann sie momentan für den Superschnäppchenkurs von €30 kaufen, also 40% billiger. Im Umkehrschluss bieten sich hier gut 65% an Kurspotenzial, sofern man lediglich von einer dauerhaften Renditererwartung von 5% p.a. für die Funkwerk-Aktie ausgeht. Vergleiche ich diese Erwartung mit der real erzielten Durchschnittsrendite von 62,4% pro Jahr, die ich seit meinem Erstkauf am 18.4.2016 erzielt habe, erschüttert dies meine Einschätzung in keinster Weise. Nachvollziehbar, oder...?

Wann die Funkwerk-Aktie an der 50-Euro-Marke schnuppern wird, weiß ich natürlich nicht. Dass sie es tun wird, daran habe ich keine Zweifel.

P.S.: Funkwerk ist trotz der super Performance mit einer Börsenkapitalisierung von jetzt rund €250 Mio. noch immer ein Nebenwert. Und ein marktenger dazu, denn Mehrheitsaktionär Hörmann Industries hält mehr als 78% an Funkwerk und es haben sich dem Vernehmen nach in den letzten Jahren eine Reihe von Nebenwertespezialisten bei Funkwerk eingekauft, so dass immer weniger Stücke an der Börse frei verfügbar sind. Das sollte man bei eigenen Aktiendispositionen im Blick behalten, denn es schränkt die Möglichkeiten doch ein: in beide Richtungen, für Käufer und Verkäufer.

Disclaimer: Habe Funkwerk auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.

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