So sollen Unternehmen, die an Schulen Nachhilfe anbieten, womöglich "gebeten werden", künftig gemeinnützig zu operieren. Demnach werde es den Unternehmen künftig womöglich nicht mehr erlaubt sein, sich Kapital zu beschaffen oder an die Börse zu gehen. Des Weiteren sollen Firmen, die bereits an der Börse gelistet sind, künftig womöglich keine Unternehmen mehr aus dem Bereich der Schülernachhilfe kaufen dürfen. Außerdem könnten künftig Genehmigungen für Unternehmen unterbleiben, die Nachhilfe für Pflichtschulfächern anbieten. Und dann solle auch noch Nachhilfe an Wochenenden und in der Ferienzeit verboten werden.
Die Aktien von TAL Education und New Oriental Education brachen daraufhin im heutigen Frühhandel nochmals massiv ein, teilweise über 50%. Und das, nachdem sich die Kurse in den vergangenen Monaten bereits um zwei Drittel verringert hatten.
Meine Einschätzung
Ich hatte Anfang Juni meine EDU-Position bei €11,64 mit 6% Restgewinn verkauft. Wegen der drohenden Regulierungseingriffe. Dass es sogar auf eine Quasi-Enteignung hinauslaufen könnte, habe ich damals allerdings nicht für möglich gehalten. Wird dies wirklich Fakt, wäre diese staatliche Willkür ein KO-Kriterium für alle China -Aktien! Ich werde daher die Entwicklung genau im Blick behalten, auch wenn sich mein China-Engagement ja bekanntlich sehr in Grenzen hält. Auf der anderen Seite sind viele der internationalen Konzerne in China aktiv und auch für sie verschlechtert sich durch diese staatliche Willkür das Chance-Risiko-Verhältnis.
Ich habe mich bis heute standhaft geweigert in chinesische Einzelaktien zu investieren,offenbar zu Recht wenn man hier liest was dort gerade abgeht. Mir ist dieser Staatskapitalismus chinesischer Prägung nicht geheuer,die Volkspartei hat schlicht und ergreifend zu viel Macht und nimmt diese wann immer ihr es passt auch wahr. Für Anleger ein Fass ohne Boden denn Planungssicherheit kann es unter solchen Bedingungen nicht geben. Mag sein dass man das ein oder andere gute Geschäft verpasst (hat) aber man muss nicht auf jeder Hochzeit tanzen. Ich bin bisher mit meinen Depotwerten gut,teils ausgesprochen gut gefahren und daher bleiben Chinaaktien weiterhin für mich außen vor.
AntwortenLöschenAuf jeden Fall vielen Dank für diese interessante Nachricht und damit ein schönes Wochenende. ;-)
Hallo,
AntwortenLöschendanke für deine Einschätzung. Wie siehst du deine Position bei Prosus? Die Aktie hängt ja auch sehr stark vom Kurs von Tencent ab.
Bei Prosus gibt es momentan drei maßgebliche Entwicklungen. (1.) Natürlich der regulatorische Gegenwind in China, der die mit Abstand größte Beteiligung Tencent nicht unwesentlich negativ trifft. Allerdings wächst Tencent außerhalb Chinas ungebremst und dürfte seine dominierende Stellung kaum verlieren. (2.) Sehen wir viele neue Investments in Startups und Ventures, die die Grundlage für hohe Bewertungsgewinne in der Zukunft legen. Hier sprechen wir aber von einem mittel- bis langfristigen Zeithorizont und man kann nicht davon ausgehen, dass sich diese Startups im Wert jedes Jahr verdoppeln. Und manch eines von denen wird auch scheitern. (3.) Steigt die Kapitalverflechtung zwischen Prosus und Mutter Naspers stark an, weil Prosus fast die Hälfte an Naspers übernimmt im Gegenzug für Prosus-Aktien. Durch diese Maßnahme soll der bei beiden Aktien vorhandene massive Abschlag zum NAV verringert, wenn nicht gar ganz abgebaut werden. Ich kann mich allerdings mit dieser Maßnahme noch immer nicht anfreunden und sehe sie eher kritisch. Die Struktur des Konglomerats wird noch komplizierter und verschachtelter und damit unattraktiver für Anleger. Ich bin deshalb seit Bekanntgabe der Maßnahme hin- und hergerissen, ob ich mich deshalb nicht von Prosus trennen sollte. Momentan werte ich Prosus neutral, da ein Punkt für die Aktie spricht (Startupinvestments), einer erstmal keinen Trigger darstellt (Tencent) und einer negativ (Naspers-Teilkauf).
LöschenVielen Dank für die sehr informative Antwort. Ja der letzte Punkt gefällt mir auch überhaupt nicht. Ich wollte ja extra Prosus nehmen um eben nicht das Risiko "Südafrika" im Depot zu haben. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, erhöhen sich die Risiken durch die Maßnahme/Kapitalverflechtung deutlich.
LöschenEin weiterer Punkt ist, dass ich die verschachtelte Struktur von Prosus nicht so gut verstehe.
Ja, das Problem mit der Bildung hat wohl mit Chinas wechselnder Bevoelkerungspolitik zu tun: 3 Kinder statt einem. Da will man Bildung bezahlbar fuer alle machen. Das gleiche Problem gibt es seit Jahren bei den Telecoms: einst wurden sie als Wachstumswerte gesehen, doch dann war es die Prioriaet, Handys und Internet als essentielle Infrastruktur fuer alle zugaenglich zu machen. Die "average revenue per user" sank durch die so vorgegebenen Bedingungen. Die Telecoms sind auch mehrheitlich in staatlichem Besitz, und so laesst man sie auch manchmal in andere Unternehmen (Banken) investieren, die der Staat unterstuetzen will. Und ja, auch die Tech-Unternehmen sehen sich staatlichen Eingriffen ausgesetzt.
AntwortenLöschenDie chinesischen Telecoms sind zur Zeit deswegen sehr unterbewertet. Gerade China Mobile hat eine der solidesten Bilanzen ueberhaupt, investiert weltweit, der Firma geht es ausgezeichnet. Doch die Aktie ist ausser Mode, und dazu kommt das ADR-Delisting. (Die gleiche Gefahr zeichnet sich uebrigens fuer BABA und JD ab.)
Ich glaube aber keinesfalls, dass diese staatlichen Eingriffe willkuerlich sind. Das chinesische gesellschaftsmodell, der Staat kann sich einfach langfristige Planung besser erlauben als westliche Demokratien. Wenn man in China investieren will, muss man das verstehen.
Diese staatlichen Eingriffe seitens der KP sind schon abschreckend und wertvernichtend. In Deutschland wurde ja auch nach der Atomkatastrophe von Fukushima kurzerhand der Atomausstieg beschlossen und es wurde eine Brennelementesteuer eingeführt, mit der man ordentlich Kohle von den AKW-Betreibern angreifen wollte. Die haben sich dagegen gewehrt und vor Gericht Recht bekommen - die erhielten die unrechtmäßig abgegriffenen Milliarden an Steuern zurückerstattet inkl. Zinsen. Dieses Beispiel zeigt den elementaren Unterschied zwischen einem Rechtsstaat wie Deutschland und einer Diktatur wie China oder Russland, auch wenn diese fadenscheinige demokratische Elemente aufweist. Wenn es hart auf hart kommt, entscheidet dort ein kleiner Kreis, egal was die Gesetze besagen. Und da haste völlig Recht, das muss man immer mit einkalkulieren, wenn man in diesen Ländern investiert. Bei Russland sei nur an die Verstaatlichung/ Enteignung von Yukos erinnert...
LöschenEinkalkulieren ist fuer mich das Stichwort. Ich moechte allerdings noch einen anderen Gesichtspunkt anfuehren: viele Aktien im Asien-Pazifik-Raum sind einfach sehr viel weniger anspruchsvoll bewertet als es vor allem amerikanische und auch viele europaeische Aktien sind. Bei Alibaba und so ist das die Gretchenfrage:P wie weit werden die Regulierungen gehen? Zeichnet sich da eine grundsaetzliche Neubewertung ab, oder wird sie wieder zum Wachstum zurueckkehren, wenn die gewuenschten Parameter geaendert sind? Klar ist, der chinesische Staat will eine Kontrolle ueber Finanzen und Daten behalten/erlangen.
AntwortenLöschenKlar ist aber auch, dass China-Bashing zur Zeit absolut in Mode ist. Die Leute koennen sich einfach nicht von der amerikanischen Politik distanzieren, und Biden schlaegt da ja in dieselbe Kerbe wie sein Vorgaenger.
Und da komme ich zu einer sehr delikaten Einschaetzung, bei der mir allein schon die Wortwahl schwer faellt: Deutschland ist ein Rechtsstaat, gut, ja, und China und Russland sind es nicht. Ist ja richtig, und doch wuerde ich Russland und China nicht auf eine Stufe stellen. Russland pervertiert ja demokratische Elemente, China hat damit einfach nichts zu tun, erkennt Demokratie als Wert nicht an. Wenn man es neutral/positiv formulieren will: die Regierung versucht auf andere Weise, sich um das Wohlbefinden der Bevoelkerung zu kuemmern.
Menschenrechtsverletzungen. De will ich nicht herunterspielen. Aber ich weise doch darauf hin, dass in den USA die gesamte Polizei nicht unter Einhaltung internationaler Menschenrechtsstandarts agiert, ebensowenig wie das Rechtssystem. Und eine von zwei grossen Parteien ist nicht mehr demokratisch.
Ich will hier keine politische Diskussion vom Zaun brechen; ich erwaehne das nur, weil man bei China das Fehlen eines Rechtsstaates als Investitionshindernis sieht, nicht aber bei dem USA.
Ich haette diesen Vergleich ja auch zwischen den USA und Russland ziehen koennen, doch ist China einfach sehr viel effektiver als Russland. Auch als Amerika uebrigens: COVID in China und Amerika!
Eines gebe ich natuerlich zu: in den USA ist alles auf ein Funktionieren des Aktienmarktes ausgerichtet. Die Politiker sind alle investiert, die Fed haelt die Zinsen niedrig, kauft und pumpt Geld in die Oekonomie - die Korona-Hilfen sind auch darauf ausgerichtet, da sollte man sich keine Illusionen machen. Aber das hat ja dann auch zu einer - sehr - ambitionierten Bewertung im Aktienmarkt gefuehrt. Wenn da etwas wegbricht... ich stehe ja auch Crash-Propheten kritisch gegenueber - irgendwann kriegen die immer irgendwie recht, schon klar, und in der Zwischenzeit wird das Geld gemacht - doch Leute wie Nouriel Roubini geben mir schon etwas zu denken.
Hallo Michael,
AntwortenLöschendanke für das Update. Bei China Aktien war ich schon immer zurückhaltend. Bin selber nur "indirekt" über die Softbank group investiert. Eigentlich wollte ich meine Softbank Position aufgrund der aktuellen Kursschwäche noch weiter ausbauen, aber wenn China weiter so stark in den Markt eingreift, muss ich das Ganze nochmal überdenken. Wie siehst du die Lage von Softbank ?
Ich bin grundsätzlich positiv gestimmt für Softbank Groupund denke, dass hier auf mittlere und lange Sicht viel Geld zu verdienen ist. Kurzfristig scheint der Regulierungsdruck seitens der chinesischen Regierung/Behörden aber immer weiter zuzunehmen und dabei sind Alibaba und Tencent in vielen Bereichen voll mit am Wickel. Und natürlich auch andere China-Aktien, vor allem jene, die in den USA gelistet sind (wie Didi). Das Sentiment ist also momentan sehr schlecht und es ist leider nicht absehbar, welche Branchen/ Unternehmen ggf. noch an der Reihe sein könnten. Hier werden ganze Geschäftsmodelle zerstört oder zumindest beschädigt und das erzeugt bei den Betroffenen Wertverluste - für Herausforderer wiederum möglicherweise Chancen. Genau kann man das aber momentan nicht einschätzen, weil die Regulierungseingriffe doch ziemlich willkürlich und spontan aussehen. Und solange das so ist, werden sich Anleger von China-Aktien trennen.
LöschenSoftbank Group ist aber noch aus einem anderen Grund negativ getroffen von der Entwicklung. Denn die vielen Startups, in die man investiert hat, brauchen ja auch irgendwann ein Exit-Szenario. Das war bisher mit den US-Börsen und ihrer Vorliebe für Wachstumsaktien gegeben; inzwischen dürfte dieser Kanal komplett dicht sein. Das reduziert auch die Gewinnmöglichkeiten für frühe Investoren, die auf ein IPO schielen. Hier sind dann ggf. andere Börsen zu wählen und/oder der Verkauf an interessierte Firmen oder Finanzinvestoren. Das kann, muss aber nicht zu ebenso hohen Exiterlösen führen.
China-Aktien sind momentan das berühmte fallende Messer. Wenn sich die Lage wieder beruhigt und man (halbwegs) einschätzen kann, was auf die einzelnen Firmen/ Sektoren zukommt und wie der Hase zukünftig läuft, wird sich der Blick auch wieder verstärkt auf das operative Geschäft richten und dann dürften China-Aktien aufgrund der vergleichsweise günstigen Bewertung wieder gefragter sein.