Der Januar verabschiedete sich mit einem Knall: konzertierte Kaufaktionen von Privatanlegern zwangen Shortseller in die Knie, milliardenschwere Hedgefonds, die auf fallende Aktien bestimmter werte setzen. Diese Macht ist neu und sie erschüttert die Finanzmärkte. Ein bisschen.
Zeit für (m)eine Rückschau auf die Indizes, meine beiden Wikifolios und die Entwicklung meines operativen Net Worth.
Innerhalb weniger Wochen wurde es zum "Massentrend", Aktien mit hohen Shortquoten ausfindig zu machen und durch massenhafte Käufe deren Aktien in die Höhe zu treiben und so den Shorties empfindliche Verluste beizubringen. Die Flut an Orders der "Redditeers" brachte die Börsenplätze an die Kapazitätsgrenzen und darüber hinaus, so dass die Broker und Börsenplätze zeitweise überlastet waren. Und das betraf nicht nur Neobroker wie Robin Hood oder Trade Republic, sondern auch Größen wie Charles Schwab.
Inzwischen mischten sich die Broker ein (u.a. Robin Hood) und sperrten bestimmte Aktien, wie Gamestop, AMC, BlackBerry, Nokia für Kauforders. Was wiederum die Börsenaufsicht (SEC, BaFin) auf den Plan ruft, den Marktmanipulation steht unter Strafe. Natürlich sieht sich jeder im Recht und die schuld und mögliche Marktmanipulationen nur bei den anderen. In den USA schaltete sich auch der Senat ein und droht mit Anhörungen. Es ist und bleibt spannend. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Verabredung zum Hochkaufen von Aktien Marktmanipulation ist und/oder das einseitige Sperren von Aktien für Kauforders. Oder die Tatsache, dass mit Citadell jemand hinter dem in Schieflage geratenen Shortseller-Hedgefonds Melvin Capital Management steht, dem auch Robin Hood gehört - und der daher ganz eigennützige Motive haben könnte an dem Kaufverbot für die betroffenen Aktien und nicht den behaupteten "Schutz der Anleger" (vor sich selbst).
Ausgang offen. Auf jeden Fall sind es bisher unbekannte Vorgänge und so mancher munkelt, die Short-Squeezes bei den Gamestocks, der Kaufrausch und die Milliardenverluste bei den Hedgefonds wären der Grund dafür, dass die Börsen in der letzten Januarwoche so kräftig schwankten und strauchelten. Und nicht etwa die Aussicht aus Virusmutationen, verlängerte Lockdowns und sich verspätende US-Stimuluspakete...
Die Börsenentwicklung im Januar
Die Börsen haben zum Jahresstart deutlich zugelegt und die Bären - erneut - auf dem falschen Fuß erwischt. Viele Aktien notierten an oder sogar auf ihren Allzeithochs; jedenfalls bis Mittwoch, denn dann folgten zwei Tage mit heftigen Kurseinbrüchen und einem massiven Intraday-Reversal am Donnerstag.
• Dow Jones: -0,99% (1 Jahr: +5,50%)• S&P 500: +0,83% (1 Jahr: +15,70%)• NASDAQ: +2,43% (1 Jahr: +45,05%)• DAX: -2,08% (1 Jahr: +0,66%)• MDAX: +0,94% (1 Jahr: +9,02%)• SDAX: +3,02% (1 Jahr: +21,68%)• TecDAX:+5,07% (1 Jahr: +6,09%)
Technologiewerte steigen weiter, klassische Werte (DAX und DOW) liegen im Minus. Die US-Börsen haben sich dabei tendenziell besser entwickelt als die deutschen Börsen; wohl auch, weil die US-Börsen deutlich technologielastiger sind. Die überragenden Zahlen von Apple haben allerdings wenig genutzt. Während Microsoft DOW, S&P 500 und NASDAQ nach oben trieb, lastete der Abverkauf bei Apple schwer auf den Indizes.
Meine Wikis im Januar
Noch relativ frisch (und seit 17.12.2020 investierbar) sind meine beiden Wikis. Die schnitten so ab:
- Kissigs Nebenwerte Champions ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €1.449.090,78 - ein Plus von rund €1 Mio.
130,51 (31.12.20: 126,99) +2,77%
Rendite in 2020: +27% (ab 19.08.)
Rendite seit Start am 19.08.20: +30,5%
- Kissigs Quality Investments ▶ zum Wiki
Investiertes Kapital: €458.117,84 - etwas mehr als eine Verdopplung
108,33 (31.12.20: 107,53) +0,74%
Rendite in 2020: +7% (ab 13.08.)
Rendite seit Start am 13.08.20: +8,3%
Die Kurseinbrüche in den letzten Tagen haben auch meine beiden Wikis einiges an der zuvor bereits erzielten Rendite gekostet. Doch diese stichtagsbezogenen Betrachtungen sind nicht wirklich wichtig; entscheidend ist, was auf lange Sicht an Rendite herauskommt.
Nach einer Morningstar-Studie fuhren US-Anleger zwischen 2009 und 2019 wegen des starken Dollars pro Jahr durchschnittlich 0,72% an Währungsverlusten ein. Für Anleger aus dem Euro-Raum in US-Werten ergab sich hier mithin der umgekehrte Effekt, also eine Extrarendite. Seit dem Corona-Ausbruch neigt der Dollar allerdings zur Schwäche mit entsprechend negativen Auswirkungen auf "unsere" Rendite mit US-Werten. Perspektivisch dürfte der Dollar aber eher wieder zur Stärke neigen, weil die US-Wirtschaft robuster und besser aufgestellt ist als die im Euroraum. Und auch die massive Ausweitung der Geldmenge durch die FED, mit der beinahe die Weltwirtschaft mit Liquidität versorgt wurde/wird als nur die USA, wird nicht in diesem Tempo so weitergehen und sich damit eine Triebfeder für die Dollarschwäche abschwächen.
Rund vier Monate hat es gedauert, bis meine beiden Wikis endlich den Status "investierbar" erhielten und nun endlich für interesseierte Anleger zu kaufen sind. Ich bedanke mich bei den Anlegern, die mir mit ihren Investments ihr Vertrauen aussprechen und in beide Wikis zusammen bereits rund €1,9 Mio. investiert haben. Dieses Vertrauen ist für mich Ansporn, aber auch Verpflichtung zugleich und ich werde mein Bestes geben, um mit den Wikis überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften.
Mein Net Worth
Mein Net Worth hatte sich im Januar weiter positiv entwickelt. Ich hatte ja im 2020er Schlussquartal einige Umschichtungen in meinem Depot vorgenommen, wobei ich bei einigen großen US-Techwerte reduziert habe zugunsten heimischer Hidden Champions. Die unterschiedliche Performance kann man auch an der Entwicklung der Wikis absehen. Wie genau sich mein Depot per 31.12.2020 präsentierte, hatte ich in meinem Investor-Update ausführlich erläutert. Besondere Kurstreiber waren MBB und Energiekontor, die ich hoch gewichtet habe - und die beiden haben zuletzt stärker konsolidiert und daher auch mein Depot stärker schwanken lassen.
Im Januar stieg mein operativer Net Worth um +4,25% (YTD). Dabei lag er zwischenzeitlich bereits bei +7%, fiel aber im Verlauf des Donnerstagseibruchs sogar bis auf die Nulllinie zurück. Von da an setzte eine starke Erholung ein. "Volatilität" ist das Stichwort...
Meine anvisierte durchschnittliche Jahresperformance liegt bei 15% und der Januar hat hierzu schon erheblich beigetragen. Angesichts der Dramatik in Wirtschaft und Gesellschaft aufgrund der Corona-Pandemie bin dankbar, dass ich und die Menschen, die mir nahestehen, bisher so glimpflich durch diese schwere Zeit gekommen sind.
Disclaimer: Habe die genannten Werte auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.
Ein Daumen hoch von meiner Seite für diesen Artikel.
AntwortenLöschenUnd auch für die Neuerfindung eines Wortes "Gamestock".
Aber das trifft es bei der Gamestop-Aktie tatsächlich sehr gut!
VG
Jürgen
""...dass mit Citadell jemand hinter dem in Schieflage geratenen Shortseller-Hedgefonds Melvin Capital Management steht, dem auch Robin Hood gehört." Das ist ja eigentlich ein Unding!
AntwortenLöschenEin ergänzender Link dazu: https://bsic.it/how-payment-for-order-flow-is-impacting-markets-the-robinhood-and-citadel-case/
Hallo Michael,
AntwortenLöschenerstmal Glückwünsche von für deine tolle Arbeit und deine immer lesenswerten Beiträge. Vielen Dank.
Ich habe mal eine Frage zu deiner Anmerkung "(1.) US-Dividenden werden dem Wiki nicht gutgeschrieben und "belasten" daher die Wertentwicklung."
Heißt das, dass dies der Zertifikateersteller einstreicht? Bei einen Dividendenportfolio mit US-Werten wäre das ja eine ziemliche Kostenquote.
Vielen Dank und viele Grüße Sebastian
Moin Sebastian,
Löschenein investierbares Wiki enthält ja nicht die jeweiligen Aktien direkt, sondern ist ein börsennotiertes Indexzertifikat, das das Wiki nachbildet bzw. dessen Kursverlauf widergibt. US-Dividenden können seit 2017 nicht mehr berücksichtigt werden, weil die USA damals die Gesetzeslage geändert haben, um Betrug bei der Quellensteuer zu verhindern (Infos hier). Bei der Gutschrift virtueller Dividendenerträge aufgrund von deutschen Aktien, die über einen Dividenden-Stichtag virtuell in einem wikifolio geführt wurden, werden aktuell 85% der Bruttodividende gutgeschrieben. Damit wird ein Dividendenabschlag in Höhe von 15% berücksichtigt.
Es steckt sich also nicht Wikifolio die Dividenden in die Tasche. Aber es macht keinen Sinn, z.B. ein Wiki für BDCs mit ihren überwiegend zweistelligen Dividendenrenditen aufzulegen. Und auch ein Techwiki ohne Dividendenzahler hat einen Vorteil ggü. einem Wiki mit Werten, die regelmäßig um die 3% Dividende ausschütten.
Wahnsinn, was für ein Tag. Mein Depotwert hat um 4,5% zugelegt. Oder anders ausgedrückt: mein Depot ist im Februar stärker gestiegen als im Januar. oO
AntwortenLöschenAuch mein Depot explodiert - auf + 8% seit dem 1.1.
LöschenAber solche extreme Bewegungen der Börse sind nicht manchmal ein Zeichen für eine unmittelbar bevorstehende Korrektur? Virus Mutationen, Probleme in der Versorgung der Impfungen, schlechtes Wetter in Amerika, Anlässe gibt es immer genug.
Meiner Meinung nach werden wir bis zum Sommer viele - meine Vermutung ist - kurze Korrekturen erleben. Ich hoffe nur, dass wir keine Wiederholung von Feb/März 2020 erleben werden.
Korrektur wegen schlechtem Wetter in Amerika- LOL.
LöschenHallo Michael,
AntwortenLöschenDein Depot ist ja besser unterwegs als deine Wikis. Hast du da in andere Werte investiert? Vielleicht hast du mal Lust, Dein Depot vorzustellen?
Viele Grüße
Kai
Moin Kai,
Löschenmein Depot und die Wikis sind natürlich unterschiedlich. Alleine schon, weil die Wikis ja themenorientiert sind und das Depot Werte aus beiden enthält (plus ein paar mehr). Und natürlich ist die Gewichtung einzelner Werte in meinem Depot nicht zwangsläufig identisch mit der in den Wikis. Insofern ist es normal, dass die Wikis und das Depot sich unterschiedlich entwickeln. Im Grunde aber in die gleiche Richtung; mal laufen deutsche Nebenwerte besser, mal die Quality Investments.
Einblicke in mein Depot gebe ich vierteljährlich im Rahmen meiner "Investor-Updates".
...außerdem zeigt uns Michael seine NAV-Entwicklung insgesamt - nicht nur den NAV seines Depots. Wobei Michael, mir nicht klar ist, ob Du den NAV nach Steuern (also, wenn Du theoretisch alles verkaufen würdest) oder vor Steuern meinst. Beispiel: Wenn ich 100k in Aktien stecke und diese auf 120k wachsen, so ist das NAV-Wachstum mMn ca +15% (wg 25% Steuer+Soli), und nicht +20%
LöschenKonstantin
Konstantin ich gebe hier die Entwicklung meines "operativen Net Worth" an. Ich erfasse den Stand meines Vermögens (Depots, Bankguthaben, Auto, Basisrentenverträge usw.) inkl. dem Bestand meiner GmbH, wo ja mein Aktienvermögen drin liegt. Das führt zu "Unschärfen" bzgl. der reinen Aktienperformance, weil auch andere geldströme enthalten sind. Daher bereinige ich die Werte, u.a. um die sich nicht verändernden Bestandteile meiner Rentenversicherungen. Die Veränderung meines operativen Networth ist also nicht zu 100% identisch mit der Veränderung meines Depots. Aber es kommt dem ziemlich nahe. Und... ist natürlich vor Steuern auf Veräußerungsgewinne des aktuellen Depotbestands. Die unterjährig anfallenden Steuern entrichte ich jährlich im Rahmen des Jahresabschlusses der GmbH und meiner privaten Einkommensteuererklärung.
LöschenKonstantin, das GAP in der Performance zwischen meinem Nebenwerte-Wiki und meinem Aktiendepot hat sich in der letzten Woche noch etwas vergrößert. Was daran liegt, dass ich im Depot Lang & Schwarz recht hoch gewichtet habe und die Aktie mit ~45% Kursplus sich auf den dritten Rang hochkatapultiert hat - und L&S-Aktien kann man in Wikis nicht handeln, da L&S hier ansonsten einen Eigenbestand melden müsste und daher grundsätzlich L&S-Aktien vom Handel ausgeschlossen hat. Dennoch verlief die Woche auch bei meinen beiden Wikis sehr erfreulich und mit deutlichen Zuwächsen...
LöschenHallo Michael, danke. Die Frage zum gap kam allerdings von Kai, nicht von mir ;) Mir ging es lediglich um die Aussagefähigkeit der % Entwicklung Deines NAV, bzw. in wieweit man diese mit der Entwicklung anderer Depots vergleichen könnte. Eine % Entwicklung nur Deines Depots wäre (vielleicht als gelegentliche Zusatzinfo) in diesem Zusammenhang durchaus von Interesse.
AntwortenLöschenGruß Konstantin
Diese Informationen ermittle ich nicht und kann sie auch nicht liefern. Wie gesagt, meine Aktien liegen im Depot meiner GmbH und die nimmt auch noch andere Gelder ein (und bezahlt Rechnungen, Steuerberater usw.). Daher besteht der Cashbestand nicht nur aus vereinnahmten Dividenden und Kursgewinnen. Insofern ergeben Depot + Cashbestand eben nicht die Depotrendite.
LöschenUnd, ich wiederhole mich da, für mich ist es völlig uninteressant, diesen Erfolg/Rendite einzeln zu ermitteln, weil für mich alleine entscheidend ist, wie sich mein Gesamtvermögen verändert (privat + Firma/Aktien). Ich habe daher überhaupt keine Veranlassung, mir den enormen Aufwand zu machen, andere Werte zu ermitteln. Ich bitte da um Verständnis.