Meine Quality Investment-Favoriten für 2021: Amazon, Apple, Intuit, MBB, PayPal
Ich fahre ja einen gemischten Bottom-up-Top-down-Ansatz, bei dem ich einerseits auf Makroökonomische Trends setze, andererseits mir innerhalb dieser Trends dann die am besten positionierten und/oder bewerteten Unternehmen herauspicke.
Tendenzielle mittel- und langfristige Krisenprofiteure sind Unternehmen aus den Bereichen Cloud-Computing, Green Energy/ Dekarbonisierung, Digital Payments/ Fintech, Plattformbusiness, Software-as-a-Service (SaaS), (Netz-) Infrastruktur, Cyber-Security, Medizintechnik. Alle meine Favoriten bedienen einen oder mehrere dieser Megatrends und weisen solide Bilanzen, wachsende Cashflows und üppig dotierte Kriegskassen auf sowie einen breiten ökonomischen Burggraben.
Amazon
Amazon ist einer der gefürchtetsten und dennoch am meisten unterschätzen Herausforderer, ein echter Disruptor. Amazon kommt, sieht und siegt, wie es Julius Caesar schon vor mehr als tausend Jahren vorexerzierte mit seinem "Veni, vidi, vici".
Dabei gelingt auch Amazon nicht alles; das Unternehmen erhält sich allerdings seinen Startup-Ansatz, bleibt innovativ und bastelt immer an Lösungen, es noch besser zu machen. Doch wenn man bei Amazon erkennt, dass eine der vielen neuen Ideen nicht funktioniert, dann hält man nicht unbeirrt daran fest, sondern beerdigt sie, ganz konsequent.
Auch das ist ein wichtiger Teil von Amazons Erfolgsrezept: die Fähigkeit zu scheitern, sich das Scheitern einzugestehen und dieses Scheitern nicht als Fehlschlag, sondern als Teil des Lern- und Erfolgsprozesses anzusehen. Amazons Weg ist immer ziemlich ähnlich: man studiert einen Markt, man testet im Kleinen, bastelt solange herum, bis alles zur Zufriedenheit läuft und dann geht man "all in".
"Deine Marge ist meine Chance."(Jeff Bezos)
Amazon steigt voll volley ein, macht keine halben Sachen. Man dringt in einen neuen Markt vor und das mit schmalsten Margen. Daher sucht sich Amazon gerne etablierte Branchen aus, in denen der Markt verteilt ist und die Player sich an ihr gemütliches Miteinander gewöhnt haben. Hier platzt Amazon uneingeladen in die Party und unterbietet die Etablierten mit Kampfpreisen. Was einfach ist, weil Amazon nicht auf Gewinnmaximierung zielt, sondern auf Kundenzufriedenheit. Amazon hat ein eigenes Logistiknetzwerk und kann hier problemlos weitere Produkte andocken. Denn ob man Bücher versendet oder Unterwäsche oder Smartphones ist letztlich vom Verkaufsprozess her dasselbe.
Amazon ist nicht nur Marktführer beim Onlinehandel, sondern auch globaler Marktführer bei Clouddiensten (AWS). Damit verdient man aktuell das meiste Geld, aber profitabel ist auch das stark wachsende Advertisinggeschäft. Des Weiteren liegt der Fokus auf Streaming, vom man mit Prime ganz vorne mitmischt. Naja, ich muss das nicht alles wiederholen, ich habe mich hier im Blog schon mehrfach und immer wieder zu den top Qualitäten von Amazon ausgelassen.
Apple
Apple ist mindestens so bekannt wie Amazon, daher an dieser Stelle nur eine kurze Erläuterung. Das bestimmende Produkt von Apple ist das Iphone. Hier dürfte es neue Rekorde geben, weil die neue Generation 12 erst verspätet eingeführt wurde und nun auf große Nachfrage stoßen dürfte. Künftig wird sich der Fokus aber vom Iphone entfernen, denn Apple plant schon für eine Zeit ohne Smartphones. Daher werden nun auch verstärkt preiswerte Modelle auf den Markt gebracht, um mehr Kunden in Apple Ökosystem zu ziehen, wo sie die vielen, teuren, Services in Anspruch nehmen, die immer mehr zu Apples Umsätzen und Gewinnen beitragen.
Daneben ist die Apple Watch zum Kassenschlager geworden und Apples Move, sich von Intel als Chiplieferant zu trennen und auf eigene, von ARM designte, Chips zu setzen, wird Apples Marktmacht noch zementieren. Die Chips sind schneller als jegliche Konkurrenz und Apple wird sie in seine gesamte Hardware einbauen. Im Gegensatz zu Intel oder AMD muss man die Chips aber niemand anderem anbieten/ verkaufen, daher kann Apple seinen Technologievorsprung hier zum alleinigen Vorteil gnaden- und schamlos ausnutzen.
Intuit
Intuit ist ein Spezialist für Buchführungs- und Steuersoftware und bietet verschiedene Arten von Finanzsoftware an. Die wichtigsten Produktlinien sind QuickBooks, TurboTax und Quicken, die sowohl von Privatpersonen, aber vor allem von Kleinunternehmen, Buchhaltungs- und Prüfungsexperten sowie Finanzdienstleistern genutzt werden. Für Buchhalter werden zusätzlich die Steuerprogramme ProSeries und Lacerte angeboten und sämtliche Produkte unterstützen ihre Anwender bei den alltäglichen Anforderungen wie Rechnungen bezahlen, Guthaben überprüfen, Gehaltslisten erstellen und Steuererklärungen und -prüfungen.
Intuits ist nicht der einzige Anbieter von Steuersoftware, aber man hat den Vorteil des First Mover Advantages: sie waren die ersten im Markt und haben daher einen breiten Kundenstamm. Privatleute und kleine Unternehmen gaben nur einmal im Jahr ihre Steuererklärung ab und so setzen sie nicht auf das Abomodell und weisen zudem eine höhere Bereitschaft auf, die Software zu wechseln. Doch Intuit adressiert überwiegend größere Unternehmen und professionelle Dienstleister, die für Mandanten die Buchführung und Steuererklärung anfertigen. Diese müssten also nicht nur ihre eigenen Konten zu einem anderen Anbieter transferieren, sondern jedes einzelne Konto von jedem einzelnen Mandanten. Ob die Unternehmensbuchführung, die Steuererklärung oder die Personalkostenabrechnungen. Und genau hier liegt der Schlüssel zu Intuits Erfolg: der Burggraben besteht in den hohen Wechselkosten.
Durch die kürzlich abgeschlossene Übernahme von Credit Karma, die sich Intuit gut $8 Mrd. hat kosten lassen, erweitert Intuit sein Angebotsspektrum enorm. Credit Karma ist eine Verbrauchertechnologie-Plattform mit rund 110 Mio. Mitgliedern in den USA, Kanada und Großbritannien. Auf ihrer Website bietet sie kostenlose Verbraucherratgeber zu Krediten, Kreditkarten, Reisezielen, Arlines oder Hotels, die von erfahren Redakteuren verfasst werden.
Durch die Akquisition von Credit Karma wächst Intuits Kundenstamms auf einen Schlag beträchtlich, denn zu den eigenen 50 Mio. Kunden kommen die 110 Mio. Nutzer von Credit Karma hinzu. Auch wenn es hierbei sicherlich einige Überschneidungen zwischen beiden Gruppen gibt. Doch auch schon zuvor konnte Intuit organisch ein Kundenwachstum von elf Prozent einfahren und damit das stärkste innerhalb der letzten vier Jahre.
Neben den Daten und dem Kundenstamm sind es die Finanzangebote von Credit Karma, auf die es Intuit abgesehen hat. Die Finanzprodukte wie zum Beispiel Tools zum Vergleich von Kreditkarten und Krediten sowie von Girokonten und Sparkonten decken sind eine Sparte, in die Intuit schon länger hinein expandieren wollte. Intuit-CEO Sasan Goodarzi meinte hierzu, Credit Karma habe genau das getan, nur zehn Jahre vor Intuit. Es sei "das größte und leistungsstärkste Fintech-Unternehmen auf dem Markt" und deshalb die perfekte Ergänzung für Intuit und solle als autonome Tochtergesellschaft betrieben werden.
Intuit entwickelt sich somit vom Softwareanbieter zur Fintech-Plattform.
MBB
MBB ist eine familiengeführte Mittelstandsbeteiligungsholding mit mehreren Tochtergesellschaften. Der eigentliche Wert von MBB liegt jedoch in seinem Management. Dieses geht mit Bedacht vor und kauft nicht wahllos Unternehmen zu astronomischen Preisen zusammen, sondern schlägt nur in Ausnahmefällen zu und zu günstigen, wertsteigernden Preisen. Wie 2012 bei Claas (Kaufpreis €31 Mio. mit €29 Mio. in der Kasse), wie 2016 bei Aumann (Kaufpreis ca. €17 Mio.), wie 2019 bei Vorwerk (für rund €17 Mio. erworben). Aus diesen Käufen wurden starke Unternehmen geformt, bei denen MBB Großaktionär bleibt und sie in seiner Bilanz konsolidiert. So hat man Claas und Aumann zur Aumann AG zusammengelegt und hält trotz IPO heute noch 40%. Ähnlich dürfte es auch bei Vorwerk laufen, wo MBB seinen beherrschenden Einfluss trotz Börsengang nicht abgeben wird.
Ich bin seit 2012 bei MBB an Bord, als mir der große Umsatz- und Ergebnisschub durch die Claas-Akquisition klar wurde, die MBB in ganz neue Dimensionen hob. Das Aumann-IPO war der zweite transformatorische Schritt und der dritte war die Übernahme von Friedrich Vorwerk. Das Vorwerk-IPO schreibt diesen "nur" fort, ist aber noch lange nicht das Ende der Erfolgsstory von MBB; MBB hält aktuell 66% an Vorwerk.
Mit €182 Mio. Nettocash in der Kriegskasse (der Holding) hat MBB reichlich "dry Powder", um weitere lukrative Zukäufe zu stemmen. Dass man hierbei nicht die höchsten Preise bezahlt, muss kein Nachteil sein. Denn Firmenverkäufer sehen nicht immer nur auf das Geld; viele Gründer wollen ihr Lebenswerk erhalten und in bewahrende Hände geben. Und MBB hat sich hier mehrfach als klarer "Anti-Finanzinvestor" bewiesen, als Mitinhaber, die ein Unternehmen so altem und neuem Glanz führen und dabei als Inhaberunternehmer agieren und nicht im Stil von Unternehmensberatern. Das Vorwerk-IPO wird den Blick auch auf MBB lenken und viele Firmeninhaber, die vor einem Verkauf stehen, z.B. weil die Unternehmensnachfolge in der eigenen Familie nicht gesichert ist, werden MBB richtig wahrnehmen: als Heimat für mittelständische Top-Unternehmen. Um hier dazuzugehören, spielt der Preis eine weniger wichtige Rolle. Gut für MBB, gut für seine Aktionäre, gut für mich.
PayPal
PayPal bedient den Megatrend bargeldloses Bezahlen und ist darüber hinaus einer der großen Corona-Profiteure. Seit dem Spin-off von der ehemaligen Mutter eBay vor gut fünf Jahren habe ich die Aktien des digitalen Zahlungsdienstleisters im Depot und auf meiner Beobachtungsliste und inzwischen ist es eine meiner größten Positionen.
Neben dem Kerngeschäft diversifiziert PayPal sein Business weiter. Zum einen über Beteiligungen wie an MercadoLibre für $750 Mio., aber auch durch die $4 Milliarden-Übernahme der Coupon- und Rabattaktions-Plattform Honey, die über eine Browser-App Rabatte und Gutscheine anbietet. Des Weiteren bietet man Kunden künftig die Möglichkeit, über PayPal Kryptowährungen zu kaufen und zu verwalten und auch damit zu bezahlen. Analysten zufolge könnte der Kryptobereich bereits 2022 rund $1 Mrd. zu PayPal-Umsatz beitragen.
PayPal macht sich immer unverzichtbarer und dringt in weitere Geschäftsbereiche vor, während man im Kerngeschäft Digital Payments weiter rasant wächst. Zusätzlich schafft man es, die eigenen Dienste besser zu monetarisieren, was insbesondere die C2C-App Venmo angeht. Demnächst soll es eine eigene Venmo-Kreditkarte geben, bei der Mastercard als Partner fugiert.
PayPal dürfte mit am besten aufgestellt sein im Payment-Sektor und ist ein agiler Player im Markt, der neue Chancen identifiziert und wahrnimmt. Und betritt Neuland: als erstem ausländischen Zahlungsanbieter wurde es PayPal in China gestattet, einen Paymentanbieter komplett zu übernehmen. PayPal darf bei seiner chinesischen Tochter GoPay von 30% Anteil auf 100% aufstocken.
Ich fühle mich daher sehr wohl damit, dass PayPal eine der größten Positionen in meinem Depot ist und meine am höchsten gewichtete Aktie in diesem insgesamt aussichtsreichen Sektor.
Fazit
Allen fünf genannten Werten traue ich 2021 eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zu, weil die Unternehmen zu den führenden Unternehmen in einem oder mehreren Megatrends sind und in absehbarer Zeit "Katalysatoren" für Wachstumsschübe anstehen.
Mein Quality Investments-Wiki
Seit 17. Dezember 2020 können Anleger Geld in mein Quality Investments-Wiki investieren. Es dürfte nicht verwundern, dass dort meine 2021er Favoriten zu den am höchsten gewichteten Werten gehören. Bis auf MBB, die in meinem Nebenwerte Champions-Wiki zu den Top-Positionen gehört.
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Disclaimer: Habe Amazon, Apple, Intuit, MBB, PayPal auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
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