Westwing Group bezeichnet sich selbst als "Marktführer für inspirationsgetriebenen Home & Living eCommerce in Europa" und nun legte man vorläufige Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 vor. Und das verlief rasant, so viel steht mal fest. Westwing konnte in allen wichtigen Kennzahlen Top-Werte präsentieren und seine unterjährig mehrfach angehobenen Ziele am oberen Ende der Spanne erreichen. Und das dürfte noch längst nicht das Ende gewesen sein, noch nicht mal vom Anfang...
Blicken wir zunächst mal auf die "nackten" Zahlen:
- Das 4. Quartal 2000 schließt ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 für Westwing ab; das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg in 2020 um 62% ggü. dem Vorjahr auf €502 Mio.
- Die Anzahl der aktiven Kunden stieg auf 1,5 Mio. zum Ende des Jahres 2020 (+61% ggü. dem Vorjahr), bedingt durch eine nochmals erhöhte Loyalität der Bestandskunden und einer sehr starken Neukundengewinnung. Allein im 4. Quartal kamen 245.000 Neukunden hinzu und damit mehr als im 1. und 2. Quartal zusammen.
- Anhaltend hohe Wachstumsraten im saisonal stärksten vierten Quartal mit einem Anstieg des Bruttowarenvolumens (GMV) um 79% ggü. dem Vorjahr auf €175 Mio.
- Kontinuierlicher Anstieg des strategischen Own & Private Label-Anteils auf ein Allzeithoch von 28% des Bruttowarenvolumens (GMV) mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Deckungsbeitragsmarge im 4. Quartal 2020.
- Für das Gesamtjahr 2020 wird ein Ergebnis am oberen Ende der bereinigten EBITDA-Prognose (9-11% bereinigte EBITDA-Marge, €37 bis 48 Mio. bereinigtes EBITDA) erwartet.
Meine Einschätzung
Die Zahlen sind absolut beeindruckend. 2020 war geprägt durch Corona. Im ersten Quartal und Anfang des zweiten gab es zunächst Rückschläge und Einschränkungen für Westwing, dann aber setzte der Nachfragerausch ein. 62% Umsatzwachstum sind enorm. Und da Corona uns weiterhin im Würgegriff hält und momentan eher über Verschärfungen des zweiten Lockdowns diskutiert wird als über Lockerungen, dürften diese noch weit in zweite Quartal 2021 andauern und erst zum Sommer hin wirklich Entspannung bringen.Quelle: wallstreet-online.de |
Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass Westwing in 2021 nochmals um 62% wachsen kann. Das liegt einfach daran, dass die Ausgangsbasis ab dem 2. Quartal natürlich sehr viel höher ist, weil in Q2/2020 bereits der Nachfrageschub einsetzte. Im Vergleich zum 1. Quartal 2020 dürfte das Q1/2021 allerdings auch nochmal um ca. 70% zulegen.
Die entscheidende Frage ist, ob die Nachfrage bei Westwing einbricht, wenn kaum noch Corona-Einschränkungen gelten und die Menschen wieder "live" einkaufen gehen können, weil die Baumärkte, Möbelhäuser und Nippesshops wie Depot, Knutzen & Co. wieder geöffnet haben. Und ohne Frage, auch die werden wieder Nachfrage verspüren. Doch... der neue Trend "Work from Home" hat den Bedarf an Wohnraumverschönerung verstärkt und das wird anhalten. Somit hat sich der Markt für alle Anbieter vergrößert. Und, wie schon gesagt, gehe ich nicht davon aus, dass alle Online-Käufer künftig wieder komplett in die Ladenlokale und Möbelhäuser zurückkehren werden. Wer nun positive Erfahrungen mit Online-Käufen von Möbeln und Living-Accessoires gemacht hat, wird auch in Zukunft diese Weg wählen.
Des Weiteren hat sich Westwing als Plattform etabliert und spricht immer mehr Anbieter an, die ihre Produkte über Westwing-Sales an den Mann oder vielmehr noch die Frau bringen wollen. Und dies ist einer der wesentlichen Faktoren für Plattformen: der Netzwerkeffekt. Je mehr Kunden auf der Plattform sind, desto attraktiver wird sie für Anbieter. Und je mehr Angebote die Plattform bietet, desto attraktiver wird sie für Kunden. Mit jedem zusätzlichen Kunden - und Anbieter - steigt der Wert des Netzwerks. Und da die Menschen über ihre Wohnung und das Interieur gerne reden, und dabei dann auch mitteilen, woher sie die Sachen haben, verstärkt sich der Netzwerkeffekt noch und wird mit etwas Glück zu einem selbsttragenden Aufschwung (Neusprech: Viralität).
Daher dürften zweistellige Wachstumsraten für Westwing zum Normalfall werden, auch nach bzw. ohne Corona. Da Westwing seit einiger Zeit profitabel ist, und das Geschäftsmodell Skalierunspotenzial aufweist (Kosten steigen bei steigenden Umsätzen nicht im gleichen Maß mit), sollte das Ergebnis deutlicher zulegen können als die Umsätze.
Alles in allem eine Wachstumsstory, die sich noch am Anfang steht und jede Menge Potenzial aufweist.
Disclaimer: Habe Westwing auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Wiki.
Deine Einschätzung zum IPO von mobly, dem brasilianischen Ableger von home24?
AntwortenLöschenÄußerst gelungene Analyse, teile deine Meinung zu 100%. Blickt man etwas weiter in die Zukunft ist Westwing durch seine starke Präsenz in Instagram die Adresse für Millennials, wenn es um die Einrichtung der eigenen ersten Bude geht. Die zukünftigen Kunden wachsen also gerade noch heran.
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