▶ ÜBERSICHT | THEMENSCHWERPUNKTE

Montag, 23. November 2020

Good News bei... Prosus: Umsatzplus, Gewinnsteigerung, Start der Aktienrückkäufe

Prosus NV wartet heute mit mehreren positiven Nachrichten auf. Zum einen legte die Internet-Beteiligungsgesellschaft ihre Zahlen für das 1. Halbjahr 2020 vor und dann gab es interessante Neuigkeiten zum angekündigten Aktienrückkaufprogramm. Oder eigentlich sind es ja sogar zwei Rückkaufprogramme, die erheblichen Mehrwert für die Aktionäre schaffen sollen...


Aber schauen wir uns die Meldungen mal einzeln an.

Halbjahreszahlen

Prosus steigerte den Umsatz in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahrs um 32% auf $1,27 Mrd. (Vorjahr: $9,9 Mrd.) und legte vor allem in den Bereichen Lebensmittelbelieferung, Einzelhandel und Bildung stark zu. 
  • 141% Umsatzwachstum bei der Lieferung von Lebensmitteln
  • 70% Umsatzwachstum bei eTail (E-Commerce)
  • 54% Umsatzwachstum bei edTech (Education Technologies)
Der Handelsgewinn stieg um 43% auf $2,7 Mrd. (Vorjahr: $1,9 Mrd.), da sich die Aktienkurse und Bewertungen der Beteiligungen deutlich erhöht haben gegenüber dem 30. Juni 2019.

Der Kerngewinn stieg um 29% auf $2,2 Mrd. (Vorjahr: $ 1,7 Mrd.), was auf die verbesserte Rentabilität der E-Commerce-Einheiten und den wachsenden Beitrag von Tencent zurückzuführen ist.

Der Free Cashflow stieg von $14 Mio.  auf $370 Mio., was auf geringere Lebensmittelverluste, ein starkes Working-Capital-Management und eine Erhöhung der Dividende von Tencent um $81 Mio. zurückzuführen ist. An Tencent hält Prosus 31,1% der Anteile und es ist die mit Abstand wichtigste Beteiligung im Portfolio.

Aktienrückkaufprogramm(e)

Quelle: wallstreet-online.de
Prosus hat zuletzte Schwierigkeiten, geeignete Investitionsmöglichkeiten zu finden - jedenfalls bezahlbare. So kam man u.a. bei JustEat nicht zum Zuge, weil Wettbewerber Takeaway.com, an dem Prosus direkt und indirekt über Delivery Hero (Prosus-Anteil: 21,0%) beteiligt ist, hier deutlich mehr geboten hat. Die insgesamt sehr üppigen Bewertungen im Technologiesektor führten dazu, dass Prosus seinen Cashbestand und seinen Freecashflow zu Aktienrückkäufen einsetzen will. Sowohl bzgl. der eigenen Aktien als auch der südafrikanischen Muttergesellschaft Naspers (Naspers-Anteil an Prosus: ~70%).

Im Rahmen des Ende Oktober angekündigten Aktienrückkaufs über insgesamt $5 Mrd. sollen für $1,4 Mrd. Prosus-Aktien sowie für $3,6 Mrd. Anteile von Naspers erworben werden.

Meine Einschätzung

Sowohl die Aktien der seit September im EuroStoxx 50 gelisteten Prosus als auch die der Mutter Naspers notieren mit deutlichem Abschlag auf ihren NAV.

So wird Prosus derzeit mit rund €148 Mrd. an der Börse bepreist, doch alleine der 31-prozentige Anteil an Tencent bringt rund €190 Mrd. auf die Waage.

Tencent selbst ist auch in gewisser Weise eine Art Beteiligungsgesellschaft und hat sich in den vergangenen zehn Jahren an mehr als 700 aufstrebenden Firmen beteiligt. So hält man jeweils mehr als 10% der Anteile an Pinduoduo, Meituan Dianping (18%), JD.com (18%), Snapchat (12%), Sea Ltd. (~9,5%), EPIC Games oder Didi, so dass Prosus durchgerechnet jeweils mehr als 3% an diesen Firmen besitzt. Darüber hinaus hält Tencent Minderheitsanteile u.a. an Tesla (5%), Acitivision Blizzard (5%), Spotify (7,5%) und Uber.

Neben Tencent liegen noch viele weitere Beteiligungen im Prosus-Portfolio, wie u.a. Mail.ru (28,0%), OLX (100,0%), Avito (100,0%), PayU21 (98,8%), iFood (54,8%), Delivery Hero (21,0%), SwiggyEtail (38,8%), MakeMyTrip (42,6%) oder SimilarWeb (24,2%).

Naspers wiederum wird mit €75 Mrd. bepreist, hält aber ja ~70% an Prosus - ein doppelter NAV-Abschlag im deutlich zweistelligen Bereich.

Daher ist die Entscheidung, beide Aktien zurückzukaufen, wertstiftend für die Unternehmen und die Aktionäre. Hinzu kommt, dass die Beteiligungen im Prosus-Portfolio langfristig aussichtsreich sind und auf mittlere und lange Sicht ihren Wert deutlich erhöhen dürften. Nicht jede einzelne, es wird auch Fehlschläge geben, aber viele. Und Prosus macht keinen Hehl daraus, dass man sich auch aktiv in die Branchenkonsolidierung der jeweiligen Branche einmischen wird.

Daher ist und bleibt Prosus für mich ein Basisinvestment im Technologiesektor.

Disclaimer: Prosus NV befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wikifolio.

7 Kommentare:

  1. SirVivaljunior23.11.20, 13:31

    Vielen Dank für Beiträge wie diesen!
    Inzwischen wird es für den Kleinanleger schon sehr schwer, in diesen komplizierten Beteiligungskonstrukten durchzublicken. Eine Berechnung des NAV wird da schon noch deutlich komplizierter, wenn man das in die Tiefe für jede einzelne Firma macht.
    Beispielsweise hat nicht nur Prosus, sondern auch Tencent Anteile an Mail.ru. Diese haben wiederum Anteile an Facebook und Twitter. Wenn ich also Aktien von Naspers kaufe, bin ich in der 4. oder 5. Ebene auch an Facebook beteiligt.

    AntwortenLöschen
  2. Eine Frage bitte wie lange dauert der Aktienrückkauf heute, eine Woche ein monat und wieviel steigt die aktie dan ungefähr wenn der Aktienkauf vorbei ist danke im Vorhinein mfg Gernot

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Moin Gernot,
      beide Fragen kann ich leider nicht beantworten, weil das nicht absehbar ist. Prosus hat ja ein maximales Volumen für die Aktienrückkäufe festgelegt und wird diese über einige Wochen und Monate ausführen lassen. Wenn irgendwann das Geld "alle" ist, kann durchaus ein weiteres Aktienrückkaufprogramm folgen; das ist bei anderen Unternehmen durchaus üblich, etwa Apple, Microsoft, Softbank Group.

      Wie stark der Kurs durch das ARP ansteigt, lässt sich ebenfalls nicht absehen. Der Kurs entsteht ja immer durch Angebot und Nachfrage und der Rückkauf eigener Aktien erzeugt zusätzliche Nachfrage, was den Kurs tendenziell steigen lässt. Da die Rückkäufe mit großem Abschlag auf den NAV erfolgen, kauft Prosus also Aktien im Wert von €1 für vielleicht 60 Cents. Alleine das schafft Wert und damit wird jede einzelne Aktie wertvoller. Was grundsätzlich den Aktienkurs steigen lassen sollte. Aber Preis/Kurs und Wert sind eben nicht dasselbe und können unterschiedlich ausfallen. Auch über längere Zeiträume.

      Löschen
  3. Danke Michael für die Antwort hat mir sehr geholfen, da ich dachte das alle 1,3 Milliarden Aktien heute gekauft wurden mfg gernot

    AntwortenLöschen
  4. Naspers selber zu kaufen ist für Dich keine Option?
    Ist das "Südafrika"-Risiko für Dich auch zu hoch, wie es von Analysten öfters argumentiert wird?

    Gruß
    Christian

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ne Christian, ich ziehe Prosus der Mutter Nsapers ganz klar vor. Ich hatte das im September 2019 mal ausführlicher dargelegt (guckste hier), weil ich ursprünglich bei Naspers investiert war - bis Prosus dann selbst an die Börse kam. Prosus wird Abschlag zum NAV gehandelt, Naspers ebenfalls. Ein Teil des NAv-Abschlags rechtfertigt sich daraus, dass man seine Beteiligungen ja nicht steuerfrei verkaufen kann und diese Steuerbelastung irgendwie mit eingepreist werden muss/sollte. Bei Naspers kommt dann noch hinzu, dass sie in Südafrika beheimatet sind und damit eine erhebliches politisches und wirtschaftliches Risiko beinhalten (Währung!). Insofern setze ich lieber direkt auf die "europäische Variante". ;-)

      Löschen
    2. CrashKommtBald25.11.20, 01:23

      Der Naspers-Abschlag hat sich in den letzten Monaten doch deutlich ausgeweitet. Die Ausführungen im September 2019 sind mE nicht mehr ganz aktuell...

      Löschen