Freitag, 9. Oktober 2020

Good News bei... Zalando: Die Jahresprognosen müssen schon wieder angehoben werden

Schrei vor Glück, Aktionär von Zalando. Europas führende Online-Plattform für Mode und Lifestyle hebt nach außergewöhnlich starkem und profitablem Wachstum im dritten Quartal die Prognose für das Geschäftsjahr 2020 an. Damit wiederholt Zalando, was bereits im Juli erfolgte, nachdem das zweite Quartal schon überaus positiv verlaufen war.

Dass Corona und der damit einhergehende Lockdown der Modegeschäfte sowie die die Soppinglaune vermiesenden Abstands- und Hygieneregeln, insbesondere die Maskenpflicht, Onlinehändlern und Plattformbetreibern wie Zalando besonders in die Karten spielt, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben. Wie sehr, überrascht diese dann aber wohl selbst noch immer wieder. Und angesichts steigender Fallzahlen und drohender neuer Lockdowns, wenn diesmal auch eher regional als landesweit, verschlechtern sich die Aussichten auch nicht wirklich. Nicht für die nächsten Monate, aber auch darüber hinaus nicht...

Aber schauen wir mal, was Zalando eben gerade bekannt gab:

Die Prognoseanhebung

Das Unternehmen rechnet für das Jahr 2020 nun mit einem Wachstum des Bruttowarenvolumens (Gross Merchandise Volume, GMV) von 25-27%, einem Umsatzwachstum von 20-22%, sowie einem bereinigten EBIT zwischen €375 und €425 Mio.

Zuletzt ging Zalando im Rahmen der am 15. Juli veröffentlichten Prognose von einem GMV-Wachstum von 20-25%, einem Umsatzwachstum von 15-20% und einem bereinigten EBIT zwischen €250 und €300 Mio. aus.

Nach vorläufigen Zahlen steigerte Zalando im dritten Quartal das GMV um 28-31% auf € 2,43 bis €2,48 Mrd. (Q3/19: €1,89 Mrd.), während der Umsatz um 20-23% auf €1,83 bis €1,87 Mrd. zulegte (Q3/19: €1,52 Mrd.). Das bereinigte EBIT lag im gleichen Zeitraum zwischen €100 und €130 Mio. (Q3/19: €6,3 Mio.).

Quelle: wallstreet-online.de
Als Grund für die unerwartet gute Leistung führt Zalando "insbesondere die konsequente und sehr erfolgreiche Umsetzung der Zalando Plattformstrategie sowie die durch die Corona Pandemie beschleunigte Verlagerung der Kundennachfrage hin zu digitalen Angeboten" an. Diese hätten "die Ergebnisse im dritten Quartal positiv beeinflusst". Darüber hinaus hätte Zalando von einer anhaltend geringeren Retourenquote sowie von substantiellen Einmaleffekten durch die Auflösung von Sonderabschreibungen auf den Warenbestand profitiert. Diese waren im März vorgenommen worden, als die darauf folgende rasche und nachhaltige Erholung der Kundennachfrage noch nicht absehbar war, und erwiesen sich nun zwar als vorausschauend, aber eben auch als übervorsichtig. Aber besser so als anders herum!

Die Geschäftszahlen für das dritte Quartal will Zalando planmäßig am 4. November 2020 veröffentlichen.

Meine Einschätzung

Zalandos neue Plattformstrategie trifft den Nerv der Zeit und erweist sich als zukunftsträchtig. Nicht nur wegen des Corona-Lockdowns, der die stationären Modeläden allesamt aus dem Markt genommen hat, aber der Corona-Effekt treibt die digitale Transformation mächtig voran. Bei Zalando aber auch in der gesamten Branche.

Zalando entwickelt sich vom Modehändler zum Plattform-Business und adressiert vor allem Mode und Schuhe, aber inzwischen auch Kosmetikartikel. Eine Ausweitung des Angebotsspektrums ist nur eine Frage der Zeit.

Im Modesegment wird man zunehmend vom Konkurrenten des stationären Handels zum Partner, denn Zalando hat die kaufwilligen Kunden, während die Landenlokale noch immer (zu) wenig Kunden anziehen - dank der Abstands- und Hygieneregeln inkl. Maskenpflicht ist für diese kaum Besserung in Sicht. Das wird gerade im so überlebenswichtigen Weihnachtsgeschäft für viele Modeläden der letzte Sargnagel werden, während eine große Zahl bereits vorher ihre Pforten für immer schließen mussten.

Wer überhaupt noch eine Chance haben will, muss seine Kunden auf anderen Wegen erreichen und dazu müssen sie auf Onlinehändler mit großer Reichweite zurückgreifen. Die eigenen Onlineshops binden zu wenig Kunden, die Rückkehrraten der Käufer sind niederschmetternd gering; die gehen beim nächsten Mal wieder zu den bekannten Onlineplattformen von Amazon, eBay oder eben Zalando.

Zalando investiert seinen Cashflow ins Wachstum; das geht ins Geld und unterm Strich bleibt noch nicht wirklich was übrig. Wen das stört, der sollte seine Hände (und sein Geld) von Zalando lassen. Wohin die Reise gehen kann, zeigt Musterschüler Amazon. Zalando positioniert sich dabei als Anti-Amazon und dürfte mit jedem weiteren Erfolg noch attraktiver für Finanzinvestoren und strategische Käufer werden.

Erfreulich ist auch, dass die Retourenquote weiter sinkt, denn Retouren stellen einen der größten Kostenblöcke im Onlinehandel dar. Je besser die Angebote präsentiert werden und den Geschmack der Kunden treffen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde die bestellte Ware auch behält.

Der MDAX-Konzern ist neben Hypoport und SAP eine der erfolgreichsten deutschen Wachstumsstorys und potenziell sogar DAX-Anwärter. Gefällt mir richtig gut!

Disclaimer
Amazon, Hypoport, Zalando befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/ oder in meinem Depot/ Wikifolio.

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