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Sonntag, 14. Juni 2020

Das Ende meiner Turnaround-Spekulation bei der Exceet Group

Nach nur knapp sieben Monaten habe ich meine Position bei der exceet Group glattgestellt. Nicht, weil der Kurs sich nicht erfreulich entwickelt hätte. Und auch nicht, weil ich Gewinne mitnehmen will. Der Grund ist, dass es eine erneute Sonderausschüttung geben wird und dass meine ursprünglichen Überlegungen sich konkretisieren. Mit anderen Worten. mein Investmentcase fliegt nicht und daher bin ich ausgestiegen.

Ende November habe ich Aktien des Nischenwerts gekauft und euch meine Beweggründe vorgestellt ("Ist die Exceet Group nach der Rekorddividende jetzt (noch) ein Schnäppchen?"). In Kurzform basierten meine Überlegungen auf einer doppelten Spekulation: Einerseits darauf, dass die verbliebenen Beteiligungen werthaltig (genug) sind und beim Verkauf die erwarteten Erlöse einbringen und zum zweiten auf den dann sinnvollen und gewinnbringenden Einsatz der hohe Barmittel für das künftige Geschäft.

Die Rechnung war relativ simpel: Die nach der großen Sonderausschüttung verbleibenden €49 Mio. an Nettobarmitteln verteilten sich auf 20,07 Mio. Aktien, was je Aktie also €2,44 entsprach.Der hohe Cash-Bestand resultierte vor allem aus dem erfolgreichen Verkauf der Berliner Tochter AEMtec im Herbst 2018 für knapp €86 Mio. Iim Portfolio hat exceet noch weitere Beteiligungen/ Aktivitäten, die ebenfalls zum Verkauf stehen dürften: GS Swiss PCB, Lucom und exceet Secure Solutions. Marktbeobachtern nach waren für GS Swiss PCB um die €80 Mio. aufzurufen und für die weiteren Aktivitäten weitere €20 bis €30 Mio. In Summe also rund €5 je exceet-Aktie. Zusammen mit den Barmitteln kam ich also auf einen fairen Wert je exceet-Aktie von knapp €7,50 - den ich Ende November 2019 für €4,66 einkaufen konnte und eingekauft habe, also mit einem Wertaufholungspotenzial von knapp 60%.

Was hat sich geändert?

Nun gab es in den letzten Wochen gleich mehrere erhebliche Veränderungen. Zunächst reduzieren die erheblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie die Multiplen für Unternehmensbewertungen und somit auch den potenziellen Kaufpreis für die verbliebenen exceet-Beteiligungen. Nimmt man hier pauschal einen Abschlag zum vorherigen Ansatz von 25% an, läge der Wertansatz nicht mehr bei €5 je Aktie, sondern bei €3,75. Zusammen mit dem Cash-Bestand von €2,44 läge der faire Wert damit bei etwa €6,20 je Aktie.

In der letzten Woche schoss der exceet-Kurs auf deutlich über €6,35 hoch und ich habe meine Position bei €6,35 verkauft. Also zum fairen Wert. Nach gut einem halben Jahr habe ich damit sehr erfreuliche 36% Rendite eingefahren.

Doch das ist nicht der eigentliche Grund für meinen Verkauf!

Exceet hat angekündigt, eine weitere Sonderdividende ausschütten zu wollen und zwar €1,75 je Aktie. Wie oft üblich, stieg der Kurs vor der Ausschüttung deutlich an, weil sich zahlreiche Dividendenjäger angelockt fühlen. Dabei ist natürlich zu bedenken, dass die Ausschüttung aus dem Unternehmen abfließt und damit den Unternehmenswert entsprechend reduziert. Und auch wenn die Dividende nach luxemburgischen Recht steuerfrei erfolgt, wird sie in Deutschland zu versteuern sein - für den Anleger also eine teure Variante, weil nicht die gesamte Bruttodividende auf seinem Konto landet, der Unternehmenswert aber zu 100% sinkt.

Auch diese Überlegung wäre alleine kein Grund, die Aktien zu verkaufen!

Ich habe mich bei exceet beteiligt, weil ich der Auffassung war, dass der (neue) Mehrheitsaktionär Active Ownership hierin (s)ein neues Investmentvehikel sehen würde. Dass also die Verkäufe der noch bestehenden Beteiligungen zu einem Cashzufluss in der exceet Group führen und dort dann für lukrative Investments genutzt würden.

Die jetzt angekündigte Sonderdividende schreddert diese Überlegung. Vielmehr scheint es so zu sein, dass Active Ownership immer wieder Cash aus der exccet Group abziehen wird; das kann auf Dauer auch attraktiv sein, bis eben keine Werte mehr vorhanden sind. Und dann stellt sich die Frage nach einer Neuausrichtung der Gesellschaft. Diese war für mich allerdings bereits klar, doch damit lag ich falsch. Ich bin nicht besonders an Dividendenausschüttungen interessiert, sondern ich wollte mich über die exceet Group an den Nebenwerteinvestments der Active Ownership beteiligen. Und nebenbei von dem großen Abschlag auf den fairen Wert der Aktie profitieren.

Die erste Überlegung hat sich nun leider zerschlagen, während die zweite, die Wertaufholung, stattgefunden hat. Und deshalb mein Exit bei €6,35.

Dem entsprechend habe ich exceet auch von meiner Beobachtungsliste gestrichen.

2 Kommentare:

  1. Konstantin07.10.22, 01:48

    Inzwischen hat Exceet alles(!) verkauft und sitzt auf 117 Mio EUR Cash - bei 90 Mio Kapitalisierung, was allerdings in etwa den Nettobeitrag nach Abmelkungssteuer entspricht.. Ist das das Ende der Firma? Angeblich wollen sie neu investieren. Ich warte erst einmal ab

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    1. Exceet ist eine ähnliche Spekulation wie 3U Holding nach dem weclapp-Verkauf oder Muehlhan nach dem Verkauf des größten Teils des operativen Geschäfts. Es ist schlecht nicht absehbar, was mit dem Geld geschehen soll, ob es ausgekehrt oder für Übernahmen genutzt wird. Ist ein bisschen eine Blackbox und erfordert Vertrauen ins Management bzw. den Großaktionär.

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