Bill Gates widmete sich nach seinem Rückzug vom Chefposten seinen philanthrophischen Ambitionen in der Bill und Melinda Gates Stiftung. Er bekämpft Polio, setzt sich für regenerative Energien und saubere Trinkwasserversorgung in der Dritten Welt ein und pumpt Milliarden in die Forschung gegen das Corona-Virus. Wie viele andere Milliardäre auch hat er sich Warren Buffetts "The Giving Pledge" angeschlossen und wird den Großteil seines Milliardenvermögens wohltätigen Zwecken zukommen lassen.
Das Wertpapier-Portfolio der Bill und Melinda Gates Stiftung hat inzwischen ein Volumen von mehr als $17 Mrd. und das auch dank der Spenden Warren Buffets, der der Stiftung seines Freundes bereits mehrfach Berkshire Hathaway-Aktien zukommen ließ, um ihre Arbeit zu unterstützen. Gates managt das Portfolio als besonnener Buy & Hold-Anleger mit defensiven Werten. Doch der Blick in seine Transaktionen des ersten Quartals lassen aufmerken - und setzen den Trend auch für Value Investoren...
Ganze sechs Einzeltransaktionen nahm Bill Gates vor, aber die haben es in sich. Die größte einzelne Auswirkung hatte die Reduzierung seines Berkshire Hathaway-Bestands um ein Zehntel. Dieses Geld verteilte Gates auf sechs unterschiedliche Werte:
- Schrodinger (entwickelt Simulationssoftware für chemische Prozesse)
- Apple
- Amazon
- Alibaba
- Alphabet
Sein Portfolio umfasst Ende des ersten Quartals 2020 nun folgende Spitzenpositionen:
- 47,32% Berkshire Hathaway
- 9,94% Waste Management
- 7,66% Canadian National Railway
- 7,60% Walmart
- 7,53% Caterpillar
- 4,44% Crown Castle
- 3,92% Ecolab
- 2,44% UPS
- 2,11% FedEx
- 1,73% Schrodinger
- 1,44% Coca Cola Femsa SAB
- 0,73% Apple
- 0,68% Amazon
- 0,62% Alibaba
- 0,58% Alphabet (jeweils 0,29% A+C-Aktien)
- 0,04% Twitter (auf Platz 20 von 21)
Berkshire Hathaway dominiert weiterhin mit gut 47% das Portfolio und daran wird sich kaum etwas ändern, da Warren Buffett von Zeit zu Zeit weitere Aktien an die Gates Stiftung verschenkt. Neu ist, dass Gates diese Aktien verkauft und damit nicht etwa defensive Werte kauft, wie bisher, sondern erstmals in die vermeintlich hoch bewerteten wachstumsstarken Technologiewerte investiert. Beim SaaS-Unternehmen Schrodinger griff Gates beim IPO zu, ansonsten kaufte er die Qualitätswerte Apple, Amazon, Alibaba und Alphabet, die über hohe Cashflows und Cashbestände verfügen und breite ökonomische Burggräben; sie dürften daher gut durch die Corona-Krise kommen, wenn sie nicht langfristig sogar von ihr profitieren. Und mit Twitter kauft sich Gates bei einem Social Media-Unternehmen ein, das während der Krise seine Stärke als Nachrichtenkanal demonstriert hat - hier ruht die Hoffnung darauf, dass das starke Nutzerwachstum (endlich) in Umsätze und Gewinne umgemünzt werden kann (Neudeutsch "monetarisiert").
Meine Einschätzung
Gates diversifiziert sein Depot nicht nur, sondern er bestätigt damit auch einen schon länger zu beobachtenden Trend: weg von klassischen Werten hin zu ausgesuchten High-Tech-Wachstumswerten. Berkshire Hathaway ist ja - trotz seiner dominierenden Apple-Position, die rund 35% des Depots ausmacht - vor allem ein Konglomerat an Finanz- und Industriebeteiligungen. US-Großbanken und Versicherungen bilden das Herzstück des Depots, hinzu kommen Coca Cola, Kraft Heinz sowie die Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe (BNSF), der Luftfahrtzulieferer Precision Castparts, BH Energy (früher MidAmerican Energy), Geico, General Re, Duracell uvm.Die meisten dieser Unternehmen stehen wegen Corona und dem heftigen Wirtschaftseinbruch mächtig unter Druck, müssen Kosten reduzieren und Personal entlassen, um den Folgen von Umsatzeinbrüchen und Lockdown zu begegnen. Die Pandemie zeigt die Anfälligkeit vieler klassischer Geschäftsmodelle und das bisher "Undenkbare" ist schlagartig Realität geworden. Und die Erkenntnis, dass diese Pandemie nicht die einzige und vor allem letzte ihrer Art sein dürfte, zwingt uns alle zu einem Umdenken. Und Bill Gates setzt dies nun auch in seinem Portfolio um und setzt erstmals auf die Qualitätsunternehmen aus dem High Tech-Sektor, die schon seit Jahren zu den Überfliegern gehören. Und perspektivisch auch weiterhin gehören werden, da sie innerhalb der sich noch verstärkenden Megatrends agieren: Software-as-a-Service, Cloud, Home Office, Online-Shopping, Online-Werbung, Social Media, Gaming, Streaming - und Digital Payment.
Auf diese Megatrends setze ich ja auch mit meinen Quality Investment-Favoriten für 2020 Alphabet, Amazon, American Tower, Danaher, Facebook, MasterCard, Microsoft, die auch alle zu den Spitzenpositionen in meinem Portfolio gehören, so dass nach dem Crash und dem Rebound mein Depot aktuell seit Jahresanfang (YTD) wieder im Plus notiert. Diese Werte haben sich in der Krise bewährt und dürften auch weiterhin überdurchschnittlich gut abschneiden. Wenngleich natürlich ausgebombte Industriewerte von einer nachhaltigen Wiederauferstehung der Wirtschaft kursmäßig am stärksten profitieren werden. Corona hat fast die gesamte Wirtschaft zu Konjunkutrzyklikern gemacht und damit beinahe alle Unternehmen. Die soliden Quality Investments sind die sichere Wahl, die anderen die spekulative(re), die höheren Chancen gehen mit höheren Risiken einher. Und Bill Gates setzt seit jeher auf solide, langfristig prosperierende Unternehmen und nun auch auf Apple, Alibaba, Alphabet, Amazon und Twitter.
Der massive Kurseinbruch setzte in der letzten Februarwoche ein und der Sell-off war Ende März - sein 13F-Formular zeigt die Positionen per 31. März. Ich bin mir sicher, dass seine Käufe in diesem für ihn neuen Sektor erst der Anfang waren...
Disclaimer
Apple, Alphabet, Amazon, Berkshire Hathaway, Microsoft, Twitter, Waste Management befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenvielen Dank für die Stetigkeit, mit der du deine Internetseite führst und ständig aktuell hältst.
Beim Gates-Portfolio frage ich mich, wo den Gates' Länderdiversifikation bleibt. Es sind ja alles nur amerikanische Unternehmen, die er favorisiert. China, der übrige Asien-pazifische Raum, Europa und Südamerika fehlen gänzlich. Bemerkenswert, wie stark er nach wie vor die USA sieht - trotz der vielen Missstände in den Unternehem, die Corona umso schneller und deutlicher an die Oberfläche gespült hat - und ihnen im Blick auf die Zukunft nach Corona weiterhin großes Wachstumspotential beimisst.
Viele Grüße vom Kaiserstuhl,
Sebastian
Moin Sebastian,
Löschenwürde jemand nur in Deutschland investieren, hätte ich da auch eher Bauchschmerzen mit der Home Bias, aber bei den USA... die (noch) größte Volkswirtschaft der Welt, die dominierende Weltwährung und viele Weltmarktführer in vielen Branchen. Man kann als Ami mit US-Werten schon sehr breit diversifizieren. Und ohne Ausland holt man sich keine Währungsrisiken ins haus, jedenfalls nicht direkt. Durch die Auslandsaktivitäten der US-Unternehmen natürlich schon; ebenso ist man aber auch operativ im Ausland tätig. Übrigens meint auch Buffett, eigentlich brauche er keinen Markt außerhalb der USA (während Charlie Munger ja immer wieder die Chancen in China über den grünen Klee lobt).
Hallo Michael,
AntwortenLöschendanke für den Einblick in Bill Gates Depot, der derzeit von manchen zum Buhmann stilisiert wird, weil er Gutes tut und man ihm deswegen üble Absichten unterstellt. Ist das nun das Stiftungs- oder das Privatdepot? Ob er es wirklich selbst verwaltet, sei noch einmal dahingestellt.
Was ich nicht sehe im Depot, sind Aktien von Microsoft. Die müssten ja zumindest im Privatdepot den Löwenanteil ausmachen. Und in der Stift kann/darf er keine MS-Aktien haben?
Es ist das Depot seiner Stiftung. Es enthält keine Microsoft-Aktien aber vermutlich nur, weil er sich nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, den Kurs durch seine Stiftung künstlich hochzutreiben, während er privat Großaktionär bei MSFT ist. Beizeiten wird die Stiftung aber sein Aktienpaket an MSFT bekommen...
LöschenWirklich toller Beitrag, hat wirklich Spaß gemacht zu lesen, was Bill so treibt.
AntwortenLöschenDie Stiftung tut Gutes, indem sie für 17 Milliarden Aktien hält?
AntwortenLöschenEine Stiftung setzt nicht das Stiftungsvermögen, sondern die daraus erzielten Erträge für ihren Stiftungszweck ein. Und ja, die Stiftung von Bill und Melinda Gates tut Gutes mit ihren Erträgen.
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