Donnerstag, 2. April 2020

Meine Favoriten im Digital-Payment-Sektor sind MasterCard, MercadoPago, PayPal, Square, StoneCo, VISA - und American Express, Opera und Wirecard nicht (mehr)

Digital-Payment ist ein Megatrend, die Abkehr vom Bargeld und das immer häufigere Bezahlen via PC, Smartphone oder App boomen - und diese Transformation wird durch die Corona-Pandemie noch schneller vorangetrieben. Aber nicht alle Unternehmen im Sektor weisen die gleichen Stärken auf oder sind ähnlich gut positioniert in den unterschiedlichen Märkten. Und einige weisen auch Schwächen oder Nachteile gegenüber anderen Unternehmen auf und weil Focus Investing die erfolgsversprechendste Anlagestrategie ist, habe ich genau das getan und selektiert: MasterCard, MercadoLibre, PayPal, Square und VISA sind meine Favoriten im Payment-Sektor, während Opera und Wirecard die Bühne verlassen müssen, auf die es Amercian Express erst gar nicht geschafft hat...

Ich will meine Beweggründe kurz erläutern. Kurz deshalb, weil die meisten Werte hier im Blog ja wohl bekannt sind und ich mich da nicht endlos wiederholen möchte.

Mastercard, VISA vs. American Express

Die beiden führenden Kreditkartenunternehmen MasterCard und VISA sind das Rückgrat der Payment-Infrastruktur, auch die aufstrebenden Fintechs und die großen Player, die ihr eigenen Paymentangebote im Markt platzieren (Apple Pay, Google Pay, PayPal usw.), sind auf die zigtausenden Akzeptanzstellen der beiden angewiesen; die beiden kontrollieren die Points-of-Sale, also die Schnittstellen zwischen Kunde und Händler. Alleine Mastercard, als kleinerer der beiden, hat über 60 Jahre hinweg ein Partnernetz von mehr als 47 Millionen Vertragspartner weltweit aufgebaut. Sie sind daher die größten Profiteure vom Digital-Payment-Boom, doch sie werden unter dem Wirtschaftseinbruch aufgrund der Corona-Krise natürlich leiden. Denn die Tourismus- und Luftfahrtbranche liegt am Boden, so dass den beiden hier viel Geschäft durch die Lappen geht, und die hochschnellenden Arbeitslosenzahlen wird sich ebenso negativ auf das Konsumverhalten und damit auf das bezahlen via MasterCard und VISA auswirken. Doch im Gegensatz zu American Express vergeben die beiden anderen keine Kredite, sondern dies obliegt den jeweiligen Banken, die die Kreditkarten herausgeben. Daher dürfte American Express viel stärker und unmittelbar von den Krisenauswirkungen getroffen werden.

MasterCard war hier lange Zeit mein Favorit, zuletzt habe ich allerdings auch die größere VISA mit ins Boot geholt, denn die Übernahme des Schnittstellenanbieters Plaid war ein großer strategischer Wurf, der sich auf lange Sicht auszahlen wird.

MercadoPago (MercadoLibre)

MercadoLibre ist die führende Online-Plattform in Lateinamerika und wird daher auch oft als „Amazon Lateinamerikas“ bezeichnet. Doch es ist noch mehr, denn der am stärksten wachsende Bereich ist das unter MercadoPago angebotene Mobile Payment. Es ist dabei nicht nur die dominierende Zahlungsoption auf dem eigenen Marktplatz, sondern hat sich zu einem lateinamerikanischen PayPal entwickelt. Auf Basis lokaler Währungen wächst das Zahlungsvolumen im hohen zweistelligen Prozentbereich, wovon allerdings fast die Hälfte auf Zahlungen außerhalb des MercadoLibre-Marktplatzes (Off-Market-Place) entfällt. Und dieser Bereich wächst sogar noch schneller.

Dieser große Erfolg erklärt sich daraus, dass in Lateinamerika knapp die Hälfte der Bevölkerung kein Konto hat und somit bisher von vielen Online-Aktivitäten abgeschnitten war. Durch MercadoPago wird kein normales Konto benötigt und der Zugang zum Online-Marktplatz MercadoLibre dennoch gewährleistet. Und MercadoPago wird inzwischen von vielen Online-Shops als Zahlungsoption angeboten, so dass das Wachstum weiterhin sehr hoch bleiben dürfte.

Eine Art Ritterschlag erfuhr MercadoLibe Ende 2018, als PayPal $750 Mio. in Aktien von MercadoLibre investierte, um gemeinsam die Digitalisierung der Wirtschaft in Lateinamerika voranzutreiben.

Der Wirtschaftseinbruch trifft MercadoLibre härter als Amazon, weil das Unternehmen keine physischen Lebensmittelstores betreibt (WholeFoods), sondern rein vom Onlinehandel abhängt. MercadoPago wird stärker leiden als z.B. PayPal, gerade weil man außerhalb des Marktplatzes so hohes Wachstums verzeichnet. Oder eher verzeichnete. Denn der Wirtschaftseinbruch und die steigende Arbeitslosigkeit wird hier einen ordentlichen Dämpfer verursachen. Daher ist es auch verständlich, dass der Aktienkurs heftiger korrigiert hat als die Aktien seiner Wettbewerber. Dennoch bleibt MercadoLibre als Dominator in Lateinamerika eine "sichere Bank", sowohl im Megatrend Onlinehandel/Marktplatz als auch Payment.

PayPal vs. Square

PayPal war die erste Aktie aus dem Payment-Sektor, in die ich investiert habe, direkt beim Spin-off von eBay. Die "Mutter aller Fintechs" ist wohl jedem bekannt und ist im Internet der Zahlungsstandard bei vielen Internetshops. PayPal vertrauen die Nutzer und das Unternehmen baut sein Business immer weiter aus, auch über Beteiligungen (wie u.a. an MercadoLibre).

Square hat eine App am Start, die Cash App, die mit PayPals Venmo direkt konkurriert. PayPal versucht seit einiger Zeit, Venmo (besser) zu monetarisieren aber das ist noch ausbaufähig. In den USA läuft ihr Squares Cash App den Rang ab und wird von immer mehr kleinen und mittleren Unternehmen eingesetzt, um ihren Angestellten die Wochenlöhne auszuzahlen (und damit die in den USA üblichen Schecks immer mehr verdrängen; Überweisungen haben sich in den USA nie durchgesetzt). Und damit einher geht, dass sie auch die Terminals/Hardware von Square verwenden. Da immer mehr Angestellte (zwangsläufig) die Cash App verwenden, steigt auch die Nachfrage nach Bezahlmöglichkeiten via Cash App bzw. Square-Terminals. Squares Wachstum ist ungebrochen und nimmt sogar noch zu. Gleichzeitig steigt die Profitabilität, auch wenn sie bisher noch deutlich hinter PayPal zurückliegt; die Margenschwäche ist dann auch einer der Knackpunkte und Square muss über kurz oder lang beweisen, dass "es auch Marge kann". Dennoch besetzt Square einen aussichtsreichen Markt und ist dort der Dominator. Der Aktienkurs von Square ist ordentlich abgestürzt und das liegt vor allem daran, dass Square bei den kleinen Unternehmen eine so starke Marktstellung hat und in der Gastronomie - und hier dürfte sich die Corona-Krise als erstes und am stärksten negativ bemerkbar machen. Es sollte also viel Negatives bereits eingepreist sein...

Beide Unternehmen sind in ihrem Segment führend und haben weiter Raum zu wachsen; beide werden die Corona-Auswirkungen deutlich zu spüren bekommen als vorübergehenden negativen Impact, aber grundsätzlich weiterhin zu den Trendgewinnern gehören. Von Square hatte ich mich erst vor drei Monaten verabschiedet, weil mir einerseits die Bewertung zu hoch erschien verglichen mit der Peergroup und ich auf der anderen Seite zu viele Eisen im Payment-Feuer hatte, nachdem ich u.a. auch in Opera und WireCard investiert hatte. Nun, alle drei Faktoren haben sich geändert und daher habe ich Square als Bereicherung wieder auf meine Beobachtungsliste genommen.

Abschied von Opera

Der Browserbetreiber Opera hat vor einiger Zeit auch sehr erfolgreich im Paymentsektor in Afrika Fuß gefasst und bietet verschiedene Services (OKash, OPay) an. Vor einigen Wochen gab es einen Shortsellerreport, der das Geschäftsmodell infrage stellte. Denn man verdient Geld mit extrem hoch verzinsten Mikrokrediten, und das könnte unter Umständen gegen die Nutzungsbedingungen des Google Stores verstoßen. Da die Apps nur so erfolgreich sind, weil sie über die Smartphones mit Android-Betriebssystem und damit den Google Store heruntergeladen werden können, käme ein Entfernen aus dem Google Store einem Todesstoß nahe. Da die Lage nicht abschließend geklärt ist und weil bei den letzten Kapitalmaßnahmen der Anteil Operas an den Services immer weiter verwässert wurde, hatte ich mich vor einiger zeit von Opera getrennt. Es gibt viele aussichtsreiche Aktien im Paymentsektor, die kein solches Risiko mit sich rumschleppen.

Am Ende brachte mir Opera nach siebeneinhalb Monaten einen Verlust von 18 Prozent ein.

Abschied von Wirecard

Wirecard ist eine absolute Erfolgsgeschichte und hat sich vom kleinen Anbieter zum DAX-Konzern gemausert. Begleitet wird der Aufstieg seit einigen Jahren von regelmäßig aufkochenden Short-Attacken seitens der Financial Times, die Wirecards Geschäftsmodell und -gebaren anprangert und mit kriminellen Machenschaften in Verbindung bringt. Ich hatte mich trotzdem auf Wirecard eingelassen als Investment, getrieben von den positiven Unternehmensmeldungen und dem Einstieg der Softbank Group sowie dem damit einhergehenden Potenzial mit deren vielen Beteiligungen. Doch ich habe die Gefahren aufgrund weiterer möglicher Short-Attacken unterschätzt. Oder eher ausgeblendet. Ich hatte dann die Konsequenzen gezogen und den größten Teil meiner Position wieder veräußert. Und im Grunde hat sich bis heute nicht viel an der Situation geändert: Wirecard hat nach wie vor nicht die Strukturen aufgebaut, die ein DAX-Konzern braucht; man ist da eher noch immer wie ein Startup aufgestellt, und macht auch in der Außendarstellung eine ähnliche Figur. Die Sonderprüfung durch KPMG lässt weiter auf sich warten, aber es dürfte jetzt schon klar sein, dass selbst bei einer kompletten Entlastung durch die Wirtschaftsprüfer die Attacken und Vorwürfe nicht ad acta gelegt sind. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass sich die Financial Times auch künftig immer mal wieder irgendwelche Aspekte herausgreifen und als Vorwurf lancieren wird. Ich glaube kaum, dass Wirecard diese endgültig widerlegen können wird - nicht in der komplexen Konzernstruktur.

Wie auch bei Opera hat meine Entscheidung, mich von den letzten Anteilen zu trennen, vor allem damit zu tun, dass sich auch jenseits von Wirecard genügend attraktive Chancen im Paymentsektor bieten, so dass man ich gut auf dieses spezielle Investment verzichten kann. Ich konzentriere mich lieber auf die anderen Werte, weil mich Wirecard einfach zu viel Zeit und Energie kostet. Ist also negativ für meine "Investment-Life-Balance"... ツ

Unterm Strich bleibt bei einem Kurs von €103 nach siebeneinhalb Monaten ein Verlust von knapp 22%.


Ergänzung zu Wirecard vom 03.04.2020, 11:41

Wie die Kommentare zeigen, erzeugt meine Entscheidung, Wirecard von der Beobachtungsliste zu streichen, weiteren Erläuterungsbedarf. Ich lege daher an dieser Stelle noch ein bisschen nach...

Bzgl. WireCard spielten bei meiner Entscheidung die fundamentalen Daten keine Rolle (mehr). Sie waren die Grundlage für meinen ursprünglichen Investmentcase und ich war damals derselben Auffassung, die viele Anleger noch heute teilen, dass nämlich die latente Gefahr von Short-Attacken "beherrschbar" und nicht relevant (genug) wäre. Und genau diese Auffassung habe ich revidiert, nicht meine Einschätzung zur fundamentalen Lage!

Übrigens, ich finde Short-Seller nicht per se schlecht. Es gibt eine Reihe von seriösen Adressen, die sich mit Mühe und Akribie an die Bilanzen und Geschäftsmodelle machen und diese auseinander nehmen. Und sich ggf. short positionieren, wenn sie meinen, etwas Anrüchiges entdeckt zu haben. Dass sie daran dann Geld verdienen wollen, ist nur legitim. Insofern unterscheiden sich die seriösen Shortseller, wie z.B. Muddy Waters und Citron Research von solchen wie Gotham (man denke an Aurelius), die anonym bleiben und deren Attacke rein auf das Abzocken von Anlegern in der Panik zielt. Citron lag goldrichtig bei Valeant, gegen das Unternehmen wurden horrende Strafen verhängt, und Muddy Waters hatte jüngst wieder Erfolg, weil sie mit ihrer Kritik an Luckin Coffee richtig lagen (wie wir seit gestern wissen). Bei Luckin war Citron übrigens long investiert, die können/wissen also auch nicht alles... Was allerdings Dan Crum und die Financial Times reitet, immer wieder dieselben halbseidenden Vorwürfen in anderer Verpackung hervorzukramen gegen Wirecard, das hat mit Seriosität nichts zu tun. Trotzdem schrottet dies meinen Investmentcase, auch weil ich als Investor eben nicht die Nachrichten immer ignorieren kann. Und dass nun ein neuer Chef-Aufseher im Aufsichtsrat am Ruder ist, ändert bzgl. der Vorwürfe gar nichts. Es steigert nur die Wahrscheinlichkeit, dass die Untersuchung solide(r) und tiefgreifend(er) erfolgt. Und dass etwas aufgedeckt wird, wenn es etwas aufzudecken gibt. Aber das Engagement des neuen Aufsichtsratschefs ändert nichts an der Frage, ob an den Vorwürfen etwas dran ist. Auch bei Luckin Coffee hat das Unternehmen monatelang alle Vorwürfe von Muddy Waters von sich gewiesen, doch nun hat man entdeckt, dass sie doch stimmen. Von den ehemaligen Unschuldsbeteuerungen kann man sich als Anleger auch nichts mehr von kaufen...


P.S.: Ergänzung vom 03.04.2020: Auch StoneCo habe ich jetzt an Bord

Nach dem heutigen erneuten zweistelligen Kurseinbruch habe ich auch bei der brasilianischen StoneCo zugeschlagen, wo Warren Buffett seit deren IPO an Bord ist (und das ganz gegen seine Gewohnheit, Aktien bei IPOs grundsätzlich zu meiden). Nachdem der Aktienkurs sich zwischenzeitlich sehr erfreulich entwickelt hatte, konnte man ich die StoneCo-Aktien jetzt kurzfristig wieder zum gleichen Kurs einsammeln, den Buffett einst bezahlt hatte. Da habe ich zugegriffen - Artikel dazu folgt...


Disclaimer
MasterCard, MercadoLibre, PayPal, Square, VISA - und neu auch StoneCo - befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot.

23 Kommentare:

  1. Danke für die Einschätzungen und ich gehe größtenteils konform. Bei Wirecard bin ich nur teilweise auf der selben Seite. Die Aufstellung und das Bild für einen DAX Konzern ist nach wie vor fragwürdig. Eine gewisse Zeit für einen Reifeprozess gebe ich ihnen noch. Das Thema rund um die Finanicial Times wird jedoch aus meiner Sicht abflachen. Viel hängt zwar vom KPMG Bericht ab, aber die Front wird sich beruhigen. Wenn sie weiter diese Zahlen/Performance liefern, wird Wirecard in der Zukunft imho viel Freude machen. Wir werden es sehen.

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  2. Danke für die Ausführungen, die ich weitestgehend teile. Anstatt MercadeLibre habe ich mich heute, in Ergänzung zu Visa, Mastercard, Paypal und Square, für StoneCo entschieden

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    1. Bei StoneCo habe ich heute auch eine kleine Position als Ergänzung gekauft, nachdem sie heute erneut prozentual zweistellig abschmiert. Dass Buffetts Berkshire Hathaway hier investiert ist, und zwar zu einem höheren Ankaufspreis, macht das Investment doppelt reizvoll. ツ

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    2. muss man sich eigentlich bei mercadolibre oder Stonco sorgen um die Währung machen? habe gesehen das in Brasilien der REAL in den letzten 3 Monaten um 32% zum Euro gestiegen ist.

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    3. Die Währungsentwicklung spielt auf jeden Fall eine Rolle. So stabil wie Dollar-Euro ist das Verhältnis zu lateinamerikanischen Währungen leider nicht. Und MercadoLibre ist ja in vielen lateinamerikanischen Märkten aktiv, da kommen noch mehr Währungsimplikationen zusammen.

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  3. Hallo Herr Kissig,

    stellen Sie sich eigentlich auch einmal die Frage nach der Bewertung der Unternehmen, bevor Sie eine Investitions-/Desinvestitionsentscheidung treffen? Wirecard nur aufgrund des Engagements der Short-Seller aus dem Portfolio zu werfen halte ich für außerst fraglich. Das Unternehmen wächst mit sehr hohem Tempo, deutlich schneller als MasterCard oder Visa. Man hat zuletzt viele Kooperationen mit großen Kunden geschlossen, alleine in den ersten 3 Monaten 2020 waren es 16 an der Zahl. Dazu ist Wirecard deutlich günstiger bewertet als Vorgenannte, weiterhin deutlichst günstiger als der direkte Konkurrent Adyen (bei ähnlichen Profitabiliäts- und Wachstumskennzahlen.

    Dass man Wirecard aufgrund von LV und sonstigen Risiken untergewichtet kann ich ja verstehen. Sie ganz aus dem Portfolio zu werfen halte ich auf Grundlage der fundamentalen Daten jedoch für falsch, insbesondere dann, wenn man den Wettbewerb daneben legt.

    Viele Grüße

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    1. Meine Überlegung ist nicht neu, ich habe sie ja bereits im Oktober angestellt, als ich Wirecard deutlich reduziert hatte. Ich habe mir das Ganze nun monatelang angeschaut und für mich die Entscheidung getroffen, dass Wirecard für mich als Investment mit erheblichen unausgeräumten Zweifeln behaftet ist und einen erhöhten Aufwand mit sich bringt. Jeden Tag (!) gibt es mindestens einen Wirecard-Artikel vom Nebenwerte Magazin und zumeist mehrere Artikel von Fool.de. In den seltensten Fällen mit wirklich relevanten neuen Informationen oder Erkenntnissen. Aber es ist in der Regel auch nicht sinnvoll, den Neuigkeiten zu einem bestehenden Portfoliowert nicht (mehr) zu folgen. Mein Fazit hieraus ist, dass mir Wirecard zu viel Aufwand für eine zu geringen potenzielle Überrendite bietet. Wenn ich den Wert aber auf meiner Beobachtungsliste lasse und "nur" aus dem Depot werfe, müsste ich mich ja trotzdem andauernd mit ihm befassen. Ich möchte meine zeit lieber sinnvoller nutzen - und wünsche jedem Wirecard-Aktionär viel Freude und Erfolg mit seinem Investment. Ich bin keinesfalls ein Wirecard-Gegner und sehe die Shortattacken der Financial Times weiterhin äußerst kritisch/negativ.

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    2. Ich sehe das nicht viel anders, außer das Adyen etwas stärker wächst als Wirecard (ist dafür aber auch vergleichsweise teuer).

      Ein bisschen inkonsequent finde ich seine Argumentation bezüglich der Short Risiken. Natürlich muss man die im Auge behalten, aber bei einem anderen regelmäßig gecoverten Unternehmen - Aurelius - gabs auch schon 2 Short-Attacken und da hat er noch zugekauft ...

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    3. Der Unterschied zwischen Aurelius und Wirecard ist, dass die Vorwürfe bei Aurelius aus meiner Sicht weitgehend ausgeräumt sind. Die werden zwar ab und zu mal wieder hochgekramt, aber sie sind nicht mehr substanziell. Ich habe zu jedem Punkt eine Erklärung, mit der ich gut leben kann. Bei Wirecard ist da vieles ungeklärt. Und das macht den Unterschied...

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  4. Inwiefern ist Mastercard eigentlich durch Online-Payment (wie z.b. Paypal etc.) bedroht?
    Aus den Geschäftsberichten von Mastercard lässt sich schwer herauslesen, inwieweit man gerade in diesem Bereich engagiert ist. Dass Mastercard die Points-of-Sale kontrolliert, ist unzweifelhaft; die Fratge ist allerdings, ob sich dies sogar negativ langfristig auswirken kann, wenn immer mehr Handel online abgewickelt wird und die physischen Point-of-Sales verdrängt werden?

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    1. Bei den meisten Onlineshops kann man ja zwischen verschiedenen Zahlungsoptionen wählen. Und MasterCard/VISA sind da meiner Erfahrung nach genauso häufig präsent wie PayPal. Insofern würde ein Rückgang beim physischen Einkaufen nicht zwangsläufig zu einem Rückgang der Zahlungen mit MasterCard/VISA führen. Zumal man bei PayPal ja eine eigene Zahlungsoption auswählen muss und sehr häufig auch hier dann MasterCard/VISA ausgewählt sind.

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  5. Krempelt Warren Buffett eigentlich auch ständig sein Depot um?

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    1. Warren Buffett ist unzweifelhaft ein viel besserer Investor als ich.

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  6. Ist doch in Ordnung, dass Sie Ihr Depot umkrempeln. Jeder kann das doch machen, wie er mag. Und wenn er dann noch seine Gedanken und Gründe erläutert, umso schöner.
    Eine kleine Kritik muss ich dennoch loswerden bzw. kann ich dann doch nicht so ganz nachvollziehen: Das hin und her, z.B. bei wirecard - mit der Argumentation, sich täglich mit dem Investment beschäftigen zu müssen, passen mMn nicht zu einem value Investor, der doch gerade in solche Wachstumswerte langfristig investiert? Was stören mich da die taglichen Berichte oder Short-Attacken? Wirecard wird daran nicht zu Grunde gehen und in 5 Jahren wird niemand mehr darüber reden. Das Unternehmen wird zwangsläufig daraus lernen. Alles eine Frage der Zeit und des Anlagehorizonts.

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  7. Schließe mich an. Operativ läuft es bei Wirecard. Diese Entscheidung wirkt sehr "zittrig". Inwiefern werden überhaupt Zahlen bei deinen Investmententscheidungen (Pro/Kon) einbezogen? Lässt Du diese bewusst außen vor hier um Diskussionen zu vermeiden? Toller Blog!

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  8. Ich teile Eure Einschätzung zu Wirecard nicht. Aus meiner Sicht ist der Wechsel von Thomas Eichelmann an die Aufsichtsratsspitze eine Game-Changer. Eichelmann ist ein harter Hund den ich aus meiner persönlichen beruflichen Tätigkleit auch persönlich kenne und dessen berufliche Karriere ich dann auch weiterverfolgt habe. Der wird den Case drehen wollen und wird Braun im Zweifel dazu auch Ansagen machen. Die Erfahrung hat er aus seiner Tätigkeit als CFO bei der Deutschen Börse. Ich fand das Handling mit der EY-Sonderprüfung auch professionell. Es ist in dieser Angelegenheit wichtiger, sehr gründlich vorzugehen und dafür ggf. auch noch einmal Zeit zu nehmen. Natürlich werden die kritischen Stimmen nicht sofort verstummen und die LV nicht aufhören leer zu verkaufen. Ich gehe aber davon aus, dass das sich mit der Zeit totläuft, weil es niemanden mehr hinter dem Ofen vorlockt. Und dann ist die Zeit des Aufholens gekommen ... Im Übrigen erspare ich es mir, täglich alle Veröffentlichungen zu Wirecard durchzulesen und beschränke mich da eher auf Verlautbarungen der Fa. und ausgewählte Quellen.

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    1. @Klaus und @Anonym, bzgl. WireCard spielten bei meiner Entscheidung die fundamentalen Daten keine Rolle (mehr). Sie waren die Grundlage für meinen ursprünglichen Investmentcase und ich war damals derselben Auffassung, die ihr heute noch teilt, dass die latente Gefahr von Short-Attacken "beherrschbar" und nicht relevant (genug) wären. Und genau diese Auffassung habe ich revidiert, nicht meine Einschätzung zur fundamentalen Lage. Daher bringt es auch nichts, auf dieser Basis zu diskutieren, weil wir da keinen großen Dissens haben.

      Ich finde Short-Seller übrigens nicht per se schlecht. Es gibt eine Reihe von seriösen Adressen, die sich mit Mühe und Akribie an die Bilanzen und Geschäftsmodelle machen und diese auseinander nehmen. Und sich ggf. short positionieren, wenn sie meinen, etwas Anrüchiges entdeckt zu haben. Dass sie daran dann Geld verdienen wollen, ist nur legitim. Insofern unterscheiden sich die seriösen Shortseller, wie z.B. Muddy Waters und Citron Research von solchen wie Gotham (man denke an Aurelius), die anonym bleiben und deren Attacke rein auf das Abzocken von Anlegern in der Panik zielt. Citron lag goldrichtig bei Valeant, gegen das Unternehmen wurden horrende Strafen verhängt, und Muddy Waters hatte jüngst wieder Erfolg, weil sie mit ihrer Kritik an Luckin Coffee richtig lagen (wie wir seit gestern wissen). Bei Luckin war Citron übrigens long investiert, die können/wissen also auch nicht alles... Was allerdings Dan Crum und die Financial Times reitet, immer wieder dieselben halbseidenden Vorwürfen in anderer Verpackung hervorzukramen gegen Wirecard, das hat mit Seriosität nichts zu tun. trotzdem schrottet es meinen Investmentcase, auch weil ich als Investor eben nicht die Nachrichten immer ignorieren kann. Und dass nun ein neuer Chef-Aufseher am Ruder ist, ändert bzgl. der Vorwürfe gar nichts. Es steigert nur die Wahrscheinlichkeit, dass die Untersuchung solide(r) und tiefgreifend(er) erfolgt. Und dass etwas aufgedeckt wird, wenn es etwas aufzudecken gibt. Aber sein Engagement ändert nichts an der Frage, ob an den Vorwürfen etwas dran ist. Auch bei Luckin Coffee hat man monatelang alle Vorwürfe von Muddy Waters von sich gewiesen, doch nun hat man entdeckt, dass sie doch stimmen. Von den ehemaligen Unschuldsbeteuerungen kann man sich als Anleger auch nichts mehr von kaufen...

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    2. Ist ja alles nett, vor allem Deine Ansichten zu seriösen und nicht-seriösen und Gotham und Aurelius und so.
      Der Unterschied zwischen dem Wirecard CEO und dem Aurelius CEO ist, der Wirecard CEO hat um 2016 herum (wenn ich mich richtig erinnere) um einen Millionenbetrag Aktien des eigenen Unternehmens gekauft - bei Aurelius war es genau umgekehrt. Meist liegt man als Außenstehender bei der ersten Variante auf der "sichereren" Seite.

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  9. So viel Minus, man sollte als Anleger soviel Geduld haben um bei Plus dann halt die "unbeliebte" Aktie zu verkaufen... 22% - bei Wirecard autsch...

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    1. An der falschen Aktie aus den falschen Gründen festhalten, nur wegen der Hoffnung auf eine positive Kursbewegung? Das hat mit Investieren nichts zu tun; Beim erfolgreichen Investieren geht es um Wahrscheinlichkeiten, nicht um bloße Hoffnungen.

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  10. Hallo Herr Kissig, was sagen Sie aus heutiger Sicht im Bezug zu Wirecard? Wie schätzen Sie den Bericht ein und denken Sie, dass dies nun der endgültige Todesstoß war? Über Ihre Meinung hierzu würde ich mich freuen.LG und bleiben Sie gesund.

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    1. Der Wirecard-Prüfbericht von KPMG hat viel geklärt. Offen bleibt aber leider auch einiges. Doch das war von vornherein zu erwarten.

      Einiges wird nun überdehnt; so zielen viele Kommentatoren darauf ab, Wirecard hätte KPMG nicht alle Unterlagen zur Verfügung gestellt oder ggf. erst auf Druck und nach Verzögerungen. Finde ich nicht verwunderlich, denn Wirecard ist kein zentral organisiertes Unternehmen, sondern hat weltweit Standorte und da müssen viele reibungslos mitarbeiten, damit alles klappt. Was bei einer "internen Ermittlung" kaum gefallen dürfte. Dass externe Partner sich bei der Mitarbeit verweigern und angeforderte Unterlagen nicht herausrücken, kann kaum verwundern. Kann man auch nur bedingt Wirecard anlasten - für die Zukunft muss man aber die Frage stellen, ob Wirecard mit diesen Partnern noch zusammenarbeiten sollte.

      Der KPMG-Bericht ist kein Freispruch, aber auch keine Bestätigung der erhobenen Vorwürfe. Die gewünschte Klarheit hat er nicht gebracht, auch wenn nun mehr Klarheit herrscht.

      Klar ist nun, dass Wirecard ein Organisationsproblem hat; das Unternehmen muss anders aufgestellt werden, die Kontrollgremien und -abteilungen müssen zentralisiert und gestärkt werden. Es muss viel stärker ein Fokus auf Controlling und Risikoabwägungen gelegt werden. Der Aufsichtsrat und der Vorstand müssen mit Leuten besetzt sein/werden, die zu diesem Anforderungsprofil passen.

      Das einseitige Alleschönreden von Braun ist nicht mehr tragbar. Entweder er wird zum Teil der Lösung, oder er bleibt Teil des Problems. Im zweiten Fall wäre die Forderung von Union Investment, Braun als CEO abzulösen richtig und nötig.

      Für mich als Investor ist (nun) klar, dass Wirecard undurchsichtig ist und (erstmal) bleibt. Es kann jederzeit neue Vorwürfe geben, die potenziellen Angriffsflächen sind groß. Wirecard hat die Chance verpasst, Vertrauen am Kapitalmarkt zurückzugewinnen. Und das dürfte zu einer Dauerbelastung des Aktienkurses werden und vielleicht auch für die unternehmerische Entwicklung. Mit "Schmuddelkindern" soll man nicht spielen, warnten Generationen von Müttern. Und Wirecard ist nun in der Schmuddelecke, dank eigenem Zutun und Versagen, und da kommt es nur mit großer Kraftanstrengung wieder heraus. Vielleicht wäre es das beste, wenn Wirecard von einem großen Player übernommen würde, der dort Tabularasa macht und ordentlich ausmistet. ..

      Bleibt die Frage, ob man nun Wirecard-Aktien kaufen sollte. Ich stelle die Gegenfrage: weshalb sollte man nicht lieber auf seriöse(re) Unternehmen setzen? Wie MasterCard, VISA, PayPal und andere? Man muss sich als potenzieller Wirecard-Aktionär doch die Frage stellen, ob die vielen zusätzlichen Risiken durch mehr als entsprechende Chancen aufgewogen werden. Oder ob man mit anderen Aktien aus der Branche nicht besser und entspannter fährt. Ich habe jedenfalls meine Entscheidung getroffen...

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  11. Vielen lieben Dank für die Beantwortung meiner Frage und den Einblick in Ihre Sicht der Dinge. Ich kann mich da nur anschließen und überlege ob ich, wie Sie, den Exit wage, oder das Ganze aussitze und in der Zwischenzeit das Risiko eingehe, dass wahre Qualitätsinvestments sich deutlich besser entwickeln. LG und danke für die aktuelle Einschätzung

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