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Dienstag, 21. April 2020

Anleger wetten auf den nächsten Börsenabsturz, doch Kostolany wart: "Wenn alle Spieler auf eine angeblich todsichere Sache spekulieren, geht es fast immer schief."

Andrè Kostolany erinnert uns daran, dass die Masse meist falsch liegt. Wenn sich alle einig sind über die Entwicklung und sich entsprechend positioniert haben, tritt diese Entwicklung oft gar nicht mehr ein, sondern genau das Gegenteil. Und dann werden alle auf dem falschen Fuß erwischt und versuchen, ihre in den Verlust laufenden Positionen glattzustellen, was den Trend noch verstärkt. Im Extremfall kann dies zu einem Short-Squeeze führen.

»Wenn alle Spieler auf eine angeblich todsichere Sache spekulieren,
 geht es fast immer schief.«
 (Andrè Kostolany)
Mein Gedanke dazu? Heute scheinen sich alle Akteure einig zu sein, dass die Aktienkurse nochmals einbrechen werden. Das Short-Engagement gegen den S&P 500 Index ist das höchste seit Anfang 2016, berichtet das Wall Street Journal. Es stieg letzte Woche auf $68,1 Mrd., während es zum Jahresstart noch $41,7 Mrd. waren und $41,2 Mrd. vor einem Jahr. Es scheinen sich also alle einig zu sein, dass die Kurse wieder abschmieren und alle haben sich entsprechend positioniert. Aber wenn die Kurse nun trotzdem steigen, könnte das noch einmal so ausgehen wie Ende März, als die Bärenfalle zuschnappte und die Bullen reich belohnt wurden...

17 Kommentare:

  1. interessante daten. darf ich aus eigeninteresse fragen, wie man an diese short-statistiken kommt? idealerweise auch für andere indizes? danke!

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    1. Ich habe das in einem Artikel des Wall Street Journal gelesen und der verwies auf ein die Auswertung eines Researchhauses. Welches das war, habe ich mir allerdings nicht notiert...

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    2. Bärenfalle zuschnappte?

      Sag bist Du ein Investor oder Trader?

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  2. Hi,

    Sag mal Michael, von welcher Seite bekommt man kostenfrei gesammelte Veröffentlichungen über die Quartals- und Jahrezahlen?

    Ich suche die mir immer zusammen, wann und wie die Zahlen veröffentlicht werden. Und checke meist die IR Seiten der Firmen.

    Wann legt Funkwerk Zahlen vor. Hat Cancom etwas verschoben etc. Und immer diese merkwürdigen seltsamen geVestor und Investor Werbungen ^^.

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    1. Eine ganz gute Möglichkeit, die Termine im Blick zu behalten, ist z.B. marketscreener. Übersichtlich und mit Suchfunktion für Unternehmen.
      https://de.marketscreener.com/boerse/termine/unternehmens

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    2. Vielen Dank Michael für deine hilfreiche Rückmeldung :)

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  3. Ich bin eigentlich buy-and-hold Investor und habe bisher noch nie etwas geshortet. Aber heute habe ich das erste Mal und rein aus "Spekulationsgründen" DAX- und DOW-Puts gekauft. Ich kenne die Warnungen ("don't fight the Fed" / "der Markt kann länger irrational bleiben als Du solvent"), aber die Index-Levels und Situation da draußen haben wirklich nichts mehr miteinander zu tun.
    Mir scheint Folgendes absehbar: In den nächsten 12 Monaten gibt es keinen Impfstoff. (97%+ Wahrscheinlichkeit, denn so lange dauert es nun mal, und es gibt gute Gründe nicht 100en von Millionen Menschen eine nicht ausreichend verstandene Substanz zu injizieren).
    Vielleicht (ca. 25%) gelingt es in den nächsten 3-6 Monaten irgendeine Substanz aus der Schublade zu ziehen, die schweren Fällen hilft. Gegen die massenweise Verbreitung hilft das nichts. Und die wird es m.E. sicher geben, denn in den nächsten Wochen wird sich schön langsam die nächste Welle in Deutschland "vorbereiten" und dann überall hin kommen (ähnlich in den USA, auch nach Montana und wo man sich sonst noch sicher fühlt). Und dann werden sehr viele Leute gleichzeitig sehr krank werden, und wenn die auch nicht alle sterben, werden sie mehr als man denkt dauerhaft eingeschränkt sein. Und wir werden den nächsten Lockdown haben und einen längeren wahrscheinlich.
    Milderung werden wir haben, weil man besser und schneller testen kann, und vielleicht gibt es ja in halbwegs absehbarer Zeit eine App, die Tracking beschleunigt.
    Und dann wird auch dem Letzten klar werden, dass das Ding nicht mal eben vorbei geht und mit ein paar Konjunkturprogrammen aus der Welt ist.
    Viele Grüße
    Stephan, der sonst nicht zu apokalyptischen Gedanken neigt...

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    1. Stephan, dass die Wirtschaft total abstürzen wird, ist seit vier bis sechs Wochen das Dauerthema, deshalb sind die Aktienkurse (und der Ölpreis) doch so abgeschmiert. Dass nun von den Unternehmen dieser Absturz in konkreten Zahlen vorgelegt wird, kann niemanden mehr verwundern, daher sollte es nur dort stärkere Kursreaktionen geben, wo die Erwartungen (an das Ausmaß des Desasters) nicht getroffen wurden. Wenn es also nicht so schlimm läuft, wie befürchtet oder aber evtl. sogar noch schlimmer als man sich das vorgestellt hat.

      Dass wir länger mit Corona leben werden müssen und dass nicht sofort ein Impfstoff zur Verfügung steht, ist auch keine neue Erkenntnis. Wir werden unser Leben etwas anpassen müssen, aber die Wirtschaft wird wieder weitgehend normal laufen können. Der GAU ist/war doch, dass alle gleichzeitig infiziert und krank werden und man von der Lage überrollt wird/wurde. Wenn aber genug getestet wird und ausreichend Kapazitäten in den Kliniken bereitstehen, die Betroffenen schnell zu erkennen und behandeln, verliert Corona seinen großen Schrecken. Wir werden vermutlich längere Zeit Masken tragen müssen und uns häufiger die Hände waschen müssen - was nicht wenige ja bisher nicht einmal getan haben, wenn sie von der Toilette kamen. Hier bestand schon immer Änderungsbedarf!

      Grund zur Panik sehe ich nicht (mehr)...

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  4. Hallo Michael
    Von "Panik" habe ich auch nicht gesprochen. Ich bin nicht panisch, sondern wundere mich über das vielerorts zu hörende Pfeifen im Walde, weshalb aus meiner Sicht der DAX so sehr viel oberhalb des angemessenen Niveaus steht, dass ich zu den erwähnten Short-Positionen entschlossen habe.

    Ein Beispiel aus Deiner Antwort (danke dafür): "Wir werden unser Leben etwas anpassen müssen, aber die Wirtschaft wird wieder weitgehend normal laufen können."

    Ich denke das Hotel-, Ferienhaus- oder Airline-Manager angesichts Deines "weitgehend normal" nur abwinken werden. Ich nehme an, dass das auch für die Hersteller eher teurer Konsumgüter gelten dürfte (Autos, Handys). Und ganz sicher gilt es für Konzertveranstalter, Restaurants, Musiker etc. No more normal in 2020...

    Vor allem wird das aber für sehr viele andere Branchen gelten, wenn wir den aus meiner Sicht absehbaren zweiten "Lockdown" bekommen. Der wird sicher anders aussehen als der erste und hier und da feiner justiert sein (aber man vergesse auch nicht, dass wir in DE im Vergleich zu Ländern, die nur wenig zu spät reagiert haben, noch glimpflich davon gekommen sind).
    Verstehe mich nicht miss. Ich finde, dass Regierung und Bürger in DE bisher hervorragend reagiert haben. Aber letztere werden ungeduldig und das wird zu Fehlern führen. Denn mir scheint als mache sich die Auffassung breit, wir hätten etwas erreicht. Faktisch haben wir aber nur etwas sehr Schlimmes verhindert. Wir sind in vielerlei Hinsicht nicht weniger anfällig als wir es vor 7 Wochen waren.
    Und ich denke, dass diese Erkenntnis sich in absehbarer Zeit durchsetzen wird, und das wird dann auch auf die Kurse wirken.
    Stephan

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    1. Ich sage ja selbst, dass manche Branchen lange beeinträchtigt bleiben und sich ggf. deutlich umorientieren müssen. Reise und Tourismus ist so eine oder ÖPNV und Sharing. Aber nicht die Masse der Wirtschaft; der größte Teil wird doch im Dienstleistungssektor erzielt, da kann und wird man sich schnell(er) anpassen und nicht dauerhaft brach liegen. Gut möglich sogar, dass es zu einem Nachfrageboom für Pkws kommt, weil die Menschen gemerkt haben, welche Vorteile ein eigenes Auto bedeutet, wenn Bus und Bahn nicht gut/ richtig/ zuverlässig funktionieren und dort ggf. viel höhere Risiken (Ansteckungsgefahr) gegeben ist.

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  5. Aber wer soll denn die Autos kaufen?: Ein Krankenpfleger von 1.500 Euro Bonus? Die Besitzerinnen kleiner Läden, in die sich keiner reintraut? Leute (meistens Frauen) mit kleinen Kindern, die nicht in die Kita können?

    Meine Meinung ist, dass im Moment noch Denial regiert.

    Aber das ist ja das Schöne an Märkten: Jeder darf seine eigene Meinung haben. Ich hoffe, Deine eher (relativ) optimistische Sicht tritt ein, aber glauben tue ich es nicht.

    Alles Gute
    Stephan

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    1. Vielleicht die Leute am oberen Bereich der sozialen Schere, denen es einigermassen gut geht?

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    2. Laut Gehalt bin ich wohl so einer, früher haben die Leute in meiner Position jedoch nochmals deutlich mehr verdient (relativ). Ich habe aber Kinder... Daher habe ich beide Autos emotionslos gekauft und nicht als Statussymbol. Lebensqualität geht mir vor Status.

      Dieser "obere Bereich" wird in Deutschland sehr klein werden. Sind noch die fett verwöhnten Siverager, dann ist Schicht! Viele der Jungen peilen gar nicht, wie wenig sie im vergleich zur Generation vor ihnen verdienen....

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    3. Deutschland wird immer reicher, weil wir seit 75 Jahren keinen Krieg und Zerstörung mehr erlebt haben (auf deutschem Boden) und es immer mehr zu Vererben gibt. Und zu erben. Immer weniger Menschen in Deutschland sind (alleine) von ihrer Erwerbstätigkeit abhängig, viele haben noch Zusatzeinkommen aus Mieten, Dividenden, Zinsen und es wird jedes Jahr mehr.

      Sicher ist, dass viele aktuell verunsichert sind und daher Kaufzurückhaltung üben. Aber diese Phase geht vorbei (psychologisch) und wir werden uns an das neue Normal anpassen; wir werden lernen, mit Corona zu leben. Bis es eine Lösung gibt, einen Wirkstoff, der uns das Gefühl gibt, nicht mehr von einer tödlichen Seuche bedroht zu sein, sondern die Aussicht, im konkreten Fall schnell behandelt und geheilt werden zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt wird noch einige Zeit vergehen und die Unsicherheit wird anhalten. Auch weil viele die ersten Lockerungen missverstehen und missbrauchen und meinen, sie könnten sich wieder wie früher verhalten. Inwieweit das ggf. zu einem zweiten Lockdown führt, ist kaum theoretisch zu entscheiden, sondern wird nur die Praxis zeigen.

      Ich sehe nicht so schwarz wie viele andere, aber von Euphorie hinsichtlich eines starken Booms ab dem herbst halte ich auch (noch) nichts. Beide Extreme scheinen mir zwar nicht unmöglich, aber eben auch nicht sehr wahrscheinlich. Aus heutiger Sicht; die kann sich aber ja auch schnell ändern, je nach Entwicklung. Pandemieexperten sind wir alle nicht (und selbst die sind sich ja nicht alle einig)...

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  6. Das mit den Zusatzeinkommen ist aber auch relativ, die Dividendeneinnahmen dieses Jahr sind wohl stark eingeschränkt und bei den Mieteinnahmen, naja, größtenteils fließen die schon..
    Ich denke die Deutschen halten ganz einfach ihr Geld zusammen, einfach um auf Nummer sicher zu gehen, ist ganz einfach die Mentalität und auch verständlich...

    JB

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    1. Weshalb sollten in Deutschland die Mieteinnahmen nicht mehr fließen? Die Arge zahlt und es gibt Wohngeld; wer jetzt seinen Job verliert, den trifft es hart, aber er bekommt Hilfe, wenn er beim "Amt" vorstellig wird. Dass man seine Miete deshalb nicht mehr zahlen kann, dürfte die Ausnahme sein/bleiben. Was natürlich sein kann ist, dass man sich die große 3,5-Zimmer Wohnung nicht mehr leisten kann und nun auf 2-Zimmer umsatteln muss.

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  7. 'Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat davor gewarnt, die Hilfsmöglichkeiten des Staates in der coronabedingten Wirtschaftskrise zu überschätzen. Er habe "die Sorge, dass die Menschen den Eindruck gewinnen, der Staat könne jetzt für alles aufkommen", sagte der CDU-Politiker dem "Offenburger Tageblatt". Demnach könne der Staat "am Ende für Hilfen und Sozialleistungen nur so viel aufwenden, wie erwirtschaftet wird." Deshalb müsse man gemeinsam entscheiden, wie sich eine intensive Erholung der Wirtschaft in Deutschland und Europa zustande bringen lasse.' n-tv.de, 02.05.20

    Die Mittel des Sozialstaates sind endlich...

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