Dienstag, 31. März 2020

Good News bei... Eckert & Ziegler: Rekordgewinn, Dividendenerhöhung und ein Aktiensplit

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG gehört mit über 800 Mitarbeitern zu den weltweit größten Anbietern von isotopentechnischen Komponenten für Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Als einer der Highflyer der letzten Jahre, der Anleger mit großen unternehmerischen Erfolgen und rasanten Kurssteigerungen verwöhnte, konnte sich auch das im deutschen Nebenwertesegment SDAX beheimatete Unternehmen dem durch die Corona-Panik ausgelösten Kursmassaker an den Börsen nicht entziehen. Was aber nicht bedeutet, dass es bei der EZAG nicht rund laufen würde. Ganz im Gegenteil, es gibt viel Gutes zu berichten...

Good News, Teil 1: Rekordzahlen in 2019

Den Anfang der guten Nachrichten macht das Jahresergebnis 2019. Während der Umsatz im Konzern 2019 sich mit €178,6 Mio. im Rahmen der Prognosen bewegte (Vorjahr: €168,7 Mio.), konnte der Konzernjahresüberschuss auf €22,0 Mio. gesteigert werden (Vorjahr: €16,1 Mio.) und damit das Ergebnis je Aktie auf €4,29 (Vorjahr: €3,12); es ging damit deutlich über der Prognose von €4 durchs Ziel.

Den größten Wachstumsschub verzeichnete das Segment Radiopharma, das durch die hohe Nachfrage nach pharmazeutischen Radioisotopen seine Verkäufe um €11,2 Mio. bzw. 35% auf €42,7 Mio. steigerte. Das Segment Strahlentherapie konnte hingegen, trotz steigender Umsätze mit HDR-Produkten die guten Vorjahreswerte nicht halten. Der Umsatz ging um €0,5 Mio. (-1,7%) auf €30,1 Mio. zurück und auch im Segment Isotope Products sank der Umsatz leicht um 1,2% auf €110,9 Mio. Insbesondere die Verkäufe im Energiesektor gingen nach dem Rekordergebnis in 2018 erwartungsgemäß zurück.

Good News, Teil 2: Verkauf des Produktionsstandorts in Belgien; Sonderertrag

Die EZAG wird ihr globales Netzwerk an radiopharmazeutischen Produktionsstandorten neu ordnen und in diesem Zusammenhang eine Spezialimmobilie in Seneffe, Belgien verkaufen. Der bereits notariell beurkundete Vertrag umfasst neben der Veräußerung des Gebäudes auch den Transfer der Umgangsgenehmigung und der Haftung für etwaige Rückbauverpflichtungen.

Sobald die behördliche Genehmigung vorliegt, führt dies zu einer Auflösung der bisher vorgehaltenen Entsorgungsrückstellungen für das belgische Produktionsgebäude. Diese bilanzielle Änderung hätte für Eckert & Ziegler einen Einmalertrag von rund €2,7 Mio. EUR aus dem Gebäudeverkauf zur Folge.

Good News, Teil 3: Nicht von Betriebsschließungen betroffen

Eckert & Ziegler (Quelle: wallstreet-online.de)
Die Standorte der EZAG werden sowohl in der EU wie auch in den USA als Teile der Lieferkette des Gesundheitssystems oder als Teil der kritischen Infrastruktur eingestuft und sind daher nicht von den "Safer at Home"-Einschränkungen in den USA betroffen bzw. ähnlicher Vorgaben andernorts. Die beiden kalifornischen Werke, die im Geschäftsjahr 2019 für mehr als ein Drittel des Konzernumsatzes standen, sind daher explizit von der kalifornischen Schließungsanordnung ausgenommen. Das gleiche gilt für die Produktionsstätte in New York. An anderen Orten weltweit und in der Europäischen Union, wo sich die meisten Produktionsstätten des Konzerns befinden, wurden bisher keine ähnlich weit gefassten Betriebsschließungen wie in den USA für das produzierende Gewerbe angeordnet. Aus Sicht des Vorstands wäre die Situation an fast allen Orten aber ähnlich wie in Kalifornien, nicht nur für die lebensrettenden Krebsimplantate und die Radiopharmazeutika, die etwa in Europa hergestellt werden, sondern auch für Dienstleistungen und Industrieprodukte. Kobalt-Strahlenquellen etwa, gewöhnlich klassifiziert als technische Komponenten, werden für die Gammasterilisation von Medizinprodukten genutzt und nunmehr entsprechend stark nachgefragt.

Good News, Teil 4: Anhebung der Dividende

Der Finanzmittelbestand zum 31. Dezember 2019 betrug €78,9 Mio. (Vorjahr: €54,2 Mio.) und legte damit in 2019 um €24,7 Mio. zu. Der Vorstand von EZAG sieht den Barbestand seines "selbst finanzierenden, schuldenfreien und profitablen Unternehmens" als ausreichend an, "um sowohl die Krise als auch Wachstumsinvestitionen zu bewältigen".

Dank des hervorragenden Geschäftsverlaufs in 2019 und des hohen Cash-Bestands schlägt der Vorstand eine deutliche Anhebung der Dividende auf €1,70 je Aktie vor (Vorjahr: €1,20). Allerdings ist davon auszugehen, dass die bisher für den 17. Juni geplante Hauptversammlung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss.

Good News, Teil 5: Ankündigung eines Aktiensplits 1:3

Des Weiteren will die EZAG einen Aktiensplit durchführen. Die Aktionäre sollen für jeweils eine bestehende Aktie drei neue Aktien erhalten. Für die Beteiligungsverhältnisse an der Gesellschaft ergeben sich durch diese "Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln" keine Änderungen, lediglich der Aktienkurs wird sich entsprechend verbilligen und damit wieder attraktiver für Anleger.

(Nicht ganz so) good News, Teil 6: Verhaltener Ausblick auf 2020

Angesichts der weltweiten Unsicherheiten hat der Vorstand einen zurückhaltenden Ausblick auf 2020 gegeben. Für das Geschäftsjahr 2020 wird wegen Corona konservativ vorerst nur mit einem Umsatz von €170 Mio. und einem EBIT von €25 Mio. gerechnet. Daraus sollte sich ein Konzerngewinn von etwa €18 Mio. Euro bzw. €3,50 je Aktie ergeben. In diesem Ausblick sind bereits die zusätzlichen Aufwendungen für die Entwicklung neuer Radiopharmazeutika enthalten und die Prognose basiert auf der Annahme, dass aufgrund der Corona-Krise weiterhin keine Schließungen wesentlicher Betriebsstätten angeordnet werden.

Meine Einschätzung

Auch in schwierigen Zeiten kann Eckert & Ziegler mit guten Nachrichten aufwarten und bleibt bei seinen Geschäften auf Kurs. An den mittel- und langfristig hervorragenden Aussichten hat sich nichts geändert und es ist für die nächsten Jahre von weiter deutlich anziehenden Umsätzen und Gewinnen auszugehen - für das Corona-Jahr 2020 plant der Vorstand konservativ mit Umsätzen und Ergebnissen, die zwar unter den Rekordwerten aus 2019 liegen werden, aber immer noch knapp über den Werten aus 2018. EZAG gehört nicht zu den Krisengewinnern, aber es wird von der Krise auch nicht aus der Bahn geworfen; vielmehr dürfte es relativ unbeschadet durch die schwere Zeit kommen und das kann man als relative Stärke bezeichnen. Es ist sogar möglich, dass sich im Verlauf der zweiten Jahreshälfte das Wirtschaftsklima wieder merklich aufhellt und sich dann die Prognose von EZAG als (zu) konservativ herausstellt.

Disclaimer
Eckert & Ziegler befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

7 Kommentare:

  1. Wann soll der Split der Aktien erfolgen?

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    1. Einen Aktiensplit muss die Hauptversammlung beschließen und wann die stattfindet, ist noch unklar.

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  2. Jetzt war doch die HV und man weiß immer noch nichts?

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    1. Die Kapitalmaßnahme wurde von der HV beschlossen; sie muss aber nun erstmal im Handelsregister eingetragen werden, bevor sie umgesetzt werden kann. Einen sehr aufschlussreichen Artikel hierzu gab es kürzlich von Gereon Kruse (hier lesen).

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    2. Moin Michael,
      gestern habe ich folgende Email an die IR von Eckert & Ziegler geschickt:

      als Aktionärin von Eckert & Ziegler interessieren mich folgende Fragen:
      • wie hoch ist der Anteil von Russland als Lieferant von Komponenten für die Produkte von E & Z?
      • wie schätzen Sie das Risiko ein, dass im Zuge weiterer Sanktionen gegen Russland ein Bezug dieser Komponenten nicht mehr möglich ist?
      • gibt es kurzfristig alternative Bezugsquellen für E & Z?

      Heute schon die Antwort:
      ...
      bisher sind unsere Geschäfte nicht substanziell durch die Sanktionen gefährdet. Sowohl der Bezug von zur Produktion benötigten Radioisotopen aus Russland als auch der Transport und der Zahlungsverkehr laufen. Wir arbeiten weltweit mit Lieferanten zusammen, so dass es für viele Radioisotope auch alternative Bezugsquellen gibt. Außerdem verfügen wir bei Radioisotopen mit längerer Halbwertszeit über Lagerbestände.
      Was das Risiko eines kompletten Embargos anbelangt:
      Sollte ein generelles Embargo angeordnet und innerhalb von 2022 keine alternativen Lieferanten für die betroffenen Radioisotope gefunden werden, wäre die Lage ernster.
      Ende März hatten wir die möglichen Auswirkungen eines generellen Embargos mit knapp einem Sechstel der für das GJ 2022 prognostizierten Konzernumsätze und rd. 15-20 Mio. EUR beim EBIT beziffert.
      Inzwischen sind zwei Monate seit dieser Aussage vergangen und der Zeitraum für ein mögliches Eintreten des Szenarios hat sich damit verkürzt. Insofern reduzieren sich entsprechend die vorgenannten potenziellen Auswirkungen für das laufende Geschäftsjahr.
      Mit freundlichen Grüßen
      Karolin Riehle
      Investor Relations & PR

      Dies war mein erster Kontakt mit den Investor Relations eines Unternehmens, ich bin sehr zufrieden mit der schnellen Rückmeldung.
      Wie siehst du die Risiken bei E & Z aktuell?
      Gruß Isabelle

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    3. Moin Isabelle,
      Du hast sehr zentrales Risiko von EZAG direkt angesprochen, worauf ein Teil des Kursrückgangs zurückzuführen sein dürfte. Daneben war EZAG einfach viel zu hoch bewertet durch den vorangegangenen enormen Kursanstieg. Die eingereisten Wachstumsraten waren kaum realistisch. Auf dem aktuellen Kursniveau passen die Relationen wieder viel besser zusammen. Dennoch ist die EZAG-Aktie nicht günstig. Die erfolgreichen Geschäftsabschlüsse/Kooperationen aus den letzten Monaten dürften aber bald auch im Zahlenwerk Eindruck hinterlassen und dann auch der Aktie zu neuem Potenzial verhelfen.

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    4. Tja, leider habe ich es letzten Herbst verpasst, bei den hohen Kursen zu verkaufen. Gewinne mitzunehmen ist doch manchmal genauso schwierig wie Verluste zu realisieren!
      Gruß Isabelle

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