Bereits Ende Januar hatte ich mich mit dieser Problemstellung auseinandergesetzt - und fühle mich in meiner Position bestärkt, was die Auswirkung auf die verschiedenen Branchen angeht. Allerdings habe ich doch ziemlich unterschätzt, wie stark sich das Ganze auf die Börsenkurse auswirken wird; hierbei wird aus meiner Sicht auch deutlich, wie sehr inzwischen Computeralgorithmen den Markt beherrschen, die alle nach ganz ähnlichen Mustern funktionieren. Und wenn die Volatilität in die Höhe schießt und schnelle Verluste auflaufen, dann werden gnadenlos Verkäufe zur Verlustreduzierung ausgelöst - was die Verkaufswelle noch beschleunigt. Dabei werden auch die Qualitätsaktien in Grund und Boden geknüppelt un zwar über die Maßen. Man kann das bedauern, aber es ist nunmal Realität, also muss man damit realistisch umgehen. Die Qualitätswerte werden sich wieder erholen, weil die Unternehmen solide sind und dien Schock verkraften können. Andere Unternehmen leiden aktuell besonders stark im operativen Geschäft und die betreffenden (Blackstone Group, Ringmetall, Sixt) streiche ich von meiner Beobachtungsliste - eigentlich hätte ich das bei Ringmetall und Sixt bereits Ende Januar tun
Blackstone Group
Asset Manager gehören angesichts der deutlich sinkenden Zinsen eigentlich zu den mittelfristigen Krisenprofiteuren, da sie künftig noch mehr mit Anlegergeldern zum Investieren überschüttet werden dürften. Woanders sind kaum Renditen zu erzielen und Blackstone als größter Landbesitzer der Welt verspricht hier Sicherheit. Auf der anderen Seite, und das ist der Grund für meinen Verkauf, ist Blackstone auch sehr stark im Bereich der Öl- und Gasindustrie in den USA vertreten und der Öl-Krieg, der zwischen der OPEC, Russland und den USA ausgebrochen ist, dürfte sich daher besonders bei Blackstone negativ in die Bilanzen fressen. Ich bin ziemlich skeptisch, was die kurzfristige Entwicklung beim Öl angeht, aber vor allem langfristig sehe ich hier dunkle Gewitterwolken am Horizont auftauchen. Meine Annahme ist daher, dass Blackstone stärker leiden und sich weniger gut berappeln wird als andere Asset Manager. Ich streiche daher Blackstone Group von meiner Beobachtungsliste und nehme nach nur einem halben Jahr bei €42,20 die verbliebenen 7,3% Rendite mit.Ringemetall AG
Der Abschied von der Ringmetall AG fällt mir sehr schwer; sie war eine der ersten Unternehmen, die ich hier im Blog vorgestellt habe und ich wollte sie auch durch die schwere Zeit des US-China-Handelskriegs und der implodierenden Stahlpreise begleiten. Nun allerdings haben sich die Perspektiven dermaßen eingetrübt auf mittlere Sicht, dass ich die Konsequenzen ziehen muss. Getreu des Rats von Peter Lynch, man dürfte sich niemals in eine Aktie verlieben. Das produzierende Gewerbe droht zu den großen Verlierern der Krise zu werden. Denn Fassringe kann man nicht in Heimarbeit herstellen, die Menschen müssen zur Produktionsstätte gelangen und dort vor Ort arbeiten. Und selbst wenn die eigenen Mitarbeiter an Ort und Stelle wären, reicht doch schon der Ausfall eines Lieferanten (die berühmte Lieferkette), um die Produktion lahmzulegen. Wie wir gerade gelernt haben, haben die meisten Unternehmen keine Versicherung gegen die Folgen einer Pandemie, sie werden also mit "Bordmitteln" und staatlicher Hilfe (Kurzarbeitergeld usw.) über die Runden kommen müssen. Ich bezweifele nicht, dass Ringmetall dies gelingen wird. Aber auf kurz- und mittelfristige Sicht wird der Preis überdurchschnittlich hoch sein und daher streiche ich Ringmetall schweren Herzens von meiner Beobachtungsliste. Nach acht Jahren verbleiben bei €2,43 inkl. Dividenden 161,2% Rendite, was einer durchschnittlichen Jahresrendite von 12,7% entspricht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dies aber kein Abschied auf Dauer sein wird...Sixt Vz.
Dass ich das übersehen habe... auch das Vorzeigeunternehmen Sixt wird mit voller Kraft vom Corona-Virus getroffen, denn weltweit wird das Reisen eingeschränkt und die Leute bleiben zuhause. Ein Autovermieter lebt aber von der Mobilität seiner Kunden und wird daher aktuell und in den nächsten Wochen massiv leiden. Und danach? Viele Unternehmen etablieren gerade Home Office-Lösungen für ihre Mitarbeiter, sie stellen sich für die nächsten Wochen um. Dabei ist kaum anzunehmen, dass nach Ende der Pandemie alle einfach wieder zum bisherigen Verhalten zurückkehren, sondern dass nicht wenige Unternehmen sich ganz oder teilweise dauerhaft auf das neue Modell einlassen und die Vorzüge des ohnehin sich seit Jahren etablierenden Trends nicht mehr missen wollen. Wer jetzt ad hoc Videokonferenzen eingeführt hat in seinem Unternehmen, der wird auch künftig eher dazu bereit sein, auf teure Geschäftsreisen zu verzichten: so kann Arbeitszeit gespart werden, Hotel- und Reise- und natürlich Mietwagenkosten. Darüber hinaus benötigen Mitarbeiter, die öfter oder ggf. dauerhaft im Home Office arbeiten keine Firmenwagen mehr, so dass Sixt (und anderen) auch beim Flottenmanagement nicht nur kurzfristig derbe Einbußen drohen. Ich sehe hier für die gesamte Branche dunkelgrau und daher verabschiede ich mich von meinem Investment. Sixt ist und bleibt unbestritten das Top-Unternehmen der Branche, aber wie auch bei den deutschen Banken möchte ich in diesem Sektor lieber nicht (mehr) investiert sein. Die Risiken überwiegen aus meiner Sicht die Chancen klar. Nach gut vier Jahren verbleiben bei €37,40 inkl. Dividenden 47,9% Rendite bzw. 9,9% pro Jahr._______________________________
Ergänzung vom 16.03.2020, 20:30
Sixt mit Umsatz- und Gewinnwarnung sowie Dividendenstreichung
Sixt ist angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus sehr pessimistisch für das laufende Jahr 2020. Vor diesem Hintergrund will das Unternehmen seinen Aktionären für das abgelaufene Jahr keine Dividende zahlen; ausgenommen davon ist die Mindestdividende für die Vorzugsaktien von €0,05 je Aktie.
Trotz einiger Gegenmaßnahmen sei nach gegenwärtiger Sachlage für das laufende Jahr ohne Berücksichtigung des positiven Effekts aus dem Verkauf der Beteiligung an Sixt Leasing zwar ein deutlich positives, aber sehr stark unter dem Vorjahr liegendes Konzern-Vorsteuerergebnis (EBT) zu erwarten. Auch beim Umsatz rechnet Sixt mit einem starken Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Neben der Dividendenaussetzung soll daher insbesondere den Fuhrparkbestand kurzfristig deutlich reduziert, Investitionen verschoben und Personal- sowie Sachkosten in erheblichem Maß eingespart werden.
Ich muss sagen, dass ich den Zeitpunkt für den Verkauf der Sixt-Beteiligung sehr unglücklich finde.
AntwortenLöschenIn meinen Augen ist Sixt in der Branche am besten aufgestellt und wird nach Abklingen des Corona-Virus vor allem im touristischen Bereich Aufholeffekte verbuchen können. Die Anzahl von Geschäftsreisen wird eventuell zurückgehen, aber nicht so stark, wie es der Kursverfall an der Börse impliziert. Das Leasing-Geschäft, das bei erhöhtem HomeOffice-Anteil möglicherweise zurückgeht, wurde ja erst vor einem Monat deutlich über dem Börsenkurs verkauft.
Bilanziell muss man natürlich konstatieren, dass die Standkosten für die in den letzten Jahre aufgebaute Vermietungsflotte gerade enorm sein werden, aber einerseits hat Erich Sixt sich schon als Krisenmanager erwiesen und natürlich auch ein besonderes Interesse, das Unternehmen langfristig gut zu positionieren - evtl. im Gegensatz zu anderen Vorstandsvorsitzenden, die eher durch kurzfristige Vergütungssysteme geleitet werden...
Die Vorzugsaktie hat sich fast halbiert und bewegt sich jetzt im Bewertungsrahmen eines KGV von ca. 6-7 für 2019. Für mich ist das trotz möglicher Risiken ein Kaufniveau
Das größte Risiko besteht wahrscheinlich sogar in einem kurzfristig stark rückläufigen Gebrauchtwagenmarkt, aber auch da glaube ich eher an eine gute Entwicklung, weil die ÖPNV-Nutzung durch Corona eher rückläufig sein wird.
LöschenOder was sagt ihr dazu?
Die Menschen müssen und werden auch in Zukunft mobil sein. Warum sollte der Trend zu Carsharing und Mietwagen mittelfristig umsxhwenken. Es werden einige von den Öffis lieber im Mietwagen fahren, da ist das Ansteckungsrisiko geringer.
AntwortenLöschenWenn man sic die ganze Entwicklung ansueht, wird es ganz, ganz viele Unternehmen treffen... Die Kieferkettenausfälle machen sich erst noch bemerkbar... Schiffen aus China sind 4-6 Wochen unterwegs, noch sind die Lager voll.
Sixt ist mMn überproportional stark abgewertet worden. Zumindest bislang im Vergleich zu anderen Branchen.
In der Panik so großartig aufgestellte , Marktführer-Unternehmen zu verkaufen halte ich für panikgetrieben und fehlerhaft. IMHO. Sixt ist super aufgestellt, die Probleme wird die schwächere Konkurrenz bekommen, Sixt kann sogar gestärkt aus der Sache kommen- langfristig gedacht!
AntwortenLöschenWenn schon nicht Blackstone, vielleicht wäre dann Invesco Ltd. mit knapp 12% Div.rendite eine Alternative ?
AntwortenLöschenSixt zu diesem Preis zu verkaufen macht gar kein Sinn.
AntwortenLöschenIch als Sparplaninhaber von Sixt habe diese eingestellt. Die Stücke lass ich im Depot liegen, und wenn wie hier die Kollegen Mitkommentierer recht behalten, wird der Sparplan ganz einfach wieder reaktiviert. Solange nutze ich die freiwerdende Kapa um anderes auszustocken.
AntwortenLöschenSixt mit Umsatz- und Gewinnwarnung sowie Dividendenstreichung
AntwortenLöschenSixt ist angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus sehr pessimistisch für das laufende Jahr 2020. Vor diesem Hintergrund will das Unternehmen seinen Aktionären für das abgelaufene Jahr keine Dividende zahlen; ausgenommen davon ist die Mindestdividende für die Vorzugsaktien von €0,05 je Aktie.
Für das laufende Jahr sei ohne Berücksichtigung des positiven Effekts aus dem Verkauf der Beteiligung an Sixt Leasing zwar ein deutlich positives, aber sehr stark unter dem Vorjahr liegendes Konzern-Vorsteuerergebnis (EBT) zu erwarten. Auch beim Umsatz rechnet Sixt mit einem starken Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Neben der Dividendenaussetzung soll daher insbesondere den Fuhrparkbestand kurzfristig deutlich reduziert, Investitionen verschoben und Personal- sowie Sachkosten in erheblichem Maß eingespart werden.
So jetzt habe ich die Zeit, einen etwas längeren Eintrag zu formulieren...
LöschenAlso die heutige Pressemitteilung von Sixt war auf jeden Fall sehr informativ und hat mich zum Nachkaufen ermuntert. Sixt ist einerseits in der Lage, die Vermietungsflotte kurzfristig flexibel zu reduzieren und auf der anderen Seite auch Geschäft in Form von Langzeitmieten aufrecht zu erhalten. Natürlich wird dieses Jahr für Sixt Spuren in der Bilanz hinterlassen, aber mit der Aussicht, dass 2021 das Konzern-EBT leicht über 2019 liegen soll, bin ich optimistisch, dass wir aktuell Einstiegskurse sehen...
Natürlich basiert dieser Ausblick auf der Prämisse der Normalisierung der Weltwirtschaft. Wer aber nicht daran glaubt, sollte sich aber allgemein nach anderen Anlageformen als Aktien umsehen.
Lieber Michael Kissig, wie beurteilen Sie die Situation von Private Equity-Firmen, die im selben Teich fischen wie Blackstone? Etwa Partners Group, KKR, 3i oder Apollo? Sehen Sie deren Perspektive ebenso? Meine Vermutung war, dass es derzeit Sinn ergeben könnte, einen Teil des Portfolios in einen Private Equity-ETF zu investieren. Darin sind die 25 liquidesten Unternehmen gelistet.
AntwortenLöschenPrivate Equity-Firmen leiden momentan, weil die Anleger vor allem die Wertabschläge bei den Bestandsinvestments sehen und dass ggf. keine attraktiven Verkaufspreise erzielt werden können in diesem Marktumfeld. Des Weiteren benötigen einige Investments evtl. Finanzspritzen, um die Krise zu überstehen.
LöschenAuf der anderen Seite sitzen die Finanzinvestoren ja allesamt auf hohen Cash-Beständen, auf "Dry Powder", und das können sie nun für Käufe und Investments nutzen. Eine sehr komfortable Situation, die sich auf mittlere und lange Sicht sehr positiv in den Geschäftszahlen und auch wieder im NAV/Portfoliowert niederschlagen wird.
Blackstone habe ich aussortiert, weil man besonders stark im Ölsektor investiert ist. Auf der anderen Seite ist man der größte Landlord der Welt, was eher stützend wirkt - Wohnungen werden kaum im Wert fallen, Mieten nicht sinken, während bei Gewerbeimmobilien jetzt natürlich Malls, Ladenlokale leiden und nicht klar ist, wie viele Gewerbemieter das nicht überstehen werden. Und auch Büros stehen jetzt leer und das kann natürlich langfristig zu mehr Home Office und damit einer abnehmenden nachfrage führen.
Zu 3i und Apollo kann ich nichts Konkretes sagen. Meine Favoriten in dem Sektor sind KKR und Brookfield Asset Management. Wenn man sich nicht mit den einzelnen Unternehmen beschäftigen möchte, kann ein Branchen-ETF durchaus eine interessante Alternative darstellen.
Im Geschäftsbericht von Sixt steht immer folgendes:
AntwortenLöschen"Die Autovermietbranche in Deutschland und in den Auslandsmärkten von Sixt unterliegt einem starken Verdrängungswettbewerb. Ein Mittel, mit dem einige Wettbewerber dieser Entwicklung begegnen, ist eine mitunter sehr aggressive Preisstrategie, mit der die operativen Kosten langfristig nicht oder nur teilweisegedeckt werden können. Eine Folge derartiger Maßnahmen könnte sein, dass Wettbewerber keinen weiteren Zugang zu frischem Kapital erhalten und somit wegen Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung ihren Geschäftsbetrieb einstellen müssen. Als wirtschaftlich sehr solides und kapitalkräftiges Unternehmen könnte der Sixt-Konzern diese frei gewordenen Marktkapazitäten nutzen und zusätzlichen Umsatz generieren."
Tatsächlich ist es ja eben genau so, dass Sixt der profitabelste von allen Autovermietern ist. Andere Autovermieter kommen kaum in die Gewinnzone. Hier könnte Sixt also auch profitieren, wenn einige Konkurrenten im Zuge der Krise ausfallen.
Mehr HomeOffice kann auch dazu führen, dass Menschen sich kein eigenes Auto mehr kaufen, da der tägliche Weg zur Arbeit entfällt. Sixt könnte also auch beim Car Sharing profitieren.
Also ich sehe hier nicht nur Risiken sondern auch Chancen. Meine Sixt Aktien liegen noch im Depot. Zu diesem Preis gebe ich sie nicht her.
Sixt ist ein eigentümergeführtes Qualitätsunternehmen und es gibt heute keine Anzeichen dafür, dass das Geschäftsmodell in 10-20 Jahren nicht mehr funktioniert. Und Corona wird Sixt ohne Probleme profitabel überstehen.
AntwortenLöschenWürde auch Daumen hoch für Sixt sagen. Wichtig ist, dass sie die Krisenphase überstehen, das steht m.E. aber außer Frage. Danach wird sich alles wieder normalisieren. Glaube nicht, dass die meisten Geschäftsreisen bisher nur aus Jux und Tollerei gemacht wurden. Wenn das alles per Video gehen würde, hätte man das in den Unternehmen schon längst gemacht. Skype gibt es seit 20 Jahren, dafür brauchte man nicht auf Zoom Video zu warten.
AntwortenLöschenEine Reduktion wird es in den nächsten Jahren aufgrund der Rezession sicherlich geben, aber m.E. nicht in dem Ausmaß, wie der Aktienkurs zurückgekommen ist.