Die Angst vor Kursverlusten... davon sollte muss man sich beim Investieren frei machen. Denn Kursverluste gehören dazu, selbst die besten Investoren liegen selten bei mehr als der Hälfte ihrer Investments richtig; entscheidend ist, wie man mit seinen Fehlentscheidungen umgeht und dass man stets die Risiken im Blick hat - bevor man investiert und den Chancen nachjagt!
Ich habe in meinen mehr als 30 Jahren an der Börse sehr viel Lehrgeld bezahlt für die Erkenntnis, dass man sich auf die relativ sicheren Investments konzentrieren sollte und nicht auf die gehypten Hot-Stocks, Kursraketen oder Renditeknaller. Ich habe auch erst mit der Zeit und nach reichlich Fehlern herausgefunden, dass ich mit Quality Investments am besten fahre, mit überdurchschnittlichen Renditen bei geringerem Risiko. Alles ganz simpel, alles ganz sutsche...
Allerdings muss man dabei ertragen, dass man nicht die heißesten, angesagtesten Aktien im Depot hat und dass andere (vermeintlich) cleverer sind, wenn sie von ihren Kursraketen berichten. Ihre ganzen Rohrkrepierer und Beinahe-Totalausfälle erwähnen sie nicht, dabei sind die der Preis dafür, dass man auch mal die Kursgranaten im Depot hat. Den extremen Kick bezahlt man mit exorbitantem Risiko. Muss man schon mögen und aushalten können, doch dieses Mindset hat kaum ein Anleger, auch wenn die Selbstüberschätzung viele dies gerne glauben lässt. Der nächste Crash bildet wieder viele Charaktere
»Wenn der Mensch in den Abgrund blickt, dann erkennt er dort seinen wahren Charakter. Und der ist dann auch seine Rettung.«(Lou Mannheim alias Hal Holbrok in "Wall Street")
Es geht natürlich auch anders, mit weniger Drama. Bevor ich eine Aktie kaufe, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ich die Aktien behalten müsste für eine längere Zeit, während die Börsenkurse auf Talfahrt gehen. Und bei den Qualitätsunternehmen mit hohem Cashflow, hohen Barmitteln, breitem Burggraben, da habe ich damit überhaupt keine Probleme und bin damit Ende 2018, im Corona-Crash 2020 und auch im aktuellen Bärenmarkt vergleichsweise entspannt durch die Kursgewitter gesegelt.
»Es kommt nicht darauf an, ob man richtig liegt oder falsch. Entscheidend ist, wie viel man verdient, wenn man richtig liegt, und wie viel man verliert, wenn man falsch liegt.«
Klar, die blutroten Kursverluste sehen trotzdem nicht schön aus im Depot, aber es sind halt eben auch nur Buchverluste. Sie sind nicht real, solange man die Aktien nicht verkauft. Und verkaufen sollte man Aktien nur, wenn sich die Aussichten für das Unternehmen deutlich verschlechtert haben, nicht aber, nur weil der Aktienkurs gefallen ist. Diese Lektion muss man lernen, auf die harte Tour, durch mitmachen, durch miterleben, durch überleben eines Crashs! Und die Kehrseite der Medaille ist, dass dies nur mit Qualitätswerten funktioniert und man sich daher gar nicht erst auf windige Investments einlassen sollte darf. Denn deren Buchverluste sind kaum guten Gewissens auszusitzen, weil am Ende eben auch die Insolvenz und der Totalverlust stehen können!
Es gibt bei dieser Lektion keinen leichten Weg, wir alle müssen ihn gehen oder werden letztlich als Investoren scheitern.
»Man benötigt kein perfektes Timing, um überragende Renditen zu erzielen. Zeit im Markt schlägt Timing des Marktes.« ("Time in the market beats timing the market")
Die gute Nachricht ist, dass man sich durchaus vorbereiten kann. Und am besten sollte man (nur) Aktien von Unternehmen im Depot haben, an denen man langfristig beteiligt sein möchte, die solide sind und krisenfest. Aktien stellen ja einen Wert dar, einen Anteil an dem jeweiligen Unternehmen. Sie sind kein Wettschein, mit dem man nach Belieben Wetteinsätze platziert. Wer das nicht versteht, wer das nicht verinnerlicht, sollte sich nicht als Investor missverstehen.
Aktionäre sind Eigentümer, sie sind Mit-Unternehmer. So einfach ist das. Und dieser Gedanke beruhigt ungemein, wenn die Zeiten ruppig werden, weil Microsoft in einer Krise nicht umfällt, weil Danaher weiterhin hervorragende Geschäfte macht, weil Berkshire Hathaways Cashflow unwiderstehlich ist und stetig anwächst, weil Blackstone seine weiter steigenden Mittelzuflüsse von Investoren rendite- und provisionsträchtig investieren kann, weil Amazon von mehr Online-Shopping, mehr Cloud-Anwendungen und immer mehr Prime-Nutzern profitiert, auch wenn es mal in der Wirtschaft kriselt oder die Kurse nachgeben. Diesen Unternehmen geht nicht so schnell das Geld aus, daher kann man mit ihnen relativ entspannt durch schwere See steuern, und die vorübergehenden Kursverluste aussitzen, ohne Existenzängste zu kriegen. Bei einer gehypten "Wasserstoffperle" ohne Aussicht auf operative Gewinne oder dem neusten 3D-Krypto-Cannabis-Startup sieht das anders aus.
Das sind meine Lehren aus der "New Economy" vor 20 Jahren, als die Buden beim Platzen der "Internetblase" dann reihenweise pleite gingen, weil keiner mehr frisches Geld nachgeschossen hat. Sowas darf man immer nur als Beimischung im Depot haben, in homöopathischer Dosis, sonst brechen einem diese Klitschen irgendwann mal finanziell das Genick - egal, wie aussichtsreich die vorher aussahen und welche Kursexplosionen vor dem endgültigen Absturz die mal hingelegt hatten.
Entspannt reich werden, mit Qualitätsunternehmen, das ist the easy way of investing. Mein Weg...
Disclaimer: Habe Amazon, Berkshire Hathaway, Blackstone, Danaher, Microsoft auf meiner Beobachtungsliste und/oder in meinem Depot/Wiki.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen