Zunächst hatte Hypoport am 29.1. mitgeteilt, man habe 30.000 eigene Aktien, die aus früheren Aktienrückkäufen stammen, außerbörslich an institutionelle Anleger verkauft. Und am 7.2. folgte die zweite Meldung, wonach weitere 15.000 eigene Aktien angegeben worden seien. Der Bestand an eigenen Aktien reduzierte sich durch beide Transaktionen auf nun noch 194.969 Stücke.
Interessant wird die Geschichte, wenn man sich mal ansieht, wann und vor allem zu welchen Kursen Hypoport diese eigenen Aktien zurückgekauft hatte - und was das für Auswirkungen auf Bilanz und GuV haben wird...
Die frühe(re)n Aktienrückkaufprogramme
In den letzten drei Jahren kannte der Aktienkurs von Hypoport nur eine Richtung: steil nach oben. Vor 2016 dümpelte der Kurs allerdings unbeachtet vor sich hin und zwar auf einem heute nur als spottbillig zu bezeichnenden Niveau.Die frühesten Aktienrückkäufe tätigte Hypoport zwischen Mai und August 2012, wobei der niedrigste Kurs bei €8,872 lag und der höchste bei €11,90. Insgesamt kaufte Hypoport alleine 2012 60.000 eigene Aktien zurück, in 2014, 2015 und 2016 erfolgten weitere Rückkäufe.
Und hiervon wurden nun 45.000 Stück veräußert und gehen wir davon aus, dass dies relativ nah am aktuellen Aktienkurs von €335,00 geschehen ist, dann flossen Hypoport brutto mehr als €15 Mio. zu, während früher für diese Aktien um die €450.000 aufgewendet worden sein dürften. Unterm Strich erzielte Hypoport aus diesen beiden Transaktionen einen Zugewinn von rund €14,5 Mio.
Nur mal zur Einordnung: Hypoports erzielte 2018 ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von €29,29 Mio. und damit steuert der Zugewinn ein halbes Jahres-EBIT bei.
Wirklich ein Gewinn?
Sicherlich ist euch bereits aufgefallen, dass ich immer von "Zugewinn" spreche, nicht von Gewinn. Und das hat natürlich seinen Grund. Denn Hypoport fließen die Erlöse aus den beiden Aktienverkäufen natürlich zu und man hat auch einen Handelsgewinn mit den früher viel günstiger erworbenen eigenen Aktien erzielt, aber... der wird nicht in der Gewinn-und Verlustrechnung (GuV) auftauchen und dem entsprechend auch nicht das Jahresergebnis 2020 erhöhen/beeinflussen.Nun hat Hypoport eigene Aktien zurückgekauft und zwar oberhalb des Nennwerts und diese dann später zu einem nochmals höheren Preis/Kurs wieder veräußert. Der Erwerb und die Veräußerung eigener Anteile stellen auch in der Steuerbilanz kein Anschaffungs- bzw. Veräußerungsgeschäft dar, sondern sind wie eine Kapitalherabsetzung bzw. eine Kapitalerhöhung zu behandeln.
Hypoport führt in seinem Geschäftsbericht 2018 zum Bestand an eigenen Aktien aus: "Die Abgabe eigener Aktien wurde erfolgsneutral mit den Gewinnrücklagen verrechnet." Bedeutet, dass der Gewinn sich durch den Verkauf der eigenen Aktien nicht erhöht, weil der Zugewinn direkt in die Gewinnrücklage eingestellt wird, also sehr wohl das Eigenkapital erhöht, nicht aber den Gewinn.
Hypoport hat mit diesem Schritt defacto also eine Kapitalerhöhung durchgeführt, ohne dass hierdurch zusätzliche Aktien ausgegeben werden mussten. Die wieder ausgegebenen Aktien erhöhen wieder die Zahl der ausstehenden Aktien und werden bei der Gewinnverwendung berücksichtigt; der Unternehmensgewinn wird also wieder auf etwas mehr Aktien verteilt. Andererseits spülte die Aktion brutto rund €15 Mio in die Kassen, die nun für Akquisitionen zur Verfügung stehen, wodurch Hypoport einen Mehrwert generieren kann. Hypoport liefert hier ein Paradebeispiel erfolgreicher Kapitalallokation ab und die Aktionäre profitieren hiervon indirekt.
Ich kann es nicht anders sagen: ich bin begeistert. Wieder einmal. Nun muss nur noch das Zielobjekt der Übernahme ein echter Bringer sein, dann wäre ich wunschlos glücklich. Annähernd jedenfalls...ツ
Hypoport ist einer meiner Jahresfavoriten für 2020 und bisher lässt sich das ganz hervorragend an. Und man hat noch weitere 194.969 eigene Aktien im Bestand, mit denen vergleichbare Kapitalkunststückchen abgeliefert werden können. Auch wenn natürlich nicht alle für €10 erworben wurden, sondern später zu Kurs bis hin zu €77,50. Doch auch die bieten bis zum aktuellen Kurs von €335 reichlich Spielraum für schöne Zusatzgewinne...
Disclaimer
Hypoport befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.
Bist Du Kunsthistoriker, dass Du einen solch unsinnigen Kommentar abgibst? Denn selbstverständlich erhöht sich die Aktienzahl und der Gewinn muss jetzt durch eine höhere Aktienzahl dividiert werden, wenn man die Gewinn pro Aktie ermitteln will.
AntwortenLöschenLieber Anonym vor mir,
AntwortenLöschenWas für eine freche Antwort auf einen guten Artikel! Leider hast du nicht verstanden, dass die Aktien schon immer bestehen und nur vom Unternehmen gehalten wurden, also nicht im Free Float waren. Dies ist nicht zu verwechseln mit einer Neuemmision bei welcher neue Aktien entstehen. Daher ändert sich natürlich auch nicht der Gewinn je Aktie.
Go happyhipoport go
Die neu in Umlauf gebrachten Aktien erhöhen die Anzahl der umlaufenden Aktien. Und beim Gewinn pro Aktie wird der Gewinn durch die Zahl der umlaufenden Aktien dividiert. Der Free Float ist für die Ermittlung der Aktien völlig uninteressant.
AntwortenLöschen@anonym: Das höre ich so zum ersten mal. Wo steht denn sowas? Oder vielleicht umlaufend und ausstehend verwechselt? Auch wenn ich (leider) nie den Einstieg bei Hypoport geschafft habe, erscheint mir die Kapitalallokation auch eher geschickt, auf niedrigem Niveau eigene Aktien zu kaufen und bei Wachstumsambitionen nicht(!) einzuziehen.
AntwortenLöschenWenn ein Unternehmen eigene Aktien zurückkauft, nehmen diese an der Gewinnverteilung (und der Dividendenzahlung) nicht mehr teil; solange sie im Bestand des Unternehmens gehalten werden, werden sie behandelt, als wären sie eingezogen worden (die sog. ausstehenden Aktien sind die, die nicht im eigenen Bestand des Unternehmens sind). Insofern hat der pöbelige Anonym schon recht und ich werde die Passage im Artikel etwas präzisieren.
AntwortenLöschenAus Sicht der Beurteilung der Managementqualitäten sicherlich eine sehr gute Transaktion. Nur muss man sich dann auf der anderen Seite fragen, warum das -gute- Management grade zum jetzigen Kurs die Aktien wieder verteilt. Für mich ein großes Indiz dafür, dass das Management die Aktie momentan als überbewertet ansieht. Sonst finanziert man als Management keine Unternehmensakquisition im erweiterten Sinn mit eigenen Aktien...
AntwortenLöschenMir bietet Hypoport aktuell größere Kursrisiken als Chancen.
Kann man so sehen, Marco. Doch zwei Aspekte sprechen dagegen:
Löschen1. Würde Hypoport seine eigenen Aktien als überbewertet ansehen, hätten sie ja kaum nur 45.000 der gehaltenen eigenen Aktien verkauft und noch knapp 190.000 Stück im Bestand behalten. Sie hätten eher versucht, möglichst schnell möglichst alle diese Aktien loszuschlagen.
2. Mit den eingenommenen rund 15 Mio. Euro kann Hypoport eine rund doppelt so große Übernahme stemmen, also etwa 30 Mio. Euro ausgeben, ohne die eigene Liquidität anzuzapfen oder den Verschuldungsgrad übermäßig zu belasten. Da Hypoport momentan stark in Vorleistung geht bzgl. Insuretech sind Liquidität und Verschuldungsgrad zwei Kennziffern, die im Auge zu behalten sind; denn auch in einer Krise soll das Unternehmen ja solide genug aufgestellt sein, um sie zu überstehen und sein Business sowie seine Wachstumspläne weiterhin umsetzen zu können. Und ich werte aus all diesen Aspekten das Vorgehen als positiv und vorausschauend.
Aus Unternehmenssicht werte ich diesen Schritt auf jeden Fall auch positiv - vor allem in Zeiten, in denen von Vorständen Aktien mit Hilfe von Fremdkapital zurückgekauft werden...
LöschenMal schauen, ob die weiteren Aktien unberührt bleiben und wie groß die Transaktion wird bzw. auch wann sie durchgeführt wird. Danach kann man diesen Schritt wohl erst abschließend bewerten
Scheint ja in seinem Privatkrieg sehr von sich und seiner Meinung überzeugt zu sein, der Herr "Anonym" ...
AntwortenLöschenWelcher "Privatkrieg" denn? In der Sache hat er nun einmal recht; daran ist doch bis auf die abfällige Bemerkung nichts zu beanstanden.
LöschenGruß
Jens