Mittwoch, 8. Januar 2020

Kissigs Investor-Update Q4/19 mit Alphabet, Amazon, American Tower, Danaher, DIC Asset, Hypoport, MasterCard, MBB, Microsoft, Mutares

Investor-Update zum Ende des 4. Quartals 2019

In meinen Investor-Updates blicke ich jeweils zum Ende des Quartals auf die Entwicklungen in den vergangenen Monaten zurück und wie sich diese ggf. auf meine Beobachtungsliste und auf mein Investment-Portfolio ausgewirkt haben. Darüber hinaus berichte ich über die Gewichtung der größten Werte in meinem Investmentdepot und beschäftige ich mich auch mit Unternehmen, die ich noch nicht hier im Blog vorgestellt habe, die sich jedoch in meinem Depot befinden.

Per Ende Dezember waren die größten Positionen in meinem Investmentdepot Alphabet, Amazon, American Tower, Danaher, DIC Asset, Hypoport, MasterCard, MBB, Microsoft, und Mutares. Neben der neuen Nummer Eins gab es einige Veränderungen, die nicht alleine auf die heftigen Schwankungen der Börsenkurse zurückzuführen sind; immerhin sechs Werte lagen auch vor drei Monaten in den Top 10...

▶ "Investor-Update reloaded" - Ausgabe 6

Heute "beglücke" ich euch mit der sechsten Ausgabe meines "Investor-Update reloaded". Es macht mir jedes Mal viel Arbeit, aber auch eine Menge Spaß, wie ich gerne zugebe, und es ist für mich auch immer ein willkommener Anlass, die letzten drei Monate Revue passieren zu lassen. Da ich allerdings gerade erst meinen Jahresrückblick auf 2019 veröffentlicht habe und auch meine Favoriten für 2020, fasse ich mich in diesem Investor-Update dies bezüglich deutlich kürzer. Denn bisher gab es keine bahnbrechenden Verwerfungen bei den Unternehmen, so dass mein Investmentcase bei allen Werten die ersten Handelstage des Jahres 2020 unbeschadet überstanden hat...ツ

• 2019 im Rückspiegel: Wie der Januar so das Jahr. (M)eine Rekordjagd, trotz Wirecard-Fiasko
• 2020 wird unbeständig, launisch, wechselhaft, aber nicht unbedingt auch unergiebig
2020er Turnaround-Favoriten: Bausch Health, Exceet Group, SBF, UET United Electronic Technology
• 2020er Nebenwertefavoriten: DIC Asset, Funkwerk, Hypoport, MBB, Mutares
• 2020er Quality Investment-Favoriten: Alphabet, Amazon, Danaher, Facebook, MasterCard, Microsoft

▶ Zur Marktlage

Das Schlussquartal 2019 hat noch einmal mächtig Gas gegeben, so als hätte es sich für seinen Vorgänger aus 2018 entschuldigen und Wiedergutmachung leisten wollen. Der S&P 500 stieg um mehr als 10% und der deutsche Nebenwerte-Index SDAX sogar knapp 14%. Dem entsprechend hat sich mein Depot auch positiv entwickelt und konnte sogar mein "Wirecard-Fiasko" überstehen und überkompensieren.

▶ Mein Investmentdepot

Investmentdepot inkl. Cash; Stand per 31.12.19
Nachdem ich bereits im Schlussquartal 2018 damit begonnen hatte, mein Depot stärker zu fokussieren und (noch) stärker auf ausgesuchte Qualitätsunternehmen mit tiefem ökonomischen Burggraben zu setzen, habe ich diesen Ansatz in 2019 konsequent weiter verfolgt. Dem entsprechend habe ich mit frei werdenden oder durch Dividenden zur Verfügung stehenden Mitteln auch bei meinen Top-Positionen aufgestockt, sofern diese gerade zu vertretbaren Kursen einzusammeln waren.

Auch wenn es durchaus Veränderungen in meinem Depot gab, finden sich unter den zehn größten Werten sechs wieder, die auch bereits im Vorquartal zu den am stärksten gewichteten Positionen gehört haben. Den größten Einfluss hatte die deutliche Reduzierung meiner Wirecard-Position.

Neben den Quality Investments liegt mein Interessenschwerpunkt weiterhin auf Deutschen Nebenwerten; abgerundet wird das Ganze mit einigen aussichtsreichen Turnaround-Spekulationen.



Ich setze auf mehrere Megatrends und das spiegelt sich natürlich auch in meinem Depot wider: Cyber-Security, der Ausbau der Netzinfrastruktur (Glasfaser und 5G) und des Internet of Things, die Abkehr weg vom Bargeld hin zu Online- und Mobile-Payment-Lösungen, Plattformen, die Verlagerung in die Cloud, SaaS (Software as a Service), E-Mobilität, autonomes Fahren, regenerative Energien, Gesundheit und Life Balance. Bei der Gewichtung ist zu sehen, dass ich das Depot noch konzentrierter ausgerichtet und bei Kursschwäche die größten Positionen aufgestockt habe.

Kürzlich hat Value Investor Chuck Akre ein bemerkenswertes Statement verfasst: "The Art of (Not) Selling". Darin erläuterte er, weshalb er Positionen nicht verkauft, auch wenn sie deutlich über dem von ihm ermittelten fairen Wert liegen.
»(An Aktien) festhalten bedeutet, den Versuchungen zu widerstehen, etwas zu verkaufen - und davon gibt es viele. Wir schalten Politik und Makroökonomie aus. Zur Überraschung vieler spielen bei unseren Verkaufsentscheidungen weder Bewertungs- noch Kursziele eine Rolle.«
(Chuck Akre)
Die Erklärung für diesen Ansatz ist, dass Akre sich auf langfristige, konzentrierte Investments in wettbewerbsorientierten Unternehmen konzentriert, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen können. Er geht neue Positionen immer mit der Absicht ein, langfristiger Miteigentümer an dem Unternehmen zu werden. Und aus dieser Perspektive heraus verkauft er seine Aktienanteile nicht, nur weil sie zu einem bestimmten Zeitpunkt viel zu üppig vom Markt bepreist werden - sofern der grundlegende langfristige Wachstumstrend des Unternehmens weiterhin intakt ist. Und mit dieser Ansicht ist Chuck Akre nicht allein, auch Charlie Munger bekennt sich dazu, an Aktien herausragender Unternehmen festzuhalten, selbst dann, wenn er sie auf dem erreichten Kursniveau nicht mehr kaufen würde.

Ich finde mich in dieser Denkweise wieder, auch wenn es - theoretisch - gewinnbringender sein könnte sollte, bei zu üppigen Bewertungen auch die besten Aktien zur Disposition zu stellen. Doch wenn man dann "nur" auf einen günstigeren Wiedereinstiegskurs warten will, dann grenzt das schon Market Timing. Und damit habe ich bisher kaum positive Erfahrungen sammeln können. Also bleibe ich lieber bei den Qualitätsunternehmen an Bord, gegebenenfalls für Jahre und Jahrzehnte.

So, nun aber konkret zu einigen Veränderungen in meinem Portfolio: Wirecard gab nur ein kurzes Gastspiel in meiner Top 10; die drei am höchsten gewichteten Werte MasterCard, Hypoport und Microsoft liefern sich bereits das ganze Jahr 2019 über ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitzenposition und dieses Mal hatte MasterCard die Nase vorn.

Amazon hat sich um einen Platz nach oben geschoben, was vor allem auf das Ausscheiden von Wirecard zurückzuführen ist. Am Amazon-Kurs lief der Jahresschlussspurt weitgehend vorbei, wie auch das gesamte Jahr 2019 - 19% ist zwar ein sehr gutes Ergebnis, andere Werte haben aber das Doppelte zulegen können, daher performte Amazon relativ betrachtet deutlich unter Durchschnitt. Wie der Übersicht zu entnehmen ist, folgt dem Spitzentrio ein Verfolger-Quartett, zu dem neben Amazon auch MBB, DIC Asset und Alphabet gehören; alle drei Werte liegen dicht an dicht. DIC Asset konnte hier die stärkste Performance im vierten Quartal hinlegen, ich habe den Wert aber auch noch einmal zusätzlich aufgestockt. MBB hingegen hat meine Erwartungen in 2019 nicht erfüllen können; als einer meiner Nebenwertefavoriten gestartet, belastete die Automobilkrise und hier insbesondere die bis dato größte Tochter Aumann den Kurs erheblich. Da ich an eine Renaissance im Verlauf von 2020 glaube, ist MBB nicht nur erneut einer meiner Favoriten, sondern ich habe dem entsprechend auch meine Position wieder merklich aufgestockt. Das gilt auch für Alphabet, wenn auch  aus anderen Gründen. Die Google-Mutter hat einen neuen CEO und dürfte neben der guten operativen Entwicklung vor allem vom dem enormen Cash-Bestand und der massiven Ausweitung der Aktienrückkäufe profitieren, zumal das Gehalt des neuen CEOs an die Kursentwicklung geknüpft ist.

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Spannender wird es auf den Plätzen 8 bis 10. Hier dürfte es auch in den nächsten Quartalen viel Bewegung geben, weil sich auf nachfolgenden Plätzen noch weitere Werte tummeln, die ebenfalls um die 5% Depotanteil haben und daher die Positionen ständig wechseln. So muss nicht verwundern, dass mit Funkwerk einer meiner alten und neuen Jahresfavoriten nicht mehr in den Top 10 notiert - im Schlussquartal war die Kursperformance sogar negativ, so dass andere Werte vorbeiziehen konnten. Doch Funkwerk sollte sich bald von seinem Euromicron Debakel erholen und dann wieder die gewohnt überzeugenden Zahlen vorlegen können. Die Medizintechnik-Beteiligungsgesellschaft Danaher liegt nun auf dem 8. Rang und ich bin überzeugt, dass die überdurchschnittliche Entwicklung des Unternehmens auch in 2020 seine Fortsetzung findet. Ähnliches gilt für American Tower, die vom 7. auf den 10. Platz abgerutscht sind, nachdem sich die starke Kursentwicklung im vierten Quartal nicht weiter fortgesetzt hat. Über den Jahreswechsel konnte AMT aber gleich mehrere neue lukrative Deals eintüten und seinen Bestand an Funkmasten vor allem in Afrika deutlich ausweiten. Die Entscheidung über die geplante Fusion von T-Mobile (US) und Sprint könnte den Kurs kurzfristig durcheinanderwirbeln, aber sich dann alles wieder beruhigen. Denn mit Dish würde ja wieder ein vierter Carrier entstehen, der dann ebenfalls Standorte für sein Netz in den USA benötigt - und es ist auch noch nicht klar, ob und ggf. wie viele Standorte das fusionierte Unternehmen überhaupt reduzieren würde beim Zusammenlegen seiner Netze. Der grundsätzliche Trend bleibt jedenfalls in Takt: 5G erfordert massenhaft zusätzliche Standorten, da die Funkzellen viel kleiner werden (müssen).

• Weitere Infos hier im Blog zu Alphabet
• Weitere Infos hier im Blog zu Amazon
• Weitere Infos hier im Blog zu American Tower
• Weitere Infos hier im Blog zu Danaher
• Weitere Infos hier im Blog zu DIC Asset
• Weitere Infos hier im Blog zu Hypoport
• Weitere Infos hier im Blog zu MasterCard
• Weitere Infos hier im Blog zu MBB
• Weitere Infos hier im Blog zu Microsoft
• Weitere Infos hier im Blog zu Mutares

▶ Meine Cash-Quote

Wie ich vor einiger Zeit ausführlich erläutert habe, bin ich inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass eine hohe Cash-Quote langfristig mehr Rendite kostet, als wenn man annähernd voll investiert ist und dann auch bei Kursstürzen voll aufs Brett kriegt. Man muss dann eben "nur" die Ruhe bewahren. Meine Cash-Quote lag Ende 2019 bei knapp 2%; ich habe sowohl eingehende Dividenden, Verkaufserlöse als auch vorhandene Mittel für Aufstockungen genutzt.


▶ Mein Net Worth

Entscheidend ist am Ende natürlich immer, "was hinten raus kommt", wie Altkanzler Helmut Kohl es mal formulierte. Mein "operativer Net Worth" hat sich 2019 um 32,75% erhöht und damit im vierten Quartal fast 10% zulegen gegenüber dem Schluss per 30. September von 23%. Trotz des Wirecard-Fiaskos, das mich Anfang Oktober ereilte, und das mich rund 2,4% Gesamtperformace gekostet hat. Allerdings ist zu bedenken, dass der Wert zum Halbjahr bereits bei 31% (YTD) gelegen hatte, so dass das zweite Halbjahr trotz Jahresendrallye mit 1,75% Zuwachs unter dem Strich enttäuschend verlief.  Auf Jahressicht bleiben die 32,75% aber ein Spitzenwert und liegen mehr als doppelt so hoch wie meine angepeilte langfristige durchschnittlichen Zielrendite von 15% p.a. Das "Seuchenjahr" 2018 konnte ich damit mehr als überkompensieren...

▶ Das bitter(süß)e Ende

So Leute, das war mein sechstes "Investor-Update reloaded"und ich freue mich auf eure Kommentare - nicht nur auf die positiven. Für Hinweise und Verbesserungsvorschläge zu diesem Format bin ich euch dankbar und natürlich auch für Diskussionsbeiträge über die einzelnen Unternehmen, meine Depotgewichtung usw. Die sollen ja eigentlich im Vordergrund stehen. Also, Feuer frei... ツ

Disclaimer
Die meisten der genannten Werte befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

22 Kommentare:

  1. sehr gut ! gab die letzten Tage ja viel zu lesen bei dir mit den Rückblicken, Ausblicken und Favoriten ! Sehr interessant, vielen Dank !
    Mit welcher Dividendenhöhe rechnest du bei DIC ? Manche planen ja bereits 0,65€ ein...

    Gruß!

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    1. Ehrlich gesagt mache ich mir um die Dividendenhöhe (bei DIC Asset) keine großen Gedanken. Eine Steigerung von 10% ggü. dem Vorjahr dürfte aber durchaus drin sein; ich hoffe, dass es wieder die Option einer Aktiendividende geben wird, die werde ich dann nutzen. Das Thema dürfte vor allem für die TTL Beteiligung "interessant" werden, weil die ja einerseits mehr DIC-Anteile erwerben möchten (was für die Option Aktiendividenden spräche), andererseits aber selbst als Dividendenwert wahrgenommen werden wollen (was für eine Bardividende spricht, da TTL selbst ja kein operatives Geschäft hat und daher lediglich die Gewinnausschüttungen der Beteiligungen als eigene Dividenden an die TTL-Aktionäre weiterleiten kann; hier müsste es dann die 3%-Beteiligung am Hamborner REIT weitgehend alleine stemmen).

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    2. Hallo Herr Kissig,
      mich würde mal interessieren, ob die Aktiendividende zu einer Verwässerung der übrigen Aktionäre, die sich für eine Barauszahlung entscheiden, führt oder nicht? Haben Sie da eine Inforamtion für mich?
      Vielen Dank und Gruß,
      Matthias

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    3. Eine Aktiendividende wird durch die Ausgabe neuer Aktien gezahlt, also findet eine Verwässerung derjenigen Aktionäre statt, die sich für die Bardividende entschieden haben. Ausführlicher habe ich die Vor- und Nachteile hier erläutert: "Was ist... eine Aktiendividende?

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  2. Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen 2019 und bei dieser Gelegenheit vielen Dank für die vielen informativen Berichte und Analysen (inklusive zu den Fehlschlägen!), die ich stets sehr inspiriernd finde und die mir oft einen Anstoß für die eigene Aktienanlage geben. Weiterhin viel Erfolg!

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  3. Interessant finde ich deine Orientierung an den Mega-Trends. Denn ich bin mir sicher, dass du nicht blind kaufst, wo z.B. "Internet of Things" drauf steht, sondern sehr genau hinschaust, wer denn mit diesen Trends auch wirklich Umsatz und Gewinne erwirtschaftet.
    Teilweise tue ich mich bei der Zuordnung der Megatrends zu deinen Top-Positionen jedoch etwas schwer:

    - Cyber-Security: MBB-Tochter DTS. Cisco wäre noch relevant.
    - Ausbau der Netzinfrastruktur (Glasfaser und 5G): American Tower
    - Internet of Things: keine Zuordnung zu den Top-Positionen. S&T träfe zu.
    - die Abkehr weg vom Bargeld hin zu Online- und Mobile-Payment-Lösungen: Mastercard, Alphabet, Amazon
    - Plattformen, die Verlagerung in die Cloud: Alphabet, Amazon, Microsoft
    - SaaS (Software as a Service): Microsoft. Das High-Tech-Stock-Picking-wikifolio träfe es wohl am besten.
    - E-Mobilität: MBB-Töchter Aumann und Delignit, evtl. Mutares
    - autonomes Fahren: Alphabet
    - regenerative Energien: MBB-Tochter Vorwerk.
    - Gesundheit und Life Balance: Danaher

    Cybersecurity und IoT sind nur sehr schwach abgedeckt. DIC Asset und Hypoport kann ich nicht so recht zuordnen. Vielleicht sind die Megatrends eher auf dein ganzes Depot bezogen?

    SaaS taugt meines Erachtens als Megatrend zum Investieren nicht, denn die regelmäßige Art der Abrechnung senkt zwar die Einstiegs-, aber auch die Ausstiegshürden (es gibt keine großen Einmalinvestitionen mehr, die den Verbleib beim bisherigen Anbieter fördern). Einen Burggraben gibt es nur dann, wenn die Software an sich besser ist als die der Konkurrenz. Ist sie es nicht (mehr), wandern die Kunden umso leichter von einem SaaS-Unternehmen ab...

    Ansonsten vielen Dank für die Darstellung. Man sieht auf jeden Fall, dass du dir vertiefte Gedanken machst, warum du in ein Unternehmen investierst, und das kann jedem Investor als Vorbild dienen!

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    1. Hallo Lion,

      Zitat: "SaaS taugt meines Erachtens als Megatrend zum Investieren nicht, denn die regelmäßige Art der Abrechnung senkt zwar die Einstiegs-, aber auch die Ausstiegshürden (es gibt keine großen Einmalinvestitionen mehr, die den Verbleib beim bisherigen Anbieter fördern)."

      Das scheint mir nicht schlüssig, denn der größte Kostenbrocken besteht doch im Zweifelsfall gar nicht in den reinen Kosten für die Software, sondern in Folgekosten (Schulungen, Bindung von Personalressourcen für die Umstellung). Und die fallen doch unabhängig vom Abrechnungsmodell einmalig an - oder sehe ich das falsch?

      Gruß
      Jens

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    2. Die von mir benannten Megatrends sind einerseits nicht vollständig (E-Sports fehlt z.B. völlig) und andererseits decken meine Favoriten und auch mein Depot nicht alle Trends gleich gut ab. Früher habe ich mein Depot weniger stark fokussiert und dann auch mehr Aktien kleinerer Unternehmen gehabt, so dass die Streuung hier breiter war. Da ich mich aber für 1. Focus Investing, 2. Quality Investments und 3. Cash-Stars entschieden habe, bin ich bei den Werten gelandet, die das alles zusammen abdecken. Und das sind überwiegend die großen Player.

      Bei Cyber-Security kann man neben Cisco natürlich auch noch Microsoft nennen, die haben haben ja eine Securityfirma übernommen und deren Programme als Windows Defender ins Windows-System integriert. Ich gehe davon aus, dass MSFT diese Anwendung(en) auch bei anderen Systemen nutz, z.B. seinen Clouddiensten.

      Bei der Netzinfrastruktur ist 5G das große Thema aktuell, aber es gibt in Afrika, Asien und Lateinamerika große Flächen, die noch gar keinen Internetzugang bieten. Insofern sind die Initiativen von Alphabet, Amazon oder Facebook über Satelliten oder Ballons usw. hier schon sehr wichtig und aussichtsreich, weil die genannten Regionen dann einfach ein paar Generationen und Jahrzehnte der Entwicklung überspringen könnten. Wenn die großen US-Firmen das nicht tun, dann machen es die Chinesen - und der Markt wird dann schnell verteilt sein.

      Burggräben können ja auf mehrere Arten vorhanden sein; z.B. aufgrund hoher Wechselkosten. Bei Intuit mit seiner Software für Buchführung und Steuern (vor allem für professionellen Anwender) ist das der Burggraben; wenn man 300 Mandanten mit 20 oder 30 Geschäftsjahren in einem System führt, dann wechselt man nicht einfach mal so. Der Aufwand, um zu wechseln, ist beim Steuerberater/Buchführer riesig und auch die Mandanten müssten ggf. viele Zuarbeiten leisten für den Wechsel. Wovon sie ja gar nichts haben, also ggf. dann auch über einen Wechsel des Steuerberaters/Buchhalters nachdenken. SaaS ist hier lediglich der Vorteil, dass die Einnahmen verstetigt werden und die Wechselbereitschaft der Anwender abnimmt, weil sie nicht alle drei, vier Jahren 500 Dollar für ein neues Softwarepaket ausgeben müssen, sondern die Software immer auf dem aktuellsten Stand gehalten wird und das für 15 oder 20 Dollar im Monat.

      Hypoport rangiert bei mir unter Fintech; ist kein Payment-Anbieter, aber ein führendes Plattform-Unternehmen. So wie Amazon, so wie Alibaba, so wie Etsy - nur eben für Kredite und zunehmend auch Versicherungen.

      Die großen Player sind bei vielen Zukunftsthemen führend mit dabei und werden sich ggf. durch Zukäufe entsprechend verstärken. Man kann natürlich auf die potenziellen Targets in diesen Sektoren setzen, aber das Risiko bleibt, dass man auf das falsche Pferd setzt, und wenn niemand die "Klitsche" übernimmt, dann muss sie auch aus sich heraus selbst überlebensfähig sein. Da ich den Neuen Markt und die Dotcom-Blase miterlebt habe, erinnere ich mich noch gut daran, wie die ganzen mega aussichtsreichen Nischenplayer reihenweise pleite gingen, als kein frisches Geld mehr nachgeschossen wurde. Daher setze ich inzwischen auf die sicheren, wenn auch langweiligeren, Unternehmen.

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    3. Hallo Jens,
      das sehe ich genauso! Aber die von Dir genannten Wechselkosten fallen eben genau dann an, wenn das in der Natur der Software / des Anwendungsfalles liegt. Z.B. in Buchhaltung oder Controlling, wo die Zeitreihen über viele Jahre eine Rolle spielen und relativ komplexe Logik programmiert ist. Diese Daten und Logik in ein neues System zu überführen, bedeutet in der Tat maximalen Aufwand. Viele exorbitant teure SAP-Projekte lassen grüßen...
      ABER: Dieser Aufwand fällt eben an, WEIL es Accounting-Software ist, nicht weil es im Abo bezahlt wird. Accounting-Software hat immer hohe Wechselkosten, egal ob Abo oder nicht.

      Es kann aber sehr wohl Software im Abo geben, die keine hohen Wechselkosten hat. Büro-Kommunikation wie Microsoft Team oder Zoom Video würde ich dazu zählen. Da bringt das Abo gar nichts. Um zu wechseln, braucht gar nichts migriert zu werden, und die Schulungskosten für solch intuitiv zu bedienenden Tools dürften sich auch sehr in Grenzen halten.

      Daher halte ich es für falsch, auf einen Trend "SaaS" zu setzen. Denn das Abo-Modell bringt keinen Burggraben oder Wettbewerbsvorteil. Ist für Investoren lediglich leichter zu bewerten, weil die Umsätze weniger schwanken. Adobe, Salesforce etc. haben ihre Burggräben, weil ihre Software funktional führend ist, nicht weil sie sie als SaaS anbieten.
      Wünsche gute Geschäfte!

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  4. Hi Michael, warum gibt eigentlich kein "wikifolio" von dir?

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    1. Würde mich auch interessieren.

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    2. Interessante Frage, das würde mich auch interessieren.

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  5. Auch von mir herzlichen Glückwunsch zur Performance!
    Eine Frage hätte ich. Seit letztem Jahr beschäftige ich mich mit Reits, die neben Immobilien auch noch eine High-Tech Aspekt haben. So bin ich z.B. auch zu American Tower gekommen. Darüber hinaus habe ich noch gefunden:
    Digital Realty Trust A0DLFT
    Equinix A14M21
    CoreSite Realty A1C3R4
    Hierbei handelt es sich vor allem um Betreiber von Rechenzentren in den USA. Insgesamt ist Bewertung sicherlich, ähnlich wie AT, kein Schnapper. Allerdings erwarte ich, dass solche Immobilien inkl. Rechenleistung in strategisch günstigen Lagen in Zukunft extrem gefragt sein werden. Hast du hierzu eine Meinung. Wir sind ja gerade schon bei Giga-Trends hier :)

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    1. REITs für Datenzentren klingen auf den ersten Blick nach einer guten Idee, wenn man an weiteres Cloud-Wachstum glaubt. Was ich tue. Ich habe aber dies bezüglich eine kleine Stimme im Hinterkopf, die einen nagenden Zweifel auslöst - und den bekomme ich nicht ruhig gestellt. Ich fürchte, dass es zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Energiesektor kommen könnte (ich kann das nicht belegen, aber es ist mein Empfinden bzw. meine Befürchtung): dort war jahrzehntelang gesetzt, dass Energieerzeugung in immer größeren und leistungsfähigeren Großkraftwerken stattfinden wird. Und dann... kamen die "intelligenten Netze". Inzwischen geht der Trend hin zu kleineren, untereinander vernetzten Kraftwerken, und zwar unterschiedlicher Art und auch noch in beide Richtungen. Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, verbraucht nicht nur keine Fremdenergie mehr oder zumindest weniger, es gibt auch Tageszeiten, wo er Ernergieüberschüsse produziert, die dann ins Netz eingespeist und anderen Verbrauchern zur Verfügung gestellt werden. Und alles Energieströme werden "smart" abgerechnet. Dieser Trend nimmt laufend mehr Fahrt auf und stellt die klassischen Energieversorger vor immer größere Probleme.

      Wenn ich dieses Szenario mal runter breche auf die Cloud, ergibt das folgende Überlegung. Momentan werden immer größere Rechenzentren erbaut, die dann CloudServer beinhalten. Im Gegenzug bauen immer mehr Unternehmen ihre eigenen Server (im Keller) ab. Aber... warum muss die Cloud zentral stattfinden? Wäre nicht auch denkbar, dass die Cloud der Zukunft (die ja immer weniger hardwarelastig ist, sondern zunehmende Softwareanteile aufweist) nicht dezentral sein wird? Dass die Cloud also in unser aller Rechner steckt, in den Tablets Smartphones, Notebooks, Rechenzentren, dass die Cloud-Dienstleistungen dort abgearbeitet werden, wo gerade Kapazitäten frei sind und nicht genutzt werden? Im Grunde das, was einige kriminelle Krypto-Miner ja bereits gemacht haben, indem sie die Rechner von Unternehmen und Privatleuten gekapert haben, um mit deren Speicherkapazitäten bzw. Rechenleistung Coins zu minen. Nur dass so etwas in Zukunft mit Zustimmung der Nutzer passieren könnte, dass man also mit seinem Internetprovider einen entsprechenden Vertrag abschließt und dieser dann wiederum mit Cloud-Anbietern.

      Ob es so kommt, ob das so möglich ist, weiß ich nicht und ich kann es auch nicht beurteilen. Aber es wäre für einen Data Storage REIT keine positive Entwicklung. Und ich sage auch nicht, dass diese Überlegung ein KO-Kriterium für mich darstellt. Aber sie erzeugt einen nagenden Zweifel, ein Unwohlsein. Daher werde ich mit dem Sektor nicht wirklich warm.

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  6. Hallo Michael, ein etwas ausführlicher Kommentar zum E-Sports-Trend wäre doch was?!

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    1. E-Sports dürfte ein weiterer Megatrend sein, der aber an mir vorbeigehen wird. Ich bin kein Online-Gamer, ich hatte noch nie ne Play Station oder ne X-Box, ich habe mich von Computerspielen verabschiedet, als es die Runden basierten Strategiespiele den Echtzeit-3D-Versionen weichen mussten. Das lockt mich gar nicht. Und weil ich null Interesse an dem Bereich habe, habe ich auch keine Affinität zu Unternehmen/Aktien aus diesem Sektor. Getreu nach Peter Lynchs "Kaufe, was du kennst", kaufe ich nichts, was mich nicht interessiert und woran ich keinerlei Interesse habe. E-Sports is not my game...

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  7. Hallo Michael,

    wieviel Werte hast du im Depot? Da du dich seit 2018 stärker fokussierst, würde mich das Interessieren.
    Sieht man irgendwo dein komplettes Depot. Die Beobachtungsliste ist nur eine Watchlist, korrekt?

    Vielen Dank
    Gruß Vita

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    1. Korrekt, die meine Beobachtungsliste ist nur eine Watchlist und enthält die Werte, über die ich hier im Blog berichte - aber eben auch nur die, die ich für kaufens- oder haltenswert einstufe. Mein Depot ist wesentlich fokussierter, enthält aber ganz überwiegend Aktien, die auch meiner Beobachtungsliste zu finden sind. Mein Depot ist nirgends öffentlich einsehbar; ich gebe vierteljährlich einen Überblick über die Gewichtung der größten Positionen und zwar in Form dieser Investor-Updates.

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    2. Vielen Dank,

      wie viele Werte hast du in deinem Depot. Wie stark bist du fokussiert?
      Möchtest du deine Werte, die du im Depot hast, nicht öffentlich zeigen?

      Gruß Vita

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    3. Ich habe rund 20 Werte im Depot; manchmal auch etwas mehr, wenn ich auf eine neue Special Situation setze, aber diese Position sind dann vergleichsweise klein (und entsprechend spekulativer). Aber mehr als 25 habe ich fast nie im Depot.

      Ich bin ja Investor und schreibe hier nur nebenbei über das Investieren. Ich sehe überhaupt keine Veranlassung, meine privaten Vermögensverhältnisse noch weiter über das Maß hinaus öffentlich zugänglich zu machen, als ich es jetzt bereits tue. Ob meine größte Depotposition €1.000 oder €100.000 umfasst ändert ja nichts an meiner Einschätzung zu der Aktie bzw. dem Unternehmen. Aber, keine Sorge, ich habe nicht Buffetts Problem, dass ich so reich wäre, dass ich nicht mehr genügend Aktien zum Investieren finde. Es kommt bisher nur in Ausnahmefällen vor, dass ich Positionen nur über längere Zeiträume hinweg auf- oder abbauen kann. Aber ab und zu schon und deshalb beziehe ich dies inzwischen ggf. in meine Entscheidungen mit ein.

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    4. Vielen Dank.

      Mir ging es nicht darum, wie hoch die Position ist, sondern lediglich um welche Aktien es sich handelt ;)
      Also welche 20 Aktien sind im Depot (die meisten großen sieht man im Bericht).

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    5. Mehr gebe ich nicht preis, weil die frühere Erfahrung zeigt, dass es dann endlose Debatten darüber gibt, weshalb ich diese oder jene Aktie nicht im Depot habe und warum ich die eine oder andere gerade mal vorziehe. Und leider in vielen Fällen emotional und wenig sachlich, als wäre es eine persönliche Beleidigung, wenn ich eine Aktie nicht (mehr) favorisiere. Ich hatte deshalb meine Berichterstattung über mein Depot mal vollständig eingestellt, weil ich auf diese Art der Kontroversen keine Lust mehr hatte. Die haben mir die Freude an diesem Blog damals ziemlich verleidet und da habe ich meine Prioritäten gesetzt. Die jetzige Form der regelmäßigen quartalsweisen Investor Updates gibt es ja erst seit rund anderthalb Jahren und das ist der zweite Versuch in diese Richtung, quasi der Kompromiss. Bisher funktioniert das ganz gut, daher mache ich damit weiter. Aber auch nichts mehr darüber hinaus. Auch wenn mir klar ist, dass die 10 Top-Werte vielleicht nicht sooo spannend sind, weil ich die ja nicht ständig tausche...

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