Umsatz- und Gewinnwarnung für 2019 - am 23.12.2019!
Eine Woche vor Jahresschluss musste mVISE nun sein Scheitern eingestehen. Ein Armutszeugnis, dass man dieses bereits seit Monaten absehbare Eingeständnis nicht bereits frühzeitiger veröffentlicht hat.mVISE hat "seine Prognose für das Geschäftsjahr 2019 angepasst und erwartet nunmehr einen Konzernumsatz zwischen 22 und 23 Mio. EUR bei einer EBIT Marge von 0 % bis 5 %. Auf Basis der Kunden-Forecasts für 2019 ist der Vorstand ursprünglich von einem Umsatz in der Größenordnung von 26 bis 29 Mio. EUR und einer positiven EBIT-Marge von mindestens 10% ausgegangen. Infolge des geringeren Umsatzvolumens wird aus heutiger Sicht für das laufende Geschäftsjahr ein knapp positives EBIT erwartet. Grund für die Anpassung der Prognose sind, neben der zurückhaltenden Investitionsneigung der Kunden durch die eingetrübte Konjunktur, einerseits Verschiebungen von Produktlizenzen von 2019 ins Jahr 2020. Andererseits erfolgte der Personalaufbau im Bereich Professional Services nach einem Auslastungsrückgang im Sommer defensiver als ursprünglich geplant, so dass der Umsatz in diesem Bereich leicht hinter den gesteckten Erwartungen für 2019 liegt.
Cedric Balzar, Vorstand der mVISE AG: "Mit SaleSphere sind wir in diesem Jahr einen großen Schritt weitergekommen, allerdings konnten wir dies noch nicht ergebniswirksam nutzen. Es zeigt sich im Laufe des Jahres, dass die Marktreife - unter anderem auch wegen einer bis dato fehlenden Windows-Version - noch nicht gegeben war. Das haben wir erkannt und entsprechend gegengesteuert."Soso, die Marktreife von SalesSphere ist noch nicht gegeben. Immer noch nicht, nachdem man das bereits im Vorjahr und im Vorvorjahr erkannt und angeblich die notwendigen und richtigen Schritte unternommen hatte. Man kann Gammelfleisch noch so oft als Gourmet-Steak verkaufen wollen, es bleibt Gammelfleisch! Aber offenbar möchte man einen weiteren Versuch wagen und die Anleger damit bei der Stange halten. Dafür fehlt mir jedes Verständnis, jedenfalls dann, wenn der Vorstand mit keinem Wort eine eigene Verantwortung für das Scheitern übernimmt. I'm pissed!
Meine Einschätzung vom 1. September
Zum Nachlesen zitiere ich hier noch einmal meine Einschätzung vom 1. September 2019, die zur Streichung von mVISE aus meinem Depot und von meiner Beobachtungsliste geführt hat:Der IT-Dienstleister hat Zahlen vorgelegt und kann nicht (mehr) richtig überzeugen. Man liegt zum Halbjahr hinter den eigenen Erwartungen zurück und der Vorstand muss einräumen, dass die Ziele "sehr ambitioniert, aber machbar" seien. Das klingt nach der Vorbereitung auf eine Umsatz- und Gewinnwarnung. Und genau das ist der Punkt, weshalb ich mich von mVISE trenne.
Nicht, weil ich einer Prognosesenkung zuvor kommen möchte; mein Problem mit mVISE ist, dass seit mehr als zwei Jahren die eigenen Ziele stets zu hoch gesteckt werden und dann im Jahresverlauf verbal aufgeweicht und am Ende unter Bezug auf außergewöhnliche Einflussfaktoren gerissen zu werden. Wenngleich die Erläuterungen des Vorstand immer so klingen, als hätte man eine Punktlandung hingelegt. Damit habe ich schon länger meine Probleme und habe das dennoch laufen lassen - weil ich mVISE die Chance geben wollte, mich mit der aussichtsreichen Kooperation mit Magic Software und den ersten Erfolgen mit SaleSphere zu überzeugen.
Tja, das ist wieder nicht geschehen. SaleSphere wird schon seit Jahren als der nächste große Wurf präsentiert, aber die Realität sieht anders aus. Immer wieder werden Gründe vorgeschoben, weshalb diese Rakete nicht abhebt, aber de facto ist es leider so, dass sie vermutlich gar nicht richtig flugfähig ist. Man hat am Bedarf vorbeiprogrammiert. Was nicht heißt, dass der Bedarf nicht irgendwann doch noch entstehen kann, das kann ich nicht einschätzen. Aber die lautstark verkündeten Erwartungen der mVISE-Vorstands, die wurden seit mehr als zwei Jahren immer wieder aufs neue verfehlt.
Und dann bleibt noch die sehr negative Erfahrung mit der Just Intelligence GmbH. Von mVISE als neuer Hoffnungsträger und strategische Weiterentwicklung gekauft, um nach relativ kurzer Zeit als zur Strategie unpassend wieder ausgesondert zu werden - das Ganze hat unterm Strich viel Geld verbrannt. Und das bei einem so kleinen und überschaubaren Laden wie der mVISE. Fehlgriffe können natürlich passieren, klar. Aber der Vorstand hat das Ganze stets als (seinen) Erfolg verkauft, egal in welche Richtung es gerade ging. Mir fehlt hier völlig die Fähigkeit zur Selbstkritik! Der Umgang mit Fehlern ist lausig und das ist für mich der Grund, weshalb ich mich von meiner einstigen Turnaround-Spekulation mVISE verabschiedet habe. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier zuweit auseinander.
Ich habe also mVISE nach etwas mehr als drei Jahren am Freitagmorgen von meiner Beobachtungsliste gestrichen und meinen Restbestand verkauft. Unterm Strich blieben 105% Rendite übrig, was überdurchschnittlich gut ist - auch wenn der Kurs vor längerer Zeit schon beträchtlich höher stand.
Ich habe ja gerne Recht, aber bei sowas kommt kein Glücksgefühl auf, sondern nur Wut und Enttäuschung. Und, ich wiederhole mich, I'm pissed!
Das ist echt ein dicker Hund... Ich kenne mich mit den Börsenregeln nicht aus, frage mich aber, ob das nicht Konsequenzen haben müsste: mvise hat immer gesagt, dass der 19er Umsatz (gemäß bisheriger Aussage, wohlgemerkt!) überwiegend aus Beratungsdienstleistungen, nicht SW-Lizenzen, kommen wird. Daher MÜSSEN sie schon länger gewusst haben, dass sie deutlich unter der Prognose bleiben werden.
AntwortenLöschenMichael, weißt Du, inwiefern das Unternehmen belangt werden könnte?
Das dürfte schwierig sein. Es handelt sich bei den Aussagen des Vorstands ja um Prognosen und um den Vorstand und/oder das Unternehmen haftbar zu machen, müsste hier schon eine vorsätzliche Täuschung vorliegen. Also Aussagen, die wider besseres Wissen getätigt werden.
LöschenEine Konsequenz für die Verantwortlichen könnte allerdings durch 1. den Aufsichtsrat erfolgen, denn der bestellt ja den Vorstand und beruft ihn ggf. auch ab, oder 2. durch die Hauptversammlung, wo man sich den Vorstand zumindest verbal vornehmen - und ggf. dem Aufsichtsrat, wenn dieser zur (Wieder-) Wahl ansteht, einen Denkzettel verpassen kann.
Zu so einem Unternehmen kann man doch als Aktionär kein Vertrauen mehr haben. Es gibt doch schon allein in Deutschland tolle Wachstumsstorys, wenn ich da z. B. an Medios, Grenke, Sartorius, Rational, MTU, ... denke, die sehr gut geführt werden. Von den vielen ausländischen Unternehmen ganz zu schweigen.
AntwortenLöschenHallo Michael,
AntwortenLöschenfrohe Weihnachten wünsche ich Dir.
Meine Frage zu Wirecard ist, ob Du bei den derzeitigen Kursen nicht noch einmal aufstocken willst. Du bist ja bei ca. 130 Euro eingestiegen.
Macht das nicht für Dich Sinn ?
Überlege auch noch einmal nachzulauken. Was ist Deine Meinung?
Danke und noch einen schönen Weihnachtstag. Grüße Andre
Moin Andre,
Löschenich bastele gerade an meinem Jahresrückblick, da wird auch Wirecard eine wichtige Rolle spielen - es war eine sehr teure Lernerfahrung. Die Aktie steht bei mir momentan nicht auf der Kaufliste, ich warte zunächst mal die Sonderprüfung ab und was sich dabei ergibt an neuen Erkenntnissen. Und Einschätzungen.
Wird der Jahresrückblick ins Liste der meistgelesensten Artikel geben (z.B. Top-10)? Das fände ich spannend nochmal Revue passieren zu lassen, was auf Ihrem Blog am meisten von Interesse war und wie sich die dort enthaltenen Meinungen, Befürchtungen, Standpunkte und Situationen in der Folge entwickelt haben. Ich wüsste nämlich gerne, ob dieser Blog eher wegen den Einschätzungen zu diversen Aktien gelesen wird, oder wegen eher allgemeineren Themen, wie ARPs, oder Börsenweisheiten.
AntwortenLöschenTut mir leid, im CMS gibt es so eine Statistik für ein Jahr nicht.
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