Das war 2017 und seitdem tat sich... nichts. Oder fast nichts. Die letzten Genehmigungen stehen noch immer aus und zwar die aus Kanada und China. Oceanwide und Genworth haben soeben die sage und schreibe zwölfte (!) Verlängerung ihrer Übernahmevereinbarung unterzeichnet; die soll nun bis 31.12.2019 endgültig abgeschlossen sein.
Also wieder man Murmeltiertage bei Genworth Financial, doch dieses Mal könnte alles ganz anders kommen. Wirklich...
Da sich die kanadischen Behörden ziemlich sperrig anstellen und dabei vor allem immer wieder die börsennotierte GNW-Tochter Genworth Mortage Insurance Canada ins Spiel bringen, hat Genworth kurzerhand diese Tochter ins Schaufenster gestellt. Und man hat heute vermeldet, dass Brookfield Business Partners LP, der börsennotierte Arm von Brookfield Asset Management, die Mehrheit an Genworth MI Canada übernehmen wird. Für $2.1 Mrd. wird Brookfield Business Partners 48,9 Millionen Aktien bzw. von Genworth MI Canada von Genworth Financial kaufen zu $48,86 je Aktie und damit 57% an GNW MI Canada übernehmen. Der Kaufpreis liegt damit nur marginal über dem aktuellen Börsenkurs.
Genworth Financial (Quelle: wallstreet-online.de) |
Verständlicherweise hat der Genworth-Kurs einen Freudensprung gemacht, notiert nach Abflauen der ersten Euphorie aktuell bei €3,84. Auf Sicht von 4 1/2 Monaten winken also relativ sichere 25% Rendite. Im Unterschied zur bisherigen Lage ist nun ein Ende des
Und wenn die Übernahme doch nicht kommen sollte? Tja, Genworth Financial steht unter Druck, vor allem seitens seines Long Term Care-Geschäfts, den langlaufenden Pflegeversicherungen. Hier erfolgten bereits mehrere Rückstellungen und Abwertungen der Sparte. Die jüngsten Geschäftszahlen lagen jedenfalls in etwa auf Vorjahresniveau und haben die Erwartungen der Analysten übertroffen. Mit Genworth MI Australien gibt es noch eine weitere werthaltige börsennotierte Tochter, die GNW nötigenfalls zu Geld machen könnte, so dass hier einige Reserven zu heben sein dürften. Was sich auch im Buchwert widerspiegelt, der deutlich oberhalb des aktuellen Kurses angesetzt wird. Den muss man im konkreten Fall aber erstmal realisieren können, doch der mehrheitliche Verkauf der Tochter Genworth MI Kanada zeigt ja, dass die Assets versilbert werden können.
Daher sollte GNW eine relativ entspannte und relativ sichere Spekulation auf eine schöne Weihnachtsabfindung sein mit 25% Rendite bis Jahresende.
Disclaimer
Ich habe Genworth Financial in meinem Depot.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenich habe eine Frage an dich.
Ich bin von deiner Theorie überzeugt zu jeder Zeit voll investiert zu sein.
Wie verhältst du dich dann bei solch außergewöhnlichen Chancen wie jetzt bei Genworth, wenn man davon ausgeht, dass du hier noch nicht investiert bist bzw. warst.
Ist dies eine Chance durch Überziehung des Kontos bzw. durch Aufnahme eines Kredits bis Dezember 2019 ein Schnäppchen zu machen?
Kosten für Überziehung des Kontos: ca. 4,9 % p.a.
Chance bei Genworth bis 31.12.2019: 25 %.
Oder sollte man auch in solchen Situationen NIEMALS auf einen Kredit zurückgreifen?
Freundliche Grüße
Jürgen R.
Ich hab meine position mit einem wertpapierkredit verdoppelt. 4,43% p.a Mike wird dir aber wahrscheinlich keinen rat geben können. Es kann ja immernoch igrndwas schief gehen und kein deal zustande kommen. Dann ist die Frage ob du den Kredit dennoch befienen kannst oder nicht. Ich für mich, hab diese Frage beantwortet. Sollte es nicht klappen werd ich wohl den Kredit durch einzahlungen vom Gehalt bedienen. Und wenn es aufgeht, dann hatte ich guten hebel. Diese risiko Abwägung muss aber wohl jeder selbst für sich bestimmen.
LöschenVielen Dank für die Antwort! :)
LöschenMoin Jürgen,
Löschenwenn man kein Geld hat, kann man keine Aktien (nach-)kaufen, klar. Wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet, ist eine Cash-Reserve nützlich, auch klar. Hat man kein Cash, kommen drei Optionen in betracht:
1. man lässt sich die Chance entgehen,
2. man nutzt einen Kredit,
3. man verkauft andere Aktien, um flüssig zu werden.
Mit dem Kredit ist das so eine Sache. Ich kenne mich damit aus, habe mir damit zweimal beinahe finanziell das Genick gebrochen. Ich habe das ausführlich beschrieben: "Ein Margin Call? Das ist ja wohl das allerletzte... Warnsignal!". Dabei muss man natürlich immer sehen, in welchem Volumen man einen Kredit aufnimmt; wenn man ihn durch laufende Einnahmen aus dem Gehalt bedienen kann und er in einem angemessenen (kleinen) Verhältnis zum Vermögen steht, kann man eher darüber nachdenken, als wenn man eh schon kaum etwas übrig hat im Monat. Dann ist Option 1, also zu verzichten, vermutlich die bessere Option.
Man muss sich darüber Gedanken machen, wie viel besser/sicherer eine Chance ist, als die, auf die man bereits setzt. Ist es nur der Kick des Neuen, oder eine Gelegenheit mit deutlich besserem Chance-Risiko-Verhältnis? Danach sollte man entscheiden, ob man es lieber sein lässt, oder ggf. eine andere Aktie (teil-)verkauft, um diese Chance wahrnehmen zu können.
Ich habe im konkreten Fall bei einigen Positionen etwas weggeknabbert und meinen bescheidenden Cash-Bestand hinzugefügt, um mir eine Position in Genworth Financial ins Depot zu legen. Sollte sich der Kurs den €4,80 wieder stärker annähernd, würde ich die Spekulation erneut beenden (so um €4,50) herum. Die letzten paar Prozente muss ich da nicht rausquetschen - aber soweit ist es ja (noch) nicht...
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, einen ganz normalen call auf Genworth zu kaufen. Mit der "Prämie" spekuliert man auf das Aufgehen des Szenarios, klappts nicht, ist die Prämie allerdings futsch. Wer Erfahrung mit solchen Derivaten hat, kann eine Strategie aufbauen. Mit calls meinte ich aber nicht die üblichen Bankderivate von den üblichen Emittenten.
AntwortenLöschenHallo Michael,
AntwortenLöschender Kurs hat sich ja die ganze Zeit nicht vom Fleck bewegt und ist heute wieder etwas abgesackt. Negative Informationen hinsichtlich der Unternehmensentwicklung oder der Übernahmewahrscheinlichkeit konnte ich aber nicht ausfindig machen. Jetzt bin ich tatsächlich am Überlegen, angesichts des relativ sicheren Kursgewinnes über einen kurzen Zeitraum, wie von gergeo vorgeschlagen, Call-Scheine zu erwerben, da das Rückschlagpotential beim derzeitigen Kurs wohl begrenzt ist und ich, falls es doch dazu kommen sollte, relativ schmerzlos nachlegen könnte. Wären ja keine hohen Investitionssummen. Was hältst du in diesem Fall von Optionsscheinen?
Und wie kann man die erwerben bzw. findet die Zertifikatsnummern? Ich habe da leider nichts gefunden. Ich habe bei comdirect und v.a. onvista meine Depots. Ich hoffe, mir kann da jemand weiterhelfen.
Viele Grüße
Andreas
Moin Andreas,
Löschenbzgl. Optionsscheinen auf Genworth Financial kann ich Dir nicht weiterhelfen; ich müsste die selbst googeln und eine Einschätzung dazu, ob die sich auszahlen könnten (und vor allem, welche Risiken sie haben und wann die eintreten), müsste man ja auch noch vornehmen, bevor man auch nur einen Cent investiert. Aber vielleicht hat jemand anderes hier ja bereits Erfahrungen damit und/oder ist in GNW-OS investiert?
Hallo Michael,
AntwortenLöschenich halte immer noch Aktien der Genworth und hoffe weiterhin auf eine Übernahme durch Oceanwide. Wie beurteilst du die akutelle Lage bei diesem Merger.
Ich bin bei meiner Recherche auf die nachfolgende Einschätzung getroffen. Teilst du die Einschätzung dieses Verfassers??
https://seekingalpha.com/article/4297365-genworths-3_8b-takeover-china-next-victim-trade-war
Genau den Artikel wollte ich auch gerade ansprechen. Deine Meinung gerade zu dem Punkt bezüglich der Probleme von Oceanwide würde mich auch sehr interessieren, Michael.
LöschenGerade bin ich auf jeden Fall froh, keine Optionsscheine gefunden zu haben bei dem Absacker...
Ah, und offtopic: kann es sein, dass du die Schriftart geändert hast, Michael? Die wird bei mir so grässlich langezogen angezeigt. Nur als Anregung ;)
Gruß Andreas
General Electric hat unter Jack Welch viele langfristige Pflegeversicherungen (LTC) abgeschlossen und sogar noch welche von anderen Unternehmen zugekauft. 2004 hat man seine Versicherungssparte abgespalten und als Genworth Financial separat an die Börse gebracht. Dass GNW seit Jahren immer mal wieder mit seinen LTCs Probleme hatte, ist ein Grund für den starken Kursverfall, einfach mal auf den Chart seit 2004 schauen. Auch in den letzten Jahren musste man wiederholt Abschreibungen vornehmen - auch das ist ein Grund, weshalb man in die Fusion mit Ocenwide flüchtet.
LöschenDer SA-Autor ist selbst short in GNW, daher hat er ein Interesse daran, Angst zu schüren. Inwieweit die angemerkten Probleme bei Oceanwide wirklich relevant sind und ggf. Auswirkungen auf die Fusion haben können, kann ich schlecht einschätzen.
Was die Wahrscheinlichkeit angeht, dass der Merger zum Opfer des US-China-Handelskriegs wird, d habe ich eine andere Auffassung. Ich denke, dass die US-Regierung die Fusion unbedingt will. GNW ist der größte nichtstaatliche LTC-Anbieter in den USA. Wenn die Pleite gehen, muss der Staat einspringen. Daran hat natürlich niemand Interesse. Wenn also mit chinesischem Geld die Lage stabilisiert wird, dann dürfte das mögliche Probleme mit datenschutzrechtlichen Fragen überwiegen.
Es bleibt also die Frage, was passiert, wenn der Merger platzt. So optimistisch bzgl. des (Buch-)Werts von GNW wie Anfang 2016 bin ich nicht mehr. Die Lage bei den LTCs hat sich verschlechtert und auch die Situation am Immobilienmarkt in Kanada und Australien (wo ja die beiden börsennotierten GNW-Hypothekentöchter aktiv sind). Die Fusion halte ich aus heutiger Sicht für die attraktivere Option für die Aktionäre.
Jetzt geht es los. Die Genehmigung aus Kanada liegt wohl vor...
AntwortenLöschen...aber warum reagiert der Kurs nicht wirklich darauf?
AntwortenLöschenEs bedarf doch auch noch der Genehmigung seitens Chinas oder?
Obacht: es liegt nun die Genehmigung Kanadas vor, dass Gennworth Financial seine kanadische Hypothekentochter an Brokkfield verkaufen darf.
AntwortenLöschenNoch nicht vorliegen tut die Genehmigung der Genworth-Übernahme durch Oceanwide (auch wenn der andere Verkauf dafür als Voraussetzung angesehen wird). Ebenso fehlt noch die Zustimmung aus China - und es dürfte die eine oder andere bereits erteilte Genehmigung wieder abgelaufen sein, so dass hier ggf. ein neues Verfahren gestartet werden muss. In "trockenen Tüchern" ist da noch (lange) nichts. Aber... man ist einen wichtigen Schritt weiter.
Es könnte hier wirklich bald das ende kommen. Ich denke wir sind dem so nah wie noch nie. Aber du scheinst ja Genworth F. Aufgegeben zu haben?
LöschenRichtig, das Siechtum bei Genworth Financial beobachte ich kaum noch; ein Investmentcase lässt sich dort jedenfalls nicht (mehr) ableiten.
LöschenIch weiss ja nicht, vielleicht ist mein englisch nicht gut genug, aber die nachrichten von ende August und Anfang September klingen für mich persönlich sehr optimistisch. Dadurch ist auch der Kurs deutlich wieder angesprungen. Da ich bei den tiefs nochmal nachgekauft stellt sich die Frage ob der deal nun wirklich kommt :D oder ob ich mich gemütlich abseile mit guten gewinn den ich jetzt schon habe. Aber die 5,43$ klingen halt verlockend. Ich weiss bei der history schwer an diesen wert festzuhalten. Aber generell scheint das Geld für den Deal da und alle Genehmigungen sind wohl sogut wie sicher. Angeblich eine sache von wochen :/
LöschenAh und vom siechtum kann ja wohl keine rede sein. Den der Kurs steigt extrem oder er fällt wie ein stein :) eigentlich spannend.
Löschen"Alle Genehmigungen so gut wie sicher"? Ist mir was entgangen? Oceanwide hat doch lediglich die Finanzierungszusage erhalten, aber die entscheidenden Genehmigungen aus den USA (CFIUS) und China sind doch nach wie vor nicht erteilt, oder?
LöschenHeute sackt der Kurs von Genworth Financial kräftig ab - es gibt die 16. Verlängerung der Übernahmevereinbarung. China Oceanwide hat seinen Offshore-Finanzierung über $1,8 Mrd mit Hony Capital zum 30.9. nicht (ganz) in trockene Tücher gebracht und will dies nun bis 31.12.2020 nachholen. Die neue Frist mit GNW läuft nun bis 30.11.2020 und liegt damit nach dem Termin der US-Präsidentschaftswahl (3.11.) - was auch immer das für zusätzliche Komplikationen auslösen könnte.
LöschenVerlockend ist die Rendite bei der GNW-Spekulation zwar (Übernahmepreis $5,41 je Aktie bzw. ~€4,63), aber sicher (immer noch) nicht...