Heute hat Funkwerk seine Halbjahreszahlen vorgelegt und damit hat sich die Frage (mal wieder) eindeutig beantwortet. Denn Funkwerk hat den Turnaround schon längst erfolgreich hinter sich gebracht und steht heute wieder als ein erfolgreiches Unternehmen mit grundsolider Bilanz dar. Und zeigt eine profitable Wachstumsdynamik, die umso mehr erstaunt, weil man die Aktien für unfassbare €17 geradezu hinterher geschmissen kriegt. Wirklich unfassbar angesichts der operativen Entwicklungen...
Die Halbjahreszahlen
Per 30. Juni erhöhte sich der Konzernumsatz im Vorjahresvergleich um rund 19,3% auf €40,9 Mio. und das EBIT (Betriebsergebnis) um nahezu 80% auf €5,4 Mio. Der Auftragseingang legte nochmals deutlich zu und stieg um weitere 20% auf nun €53,5 Mio., so dass sich der Auftragsbestand auf €82,9 Mio. (30.6.2018: €68,6 Mio.) erhöhte. Die Book-to-Bill-Ratio liegt also bei aussichtsreichen 1,31.Durch die hervorragenden Zahlen verbesserte sich auch erneut die Vermögens- und Finanzlage: per 30. Juni 2019 verfügte der Konzern über eine Eigenkapitalquote von 49,6% (31.12.2018: 46,8%) und über liquide Mittel in Höhe von €29,7 Mio. (31.12.2018: €28,2 Mio. Euro).
Höhere Umsatz- und Ergebnisprognose für 2019
Neben hohen Nachfrage insbesondere im Geschäftsbereich Zugfunk resultierte das deutliche Umsatz- und Ergebnisplus auch aus dem zyklischen und stärker schwankenden Projektgeschäft. Diese Aussage ist es, die Funkwerk seine Prognosen - wie in den Vorjahren schon häufiger - nicht angemessen erhöht, sondern nur am untersten Rand des Vertretbaren. Funkwerk ist bekannt als Tiefstapler. Und so plant man nun für das Gesamtjahr 2019 mit einem Umsatzplus von etwa 6% (2018: €82,7 Mio.) im Konzern und einem EBIT von mindestens €11 Mio. (2018: €11,4 Mio.).Diese niedrige Ergebnisprognose ist eigentlich unfassbar und kann kaum mehr als "Understatement" eingestuft werden, sondern als Tiefstapelei erster Güte. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Funkwerk, wie in den Vorjahren, im Jahresverlauf nochmals seine Prognosen wird anheben müssen und auch diese dann am Jahresende deutlich übertrifft.
Der Einstieg bei Euromicron
Es gibt aber auch Neuigkeiten beim neuen Wagnis von Funkwerk, dem Einstieg als Anker- und Großaktionär bei der chronisch erfolglosen Euromicron AG. Über diesen "Deal mich Chancen und Nebenwirkungen" hatte ich ja vor einiger zeit schon ausführlich berichtet und nun gibt es einen Sachstand zur Beteiligungshöhe, nachdem die beiden angekündigten Kapitalerhöhungen bei der Euromicron durchgeführt sind. So hat Funkwerk AG im Rahmen der am 10. Juli 2019 geschlossenen Investorenvereinbarung insgesamt 1.543.256 Aktien an der Euromicron AG erworben bzw. einen Anteil von 15,36% am deren (erhöhtem) Grundkapital. Bei beiden Barkapitalerhöhungen zahlte Funkwerk jeweils €3,40 je Aktie und kann sich damit angesichts des aktuellen Aktienkurses von €4,50 über einen satten Buchgewinn von knapp €1,7 Mio. freuen.Interessanter wird jedoch, wie die künftige Zusammenarbeit und der Einfluss von Funkwerk auf Eurmicron voranschreiten wird. Denn Funkwerk, bzw. deren Großaktionär Hörmann, sieht in Euromicron ja weder eine Finanzbeteiligung noch eine Turnaround-Spekulation, sondern verfolgt ja strategische Ziele mit dem Einstieg bei Euromicron. Diese soll den Hörmann-Konzern in seiner Aufstellung ergänzen - und das wiederum bedeutet, dass die Beteiligung von 15,36% wohl kaum das Ende der Fahnenstange sein dürfte, sondern dass Funkwerk hier perspektivisch weiter aufstocken wird. Allerdings auch in Anhängigkeit von der Kooperationsbereitschaft seitens Euromicron und der wirtschaftlichen Gesundung und ggf. Neustrukturierung der Euromicron-Gruppe. Wobei Funkwerk kräftig mitmischen dürfte.
Meine Einschätzung
Funkwerk ist weitgehend in Konjunktur unabhängigen Geschäftsfeldern aktiv, vor allem in der Bahntechnik, wo ein hoher Investitionsstau besteht und der politische Wille, diesem abzuhelfen. Das Unternehmen ist kerngesund und kann vor Kraft kaum laufen; die Risikovorsorge wurde in den letzten Jahren bis ans Maximum hochgefahren, so dass die Gewinne vergleichsweise viel zu mager ausgewiesen wurden - was künftig zu außerordentlichen Gewinnbeiträgen führen dürfte, wenn auch vom Management nicht mehr zu leugnen ist, dass sich diese Risiken in der "geplanten" Größenordnung nicht eingestellt haben.Funkwerk (Quelle: wallstreet-online.de) |
Bisher ist das finanzielle Engagement von Funkwerk bei Euromicron überschaubar, so dass selbst bei einem Scheitern kein allzu großer Schaden bei Funkwerk angerichtet würde. Die Chancen überwiegen aus meiner Sicht also ganz klar die Risiken.
Und umso unverständlicher finde ich, dass der Kurs so vor sich hin dümpelt. Funkwerk ist einer meiner 2019er Nebenwertefavotiten und der Kurs liegt seit Jahresbeginn gut 55% im Plus - und eine Dividende gab es auch noch oben drauf. Trotzdem taxiere ich den fairen Wert von Funkwerk deutlich über €25 und nach den soeben vorgelegten Zahlen eher schon mit Tendenz Richtung €30.
Disclaimer
Funkwerk befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.
Hallo,
AntwortenLöschenFunkwerk befindet sich auch auf meiner Watchlist, die Zahlen und Fakten sehen alle gut aus, der Kurs bildet das bisher nicht wirklich ab, da gibt es aber auch andere Werte bei denen das so ist, z. B. Berthold Hermle AG, praktisch schuldenfrei und der Kurs?
JB
Hallo Michael,
AntwortenLöschenhattest du bereits Gelegenheit, deine Kursziel auf Basis der FY19-Zahlen zu aktualisieren? Ermittelst du dein Kursziel mithilfe eines DCF-Modells?
Hintergrund: Habe die Veröffentlichen des GB als Anlass genommen, ein Modell aufzusetzen und sehe auf Basis der veröffentlichen (konservativen) Prognose sowie des Auftragsbestands/-eingangs weiterhin signifikantes Upside-Potential, das auch durch den Kurssprung zuletzt nicht abgebildet wird.
Grüße
Philipp