Donnerstag, 11. Juli 2019

Aumanns Umsatz- und Gewinnwarnung lässt auch Großaktionär MBB (er-)zittern

Der Automobilzulieferer Aumann hat geliefert - leider die schlechten Ergebnisse, die zu erwarten waren. Und genau genommen sogar noch schlechtere.

Nachdem schon die Zahlen zum ersten Quartal 2019 ziemlich mies ausgefallen waren, hatte vor allem der erschreckend geringe Auftragseingang mich veranlasst, Aumann auszusortieren. Es war absehbar, dass mindestens auch das zweite Quartal enttäuschend verlaufen würde. Und jetzt kam es genau so, denn Aumann musste eine Umsatz- und Gewinnwarnung aussprechen und das trifft auch den mit 38% beteiligten Großaktionär MBB...

Zu Aumann


Die in Beelen beheimatete Aumann AG residiert in der Dieselstraße und man könnte das als schlechtes Omen auffassen. Das Unternehmen hat heute eine "vorsichtige Neueinschätzung" der Umsatz- und Ergebniserwartung für das Geschäftsjahr 2019 vorgenommen, was erforderlich wurde angesichts wiederholter Verschiebungen von Auftragsvergaben mit signifikantem Volumen. Daraus resultierte im ersten Halbjahr ein "enttäuschender" Auftragseingang von knapp 85 Mio. Euro. Und da sich die Anzeichen nicht gerade verbessert haben, erwartet Aumann nunmehr für das laufende Geschäftsjahr nur noch ein Umsatz von 240 bis 260 Mio. Euro und ein adjustiertes EBIT von bis zu 22 Mio. Euro - allerdings auch dies nur unter Vorbehalt, denn abhängig von der weiteren Marktentwicklung könnte das EBIT auch mit geradezu magersüchtigen 16 Mio. Euro durchs Ziel gehen.

Der Maschinenbaukonzern Aumann bedient sowohl den zukunftsträchtigen Markt der E-Mobilität mit seinen Maschinen zur Herstellung von Spulen, der noch größere Umsatzanteil entfällt jedoch auf das Segment des klassischen Automobilzulieferers, bei dem es um Karosseriebauteile und Antriebsstränge geht. Mit einem erhöhten Exposure in China und dort sinkt seit vielen Monaten der Autoabsatz, auch wenn er im letzten Monat ein kleines (erstes?) Lebenszeichen von sich gegeben hat. Doch Aumann sieht hier bisher keine positiven Tendenzen, sondern erwartet im Gegenteil sogar "ein Fortbestehen dieser Faktoren über das laufende Geschäftsjahr hinaus".

Damit ist und bleibt Aumann auf absehbare zeit eine operative Baustelle und ist selbst nach dem erneuten zweistelligen Kursrückgang von knapp 20% auch unter 15 Euro nicht gerade preiswert.


Zu MBB

Nun gehört Aumann zu 38% der Industrieholding MBB, die nach dem IPO in 2017 ihren Anteilsbestand sukzessive und zu deutlich höheren Kursen mehrfach reduziert hatte. Dennoch wird Aumann in MBBs Konzernbilanz weiterhin voll konsolidiert, so dass sich Umsatz und Gewinn dort direkt auswirken und nicht nur als Beteiligungsergebnis. Mit Folgen...

MBB versucht seit einiger Zeit, seine Abhängigkeit von Aumann zu reduzieren, da das Unternehmen mehr als die Hälfte zu Umsatz und Gewinn beitrug. Dieses Klumpenrisiko wollte man reduzieren und dazu gab und gibt es zwei Möglichkeiten: man kauft andere Unternehmen zu und senkt so den relativen Anteil von Aumann an der MBB-Bilanz oder man verkauft Anteile von Aumann. Angesichts der Schwierigkeiten, passende und günstige Übernahmeziele zu finden, hat sich MBB für den zweiten Weg entschieden. Angesichts der zunehmenden Probleme bei Aumann war das auch eine gute Entscheidung.

Dennoch droht jetzt gleich doppelt Ungemach für MBB. Einerseits wirken sich die niedrigeren Umsätze und Gewinne in der eigenen Konzernbilanz negativ aus und auf der anderen Seite kam Aumann zu 42,50 Euro an die Börse und mit 14 Euro notiert die Aktie inzwischen nur noch bei einem Drittel dieses Kurses. Das könnte zu einem erheblichen Abwertungsbedarf im Jahresabschluss 2019 führen, sofern sich der Kurs von Aumann nicht bis Jahresende nicht wieder deutlich erholen sollte. Davon ist aus aktueller Sicht allerdings nicht auszugehen.

MBB ebenfalls vor Prognosesenkung

Es ist also davon auszugehen, dass MBB in den nächsten Tagen ebenfalls mit einer Prognosesenkung um die Ecke kommen wird. Und trotz des heutigen Kurseinbruchs auf 60 Euro könnte man versucht sein, die Aktien lieber vorher noch zu verkaufen. Doch ich halte an MBB fest, auch wenn das Unternehmen und der Aktienkurs in diesem Jahr kaum noch etwas reißen werden.

MBB SE (Quelle: wallstreet-online.de)
Meine Gründe sind recht simpel: wie das Beispiel Delignit zeigt, hilft MBB seinen Töchtern durch Krisenzeiten und steht mit Kapital, aber auch Rat und Tat hilfreich zur Seite. Delignit war im Zuge der Finanzkrise fasst zum Pennystock abgeschmiert und MBB hat durch Restrukturierungen und Add-on-Zukäufe ein hervorragend positioniertes Unternehmen geformt. Und bei Aumann wird es ähnlich verlaufen, wenngleich Aumann eine völlig andere Gewichtsklasse hat. Allerdings sitzt Aumann selbst auf erheblichen Cash-Beständen und auch MBB hat viel Cash zur Verfügung für weitere Zukäufe. Ob nun ggf. flankierend bei Aumann oder aber, wie angedacht, um eine weitere Sparte zu begründen und/oder bei anderen Portfoliounternehmen Add-on-Zukäufe zu ermöglichen.

MBB ist nämlich kein Finanzinvestor, der auf eine möglichst hohe Rendite in möglichst kurzer zeit schielt, sondern eine Industrieholding nach dem Vorbild von Berkshire Hathaway, Danaher oder Gesco. Daher dürfte man bei MBB durchaus überlegen, ob man den Aumann-Anteil nicht doch wieder aufstockt. Allerdings denke ich, dass dies nicht in nächster Zeit erfolgt, sondern erst, wenn man bei anderen Zukäufen erfolgreich war.

Meine Einschätzung

MBB hat wegen seiner hohen Cash-Bestände eine ziemlich gute Ausgangsposition für die nächsten Monate, weil man nämlich zu inzwischen wieder "verträglichen" Preisen Unternehmen kaufen kann, um sein Portfolio zu erweitern. Auch das Geschäft von Beteiligungsunternehmen ist einer Zyklik unterworfen und in Phasen niedrigerer Bewertungsniveaus muss man Cash haben, um günstig zuschlagen zu können. MBB hat das Geld und die Möglichkeiten dürften sich nun immer öfter einstellen. Die Übernahme von 60% an der Friedrich Vorwerk KG, die im Rohrleitungs- und Anlagenbau für Industrie, Kommunen und Energieversorger tätig sind, dürfte erst der Anfang gewesen sein. Und man sollte immer in Blick behalten, dass MBB nie aus einer Position als Aktionär heraus agiert, sondern stets als Eigentümer. Das ist ein erheblicher Unterschied und für mich ein Qualitätsmerkmal.

Daher bleibe ich bei MBB investiert; ich habe Vertrauen in die Unternehmensgründer und -lenker um Freimuth und Nesemeier und bin gespannt, welche Unternehmen sie als nächste Zukäufe präsentieren werden. Klar ist allerdings auch, dass MBB in nächster Zeit, auch wegen Aumann, durch eine eher ungemütliche Phase gehen wird. Doch das bietet sowohl Risiken als auch Chancen. In der Vergangenheit konnte MBB die Risiken immer im beherrschbaren Rahmen halten und verstand es, sich bietende Chancen beim Schopf zu packen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es auch dieses Mal wieder so sein wird. Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich kurzfristig eingetrübt, aber auf mittlere und lange Sicht bleibt bei MBB alles im Grünen Bereich. Wenn auch etwas blassgrüner als zuvor...

Disclaimer
MBB befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

9 Kommentare:

  1. Aber jetzt die Gelegenheit zu nutzen und nachzukaufen, soweit würdest Du nicht gehen, oder!?

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    1. Meine Annahme ist, dass MBB selbst eine Gewinnwarnung abgeben werden muss wegen Aumann. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Nachricht positiv oder auch nur neutral an der Börse aufgenommen wird, auch wenn es heute bereits eine Kursturz gab und man sich dessen ja auch heute schon bewusst sein kann/sollte.

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  2. Hallo Michael, du schreibst in deinem Artikel, dass Aumann unter 15 Euro auch nicht preiswert wäre, dem stimme ich soweit zu, wenn mann davon ausgeht, dass sich Auftragseingänge erst mal nicht verbessern wird. Anderseits hat Aumann ein gutes Standbein in einem wachsenden Markt.

    Die Börse bewertet Aumann mittlerweile als einen klassischen Maschinenbauer, der zu teuer ist.

    Das Wasserstoffauto oder E-Auto wird in einer Form kommen und Aumann wird sich ein Stück vom Kuchen abschneiden. Oder sehe ich das falsch?

    MBB hätte sich bereits in den letzten 2 Monaten sich von weiteren Aumann teilen trennen können, auch wenn sich der Cash-Berg weiter erhöht, aber es wäre immerhin besser als ein schlechtes Investment.

    Die eigentliche Frage, die sich stellt, wie weit man kann man die Umsätze E-Mobilität-Bereich ausbauen? Selbst wenn man in den nächsten 5 Jahren ingesamt 1 Mrd. Umsatz machen würde, rechtfertig dies nicht mal ansatzweise die alten Kurse von Aumann.

    MBB muss hier weit mehr Potential sehen. Interessant finde ich auch, dass Aumann auf der eignen Homepage weiterhin Mitarbeiter sucht. Nach der Gewinnwarnung könnte auch ein Abbau von Stellen folgen.

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    1. Ich glaube, der Fehler liegt darin, dass Aumann von vielen als Finanzbeteiligung von MBB betrachtet wird. MBB sieht das aber anders und zwar aus Sicht eines Eigentümers. MBB hat sich nicht von Aumann-Anteilen getrennt, weil sie damit schnelles Geld machen wollten, sondern weil Aumann einfach zu viel Gewicht im MBB-Konzern eingenommen hatte.

      Nochmal zur Sicht eines Eigentümers. Am besten kann man das nachvollziehen, wenn man sich in diese Situation hineinversetzt. Wenn man 100 Aktien von Microsoft hat, stellt sich durchaus vielleicht mal die Frage, ob man die nicht zu vermeintlich hohen Kursen verkaufen sollte, um sie einige Wochen später niedriger zurückkaufen zu können. Wenn einem aber 100% an Microsoft gehören würde, würde man daran nicht einen Gedanken verschwenden. Man würde sich alleine darauf konzentrieren, wie sich das Unternehmen operativ entwickelt. Und nur, wenn man keine großartigen Perspektiven mehr sehen würde, langfristig(!), würde man vielleicht über einen Verkauf des ganzen nachdenken.

      Und so sieht MBB die Sache auch bei Aumann. Man ist dort größter Eigentümer und stellt das auch nicht zur Disposition. Man hat genau so viele Anteile an Aumann abgebaut, wie man dort noch den beherrschenden Einfluss sicherstellen und Aumann in der eigenen Konzernbilanz voll konsolidieren konnte, während man gleichzeitig das Klumpenrisiko durch den Anteilsverkauf reduziert hat.

      Dieses Klumpenrisiko ist auch der Grund, weshalb ich mir nicht vorstellen konnte, dass MBB wieder bei Aumann aufstockt. Allerdings... nachdem man nun Vorwerk zugekauft hat mit 100 Mio Euro Umsatz und als eigene neue Konzernsparte, könnte man auch über ein Zukaufen eines kleinen Aumann-Anteils neu nachdenken. Zwischen 38% und 50% ist ja noch einiges an Platz. Konkret wird da aber sicherlich nichts werden, solange der Vorwerk-Kauf nicht vollzogen ist und sich bei Aumann ein Ende der Krise abzeichnet (Blick auf die Auftragseingänge).

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    2. Hallo Michael,
      kaufst du morgen früh MBB für 55 Euro nach und ist es für dich eher eine Halte-Position? Danke.

      Viele Grüße, Basti

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    3. Angesichts der unsichereren Aussichten (bei Aumann) ist MBB für mich momentan eine Halteposition. Ich warte ab, ob/bis sich dort die Lage stabilisiert und dann denke ich über ein Aufstocken bei MBB nach - vielleicht verschenke ich damit einige Prozente an Kurszuwachs, aber dann bin ich auf der sicheren Seite mit meinem Investmentcase - und Platz genug für den Kurs nach oben ist dann immer noch, da bin ich mir sicher...

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  3. Noch mal vielen Dank für deine Erläuterung aus Sicht des Eigentümers! Welche Wert kann man im Moment der DTS zustehen? Ich sehe den Wert ähnlich wie bei Weclapp (3U Holding). Was hälst du eigentlich von der aktuellen Entwicklung der Aareon AG, die zu der Aareal Bank gehört?

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    1. MBB gehören 80% an DTS und die haben 2018 einen Umsatz von rund 52 Mio. Euro gemacht; ein KUV von 2 sollte man einem profitablen Unternehmen aus der Branche Internetsicherheit mindestens zubilligen. Und dann hat man im Februar 2019 noch 66% an der ISL Internet Sicherheitslösungen GmbH zugekauft. Allerdings gibt es hierzu weder Angaben zu Umsatz noch Kaufpreis, daher kann man den Wert kaum taxieren. DTS sollte also zwischen 100 und 150 Mio. Euro wert sein.

      Aareon sagt mir leider gar nichts.

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  4. MBB hat einen Zukauf vermeldet am Freitag. Der Portfolioschwerpunkt verschiebt sich Richtung Infrastruktur durch Erdverlegung von Rohren/Leitungen. Vorwerk plant 200 Mio € Umsatz in 2019 und zukünftig signifikantes Wachstum. Im Interview im August betonte Nesemeier zudem, Vorwerk würde die Marge des Gesamtunternehmens anheben. Wenn diese Aussage tatsächlich stimmen sollte und sich nicht auf irgendwelche um alles bereinigten EBITDA Kennzahlen bezieht, besteht mitlerweile eine Krasse ungerechtfertigte Differenz aus Börsenwert und Rentabilität von MBB. Gerade unter Berücksichtigung der Weiterhin zwischen 150 Mio - 175 Mio liegenden Cashposition. Es werden nur 200 Mio € für ein Unternehmen aufgerufen, dass 650 - 700 Mio € Umsatz/ Jahr erwirtschaftet und kaum verschuldet ist. Ich werde meine Position weiter aufstocken. Auch wenn ich davon ausgehe, dass der Kurs in einer Rezession weiter leiden würde, stimmt der Wert der Assets mich hier langfristig sehr positiv und ich sehe MBB bei diesem Preis als Investment fast ohne Risiko. Das ist ja auch ein Wert an sich.

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