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Freitag, 28. Juni 2019

Solidus-Verkauf und Dividendenerhöhung: Bei Aurelius rollt der Rubel (jetzt doch noch)...

Beim Münchner Finanzinvestor Aurelius war zuletzt etwas die Luft raus: der Kurs steht immer noch dort, wo er auch schon vor einem halben Jahr lag. Und um die 40 Euro herum notiert der Aktienkurs weit unter dem Jahres- und Allzeithoch, das im Frühjahr 2018 bei 65 Euro erreicht wurde. Zieht man die zwischenzeitliche Bruttodividende von 5 Euro ab, notiert der Kurs momentan etwa ein Drittel unterhalb des um die Dividende bereinigten Höchstwertes von 60 Euro. Oder anders aufgedrückt: bis zum alten Höchststand hätte der Kurs knapp 50% Luft. Hätte...

Ich begleite Aurelius nun schon einige Jahre, als Aktionär und hier im Blog, und unterm Strich stehen nach rund sechs Jahren 430% Rendite oder durchschnittliche 28% pro Jahr. Damit konnte Aurelius überdurchschnittliche stark zulegen verglichen mit jährlichen Renditen zwischen 7% und 8%, die die Börse langfristig im Mittel abwirft.

Der heutige Kurshüpfer ist den jüngsten Nachrichten geschuldet, denn "endlich liefert" Aurelius die lang ersehnten Vollzugsmeldungen und das lässt die Herzen der Aktionäre höher schlagen. Auch die der Dividendenjäger...


Die momentane Börsenlage ist für Finanzinvestoren und Beteiligungsgesellschaften nicht einfach. Die Anzeichen für ein deutliches Abbremsen der Konjunktur kann man inzwischen kaum noch übersehen und damit reduzieren sich auch die möglichen Kaufpreiserlöse, wenn Aurelius & Co. Töchter zum Verkauf stellen. Denn die Käufer wittern natürlich ihre Chance und versuchen, mögliches künftiges Ungemach als Rabatt hinein zu verhandeln.

Im Falle von Solidus gelang das offensichtlich am Ende nicht wirklich, denn auch wenn Aurelius viele Monate gebraucht hat, um den Verkauf an Private Equity Fonds unter Dach und Fach zu bringen, hat es am Ende doch geklappt. Und die heute von Aurelius mitgeteilten 330 Mio. Euro liegen über den Mindesterwartungen, so dass der Verkauf ein ziemlicher Erfolg ist.

Neuer Dividendenvorschlag für 2018 bei 3 Euro

Das hat auch konkrete Auswirkungen. Zwar steht der Verkauf noch unter Vorbehalt behördlicher Genehmigungen und der Vollzug wird noch einige Wochen auf sich warten lassen, aber Aurelius ist sich so sicher über den Erfolg, dass man der Verkaufsmeldung gleich eine weitere Mitteilung hinterher schob, in der ein erhöhten Dividendenvorschlag für die Hauptversammlung am 19. Juli angekündigt wird.

Aurelius SE (Quelle: wallstreet-online.de)
Denn zur Hauptversammlung hat Aurelius bereits eingeladen und der Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2018 lautete bisher lediglich auf 1,50 Euro und umfasste ausschließlich die Basisdividende. Zwar hatte Aurelius erklärt, ggf. noch alle Verkäufe bis zur HV anteilig mit berücksichtigen zu wollen, aber die Hoffnung war doch bei vielen Anlegern schon geschwunden. Doch nun sollen zusätzliche 1,50 Euro je Aktie als Partizipationsdividende ausgezahlt werden, so dass für 2018 insgesamt 3 Euro Dividende ausgekehrt werden, was eine Dividendenrendite von knapp 7% ergibt.

Und es muss sich auch niemand Sorgen machen, falls der Solidus-Deal doch noch platzen sollte. Denn für das Rekordjahr 2017 hatte Aurelius nicht alle gewinne ausgeschüttet, sondern sich noch ein üppiges Polster aufbewahrt - der Dividendenvorschlag wäre also auch im Notfall durch Gewinne gedeckt. Aber... es ist nicht von einem Scheitern des Solidus-Deals auszugehen. Dieser soll übrigens nach Aussagen von Aurelius zu einem positiven Ergebnisbeitrag für 2019 von 102 Mio. Euro führen...

Meine Einschätzung

In einem schwierigen Marktumfeld beweist Aurelius einmal mehr, dass das Geschäftsmodell funktioniert und man sein Handwerk versteht. Dazu gehören attraktive, günstige Käufe und eben gewinnbringende Verkäufe. Mit Solidus kann Aurelius einen weiteren Achtungserfolg verbuchen und seine Bilanz aufpeppen. Dividendenjäger werden ebenso erfreut sein, dass die Dividendenrendite so üppig ausfällt und wir behalten im Hinterkopf, dass die anteiligen 2017er Gewinne auch noch zur Verfügung stehen, falls es im nächsten Jahr wieder etwas eng werden sollte.

Der Solidus-Exit hat jedoch noch eine weitere positive Komponente: Aurelius stehen nach dem Vollzug wieder weitere üppige Finanzmittel zur Verfügung, um neue Beteiligungen kaufen zu können. Auch wenn man hierbei nur geringe Kaufpreise zahlt, muss eine gewisser Eigenkapital aufgebracht werden und ebenso ein Sanierungsaufwand. Denn nicht immer kann Aurelius eine Bargain Puchase einstreichen, also eine Mitgift.

Trotz der sich eintrübenden Konjunkturaussichten sollte Aurelius weiterhin gute Geschäfte machen können - sofern es nicht zu einem Wirtschafts- oder Börsencrash kommt. Daher bleibe ich weiter recht entspannt und an Bord und lasse mein Geld im Unternehmen arbeiten. Und sich vermehren...

Disclaimer
Aurelius befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

10 Kommentare:

  1. Danke für diesen Beitrag! Wie groß sind die Rücklagen aus dem Gewinn 2017 denn aktuell noch (i.S.v. wieviel des Cashs ist noch vorhanden)? Ich habe leider ein bisschen das Gefühl, dass davon nicht mehr allzu viel übrig ist.

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    1. Aurelius hatte in seiner Mitteilung zu den Halbjahreszahlen per 31.3.2019 einen Bestand an liquiden Mitteln von 220,8 Mio. Euro ausgewiesen. Bei 30,56 Mio. Aktien werden die 3 Euro Dividende jetzt 91,68 Mio. Euro ausmachen, das reicht also locker (dann kommt ja der Solidus-Verkaufserlös noch hinzu, netto, also nicht die vollen 330 Mio. Euro).

      Allerdings hatte ich ja die Gewinnrücklage angesprochen, die hat ja mit der Liquidität erstmal nix zu tun. Aurelius hatte für 2017 weniger als die Hälfte der erzielten hohen Gewinne ausgeschüttet und den Rest in die Gewinnrücklage eingestellt. Das ist ja "nur" ein Bilanzposten; das Geld liegt ja nicht auf dem Girokonto, sondern muss als Liquidität zur Verfügung stehen, wenn es ausgeschüttet werden soll (tut es). Aber Aurelius kann auch nicht irgendwelches Geld ausschütten, sondern muss schon auf Gewinne und/oder andere Rücklagen zurückgreifen. Und die sind ebenfalls vorhanden. Aurelius hätte also theoretisch auch 1,50 Euro Partizipationsdividende für 2018 auskehren können, ohne den Solidus-Verkauf. Das hätte aber eine (unnötige) Diskussion darüber ausgelöst, dass man "aus der Substanz" ausschütten würde und keine Erfolge vorzuweisen hätte. Und ob das Geld nicht lieber für neue Geschäfte im Konzern bleiben sollte. So, dank des Solidus-Exits hat man diese ganzen Diskussionen nun von der Backe und kann einfach dem ursprünglichen Plan folgen und die eigenen Ankündigungen in die Tat umsetzen. Best Case ist dieses Mal also Real Case... ^^

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    2. Hallo vielen Dank für den ausführlichen Kommentar.
      Ist die Annahme dann richtig das Aurelius nach Abzug der Dividende und + Nettoverkaufserlös auf ca. 350 - 400 Mio. Euro Gewinnrücklagen kommen müsste?

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  2. Danke für die rasche und genaue Analyse. Verstehe ich es jedoch richtig, dass Aurelius in 2019 - theoretisch - schon jetzt eine Dividende von 3 Euro ausschütten könnte? Ergebnisbeitrag von 102 Mio. durch 30 Mio Aktien. Ich glaube, 2019 wird für Aurelius ein extrem erfolgreiches Geschäftsjahr. Im Q-Call sagte der Finanzvorstand, dass mehrere (4-6) Unternehmen Exit reif sind. Da sollte, wenn alles klappt, noch einiges Geld reinkommen.

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    1. Theoretisch wäre nun genug Geld Und Bilanzgewinn vorhanden, um 2019 auch mindestens 3 Euro auszukehren.

      Was die weiteren Exits angeht, würde ich mir da jetzt nicht zu viel erwarten. Es sind aus "älterer" Zeit ja noch einige kleinere Beteiligungen im Depot, die erzielen zwar schöne Gewinne, die machen aber dann in Relation zur inzwischen erreichten Größe von Aurelius nicht ganz so viel aus. Und ein "Exit" wurde ja gerade erst verkündet: Aurelius hat Privilege Marine an HanseYachts verkauft, ohne groß was zu verdienen. Und der Käufer ist auch eine Aurelius-Beteiligung.

      Aber ich will auch nicht pessimistisch klingen, Aurelius hat auch ein paar weitere Dickschiffe im Portfolio. Warten wir es ab, ich bin bei Aurelius ja Langfristinvestor und da kommt es auf ein paar Monate nicht so drauf an. Lieber auf solide und gewinnträchtige Geschäfte "on the long run"...

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    2. Lieber Michael, hast du nicht vielleicht noch ein paar "aufmunternde" Worte zum Thema Aurelius in der Tasche? Ich bin seit fast 4 Jahren dabei, und das Ergebnis ist mit Stichtag heute incl. Dividenden 0 %, ohne Dividenden - 21%. Aber nicht nur das Ergebnis ist niederschmetternd, sondern vor allem plagt mich eine große Unsicherheit bezüglich dieser Aktie. Die unternehmenseigenen Meldungen sind durchweg nur positiv, aber von diversen Analysten wird die Aktie als hochspekulativ bis hin zur Zockeraktie eingestuft. Und die Kursentwicklung passt doch seit ungefähr 3 Jahren nicht ins Bild. Für dich sieht es natürlich anders aus, weil du schon seit 2012 dabeibist. Aber siehst du Aurelius wirklich noch so positiv? Freue mich auf deine Antwort. Beste Grüße Isabelle

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    3. Das Aurelius-Investment hat sich nicht gelohnt für Dich, Isabelle. Ärgerlich. Vor vier Jahren war Aurelius viel weniger Wert als heute, aber der Markt hat die Zukunftsaussichten viel höher bewertet, während er momentan eher davon ausgeht, dass auch Aurelius und seine Beteiligungen von der aufziehenden Konjunkturschwäche negativ getroffen werden. Das wird auch so sein, ohne Frage. Interessanter ist aber, ob Aurelius in dieser Phase weiterhin so erfolgreich Geschäfte machen kann. Und die Zeichen stehen gut. Aurelius bekommt ja häufig eine sog. Bargain Purchase mit auf den Weg, also eine Mitgift. Sie kaufen ein Unternehmen und zahlen keinen Kaufpreis, sondern bekommen sogar noch Geld oben drauf. Wie beim Erwerb von Office Depot Europe. Aurelius kriegt das Geld nicht, weil sie so nett und sympathisch sind, sondern weil sie dem Verkäufer ein Risiko abnehmen. Der will eine Tochter/Sparte/Randbereich loswerden und muss diese an jemanden abgeben, der das Unternehmen seriös weiter fortführt. Ansonsten hat er ein Imageproblem, wird von der presse durch den Kakao gezogen. Er könnte das Unternehmen auch dicht machen, aber dann muss er Abfindungen zahlen, Werke schließen, Mitarbeiter entlassen. Gibt er das Unternehmen an Aurelius ab, übernimmt Aurelius die Umstrukturierung und Neuausrichtung. Wenn dann nach drei Jahren die Lichter ausgehen, ist Aurelius "der Böse". Dafür zahlt der Verkäufer, weil er sonst ja trotzdem die ganzen Kosten am Hals hätte.

      In einer Konjunkturkrise wächst die zahl der Unternehmen, die ins Schaufenster gestellt werden. Und da deren operative Probleme größer sind, ist ihr Kaufpreis niedriger und die Mitgift ggf. noch höher. Für Aurelius eine tolle zeit, jedenfalls auf der Kaufseite. Da können sie viel einsammeln, was einige Jahre später durchsaniert hohe gewinne abwerfen dürfte. Sofern... Aurelius ordentlich Cash hat, um die Sanierung und ggf. Add-on-Zukäufe zu finanzieren. Sollte Aurelius selbst klamm sein in einer solchen Phase, wären sie dumm und wir als Aktionäre angeschmiert. Ich gehe aber davon aus, dass Dr. Markus und seine Truppe das auch weiß... ;-)

      Auf der Verkaufseite ist eine Konjunkturkrise natürlich generell eine Preisbremse. Andererseits verkauft Aurelius ja eher keine Wackelkandidaten, sondern sehr gut positionierte Unternehmen und für die gibt es immer Käufer. In einer Krise natürlich weniger. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Zinsen extrem niedrig sind, daher bekommen auch Unternehmen Geld, die es normalerweise schwer hätten, Kredit zu bekommen. Die Kreditgeber sind angesichts von Negativzinsen bereit, höhere Risiken einzugehen. Was für Aurelius als Verkäufer die Sache einfacher macht, wenn Interessenten etwas stärker kreditfinanziert als Käufer auftreten. Die niedrigen Zinsen schieben auch die Kaufpreise für solide Unternehmen nach oben.

      Wann Du mit deiner Aurelius-Aktie im Plus sein wirst, kann ich Dir nicht beantworten. Ich bin mir aber sicher, dass Aurelius weiterhin gute Geschäfte machen und gutes Geld verdienen wird. und dass irgendwann wieder eine Börsenphase kommt, wo Beteiligunsggesellschaften und auch Aurelius wieder mit einem Kursaufschlag auf ihren fairen Wert bepreist werden, weil der Markt ihre Zukunftsaussichten als überdurchschnittlich einstuft. Bis dahin kann es aber noch eine ganze Weile dauern, das ist leider nicht vorhersehbar.

      Stell Dir einfach vor, Du hättest keine Aktien von Aurelius, sondern Dir würde ein Anteil an der Aurelius GmbH gehören. Du würdest also keinen täglichen Kursstand vor Augen haben, sondern lediglich die Geschäftsberichte und Pressemitteilungen des Unternehmens. Wie würdest Du Dich dann mit Deinem Aurelius-Anteil fühlen. Hättest Du ein gutes Gefühl, weil Du glaubst, bei Dr. Markus und seiner Truppe würde Dein Geld gut investiert? Wenn Du diese Frage mit Ja beantworten kannst, dann biste im richtigen Unternehmen investiert. Und der Kurs ist nur Nebensache...

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    4. Vielen Dank, Michael, für deine ausführliche "Aufmunterung". Auch wenn mir wohler wäre, wenn ich Aurelius nie gekauft hätte und ich auch nicht die Nerven habe, jetzt weiter nachzukaufen, bleibe ich weiter dabei und versuche deinen Rat zu befolgen und mich auf die Geschäftsberichte zu konzentrieren. Im Moment ist es ja eh besser, die Kurse nicht zu beachten ... Gruß Isabelle

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  3. Hallo Michael,

    etwas konkreter gefragt: Siehst Du bei Aurelius durch die gezielte Verstärkung des ohnehin schon starken Engagements im UK eine Verschlechterung des Chance/Risiko-Verhältnisses?

    https://www.finance-magazin.de/deals/private-equity-private-debt/aurelius-platziert-brexit-wette-2043671/

    Dem Markt scheint die aktuelle Entwicklung nicht zu gefallen. Würdest Du persönlich das als Kaufgelegenheit sehen?

    Gruß
    Jens

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    1. Ja, Aurelius vergrößert durch den Zukauf in UK sein Risiko und zwar gerade mit diesem Zukauf. Denn das Unternehmen sitzt in UK und fertigt in UK, verkauft/vertreibt aber in vielen europäischen Ländern. Ein Hard-Brexit würde das Unternehmen daher hart treffen.

      Auf der anderen Seite gehe ich stark davon aus, dass dies beim Kaufpreis vollumfänglich berücksichtigt worden ist. Und da Aurelius ja die Absicht hat, das Unternehmen merklich umzukrempeln in den nächsten Jahren, werden sie auch hierfür einen Plan haben. Insofern wäre der Deal jetzt kein Grund für mich, nicht (mehr) in Aurelius zu investieren. Sie kaufen ja immer das, was nicht mehr gewollt oder unbeliebt ist. Sonst würden sie die Unternehmen nicht zu diesen günstigen Preis bekommen. Alleine das beschränkt das Risiko schon merklich. Wenn man für ein 100-Mio-Business nur 10 Mio ausgibt und das dann gegen die Wand fährt, hat man zwar theoretisch 100 Mio. verloren, aber defacto eben nur 10 Mio. im Feuer gehabt...

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