Heute dann folgte der nächste Kurssprung, denn KKR macht jetzt Nägel mit Köpfen und hat ein formales Angebot an die freien Axel Springer-Aktionäre unterbreitet. Doch das dürfte erst der Anfang gewesen sein für das Börsenende des MDAX-Konzerns...
Kein Delisting (vorerst)
Anders als bisher gedacht, ist mit dem Übernahmeangebot keine Ankündigung eines Delistings verbunden; es wird also in diesem Stadium (noch) kein "Going Private" angestrebt. Das Angebot von KKR & Co. beläuft sich auf 63 Euro je Springer-Aktie und ist an eine Annahmequote von mindestens 20% geknüpft. Und das ist nicht unbedingt ein Selbstläufer. Denn Springer-Erbin Friede und Vorstandschef Mathias Döpfner halten zusammen 45,4% an dem Unternehmen und wollen ihre Pakete behalten. Und sogar noch mehr, denn sie haben mit KKR eine Aktionärsvereinbarung getroffen, wonach Friede Springer, Mathias Döpfner und KKR zukünftig "ihr Verhalten in Bezug auf die Gesellschaft abstimmen und ihre Stimmrechte gemeinsam ausüben". Die vom Vorstand entwickelte Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes der Axel Springer SE werden sie gemeinsam unterstützen.
Zu KKRs Wandlung vom Corporate Raider hin zu einer Beteiligungsgesellschaft hatte ich kürzlich schon Ausführungen gemacht und dieser Wandel erklärt auch, weshalb sich Springer gerade KKR als Partner ausgesucht hat. Hinzu gesellt sich KKRs Expertise im Mediengeschäft und die Erklärung, mindestens fünf Jahre lang bei Axel Springer beteiligt bleiben zu wollen.
Zum Angebotspreis von 63 Euro wird Springer inklusive der Nettofinanzschulden von 1,25 Mrd. Euro mit einem Unternehmenswert von gut 8 Mrd. Euro bewertet. Die Mittel werden von KKR direkt sowie dem neu aufgelegten 5-Milliarden-Euro-Fonds „Europa V“ aufgebracht und können sich bei Andienung aller Streubesitzaktien auf 3,7 Mrd. Euro summieren.
Wie sich andere Familienmitglieder verhalten werden, ist nicht bekannt. Einige Enkel halten zusammen rund 9,8% der Anteile. Der sonstige Streubesitz liegt also bei knapp 45% und davon schlummern nicht wenige Aktien bei großen Fondsgesellschaften und/oder ETF-Anbietern, die z.B. den MDAX nachbilden. Auch hier ist nicht klar, ob diese das Angebot annehmen werden - wäre es an ein Delisting geknüpft, wären diese aufgrund ihrer Statuten oftmals gezwungen, es anzunehmen. Aber so...?
Axel Springer SE (Quelle: wallstreet-online.de) |
Wie geht es weiter?
Das Angebot von 63 Euro je Aktie ist nochmals ein Aufschlag auf die zuletzt aufgerufenen Börsenkurse bei rund 55 Euro. Insofern haben Anleger in den letzten beiden Wochen eine saftige Kursrendite einfahren können und nicht wenige werden sich überlegen, ihre Gewinne mitzunehmen. Da der Aktienkurs knapp auf Höhe des Angebotspreises notiert, kann man das allerdings auch bequem über die Börse machen und muss dazu nicht das KKR-Angebot annehmen. Als MDAX-Wert ist die Springer-Aktie ja gut zu handeln.Ich gehe davon aus, dass die Mindestannahmequote von 20% überschritten wird. Danach wird das Konsortium Springer/Döpfner/KKR vermutlich auf mehr als 80% der Anteile kommen. Die MDAX-Mitgliedschaft dürfte dann infrage stehen aufgrund der Stimmrechtsbündelung und ich vermute, dass das zuvor im Raum stehende Ziel eines "Going Private" nach dieser ersten Offerte mittelfristig weiter verfolgt wird. Von daher würde es mich nicht wundern, wenn Abfindungsspezialisten wie Allerthal-Werke, Deutschen Balaton, Scherzer & Co. oder Shareholder Value sich bei Axel Springer einkaufen werden, um im weiteren Verlauf bis hin zu einem Squeeze-out noch einiges an Geld zu machen. Je weiter er hierauf zu läuft, desto höher werden ggf. die gebotenen Preise.
Sollte die Mindestannahmequote erreicht werden, dürfte die Springer-Aktie bei 63 Euro gut nach unten abgesichert sein. Falls sie nicht erreicht werden sollte, dürfte der Kurs schnell wieder in sich zusammenfallen, denn Springer steht operativ vor zunehmenden Herausforderungen.
Umsatz- und Gewinnwarnung
So hat Axel Springer die heutige Meldung dazu genutzt, eine Prognosesenkung auszusprechen."Der Vorstand hält (...) an den für die Umsetzung seiner Wachstumsstrategie geplanten Investitionen für das Geschäftsjahr 2019 fest, obwohl die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schwächer als geplant verläuft, wodurch die Erlösentwicklung vor allem bei den Job Classifieds schwächer ausfällt. Hieraus und aus der zwischenzeitlich in Frankreich verabschiedeten Digitalsteuer ergibt sich eine teilweise Anpassung der für 2019 erwarteten Umsatzerlös- und Ergebnisentwicklung. Axel Springer erwartet deshalb, dass der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2019 auf berichteter Basis im niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgehen und organisch im niedrigen einstelligen Prozentbereich ansteigen wird. Das bereinigte EBITDA soll einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich (berichtet) zeigen bzw. organisch auf Vorjahresniveau liegen. Der Umsatz im Segment Classifieds Media soll berichtet auf Vorjahresniveau liegen bis zu einem Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich und organisch im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich ansteigen. Axel Springer erwartet, dass das bereinigte EBITDA im Segment Classifieds Media einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich (berichtet) ausweisen und organisch auf Vorjahresniveau liegen wird."
Ohne die Übernahmeofferte wäre diese Meldung für einen satten Kursrücksetzer gut gewesen. Gut möglich, dass die Prognosesenkung zusätzlich stimulierend auf Anleger wirkt, das KKR-Angebot anzunehmen. Ich habe mich jedenfalls dazu entschieden, meine Springer-Aktien zu verkaufen; auch wenn mich die Aussicht auf das "Endspiel" bei Springer reizt, sehe ich das weitere Kurspotenzial als begrenzter an als bei anderen Werten. Ich streiche daher Axel Springer auch von meiner Beobachtungsliste - auch wenn ich sicherlich auch künftig die weitere Entwicklung im Auge behalten werde. Mit knapp 3% Gesamtrendite nach rund 15 Monaten war das Investment kein wirklich gelungenes.
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