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Mittwoch, 1. Mai 2019

Wird Rocket Internet jetzt zum Immobilienkonzern? Ernsthaft? Oder wie jetzt?

Die Rocket Internet SE agiert als Startup-Schmiede und Beteiligungsgesellschaft und hat mit Immobiliengeschäften wenig am Hut. Bis jetzt. An mich wurde - vielleicht nicht ganz ernst gemeint - die Frage herangetragen, ob Rocket Internet jetzt sein Geschäftsmodell ändere hin zu einem Immobilienunternehmen.

Basis für diese Andeutung/Vermutung ist die Einladung zur Hauptversammlung, wo es in der Tat um eine Änderung der Satzung der Gesellschaft geht und worüber die Aktionäre auf der anstehenden Hauptversammlung abstimmen sollen. Aber was steckt denn nun wirklich dahinter...?


Das Vermögen von Oliver Samwer steckt überwiegend in seinem Aktienpaket bei Rocket Internet, jedoch  diversifiziert er seine Anlagen auch in Immobilien. So wie in der Deutsche Konsum REIT AG, die ja ebenfalls in Deutschland auf dem Börsenzettel zu finden ist. Ähnlich verfährt auch Dr. Dirk Markus, Chef des Finanzinvestors Aurelius. Hieraus ableiten zu wollen, dass Rocket Internet nun seine Wurzeln verlässt und zur Immobiliengesellschaft umgewandelt werden solle, halte ich für fehlgeleitet.

Zunächst handelt es sich bei dem Tagesordnungspunkt 9 nicht um eine Änderung des Gesellschaftszwecks dahingehend, dass der bisherige ersetzt werde solle. Vielmehr geht es um eine Ergänzung. Und der entsprechende Passus hierzu, der neu in den §2 Abs. 1 der Satzung aufgenommen werden soll, lautet:

"Betreiben von Immobiliengeschäften aller Art, einschließlich der Erbringung von technischen und kaufmännischen Dienstleistungen, der Entwicklung von technischem, kaufmännischem und sonstigem Know-How im Immobilienbereich mit Bezug zu neuen Technologien, einschließlich des Erwerbs, der Errichtung, des Betriebs, der Bewirtschaftung, der Modernisierung, der Instandhaltung und der Verwaltung von Wohn- und Gewerbebauten und (in diesem Zusammenhang) des Erwerbs, der Verwaltung und der Veräußerung von bebauten und unbebauten Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten."

Rocket Internet will also künftig - zusätzlich zum bisherigen Geschäftsmodell - die Entwicklung und Betreuung von Grundstücken bzw. Liegenschaften aufnehmen und auch die Bewirtschaftung und Erbringung von Dienstleistungen, die damit im Zusammenhang stehen.

Die Frage ist nun, ob das ein völlig neuer Geschäftszweig werden soll, der losgelöst von den übrigen Aktivitäten aufgebaut wird und diese ggf. irgendwann ersetze soll. Wie die an mich herangetragene Frage ja suggeriert. Oder ob es um eine wirkliche Ergänzung der bisherigen Aktivitäten geht. Und das nehme ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an.

Denn das macht doch für Rocket Internet total Sinn. Warum sollte man nicht eigene Immobilien erwerben oder auch planen und errichten, um diese dann an (eigene) Startups und Tochterfirmen zu vermieten? Dadurch schafft man nicht nur eine zusätzliche Investitionsmöglichkeit für den vorhandenen großen Cash-Berg von mehr als 2 Mrd. Euro, sondern auch dauerhafte Werte und Cashflows. Auf der anderen Seite macht man sich (und die Töchter und Neugründungen) weniger abhängig von externen Büroflächen, die man teuer anmieten muss und die ggf. nicht den jeweiligen Erfordernissen entsprechen.

Eine solche Denke ist übrigens kein Neuland. Wer mal - sinnvolle - anderthalb Stunden Zeit in Bildung investieren möchte, sollte sich den Film "The Founder" ansehen mit Michael Keaton in der Hauptrolle; in dem geht es um Ray Kroc, der aus dem einen ursprünglichen McDonalds-Restaurant einen Weltkonzern formte. Und der mit dem überaus erfolgreichen Franchise-Modell dennoch kurz vor der Pleite stand, obwohl damals jede Stadt eins seiner McDonalds-Restaurants haben wollte. Erst als Kroc dazu überging, zusätzlich zum eigentlichen Franchise die Grundstücke zu kaufen und die Mc-Donalds-Restaurants darauf selbst zu bauen und seinen Franchisenehmern anschließend zu vermieten, hob die McDonalds-Rakete richtig ab und schuf Werte in der Bilanz!

Heute ist McDonalds einer der größten Immobilienbesitzer der USA. Und ich denke, Oliver Samwer will mit Rocket Internet diesem Konzept (zumindest ansatzweise) folgen. Das ist alles andere als eine Abkehr vom bisherigen Businessmodell, sondern eine sehr sinnvolle Ergänzung, denn es schafft Werte in der Rocket-Bilanz, zusätzliche Einnahmeströme und es bringt für Rocket Internet eine höhere Flexibilität für dessen Töchter. Und ermöglicht es, zielgenau die Räumlichkeiten zu schaffen, die junge, innovative Startups benötigen - und sie ggf. schnell wieder räumen und für das nächste Projekt zur Verfügung stellen zu können. Ein weiterer sinnvoller Move aus meiner Sicht und eine weitere Möglichkeit, Werte für die Aktionäre zu schaffen. (Auch) hierdurch sollte sich perspektivisch der Abschlag zum NAV, den ich bei etwas über 30 Euro taxiere, (endlich) signifikant verringern.

Disclaimer
Aurelius und Rocket Internet befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

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