▶ ÜBERSICHT | THEMENSCHWERPUNKTE

Sonntag, 28. April 2019

Kissigs Kloogschieterei: Die 17. Börsenwoche im Rückspiegel mit Amazon, Blue Cap, Dr. Hönle, Microsoft, PayPal, Umicore

Es liegt eine weitere politisch weitgehend unaufgeregte Woche hinter uns und die Börsen zahlen das mit steigenden Kursen zurück.

In den USA nimmt die "Earnings Season" langsam richtig Fahrt auf und immer mehr Schwergewichte präsentieren ihre Ergebnisse des ersten Quartals. Von überbordendem Optimismus kann weiterhin keine Rede sein, trotz des optisch wieder hohen Kursniveaus. Zu viel Geld wartet noch immer an der Seitenlinie, während die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA weiter zunimmt. Und noch immer picken sich Anleger gerne das eine Pünktchen heraus, das ihnen an den vorgelegten Quartalszahlen nicht passt und das bestimmt dann die Schlagzeilen.
»Die Bären machen Schlagzeilen, die Bullen machen Geld.«
(Bernard Baruch)
Exemplarisch nenne ich mal Amazon, wo hauptsächlich über das nachlassende Umsatzwachstum berichtet wird. Hätten wir eine euphorische Stimmungslage an der Börse, wären die Nachrichten voll von der Gewinnverdopplung. Aber davon hat kaum jemand etwas mitbekommen und der Börsenkurs ist auch nicht zweistellig in die Höhe gesprungen. Die Börse scheint also Bernard Baruchs weisen Gedanken zu folgen und das kann auch noch eine ganze Weile so weitergehen...


Börsentheater, 1. Akt: Die Politik


Politisch war weitgehend Ruhe in der letzten Woche. Der schreckliche Terrorakt in Sri Lanka bestimmte die Schlagzeilen und im Wochenverlauf musste sich "Donaldissimo" wieder in den Vordergrund drängen, in dem er eine weitere Verschärfung der einseitigen US-Sanktionen gen den Iran verkündete. So sollen die bisherigen Ausnahmeregelungen für einige Öl-Importländer für iranisches Öl demnächst auslaufen und insbesondere China, die Türkei und Idien werden davon massiv negativ betroffen sein. Völlig zufällig ist in diesem Zusammenhang natürlich, dass gerade Indien und China immer stärker die Führungsrolle der USA in Asien und der Welt und auch im wirtschaftlichen Bereich herausfordern und sie als "Kollateralschaden" der US-Sanktionen gegen den Iran nun zusätzlich unter Druck geraten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...

In der EU laufen die Wahlen zum Europäischen Parlament an und den größten Aufreger verursachte Manfred Weber. Manfred Wer? werden sich nicht wenige nun fragen. Tja, Manfred Weber ist CSU-Politiker, Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Vorsitzender der EVP-Fraktion. Die EVP (Europäische Volkspartei) ist der Zusammenschluss der "moderat Konservativen" in der EU, zu denen auch CDU und CSU gehören. Und Manfred Weber ist der Spitzenkandidat der EVP bei den anstehenden Wahlen zum EU-Parlament und wird auch als Nachfolger von Jean-Claude Juncker als nächster Vorsitzender der EU-Kommission gehandelt. Und damit ist Manfred Weber eine entscheidende Person für die nächsten Jahre in der EU. Und in Deutschland. Und bis Anfang letzter Woche habe ich mich damit noch recht wohl gefühlt; als Bürger, als aktives CDU-Mitglied und als EU-Befürworter. Doch dann konnte Manfred Weber nicht widerstehen und tat das, was alle Politiker irgendwann einmal tun: er hat etwas wirklich Dummes gesagt. Und leider etwas sehr Folgengewichtiges, das es (mir) wirklich schwer macht, ihn zu wählen. Natürlich steht er als CSU-Politiker nicht hier in Schleswig-Holstein zur Wahl, das ist mir schon klar. Aber er ist der Spitzenkandidat der EVP, also auch "meiner" CDU. Und meine Stimme ist nun kein Selbstgänger mehr.

Weshalb? Nun, er hat sich ganz klar (und völlig ohne Not) zu Nord Stream 2 geäußert, der neuen, zweiten Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland, die Ende 2019 fertiggestellt sein wird. Manfred Weber hat gesagt, dass er als EU-Kommissionspräsident (oder ggf. als EVP-Fraktionsvorsitzender) alles dafür tun wird, Nord Stream 2 zu stoppen. Nachdem schon rund sieben Milliarden Euro ausgegeben sind und das Projekt kurz vor dem Abschluss steht. Und dann auch noch mit den gleichen - hohlen - Argumenten, mit denen die Amerikaner hausieren gehen: Deutschland (und die EU) würden sich durch Nord Stream 2 abhängig machen von russischem Gas. So ein Unfug! Durch diese zweite Pipeline ändert sich rein gar nichts an unserer Abhängigkeit von russischem Gas! Wir sind in Deutschland auf russisches Gas angewiesen, ob diese zweite Pipeline nun in Betrieb ist, oder nicht! Sie stellt lediglich eine zweite Versorgungsquelle dar und hilft uns sogar dabei, nicht (erneut) in einen Versorgungsengpass zu geraten, wenn sich Russland und die Ukraine mal wieder in die Haare bekommen und diese erste Pipeline dicht gemacht wird. Egal, von welcher der beiden Konfliktparteien. Nein, Nord Stream 2 erhöht nicht unsere Abhängigkeit vom russischen Gas, denn wir sind nicht verpflichtet, mehr russisches Gas abzunehmen, nur weil es eine zweite Pipeline gibt. Wir können genauso gut das - viel teurere - US-amerikanische LNG kaufen, dass die Amis mit Schiffen über den Atlantik transportieren und in Wilhelmshaven anlanden wollen. Und/oder weiter unsere Abhängigkeit von Gas und anderen fossilen Energieträgern insgesamt verringern. Das hat alles nichts mit dem Betrieb von Nord Stream 2 zu tun. Und daher kann ich nur hoffen, dass Manfred Weber nicht in die Position kommt, seine dumme Idee in die Tat umsetzen zu können...


Börsentheater, 2. Akt: Die Unternehmen


Aber dieses Blog ist ja kein Politikblog, daher beende ich dieses - für mich - leidige Thema an dieser Stelle und wende mich lieber der Börse und den Unternehmen zu. Und da gibt es ja viel Erfreuliches zu berichten. Aber nicht nur...


Amazon

Der Internet-Gigant Amazon hat Zahlen zum ersten Quartal präsentiert und die sie wahnsinnig gut ausgefallen. Beginnen wir mit dem "Schlechten": die Umsätze sind nur um 17% gestiegen. Shocking! Jedenfalls scheint das das einzige Thema zu sein, auf dass sich die Börsenmedien fokussieren. Tja, deren Pech, nicht meines. Ich finde 17% Wachstum beeindruckend. Denn Amazon schleppt ja seit der 13,7 Milliarden-Dollar-Übernahme Ende 2017 Whole Foods "mit sich herum" und diese Sparte wächst kaum. Insofern kommen die Wachstumsraten ausschließlich aus den anderen Sparten - und wenn man die Wachstumsraten von jetzt mit denen der Vergangenheit vergleicht, sollte man das im Hinterkopf behalten. Und dann war da natürlich noch der Dollar, der zur Stärke neigt(e). Amazon macht einen erheblichen Teil seiner Umsätze nicht mehr im Dollarraum, rechnet diese aber zum Bilanzstichtag natürlich immer in Dollar um. Und alleine hieraus resultiert bereits eine um einige Prozentpunkte niedrigere Wachstumsrate. Was auch andere große US-Konzerne betrifft, wie PayPal, Apple, Microsoft u.ä.

Schauen wir uns ein paar Zahlen an: der Nettoumsatz in Nordamerika, Amazons größtem Markt, stieg im 1. Quartal um 17% auf 35,81 Mrd. Dollar. Hier legt Amazon insbesondere bei den Third-Party-Sales stark zu, also beim Marktplatzgeschäft. Die Umsätze aus Verkäuferservices stiegen im ersten Quartal um 20% auf 11,1 Mrd. Dollar, während der Umsatz mit Anzeigen (Advertsising) und sonstigen Umsätzen um 34% auf 2,7 Mrd. Dollar stieg.

Größter Gewinntreiber bleibt Amazon Web Services, der Cloud-Dienst. Der Umsatz von AWS stieg um 41,4% auf 7,70 Mrd. Dollar, während das operative Ergebnis um 59% auf 2,2 Mrd. Dollar kletterte.

Die Betriebsausgaben von Amazon stiegen im Quartal um 12,6% auf 55,28 Mrd. Dollar und lagen damit signifikant unter dem Wachstum der Einnahmen. Dennoch wurde kräftig investiert, auch in neue Geschäftsfelder, wie etwa in den Elektroauto-Hersteller Rivian und das Startup Aurora für selbstfahrende Autos. Des Weiteren natürlich in sein Prime-Programm, die Lieferung von Lebensmitteln aus Whole Foods-Filialen und höhere Ausgaben für Videos, Live-Sport und Streaming.

Unterm Strich blieb auch einiges hängen. Aus den um 17% auf 59,7 Mrd. Dollar gesteigerten Umsätzen erzielte Amazon einen Überschuss von 3,6 Mrd. Dollar und konnte seinen Gewinn damit um enorme 125% steigern. Die Gewinne und der Free Cashflow wachsen seit einiger Zeit rasant an bei Amazon, obwohl der Konzern weiterhin massiv investiert. So sollen alleine im nächsten Quartal 800 Mio. Dollar in die Weiterentwicklung des Prime-Services bzw. der Logistik fließen, um Ende des Jahres das "One-Day-Delivery" für Prime-Kunden anbieten zu können. Eine erneute Kampfansage an die Konkurrenz und auch nur möglich, weil Amazon inzwischen bei der Logistik auch zunehmend die Zustellung selbst in die Hand nimmt - und künftig auch Kunden anbietet und so zum ernsthaften Konkurrenten für FedEX, DHL und UPS wird.

Aus meiner Sicht ist die Amazon-Wachstumsstory noch lange nicht am Ende. Gerade hat Amazon eine Kooperation mit Kohl's bekannt gegeben und in Frankreich mit dem Supermarktbetreiber Casino. Des Weiteren besteht das ernsthafte Interesse, eigene Einzelhändler zu übernehmen und so weiter in den stationären Handel vorzudringen. Amazon bleibt das wohl disruptivste Unternehmen der Welt und in meinem Depot weiterhin ganz vorne mit dabei.


Blue Cap

Blue Cap hat seinen Geschäftsbericht 2018 veröffentlicht und dabei nicht viel Neues eröffnet. Die Beteiligungen entwickeln sich überwiegend positiv und Vorstand sowie Aufsichtsrat zeichnen ein positives Bild von der Lage des Unternehmens und dessen Aussichten.

Über den schwelenden Konflikt mit Großaktionär PartnerFonds AG (44%) äußerte man sich bemüht diplomatisch. Klar ist allerdings erstmal nur, dass es keine Entspannung und keine Einigung gibt. Der Konflikt wird damit auch auf/in die Hauptversammlung der Blue Cap AG gezogen.

Gar nicht schmecken dürfte dem Großaktionär PartnerFonds der Dividendenvorschlag von lediglich 0,25 Euro je Blue Cap-Aktie. PartnerFonds dürfte an einer wesentlich höheren Ausschüttung interessiert sein, um einerseits eigene unliebsame und ungeduldige Aktionäre milde(r) stimmen zu können und andererseits Geld aus der Blue Cap herausziehen zu können, um es als PF selbst verwenden zu können. Bei der Blue Cap ist es der PF ja durch den BC-CEO Dr. Schubert dem Zugriff entzogen. Gut möglich also, dass es einen Gegenvorschlag für eine höhere Dividende zur HV geben wird.

Neues gibt es bei der PartnerFonds selbst zu vermelden. Dort hatte der Züricher Value Investor Evoco AG ein Angebot von 1,50 Euro je PF-Aktie an die Altaktionäre unterbreitet und das ist fleißig angenommen worden. Nun ist Evoco mit 18,34% größter Aktionär bei der PartnerFonds AG. Welche Rolle Evoco in Bezug auf den Konflikt zwischen Dr. Schubert/Blue Cap und Oliver Kolbe/PartnerFonds spielen will, ist noch nicht klar. Und auch nicht, wie hoch inzwischen der Anteil von Dr. Schubert an der PartnerFonds AG ist. Theoretisch könnte er seine Aktien auch der Evoco angedient haben. Ich vermute aber, dass er das nicht getan hat, sondern vielmehr seit mehr als einem halben Jahr weitere PF-Aktien von Altaktionären zukauft. Wie viele, werden wir vermutlich auf der Hauptversammlung der PF mitbekommen, wenn die Stimmrechte in die Waagschale geworfen werden.

Meine Einschätzung zum Evoco-Engagement bei PartnerFonds: Evoco will möglichst viel Gewinn machen mit seiner Beteiligung. Bzgl. der Konfliktlage gibt es auf der einen Seite Dr. Schubert, der mit der Blue Cap eine absolute Erfolgsgeschichte vorzuweisen hat, und auf der anderen Seite eine PartnerFonds AG, die voll gegen die Wand gefahren ist und nun eine Neuausrichtung versucht. Unter einem CEO Oliver Kolbe, der bei seinem ehemaligen Arbeitergeber, der mic AG, als Vorstand gefeuert wurde und gegen den sowohl straf- als auch zivilrechtlich seitens der mic AG vorgegangen wird. Und dem die Aktionäre der PartnerFonds AG auf der letzten HV die Entlastung verweigert haben. Wäge ich beide "Optionen" gegeneinander ab, scheint mir ziemlich eindeutig zu sein, auf welches Pferd man für künftigen Erfolg setzen sollte. Und daher gehe ich davon aus, dass auch Evoco sich genau so positionieren wird. Insofern gab es in der letzten Woche eigentlich nur positive Nachrichten von und für Blue Cap. ツ


Dr. Hönle

Keine erfreulichen Nachrichten konnte Dr. Hönle mitteilen: man sah sich gezwungen, die Prognosen zu "konkretisieren". Auf Klardeutsch heißt das, man musste die Erwartungen runter drehen. Der Vorstand geht davon aus, dass die Hönle Gruppe im Geschäftsjahr 2018/2019 jeweils nur den unteren Rand des bisher kommunizierten Zielkorridors von 115-130 Mio. Euro beim Umsatz und 22- 30 Mio. Euro beim Betriebsergebnis erreichen wird. Ursächlich seien die Auftragseingänge aus der Druckindustrie merklich zurückgegangen und im Segment Klebstoffe gab es geringere Abrufe bei großvolumigen Aufträgen sowie Verschiebungen ins nächste Geschäftsjahr. Nachdem zuletzt u.a. König & Bauer als auch Heidelberger Druck schon verhaltene Ausblicke abgeben hatten und auch bei Henkel insbesondere die Klebstoffsparte für Ernüchterung sorgte, kann dies nicht wirklich verwundern. Des Weiteren kämpft Apple weiterhin mit der Absatzschwäche bei seinen Iphones und Samsung musste jüngst den Verkaufsstart seines neuen Hoffnungsträgers Galaxy Fold verschieben aufgrund technischer Probleme mit dem Falt-Display.

Anleger müssen sich wohl auf eine längere Durststrecke einrichten und der Kurs dürfte auch 2019 nicht (mehr) in den Himmel wachsen. Grundsätzlich ist Dr. Hönle weiterhin sehr gut aufgestellt und dürfte mittelfristig wieder auf den Wachstums- und Erfolgskurs zurückkehren. Doch es ist und bleibt hier Geduld gefragt.


Microsoft

Das Bill-Gates-Unternehmen besticht weiter durch seine Erfolge. Wer hätte gedacht, dass aus dem Software-Dinosaurier und unbeliebtesten Technologie-Unternehmen seit IBM ein solch agiler und smarter Riese werden könnte? Dank Satya Nadella, der als CEO das Ruder herumriss und den Giga-Tanker auf einen neuen Kurs brachte.

Und so punktet Microsoft heute mit seinen SaaS-Angeboten (Software-as-a-Service) und seinem Cloud-Dienst Azure, was sich auch im dritten Geschäftsquartal (bis Ende März) in stark steigenden Umsätzen und Gewinnen niederschlug. So stieg der Umsatz um 14% auf 30,6 Mrd. Dollar und der Überschuss auf 8,8 Mrd. Dollar und damit im Jahresvergleich um 19%.

Insbesondere Azure steigerte den Umsatz um 73% und macht damit weiterhin deutlich an Boden gut gegenüber Weltmarktführer Amazon (AWS). Und das nicht etwa zulasten der Marge. Im Gegenteil, die Bruttomarge der "Commercial Cloud", also dem Teil, den Microsoft externen Kunden anbietet, stieg im dritten Geschäftsquartal um 5% auf nun 63%. Azure gehört zu Microsofts Sparte "Intelligent Cloud", die insgesamt um 24% auf 9,65 Mrd. Dollar zulegte.

Neben Windows gehört Office zu den Erfolgsgaranten der Redmonder. „Office 365 Commercial“ konnte im dritten Geschäftsquartal mit einem Umsatzanstieg von 30% glänzen und das Karrierenetzwerk „LinkedIn“ legte um 29% zu; die Sparte "More Personal Computing" wuchs insgesamt um 14% auf 10,2 Mrd. Dollar. Wozu auch einzelne, wichtige Segmente erfolgreich beitrugen, wie der OEM-Umsatz von Windows (+9%), Windows Commercial (+20%), Surface (+25%) und Gaming (+7%).

Microsoft präsentiert sich als bestens positionierter und überaus erfolgreicher Gigant. Es ist ihm gelungen, aus dem abgeschotteten Windows-System wieder ein wachstumsstarkes Powerhouse zu formen und auch seine Office-Produkte sind beliebter als jemals zuvor. Beide Erfolge gehen überwiegend mit dem Wechsel der Strategie hin zu Systemoffenheit und Cloud-Services einher und natürlich dem Wechsel vom Lizenz- zum Distributionsmodell. Bei den Spielekonsolen steht demnächst die neuste X-Box-Generation an und die zunächst belächelten Surface-Geräte sind zu einem echten Erfolgsmodell geworden. Microsoft wird von vielen US-Einzelhändlern als "Weißer Ritter" wahrgenommen, der ihnen den Eintritt in die digitale cloudbasierte Welt bietet, ohne auf ihren ärgsten Widersacher Amazon und seine Cloud-Architektur AWS zurückgreifen zu müssen. Walgreen Boots Alliance, Krogers und Gap sind nur einige von ihnen. Und auch das US-Militär setzt immer öfter auf Microsoft als Partner und so konnte sich Microsoft Anfang des Jahres einen schweren Vertrag mit dem Pentagon sichern. Doch damit nicht genug: Microsoft ist mit Amazon der letzte verbliebene Bieter beim 10-Milliarden-Dollar-JEDI-Vertrag des Pentagons und Microsofts Chancen sind zuletzt weiter gestiegen.

Alles zusammen genommen ist Microsoft vielleicht der "kompletteste" IT-Gigant und reitet die Erfolgswelle äußerst souverän. Auch deshalb wird der Dow Jones-Wert nicht mehr zu einem einstelligen KGV gehandelt wie noch 2012, als ich Microsoft als "verkanntes Value Investment" gekauft habe. Beide Unternehmen sind kaum mehr miteinander vergleichbar und deshalb ringt Microsoft mit Amazon und Apple gerade um den Titel des wertvollsten Unternehmens der Welt - zufällig an der magischen Marke von einer Billion Dollar Börsenbewertung. Ich bin mir sicher, dass dies alles die Gründe sind, weshalb der Selfmade-Milliardär Stanley Druckenmiller inzwischen mit mehr als 27% seines Milliardenvermögens auf Microsoft setzt. Der frühere George Soros-Adlatus ist einer der besten Investoren der Welt und hat bisher mit seinem zunehmenden Microsoft-Engagement absolut richtig gelegen. Und ich habe Anfang April die Gelegenheit genutzt und meine Position nochmals etwas aufgestockt, so dass Microsoft nun die bisherige "Dreierbande" aus Amazon, MasterCard und PayPal an der Spitze meines Depots zu einem Quartett ergänzt.


PayPal

Der Online-Bezahldienst PayPal konnte ebenfalls mit hervorragenden Zahlen glänzen. Dank des boomenden Internethandels stieg der Umsatz im ersten Quartal um 12% auf 4,1 Mrd. Dollar und der Gewinn um 31% auf 667 Mio. Dollar. Der Gewinn je Aktie stieg um 57% auf 0,78 Dollar und übertraf die Markterwartungen von  0,68 Dollar deutlich. Das Transaktionsvolumen stieg um 22% auf 161,5 Mrd. Dollar und die operative Marge verbesserte sich nochmals leicht auf 22,6% (von 22,5%).

Paypal konnte seine Nutzerzahlen auf 277 Mio. ausbauen und bei gerade bei jungen Nutzern beliebten App Venmo sind inzwischen schon 40 Mio. aktive Nutzer registriert. Allerdings verdient PayPal mit Venmo noch nicht "richtig" Geld, sondern steckt noch in den Anfängen, diesen Dienst zu monetarisieren. Ein Treiber hierfür ist die nun beschlossene eigene Venmo-Kreditkarte, die in Kooperation mit Synchrony Financial herausgegeben werden soll.

Doch PayPal ist auch jenseits des klassischen Payment-Bereichs aktiv. Neben der Kooperation mit Instagram-Checkout (von Facebook) hat man sich an "Südamerikas Amazon" beteiligt, Mercadolibre. Und man gab soeben eine Beteiligung von 500 Mio. Dollar an dem an die Börse strebenden Fahrdienstleister Uber bekannt.

Neben PayPal setzte ich mit MasterCard auf den stark wachsenden Payment-Markt und habe dem entsprechend beide Werte - neben Amazon und Microsoft - am höchsten gewichtet in meinem Depot.


Umicore

Die Belgier sind ein führendes Recycling-Unternehmen und haben einen Schwerpunkt auf den Zukunftsmarkt Elektromobilität gelegt. Hohe Investitionen leisten sie in den Aufbau von Recycling-Kapazitäten für - später einmal - ausgemusterte Batterien der Elektrofahrzeuge und hier drücken die hohen Fremdkapitalanteile, die man dafür in Kauf nimmt. Auf der anderen Seite ist man auch schon an der Fertigung von Elektromotoren beteiligt, weil man das benötigte Material für die Kathoden-Produktion zur Verfügung stellt. Und genau in diesem so zukunftsträchtigen Segment "Energy & Surface Technologies" läuft es momentan so gar nicht rund, weil es Verzögerungen auf den Märkten für Elektrofahrzeuge und Energiespeicher bei der Auslieferung von Kathoden-Materialien zwischen 12 und 18 Monaten gäbe.

Der Kurs rauschte jedenfalls - erneut - massiv in die Tiefe und auch ich habe gleich am Dienstag bei 37 Euro die Reißleine gezogen. Die massiven Investitionen werden sich nur dann auszahlen, wenn sich die Elektromobilität auch nachhaltig durchsetzt. Und momentan wachsen hieran wieder die Zweifel; dabei ist nicht abzusehen, ob es nur Anlaufschwierigkeiten sind und damit vorübergehender Natur, oder ob sich die (hohen) Erwartungen insgesamt nicht oder nur teilweise erfüllen. Für Umicore sind das so oder so schlechte Aussichten, da man mit seinen Investitionen in hohe Vorleistung geht. Und solange hier die Entwicklung nicht (wieder) klarer absehbar ist, steht mein bisheriger Investmentcase auf wackeligen Füßen. Zu wackelig, als dass ich hier momentan mein Geld einsetzen möchte. Sollte sich das Geschäft von Umicore künftig wieder valider darstellen, werde ich das Unternehmen und die Aktie vielleicht wieder ins Visier nehmen. Aber auf absehbare Zeit sehe ich bei Umicore zu viel Unsicherheit und ein entsprechend deutlich eingetrübtes Chance-Risiko-Verhältnis. Mein - recht kurzes - Umicore-Investment brachte mir unterm Strich 8% Verlust ein.


Angst und Gier & Ups and Downs


Der Fear & Greed Index von CNN Money hat vergangene Woche seine moderaten Verluste der Vorwoche wieder ausgeglichen und ging mit 72 Zählern aus der Osterwoche. Die Stimmung signalisiert weiterhin "entspannte Gier".

Mein "operativer Net Worth" ist hat sich letzte Woche sehr erfreulich entwickelt, was vor allem an der positiven Entwicklung der von mir hoch gewichteten US-Qualitätsunternehmen lag; er hat um satte 3% auf jetzt 26% zugelegt (YTD). Die Buchgewinne aus meiner Investmenttätigkeit liegen in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres damit mehr als doppelt so hoch wie der Verlust, den ich 2018 am Jahresende eingefahren hatte. Der Ansatz, mich auf die besten Investments zu konzentrieren und ansonsten die Kurse einfach laufen zu lassen, zahlt sich wirklich aus. Auf der anderen Seite habe ich festgestellt, dass sich ein wichtiges Element meiner Anlagestrategie nicht mehr richtig anfühlt und ich auch schon länger anders agiere. Ich werde meine Gedanken hierzu demnächst ausführlich hier im Blog vorstellen und mit euch diskutieren. Ein paar Tage werde ich aber wohl noch brauchen, bis ich meine Gedanken ausformuliert habe. Nur so viel vorab: es geht um die Höhe der Cash-Quote im Depot.

Auf gut Börsengeschäfte. Es bleibt spannend...

Disclaimer
Amazon, Blue Cap, Dr. Hönle, Microsoft und PayPal befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot, während ich Umicore aussortiert habe.

3 Kommentare:

  1. Na sowas, da setzt sich ein Teil der CDU GEGEN die Pipeline ein...
    Dabei ist Deutschland ja sogar einen Kuhhandel auf EU-Ebene eingegangen, als Deutschland der hierzulande in der Bevölkerung unbeliebten "Urheberrechtsreform" zugestimmt hat, und Frankreich im Gegenzug der dort unerwünschten Pipeline.
    Und nun könnte durch deutsche Initiative die Pipeline wieder verhindert werden (weil transatlantisch an den Marionetten-Fäden unserer CDU/CSU-Püppchen gezogen wird!).
    Artikel 13/17 ist dabei natürlich längst beschlossene Sache.
    Läuft doch alles - für die Amerikaner :)
    Die Stimmenabgabe für die CDU solltest du dir tatsächlich nicht nur bei dieser Wahl überlegen - ich halte es da mit unserer Jugend:
    #NieMehrCDU

    AntwortenLöschen
  2. Vielen Dank für die klaren Worte zu Nordstream 2, sie geben genau auch meine Gedanken wieder. Durch zusätzliche Importoptionen erhöht sich offensichtlich keine Abhängigkeit. Es verringert sich nur der politische Hebel, der durch die Kontrolle der ersten Pipeline erlangt wurde.

    AntwortenLöschen
  3. Einen hervorragenden Artikel zu Microsoft hat Stefan Waldhauser für den "Digital Leaders Fund" verfasst. Sehr lesenswert, nicht nur weil er mich darin lobend erwähnt, sondern weil er eine ganze Reihe von zusätzlichen Aspekten von Microsofts Businessmodell aufnimmt, denen ich mich nicht oder weniger im Detail gewidmet habe hier im Blog. Okay, der Titel "MICROSOFT – DAS WERTVOLLSTE UNTERNEHMEN DER WELT" ballert einen jetzt nicht gleich vom Hocker, aber Stefan präsentiert hier das umgekehrte BILD-Format: wenig reißerische Headline, viel aufschlussreicher Inhalt. ;-)

    AntwortenLöschen