Trump erklärte erst, der Handelsdeal mit China werde toll, um einige Tage später zu poltern, er werde mit Chinas Staatspräsident Xi keinesfalls vor dem Ablauf der Deadline Ende März zusammenkommen. Natürlich alles via Twitter...
Es mehren sich die Stimmen in der FED, dass es 2019 wohl doch eher keine Zinsanhebungen geben wird. Das lässt die Pessimisten frohlocken, die nun von einer Rezession fabulieren. Andere sehen es positiv, weil das billige Geld, das die Börsen bisher (mit) angetrieben hat, länger im Markt bleibt.
Und dann steht der Brexit vor der Tür am 29. März. Realitätsverweigernd meint das britische Parlament, und die Premierministerin May, dass die EU den Brexit-Vertrag nochmal aufschnüren und nachverhandeln wird. Obwohl die anderen EU-Staaten dies kategorisch ausgeschlossen hatten. Irgendwie dreht es sich "nur" noch um die Frage Nordirland/Irland und da scheint man May einen Kompromiss anzubieten, der auf eine Zollunion hinausläuft. Was die Hardliner in London partout nicht wollen, aber Labour könnte diesen Weg vielleicht mitgehen. Letztlich würde man sich wieder nur Zeit erkaufen, um viele weitere Monate und Jahre die immer gleichen Themen diskutieren zu können. Aber in der Zwischenzeit stehen Wahlen in UK an und ggf. auch ein neues Brexit-Votum. Und man hätte sich über die Europawahl im Mai gerettet (UK hat ja wegen des anstehenden Brexit keine Wahlen eigener Abgeordneter vorbereitet). Also wäre Zeit wohl nicht das Schlechteste in diesem Szenario...
Die letzte Woche war aber auch geprägt von einigen Unternehmensmeldungen. Und da kommt die Autokrise brachial zurück auf den Schirm; die Hoffnung, dass Dieselgate inkl. der neuen Abgastestes nur eine kurze Delle bei den Verkaufszahlen verursacht hat und dass sich bald alles wieder normalisieren würde, haben sich als substanzlos erwiesen. Vor allem Daimler hat es erwischt und man kappt sämtliche Ziele, aber auch die Dividende. Und bei den Nebenwerten kommt - einmal mehr - Kabelspezialist Leoni unter die Räder, nachdem man sogar die mittelfristigen Ziele deutlich reduzieren muss. Analysten zeigen sich entsetzt und das Kursziel sinkt von 40 auf 10 Euro. Nachdem die Katze aus dem Sack ist! So viel zur Prognosequalität der Analysten... Wir nehmen aus diesen Informationen mit, dass sich die (vor allem deutschen) Autobauer weiterhin in einer schwierigen Lage befinden und auch die Zulieferer. Eine schnelle Genesung der Branche dürfte eher nicht anstehen. Ach ja, Aumann, einer der größten Profiteure des E-Mobilitätsbooms, wurde ebenfalls in Sippenhaft genommen. Hauck & Aufhäuser hat gestern seine Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2018 bis 2020 gesenkt und geht nun von einem schlechten vierten Quartal 2018 aus. Die Einstufung bleibt auf Buy, aber das Kursziel wurde von 69 auf 50 Euro gesenkt. Die mittelfristigen positiven Fundamentaldaten seien aber weiter intakt. Kursziel "nur" noch 50 Euro? Klar, dass Anleger dann die Aktien zu 30 Euro aus dem Depot schmeißen... :( In Folge des Aumann-Kurseinbruchs hat dann auch der Kurs des Großaktionärs MBB (Aumann-Anteil 38%) etwas gelitten...
Bleibt noch Wirecard und die endlose Short-Attacke der Financial Times. Drei Wellen gab es bisher und es bleibt nur die Erkenntnis, dass Wirecard alles dementiert, während die Financial Times die gleichen Vorwürfe immer wieder anderes durchkaut. Inzwischen ermitteln BaFin, Staatsanwaltschaft, aber auch die Behörden in Singapur - um die dortige Tochter geht es nämlich. Ach ja, eine extra mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragte Anwaltskanzlei soll bald ihren Abschlussbericht vorlegen und hat bisher, nach Aussage von Wirecard, keine gravierenden Mängel/Vorgänge feststellen können. Nachdem fast von Beginn an Ernst & Young als Wirtschaftsprüfer für Wirecard tätig ist, hat Wirecard nun diese Dienstleistung neu ausgeschrieben. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass wir gar nichts wissen und auch keine Möglichkeit haben, eine halbwegs fundierte Einschätzung der Lage vorzunehmen. Schon bei der gegen Wirecard gerichteten Short-Attacke vor drei Jahren (vom unbekannten und selbst ernannten Researchhaus "Zatarra") wurde die größte Schwäche des Unternehmens aufgedeckt: die mangelnde Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Geschäfte. Selbst Wirtschaftsprüfer erklärten damals öffentlich, sie könnten diese nicht nachvollziehen, weil das Unternehmen extrem verschachtelt und die Zahlungsströme über viele Töchter in unterschiedlichen Staaten abgewickelt werden. Die Vorwürfe der Financial Times, basierend auf einen "Short-Report" konnten damals nicht substanziell widerlegt werden - sie konnten allerdings auch nicht bestätigt werden. Es gab "nur" die Erkenntnis, dass sie gezielt für eine Short Attacke genutzt worden sind und daher hat man das Thema dann irgendwann abgehakt. Auch dieses Mal dürfte es am Ende wieder darauf hinauslaufen, dass man irgendwas glauben muss: entweder dem Unternehmen oder der Financial Times. Und genau aus diesem Grund ist Wirecard kein Investment für mich! Ich kann das Unternehmen nicht wirklich greifen, ich kann auch die unterschiedlichen Betätigungsfelder nicht wirklich nachvollziehen und für mich schlüssig zu einem Investmentcase zusammen schmieden. Würde ich die Aktien kaufen, wäre es reine Kursspekulation. Und damit habe ich noch nie gute Erfahrungen gemacht, das ist nicht mein Ding; als Trader bin ich nicht zu gebrauchen. Daher setze ich weiter (nur) auf zwei aussichtsreiche Platzhirsche und vermutlichen Gewinner im Paymentmarkt: MasterCard und PayPal.
Angst und Gier
Der Fear & Greed Index von CNN Money hat sich von seinem in den ersten Januar-Handelstagen markierten Rekord-Negativstand bei 2 Punkten erholt und notiert inzwischen wieder bei 61 Punkten; anstelle extremer Angst also inzwischen wieder im grünen Bereich ohne Veränderung zur Vorwoche. Man könnte also sagen, er befindet sich zunehmend im "Entspannt-Modus" und hat die große Aufgeregtheit erstmal hinter sich gelassen.Auf gut Börsengeschäfte. Es bleibt spannend...
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