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Sonntag, 3. Februar 2019

Einfach gedacht: Folgt dem besten Börsen-Januar seit 1987 nun wieder ein Oktober-Crash?

Der Januar 2019 hat die Kurse an den Börsen kräftig ansteigen lassen und mit 7,2% Zuwachs kann der Dow Jones Index die beste Performance seit 1987 vorweisen.

Der von mir sehr geschätzte Christian W. Röhl von "Dividenden Adel" erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass im Oktober 1987 dann der große Crash folgte. Da stellt sich doch die Frage, ob es in diesem Jahr auch zwangsläufig so kommen wird.

Mark Twain wies zurecht darauf hin, dass Prognosen schwierig seien, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Und obwohl ich davon ausgehe, Christian den Zusammenhang wohl eher wegen des Aha-Effekts gezogen hat und weniger auf Basis fundiert-skeptischen Hintergrundwissens, habe ich mir ein paar einfache Gedanken dazu gemacht. Und wie es nun mal so ist, verschone ich euch nicht damit...

Ich denke, die Ausgangslage zwischen 2019 und 1987 ist kaum zu vergleichen, abgesehen davon, dass der Januar in beiden Jahren bullenstark war.

2019 kommen wir gerade aus einem Crash, der uns im vierten Quartal 2018 ereilt hat. Dieser war auch mit ausgelöst durch die amerikanische Notenbank (FED) , die nach mehr als 10 Jahren des billigen Geldes damit begonnen hatte, die Zinsen schrittweise anzuheben.

1987 hingegen standen die Börsen in vollem Saft. Und der Crash wurde auch dadurch ausgelöst, dass die FED erstmals wieder an der Zinsschraube drehte und die Zeit des billigen Geldes ein Ende zu nehmen schien. Darüber hinaus befand man sich auf dem Hochpunkt der Insiderskandale und sah nach dem Boom, den Reagans Deregulierungspolitik ausgelöst hatte, nun striktere Gesetze und Strafen auf sich zukommen. Die amerikanische Börsenaufsicht SEC war bis dahin eher ein zahnloser Papiertiger gewesen und wurde in den Folgejahren massiv aufgewertet (Ausweitung von Strafverfolgungskompetenzen, Anwendbarkeit von RICO, dem Gesetz gegen organisiertes Verbrechen, bei Marktmissbrauchsverfahren).

Oliver Stones Film "Wall Street" mit Michael Douglas aus 1984 hat genau diese Thematik als Grundlage und basiert auf Fakten. Und neulich hatte ich eines meiner Lieblingsbücher hier im Blog vorgestellt, "Der Club der Diebe" von James B. Stewart. Das behandelt den Insiderskandal der 1980er Jahre und zeigt, wie damals über Michael Milkens Junk Bond-Maschine der Markt umgekrempelt wurde und kreditgehebelte Milliardenübernahmen nicht nur möglich, sondern zum Alltag wurden. In dem Buch finden sich viele der auch noch heute bekannten Namen der Wall Street wieder, die schon damals hier mitmischten. Ob Goldman Sachs, Carl Icahn, Ivan Boesky, Donald Trump oder die untergegangenen Brokerhäuser Drexel Burnham Lambert, Kidder Peabody, Salomon Brothers oder die Banque Bruxelles Lambert und die UBS. Und auch Rudolph Guiliani spielte eine maßgebliche Rolle, bevor er später Bürgermeister von New York wurde und jetzt als Rechtsbeistand den US-Präsidenten Donald Trump aus dessen selbst gesponnenen Lügennetz befreien soll.

Meine Einschätzung

1987 war der Crash das Ende des Januar-Kurssprungs. 2019 ist der Januar-Kurssprung das Ende des Crashs. Oder zumindest die Gegenreaktion. Alles weitere wird die Zeit zeigen.
»Aktienpreise schwanken stärker als Aktienwerte. (...) Bullenmärkte werden im Pessimismus geboren; sie wachsen bei Skepsis, reifen im Optimismus und sterben bei Euphorie. (...) Investiere in der Zeit des größten Pessimismus.«
(Sir John Templeton)
Aber ich bin eher optimistisch, weil so viele pessimistisch und skeptisch sind. Und noch immer auf hohen Cash-Reserven sitzen, während die FED und die EZB die Geldschleusen nicht weiter schließen. Der Crash von 2018 hat den längsten Bullenmarkt der Geschichte beendet - und auf einen Bärenmarkt folgt immer ein Bullenmarkt. Und die dauern in der Regel wesentlich länger als Bärenmärkte...

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