Mittwoch, 2. Januar 2019

MBB: Aussichtsreicher Nebenwertefavorit für 2019

Der Kurs der mittelständischen Beteiligungsgesellschaft MBB gab in 2018 rund 20% ab. Maßgeblicher negativer Treiber war die Entwicklung bei der Tochter Aumann, an der man 38% hält. Nicht etwa die operative Entwicklung, hier kann Aumann weiter glänzen. Aber der Aktienkurs hat sich im Jahresverlauf auf nur noch 30 Euro halbiert. Und dem entsprechend auch der Wertansatz in der MBB-Bilanz.

Aumann ist ein klassischer Automobilzulieferer und rutsche im Zuge der Sektorschwäche mit ab. Dann ist Aumann jedoch auch im Bereich der E-Mobilität ganz vorne mit dabei als Maschinenbauer und produziert an der Kapazitätsgrenze. Die gedämpfte Erwartungshaltung im Bereich E-Mobilität hat aber auch bei Aumann ihre negativen Spuren hinterlassen, so dass der Kurs sogar unterhalb der IPO-Niveaus steht, als man von MBB an die Börse gebracht wurde. Und das führt uns zurück zur Mutter, der inhabergeführten Industrieholding MBB...


Denn MBB hat eigentlich - mal wieder - ziemlich clever agiert. Man brachte Aumann im März 2017 an die Börse, indem man seinen Anteil von 93,5% auf 53,6% reduziert hat. Die Anteile kamen zu 42 Euro an die Börse und brachten MBB bezogen auf seinen Einsatz rund 3.000 Prozent Gewinn. Nach einem zwischenzeitlichen Absenken der Beteiligungshöhe auf 49% reduzierte MBB dann Ende Februar 2018 seinen Anteil auf die jetzt aktuellen 38%. Und zwar zu einem Kurs von 61 Euro. Schaut man auf den aktuellen Kurs von 30 Euro, hat MBB also wieder einmal alles richtig gemacht; man hat sein Risiko bei Aumann reduziert (Aumann war und ist die größte Beteiligung im MBB-Konzern) und hat zu hohen Preisen verkauft, was man zuvor zu niedrigen Preisen erworben und dann entwickelt hat.

MBB (Quelle: wallstreet-online.de)
Per Ende November lag die Netto-Cash-Position bei MBB bei rund 292 Mio. Euro, was rund 44 Euro je MBB-Aktie entspricht. Nimmt man MBBs Aumann-Anteil zzgl. Nettocash, deckt dies bei einem Kurs von 70 Euro in etwa schon die gesamte Börsenkapitalisierung von MBB ab. Mit Null bewertet die Börse also aktuell den 76%-Anteil an Delignit und die übrigen Töchter, wie den Serviettenhersteller Hanke Tisse, CT Formpolster, OBO Werke oder die Cyber-Security-Tochter DTS IT. Wobei alleine der börsennotierte Delignit-Anteil rund 5,85 Euro je MBB-Aktie ausmacht.

Und dann spielt die aktuell schlechte Börsenverfassung MBB auch noch in die Hände. Denn MBB hat bisher sein Cash nicht in neue Beteiligungen umgemünzt, weil die aufgerufenen Preise schlicht zu ambitioniert waren. Das ändert sich gerade und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass MBB demnächst endlich den einen oder anderen lang ersehnten Zukauf vermelden kann.

Wenn man also MBB bewerten will, erscheint für eine Industrieholding ein 2019er KGV von 25 als ziemlich ambitioniert. Allerdings ist mehr als die Hälfte des Aktienkurses durch Cash abgedeckt und das trägt nicht zum Gewinn bei - bis es in neue Beteiligungen investiert wird. Und MBB kauft keine Sanierungsfälle, sondern solide wirtschaftende und Gewinn abwerfende Nischenplayer. Und diese Zukäufe werden in 2019 der neue Kurstreiber sein. Kaum eine andere Beteiligungsgesellschaft ist hier so gut positioniert wie MBB.

Disclaimer
Aumann und MBB befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

4 Kommentare:

  1. Unglaublich, was die Börse bei Aumann heute macht. Ex- Cash Backward PE bei 15. Dabei hat der Vorstand mit seinem Ausblick mMn alles richtig gemacht. Hier bietet sich evtl ein gutes Schnäppchen an. Sollte Aumann sich weiter gut im Spulenmarkt postionieren können, winkt eine Kurserholung. MBB hatte ja mal angekündigt bei einem passenden Preis bei Aumann nachzukaufen. Ich denke, wenn dem tatsächlich so ist, dann jetzt. Was denkst du? Was wäre es für MBB für ein Geschäft, letztes Jahr bei 72€ aus- und nun bei 25€ wieder eingestiegen zu sein.
    Sehe ich etwas nicht und Aumann steht in seinem Markt vor einem Niedergang oder bietet sich hier tatsächlich eine der seltenen Gelegenheiten?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und ich dachte, mit meinen 40,- Durchschnittspreis, alles richtig gemacht zu haben! Das macht mich jetzt irgendwie demütig! Hut ab vor MBB! Die hatten natürlich bessere Infos, aber was für ein tolles Geschäft. Aumann für 72,- verkauft im Wissen, dass die Aktie stark überbewertet ist. Da dachte ich sogar ans Verkaufen, aber das buy and hold-Gefühl in mir hat gewonnen. Hätte ich mal "Buy and hold and check" beherzigt! Aber unabhängig davon: ist der heutige Abschlag nicht total übertrieben?

      Löschen
    2. MBB hat in drei Tranchen Aumann-Aktien verkauft. 39,9% zu 42 Euro, 4,6% zu etwa 80 Euro und 11% zu etwa 72 Euro. Bei 15,25 Mio. Aumann-Aktien komme ich auf einen Bruttoerlös von 432.495.500 Euro, die MBB für diesen 55,5%-Anteil an Aumann erlöst hat. Stand jetzt bei knapp 25 Euro wird Aumann mit 385 Mio. Euro bewertet; davon gehören MBB weiterhin 38%, also 146,3 Mio. Euro. Für die ausstehenden 72% müsste man momentan 277,2 Mio. Euro aufbringen. Würde MBB alle ausstehenden Aktien für 25 Euro zurückkaufen können, würde ihnen am Ende Aumann zu 100% gehören und hätten immer noch 155,3 Mio. Euro in der Kasse aus dieser Nummer.

      Wie gesagt, ich halte das Agieren von MBB/Nesemeier für sehr clever. Er hat Aumann (und zuvor schon die Claas Fertigungstechnik) sehr günstig gekauft und zu einem Multimillionen-Euro-Unternehmen auf- und ausgebaut. Und dann zu hohen Preisen an die Börse gebracht und bei ziemlich aufgeheizten Kursen weitere Anteile verkauft. Er agiert wie der perfekte antizyklische Investor!!! Daher bin ich so gerne Aktionär bei MBB!

      Und, nicht zu vergessen, man hat nicht etwa getäuscht oder Luftnummern versprochen, sondern "nur" die starke Euphorie ausgenutzt. Die eigenen Prognosen von MBB/Aumann sind ziemlich nah dran am abgelieferten Ergebnis.

      Aber... ich glaube kaum, dass MBB wieder die Mehrheit oder gar den Komplettbesitz an Aumann anstrebt. Ich könnte mir vorstellen, dass man evtl. wieder bis auf 49% aufstockt, mehr aber nicht.


      Was die künftige Entwicklung angeht, muss man bei Aumann sehen, dass der klassische Bereich - und damit 2/3 des Umsatzes - ebenso unter Druck ist wie viele andere Zulieferer. Die stark gesunkenen Absatzzahlen der deutschen Pkw-Hersteller machen sich auch bei Aumann bemerkbar. Zudem läuft die E-Mobilität nicht so schnell an wie gedacht. Hier kann Aumann intern etwas verschieben, was das Personal angeht. Zusätzlich interessant ist der Bereich Brennstoffzellen, den man mit der zugekauften USK bedient. Der Bereich ist natürlich noch der kleinste. Wenn sich Aumann weiter verstärkt, und das ist ja erklärtes Ziel, dann wohl im Bereich E-Mobilität und/oder Brennstoffzellen.

      Löschen
  2. Und gestern: der nächste Coup von Nesemeier. Es gab wohl einerseits keine lukrative Übernahme, andererseits dürfte den Machern von MBB, die ja selbst auch kräftig investiert sind, der stagnierende Kurs nicht gefallen haben. Eingepreist ist aktuell offenbar, dass mehr Aktien angeboten werden, als MBB kaufen will?

    AntwortenLöschen