Mittwoch, 26. September 2018

Weshalb Datagroup und TTL Beteiligung die Jahresprognosen anheben (müssen)...

Von Gewinnwarnungen spricht man, wenn Unternehmen mitteilen, dass sie ihre eigenen Prognosen verfehlen werden. Und dies hat zumeist deutliche Irritationen bei den Aktienkursen zufolge, da auf die Schlagzeile selbst reagiert wird, bevor auch nur ein Gedanke an den Inhalt verschwendet wird. Die Börsenhektik fordert ihren Tribut: Aktion vor Ratio.

Doch auch ein deutliches Übertreffen der bisherigen Prognosen ist eine Abweichung und somit eine Art Gewinnwarnung, jedenfalls im klassischen Sinn des Wortes. Denn das Unternehmen "warnt" den Kapitalmarkt ja vor (höheren) Gewinnen.

Beim IT-Spezialisten Datagroup (WKN: A0JC8S) und dem Gewerbe-Immobilienprofi TTL Beteiligung und Grundbesitz (WKN: 750100) können sich Anleger nun über genau solche Warnungen vor mehr Gewinn freuen. Und bei beiden war das durchaus absehbar...


Datagroup
Der IT-Dienstleister Datagroup ist eine meiner ältesten und erfolgreichsten Empfehlungen. Inklusive der Dividenden erzielte der Wert seit Anfang 2012 eine Rendite von 560% oder eine durchschnittliche Jahresrendite von 33%. In dieser Zeit hat sich auch die Marktkapitalisierung von 42,5 Mio. Euro auf aktuell 332 Mio. Euro in die Höhe geschraubt. Dieses Wachstum stemmte Datagroup durch operative Erfolge, aber auch insbesondere durch die erfolgreiche Integration einer Vielzahl von Übernahmen, wobei man immer das nötige Gespür für den richtigen Trend in der IT-Welt zeigte.

Im Jahresverlauf hat sich der Kurs kaum von der Stelle bewegt, trotz des erfreuten Hüpfers von gestern. Aufgrund der Übernahmen im letzten Jahr hatte ich bereits um den Jahreswechsel herum gefragt, ob sich die vielen Übernahmen für Datagroup richtig auszahlen werden. Und meine damalige Einschätzung war ein klares Ja. Abgesehen vom eher enttäuschenden Kursverlauf lag ich damit wohl ziemlich richtig, denn genau diese Übernahmen haben Datagroup nun zur deutlichen Anhebung der Prognosen für das Geschäftsjahr 2017/18 veranlasst.

CEO Max Schaber rechnet nun mit einem Umsatz von mindestens 269 Mio. Euro statt wie bislang mit einer Erlös-Untergrenze 265 Mio. Euro. Das klingt jetzt nicht so umwerfend, aber schon beim operativen Ergebnis (EBITDA; Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sollen jetzt 34 Mio. Euro eingefahren werden anstelle der bisher angepeilten über 30 Mio. Euro. Das ist schon mal ein Wort.

Datagroup (Quelle: wallstreet-online.de)
Diese positive Entwicklung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die zuletzt übernommenen Unternehmen HanseCom, Almato und FIS (ehemalige ikb Data) besser als gedacht entwickeln. Gerade der Auftragseingang regt denn auch die Fantasie an, denn nach Schabers Aussage würden neue gewonnene Großaufträge aus dem margenstarken Outsourcing-Geschäft würden im aktuellen Geschäftsjahr noch gar nicht zum Tragen kommen, sondern erst in den folgenden Geschäftsjahren umsatz- und ergebniswirksam werden. Das dürfte insbesondere den Großauftrag im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich mit der NRW.Bank betreffen.

Die noch recht junge Sparte für Banken und Finanzdienstleister ist noch gar nicht so lange an Bord der Datagroup und fußt auf der Übernahme der entsprechenden Aktivitäten der ikb. Sie wird im Konzern als spezialisierte Einheit für die Erbringung bankenspezifischer IT-Services auf- und ausgebaut.

Dass man hier so schnell so große Erfolge einfahren kann, spricht eindeutig für das Erfolgsmodell Datagroup. Denn die meisten Übernahmen scheitern, doch bei Datagroup gehören sie seit jeher zum Geschäftsmodell - und die bisherigen mehr als 30 Übernahmen sind eine einzige Erfolgsgeschichte.

Aber auch das Brot-und-Butter Geschäft mit der Corbox-Paketlösung läuft auf vollen Touren und hier könnten in nächster Zeit weitere Erfolgsmeldungen anstehen.

Meine Einschätzung
Datagroup liefert. Schon im letzten Geschäftsjahr waren im Jahresverlauf die Ziele angehoben und am Ende dann nochmals deutlich übertroffen worden. Und auch im laufenden Jahr erhöht man nun die Prognose - wir können davon ausgehen, dass man auch dieses Mal wieder konservativ an die Sache herangegangen ist und sich noch Spielraum für positive Überraschungen gelassen hat.

Angesichts der hervorragenden Aussichten und des starken, immer profitabler werdenden Wachstums dürfte auch der Kurs bald wieder Fahrt aufnehmen und sich Richtung des alten Allzeithochs bei knapp 43 Euro bewegen. Die Aktien der Datagroup war über viele Jahre ein herausragendes Investment und alle Anzeichen sprechen dafür, dass es auch in den nächsten Jahren so weitergehen sollte.

Das Unternehmen eignet sich besonders für wachstumsorientierte Langfristanleger. Kursrücksetzer waren und sind immer wieder Kaufgelegenheiten.


TTL Beteiligung
Ich habe bereits mehrfach über das Unternehmen berichtet, seit ich es von knapp einem halben Jahr auf die Beobachtungsliste und in mein Depot genommen habe. Die Entwicklung ist rasant und inzwischen ist TTL auf dem Weg zu einem Big Player im Bereich der Gewerbeimmobilien. Das liegt daran, dass TTL sich immer mehr Anteile und Einfluss bei der GEG German Estate Group sichert, einem Joint Ventrue zwischen der DIC-Gruppe und dem US-Finanzinvestor KKR.

Anfang September erreichte TTL einen wichtigen Zwischenschritt auf seinem Weg hin, der maßgebliche Player bei der GEG zu werden. Im Wege einer Barkapitalerhöhung wurden weitere Anteile an der Deutsche Immobilien Chancen Real Estate GmbH übernommen, so dass TTL nun 50% der Stimmrechte in deren Gesellschafterkreis kontrolliert. Die DIC RE wurde daher folgerichtig inzwischen auch in TTL Real Estate GmbH umbenannt.

TTL Beteiligung (Quelle: wallstreet-online.de)
Die TTL RE betreibt kein operatives Geschäft, aber sie hält u.a. 75% an der GEG German Estate Group, während der US-Finanzinvestor KKR & Co. die übrigen 25% der Anteile hält. Die Konsequenz aus diesem jüngsten Manöver ist, dass TTL nun 50,0% an der TTL RE GmbH gehören und damit 33,5% an der GEG (Berechnung und weitere Infos).

Die GEG gibt es erst seit knapp dreieinhalb Jahren und sie dreht schon ein mächtig großes Rad mit 2,4 Mrd. Euro Assets under Management (AuM) per Ende 2017. Sie ist auch nicht mehr bloß der reine Projektentwickler, als der sie mal konzipiert war, sondern inzwischen auch noch Bestandshalter von Gewerbeimmobilien und betreibt darüber hinaus auch noch Asset Management für außenstehende Investoren. Und sie ist auch in diesem Jahr überaus erfolgreich, so dass "die überaus positive Geschäftsentwicklung (...), insbesondere im Zusammenhang mit den im September 2018 bislang von ihr veröffentlichten Transaktionsabschlüssen" die TTL nun veranlasst, ihre eigenen Jahresprognosen signifikant anzuheben. So soll das Jahresergebnis in 2018 nun bei 4,1 Mio. Euro liegen und nicht mehr bei den bisher geplanten 3,6 Mio. Euro - eine Anhebung um satte 14%.

Meine Einschätzung
Die TTL Beteiligungs- und Grundbesitz AG dürfte wohl zur Zeit die attraktivste Beteiligungsmöglichkeit im Immobiliensektor sein. Sie notiert aktuell in etwa zum Buchwert, was aufgrund der rasanten Entwicklung und der weiterhin positiven Aussichten unverständlich ist. Allerdings ist der Titel auch (noch) relativ markteng und dem Streubesitz sind inzwischen weniger als 14% der Aktien zuzurechnen, was die Aktie für große Investoren schwer investierbar macht - jedenfalls über die Börse. Und wenn es zu Kapitalmaßnahmen kommt, bei denen externe Investoren mit ins Boot geholt werden, erhöht dies nicht zwangsläufig den Freefloat, da diese Aktien ja eher in langfristig orientierte Hände gehen. Aber sei's drum, genau hierin liegt ja der Vorteil der Kleinanleger gegenüber den Profis, dass sie sich solche Perlen ins Depot legen können.

Ich gehe davon aus, dass TTL im Fahrwasser des Erfolgs der GEG weiter zulegen wird. Nachdem die Wandelanleihe in Aktien gewandelt wurde ergab sich zwar eine weitere Verwässerung für die Altaktionäre und ebenso durch die jüngste Kapitalmaßnahme zur Übernahme der weiteren DIC RE-Anteile. Andererseits entfällt auch dauerhaft die Zinsbelastung für die Wandelanleihe, wodurch sich das Finanzergebnis und damit die GuV insgesamt verbessern wird.

TTL ist und bleibt ein Wert für Nebenwertefans, die an den großen Chancen im Bereich der Gewerbeimmobilien in Deutschland partizipieren wollen.

Disclaimer
Datagroup, KKR & Co. und TTL Beteiligung befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

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Ergänzung vom 26.09.2018, 21:37

Heute hat das Analystenhaus Independent Research die Coverage für die TTL Beteiligung aufgenommen und startet mit einem Kaufvotum bei einem Kursziel von 7 Euro. Aus Sicht der Analysten profitiert TTL als Beteiligungsgesellschaft von der Entwicklung im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt und der Wachstumsstory der GEG German Estate Group AG.

Die Studie findet sich auf der Unternehmenswebsite.

1 Kommentar:

  1. Heute hat das Analystenhaus Independent Research die Coverage für die TTL Beteiligung aufgenommen und startet mit einem Kaufvotum bei einem Kursziel von 7 Euro. Aus Sicht der Analysten profitiert TTL als Beteiligungsgesellschaft von der Entwicklung im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt und der Wachstumsstory der GEG German Estate Group AG.

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