Vectron Systems war ein Highflyer der Börse, weil man mit Coca Cola einen Weltkonzern als Partner gewinnen konnte für seine BonVito-App. Unter dem Namen "GetHappy" sollte nun das große Rad geschwungen werden, doch der Start verzögerte sich immer weiter und liegt inzwischen gut ein Jahr hinter den ersten vollmundigen Ankündigungen.
Zum Jahresanfang kam dann ein neuer, frischer Wind ins Unternehmen, als der Gründer und CEO Thomas Stümmler seinen Posten räumte und in den Aufsichtsrat wechselte. Als neuen CEO und Hoffnungsträger gewann man Oliver Kaltner, der dem ausgepowerten Kassensystemhersteller neue Energie einhauchte. Und eine grundlegend überarbeitete Strategie. Kaltner präsentierte das Unternehmen und seine Vision dann auch auf diversen Kapitalmarktkonferenzen und wurde als durchgehend überzeugend, mitreißend und kompetent wahrgenommen. Der Kurs erholte sich auch schnell von seinen zwischenzeitlichen Tiefstständen und lag bisweilen mehr als 20% im Plus. Doch damit ist jetzt Schluss...
Denn Vectron feuert den Hoffnungsträger und zwar sang und klanglos! Stümmler übernimmt wieder das Ruder. In der Konsequenz bedeutet dies wohl das Aus für die neue Strategie und es ist kaum anzunehmen, dass die Kooperation mit Coca Cola (GetHappy-App) auch nur annähernd die Erwartungen erfüllen kann und wird. Zuletzt war der Start ja wieder verschoben und weitere Abstimmungsgespräche mit Coke anberaumt worden, um über den weiteren Fortgang zu entscheiden. Währenddessen hatte Kaltner Vectron so zu positionieren versucht, als wäre Coke nicht der einzige Hecht im Karpfenteich und Vectron könne auch mit anderen großen Adressen weitere Kooperationen eingehen. Alle außer Pepsi, wie er meinte. Doch gut möglich, dass Kaltners Äußerungen bei Coke nicht gut ankamen und noch mehr Sand ins Getriebe der (noch?) Partner streuten.
Meine Einschätzung
Vectron hat im Stammgeschäft bei den Kassensystemen mächtig zu kämpfen und enttäuschte mehrfach die selbst geschürten Erwartungen. Ich hatte daher Ende letzten Jahres Vectron von meiner Empfehlungsliste gestrichen. Potenzial ist zwar vorhanden ("Fiskalspeicher"), aber dieses eher langweilige Geschäft rechtfertigt keine Bewertung eines Wachstumsunternehmens. Diese speiste sich alleine aus der GetHapp-Phantasie und aus dem dynamischen Kaltner und seiner viel größeren Vision von Vectron. Dies hat sich schlagartig alles in Luft aufgelöst und die Rolle rückwärts nach nur sechs Monaten lässt alle Beteiligten ziemlich dumm dastehen. Und ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die Vectron als "overhypted" ansahen. Eine Rechtfertigung für zweistellige Aktienkurse lässt sich aus den Vorgängen, den Geschäftszahlen und aus der (nicht mehr großartig) vorhandenen Phantasie nur noch schwer ableiten.
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