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Sonntag, 1. Juli 2018

Fielmann: Das ist nicht mehr viel, Mann...

Die Optikerkette Fielmann (WKN: 577220) reiht sich ein in die länger werdende Schlange der Unternehmen, die mit Gewinnwarnungen den Markt negativ überraschen. Der Aktienkurs brach darauf hin zweistellig ein auch ich habe meinen Investmentcase überdacht - und musste feststellen, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Ich hatte das "Family-Business mit Durchblick" vor gut einem Jahr auf meine Empfehlungsliste genommen, weil ich davon überzeugt war, dass Fielmann seine Erfolgsgeschichte weiter fortschreiben könnte. Die Menschen werden immer älter und brauchen immer früher eine Sehhilfe; dazu hatte Fielmann begonnen, auch Hörgeräte in seinen Läden anzubieten - sehr clever, denn die kann man kaum über das Internet verkaufen, sondern die müssen ganz individuell angepasst und eingestellt werden. Hierzu kommen die Kunden persönlich in den Laden und damit schlägt Fielmann zwei Fliegen mit einer Klappe, denn die Online-Konkurrenz von Mr. Spex oder Brille24 setzt Fielmann schon zu. Auch wenn deren Marktanteilsgewinne bisher hauptsächlich die kleinen Mitbewerber getroffen haben und nicht Fielmann selbst. Darüber hinaus weitet Fielmann sein Erfolgsmodell auch auf die angrenzenden Staaten aus.

Nun hat Fielmann Zahlen zum ersten Geschäftshalbjahr präsentiert und kam mit einer saftigen Gewinnwarnung um die Ecke...


Zahlen enttäuschen - erneute Gewinnwarnung
Der Vorsteuergewinn wird voraussichtlich um 6% auf rund 116 Mio. Euro zurückgehen und das wird mit stark gestiegenen Personalkosten, negativen Währungseinflüssen und Kosten der Expansion (neue Läden) begründet.

Das ist leider nicht die erste Gewinnwarnung in den letzten zwei Jahren, aber isoliert betrachtet kein Grund, sich von den Aktien zu trennen. Im Gegenteil. Da Fielmann seine Prognose für das Gesamtjahr aufrecht erhält, könnte auch eine (erneute) gute Einstiegsgelegenheit vorliegen.

 Fielmann (Quelle: wallstreet-online.de
Könnte. Doch dann müssten die übrigen Parameter entsprechend positiv sein. Der Brillenabsatz ist bei Fielmann im ersten Geschäftshalbjahr um 1% gestiegen. Genau: ein Prozent. Und wenn man sich mal die Ergebnisse der Letzten Jahre ansieht, so ist man auch schnell ernüchtert: 2015 lag das Ergebnis je Aktie bei 1,97 Euro, 2016 bei 1,98 Euro und 2017 bei 2,00 Euro. Und das bei einem Wachstumsunternehmen. Denn das ist war Fielmann. Und die Börse hat dem MDAX-Unternehmen auch immer eine entsprechende Bewertung eines Wachstumsunternehmens zugebilligt und KGVs jenseits der 30.

Und genau das ist der Knackpunkt: Fielmann ist deutlich zu teuer bepreist für ein saturiertes Unternehmen, das kaum wächst. Das gilt auch noch nach dem heftigen Kursrutsch! Bei Fielmann gibt es kaum Spielraum für Enttäuschungen, wie man gerade wieder gesehen hat. Aber anders als beim letzten Mal, als die Börse die Gewinnwarnung relativ schnell wieder weggesteckt hatte, könnte und sollte es nun zu einer Neubewertung von Fielmann kommen. Wenn ein Unternehmen nur noch langsam wächst, seine Gewinnmargen nicht (mehr) steigern kann und in seinem Kernmarkt auf eine zunehmende Marktsättigung trifft, während die Expansion ins Ausland (noch?) nicht die gewünschten Erfolge bringt, dann sind KGVs von jenseits der 30 einfach zu hoch! Und selbst 25 wäre schon nicht preiswert. Doch bis dahin wäre noch reichlich Spielraum nach unten für den Kurs.

Damit will ich nicht sagen, dass der Kurs weiter einbrechen wird. Das weiß ich schlichtweg nicht. Mein Investmentcase sah jedoch profitables Wachstum vor und dafür war ich bereit, eine entsprechend hohe Bewertung in Kauf zu nehmen. Der eine Teil der Gleichung geht nicht auf und damit hängt der zweite Teil in der Luft. Was für mich zu der Konsequenz führt, dass ich die Aktien von Fielmann aus meinem Depot und von meiner Empfehlungsliste gestrichen habe. Unterm Strich steht nach 14 Monaten ein Verlust von fast 12%. Und wie man am Kursbild sieht, liegt dieser wieder auf dem gleichen Niveau wie vor drei Jahren - während in dieser Zeit die Börse eine ausgesprochene Hausseephase hingelegt hat. Auch hier ist Fielmann keine Erfolgsgeschichte (mehr)...

3 Kommentare:

  1. Rückläufige Gewinne sind nie gut, aber es kommt ja immer auf die Gründe an

    Das Geschäft mit der Sehschwäche ist ein Deutschland relativ einfach. Nach dem Augenarzt folgt in der Regel sofort der Gang zur nächsten Fielmann-Filiale
    Fielmann ist Marktführer und Trendsetter. Mit seinen entsprechend gut ausgebildeten Mitarbeitern hat er das Potenzial entsprechende Erlöse zu machen
    Während viele Kritiker glauben, dass Fielmann den Online-Konkurrenten „Mister Spex“ kopieren müsste, haben das Geschäftsprinzip von Fielmann nicht verstanden
    persönliche Betreuung und Beratung
    Blick in die Zukunft. Neben der DACH-Region blickt Fielmann derzeit nach Italien
    nur über gewaltige Absatzmengen zu entsprechenden günstigen Einkaufspreisen
    Für Langfristinvestoren bietet sich hier eher die Chance die Aktie zu Kursen von 2016 einzusammeln. Auf fundamentaler Ebene betrachtet ist das KGV von über 30 sicher nicht günstig, aber das spielt für einen Marktführer nicht die erste Geige. Bei der Dividende wiederum von zuletzt 1,85 Euro bietet die Aktie aktuell eine Dividendenrendite von 3 Prozent.
    Fielmann-Niederlassungen erwirtschaften den fünf- bis zehnfachen Umsatz eines Durchschnittsoptikers, in der Spitze den zwanzig- bis fünfzigfachen Umsatz. Die Fielmann Supercenter in den Metropolen stehen für 4 bis 20 Mio. Euro Jahresumsatz.
    Ich habe am Freitag vor solch einer Filiale gesessen und auf meine Frau gewartet.
    Sie sind ein Spezialist was diese ganze Geschichte angeht.
    Lesen Sie doch noch mal bei Ihrem Warren Buffett nach
    schönen Sonntag noch

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    1. Ich verstehe die Anmerkungen nicht wirklich, denn ich habe doch das Geschäftsmodell von Fielmann überhaupt nicht kritisiert. Im Gegenteil, ich halte es nach wie vor für sehr gut. Als Investor habe ich allerdings noch einen anderen Blick auf Unternehmensentwicklungen: Ein top Unternehmen, zu teuer bezahlt, ist ein schlechtes Investment. Und Fielmann ist top, ohne Frage. Aber eben auch deutlich zu teuer an der Börse. Da verdient mein Geld kein Geld. Und das ist für mich als Investor doch ausschlaggebend, erwarte ich künftig eine zufriedenstellende Rendite auf mein Investment. Und das bietet mir Fielmann nicht (mehr) auf diesem Kursniveau. Eine Wachstumsbewertung für ein Unternehmen ohne Wachstum, das geht nicht dauerhaft gut. Eine Seite der Gleichung wird sich anpassen. Und starkes Wachstum bei Umsatz und Gewinn sehe ich bei Fielmann eben nicht in nächster Zeit. Daher gehe ich davon aus, dass sich der Preis/Kurs weiter anpasst.

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  2. Für ein Unternehmen, dass mit Faktor 30 bewertet werden will erwarte ich deutlich mehr Wachstum, aber bei Fielmann fehlt es einfach schon an der Innovation! Aktuell mag Fielmann die Online Mitbewerber wie Brille24 und Co. kaum spüren, weil diese ihr Wachstum aus dem allgemeinen Marktwachstum generieren. Trotzdem ist aber Fakt, dass Fielmann sich das Onlinegeschäft komplett entgehen lässt obwohl der Onlinemarkt wächst deutlich stärker als der stationäre Handel. Wo steht Fielmann, wenn plötzlich neue technische Möglichkeiten das Onlinegeschäft befeuern? Wo steht Fielmann, wenn das Wachstum des Onlinemarktes plötzlich stärker zu Lasten des Stationären Handels geht? Aus meiner Sicht ist es kurzsichtig bzw. fahrlässig sich als Branchenprimus der Innovation zu verschließen. Fielmann ist der Nokia von morgen!

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