Freitag, 27. Juli 2018

Amazon bleibt einfach unfassbar!

Der Online-Handelsgigant Amazon (WKN: 906866) hat es wieder getan, er hat die Gewinnerwartungen im zweiten Quartal deutlich übertroffen. Dabei gibt es nicht Wenige, die auf eine Enttäuschung gesetzt und sich - wie bereits vor drei Monaten - kräftig verzockt haben, als Amazon die Märkte schockte. Und die Konkurrenz.

Und nun das: während Amazon beim Umsatz leicht hinter den Markterwartungen zurückblieb (Punktlandung in den USA, im Rest der Welt wohl auch währungsbedingt etwas darunter), konnte der Gewinn verzwölffacht werden! Während die Umsatzerlöse um 39% auf $52,9 Mrd. Dollar stiegen und damit etwas weniger stark als im ersten Quartal, legte der Gewinn von $197 Mio. im Vorjahresquartal auf nun $2,53 Mrd. rasant zu. Und das trotz der weiterhin enormen Investitionen, die Amazon in sein Geschäft pumpt.

Doch auch wenn Amazon der größte Onlinehändler der westlichen Hemisphäre ist, die Gewinne macht erzielt er woanders...


Denn wieder einmal erwies sich Amazons Cloud-Business als der größte Wachstumstreiber. Mit 49% Zuwachs verdoppelte sich der Umsatz von Amazon Web Services (AWS) knapp, während das Ergebnis um sehr starke 80% anzog. Hier ist AWS der dominierende Platzhirsch und das Wachstum ist beeindruckend. Auch wenn die Nummer 2, Microsoft, mit seiner Azure-Plattform eine Wachstumsrate von 89% hinlegen konnte und so den Abstand - etwas - verkürzen konnte.

Aber auch im Bereich der Online-Werbung wächst Amazon stark und zwar um 132% auf inzwischen $2,2 Mrd. Und da immer mehr Menschen direkt die Amazon-Website ansteuern, um nach Produkten zu suchen, spart sich Amazon zunehmend die teuren Werbeplatzierungen bei der Google-Suche. Für Google ein Verlust eines seiner wichtigsten Kunden, für Amazon das Einsparen zunehmend unnötiger Kosten - und ein Ausdruck neuen Selbstbewusstseins und neuer Stärke in diesem nach wie vor von Google (und mit weitem Abstand Facebook) dominierten Markt. Ende des Jahres könnte die Amazon Werbesparte beim Umsatz bereits 1,2% des globalen Werbemarktes ausmachen nach 0,9% im Jahr 2017.

 Amazon (Quelle: wallstreet-online.de
Ausblick
Für das laufende dritte Quartal peilt Amazon erneut Milliardengewinne an und stellt einen Überschuss zwischen $1,4 und "2,4 Mrd. in Aussicht - und liegt damit deutlich über den bisherigen Markterwartungen. Beim Umsatzwachstum zeigt sich Amazon hingegen etwas reservierter und rechnet mit einem Zuwachs von 23% bis 31 % bzw. $54 bis $57 Mrd.

Zuletzt hatte der Amazone Prime Day Mitte Juli alle bisherigen Rekorde gebrochen: mehr als 100 Mio. Produkte wurden in dem auf 36 Stunden erweiterten Event verkauft und die Anzahl der Prime-Abonnenten dürfte die 100 Millionen-Grenze weit hinter sich gelassen haben - erst vor wenigen Monaten hatte Amazon-Chef Jeff Bezoz stolz das Erreichen dieser magischen Marke verkündet. Die Anzahl der Prime-Mitglieder ist insofern für Amazon von großer Bedeutung, als dass Experten davon ausgehen, dass Prime-Mitglieder bei Amazon in etwa drei mal so viel Umsatz generieren wie "normale" Kunden.

Meine Einschätzung
Amazon straft regelmäßig alle Kritiker und Pessimisten Lügen. Der Online-Handelsgigant wächst weiter mit beeindruckenden hohen zweistelligen Raten und auch die Gewinne legen stark zu. Das ist noch relativ neu. Die Zahlen bei Prime sind fantastisch und lassen auch weiterhin hohe Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn für Amazon erwarten. Darüber hinaus läuft die Sparte AWS weiter wie verrückt und kein Mitbewerber kann Amazon hier auch nur ansatzweise das Wasser reichen.

Amazon expandiert in weitere Geschäftsfelder und das zumeist schnell und erfolgreich. Die Übernahme von Whole Foods macht sich bereits heute positiv bemerkbar, weil Amazon die Läden nicht zum Verkauf von frischen Lebensmitteln nutzt, sondern auch als Logistikstandorte. Amazon gelingt es, den Onlinehandel mit dem stationären Handel zu verbinden - was den meisten stationären Konkurrenten anders herum nicht gelingt.

Amazon bleibt auch im Bereich Cloudcomputing die erste Wahl und, um es kurz zu machen, so ziemlich in jedem Bereich, in dem es ernsthaft Ambitionen hat. Also beim Onlineautoverkauf, beim Online-Medikamentenhandel, beim Online-Mode-Verkauf oder auch beim Online-Lebensmittelverkauf.

»Deine Marge ist meine Chance.«
(Jeff Bezos)

Trotz der häufig vorgebrachten Kritik, ich könne/dürfe als Value Investor nicht in einen extrem hoch bewerteten Wachstumswert wie Amazon investieren, habe ich Amazon schon länger auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.

Denn Amazon versteht es, immer neue Branchen zu erschließen und dort innerhalb kürzester Zeit zu einem maßgeblichen Wettbewerber oder gar zum Platzhirsch zu werden. Es gibt wohl kaum eine disruptivere Firma als Amazon.

»Den größten Investmenterfolg erzielt, wer durch Glück oder gesunden Menschenverstand gelegentlich ein Unternehmen findet, das seinen Umsatz und seinen Gewinn über die Jahre weit besser steigern kann als die Industrie als Ganzes. Des Weiteren zeigt sich, dass wir, wenn wir glauben, ein solches Unternehmen gefunden zu haben, besser über einen langen Zeitraum investiert bleiben sollten.«
(Philip A. Fisher)

Value Investing ist aus meiner Sicht mehr, als nur auf ein niedriges KGV zu schielen. Amazon ist eine wachstumsstarke Burggraben-Aktie, es ist ein Quality Investment, ein klassisches Philip Fisher-Investment, ein Unternehmen, das seinen Wert immer weiter steigert. Und daher bin ich als Value Investor in Amazon investiert.

Disclaimer
Amazon befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

6 Kommentare:

  1. Ohne zweifel ein tolles unternehmen. Aber zum jetztigen zeitpunkt noch einsteigen?

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    1. Ob Du zu diesen Kursen noch in Amazon einsteigen solltest, kann ich Dir natürlich nicht sagen

      Ich habe Amazon erstmals Anfang 2016 bei dem starken Rücksetzer gekauft zu 512€. Da waren die aus Bewertungssicht teurer als heute (da keine Gewinne erzielt wurden). Zuletzt habe ich im Februar 2018 in den starken Rücksetzer aufgestockt bei 1.200€. Auch da waren sie teuer. Jetzt stehen sie bei 1.550€ und sind teuer. Aber Amazon wächst enorm, breitet sich in zusätzliche Geschäftsfelder aus und die Gewinne steigen überproportional.

      Ich sage es mal so: man kann immer auf günstigere Kurse warten. Aber günstig wird die Aktie nie. Nicht in diesem Leben...

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    2. Was soll den dann der ganze Artikel? Wie AMZ von deinem Einstiegspreis aus aussieht interessiert doch niemanden, einzig vom aktuellen Kurs aus. Und da scheint mir AMZ weder Quality, noch Value, noch Burggraben, sondern schlicht High-Risk zu sein ...

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  2. Also bei dieser Aktie ärgert es mich tatsächlich sehr, dass ich noch nicht eingestiegen bin.

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  3. Habe aktuell apple in mein depot genommen. Riesiger techkonzern wie amazon. Er wächst nicht so stark wie amazon ist dafür aber günstiger bewertet.Ich finde aber beide firmen top. Was meinst du dazu michael?

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    1. Apple hatte ich mal im Depot und konnte innerhalb einer kurzen Zeitspanne einen üppigen Gewinn einfahren. Das ist allerdings jetzt schon rund drei Jahre her und ich habe damals Apple wieder verkauft, weil mir das Risiko viel zu hoch ist. Apple ist ein Ein-Produkt-Unternehmen, das fast seinen gesamten Gewinn nur mit dem Iphone erzielt. Seit Jahren scheitert Apple daran, eine neues innovatives Produkt auf den Markt zu bringen, das auch nur ansatzweise in der Lage ist, dieses Klumpenrisiko zu reduzieren. Apple lebt (noch) von seinen "Jüngern", von seinem in sich geschlossenen Ökosystem, aber technologisch führend sind seine Produkte schon seit Jahren nicht mehr.

      Ich will damit nicht sagen, dass Apple oder seine Produkte schlecht sind, keinesfalls (nutze ja selbst Iphone und Ipad). Die Frage ist aber doch, ob die Aktie auch ein gutes und sicheres Investment ist. Und das sehe ich dieses enorme Klumpenrisiko - und wenn das Iphone irgendwann mal floppt, dann stehen 80% der Gewinne von Apple im Feuer. Dann könnte Apple den Weg von Nokia gehen oder BlackBerry. Die älteren werden sich erinnern, die waren auch mal unantastbarer Marktführer bei Handys/Smartphones und niemand konnte sich vorstellen, dass die mal vom Thron gestoßen werden. Bis BalckBerry Nokia mit dem Smartphone killte, um dann von Apple gegrillt zu werden mit dem Touchdisplay.

      Und auch der Verweis auf den positiven Verlauf des Apple-Kurses hilft nur bedingt, denn Warren Buffett hat - über die Börse! - inzwischen wohl mehr als 5% zusammengekauft im Wert von über 40 Milliarden Dollar. Das hat den Kurs natürlich massiv angetrieben.

      Wie gesagt, ich sehe bei Apple kein akzeptables Chance-Risiko-Verhältnis, weil den Chancen ein zu hohes Klumpenrisiko gegenübersteht.

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